Wenn Schüchternheit krankhafte Züge annimmt
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Wenn Schüchternheit krankhafte Züge annimmt
Studien zufolge leiden fünf bis zehn Prozent aller Jugendlichen unter extremen sozialen Ängsten. "Soziale Phobie" ist damit eine der häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter.
Fünf bis zehn Prozent aller Jugendlichen leiden Studien zufolge unter extremen sozialen Ängsten. "Soziale Phobie" ist damit eine der häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Im Forschungsverband "Sopho-net" versuchen Forscher verschiedener Fachrichtungen, mehr über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten herauszufinden. Die Nachrichtenagentur DPA sprach mit der Sprecherin des Netzwerks, Lena Krebs.
Wie entsteht "Soziale Phobie"?
Krebs: "Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren. Einer davon ist eine angeborene Verhaltenshemmung. Diese Jugendlichen sind im Kindesalter sehr schüchtern, bei allem Neuen neigen sie dazu, sich zurückzuziehen, in Angstsituationen reagieren sie mit Erstarrung. Ein zweiter Auslöser kann eine traumatisierende soziale Erfahrung sein, zum Beispiel, wenn man gehänselt, gedemütigt oder ausgeschlossen wird. Wir sprechen von einem "biopsychosozialen Modell", das heißt, Veranlagung, Psyche und persönliche Erfahrungen spielen zusammen."
Krebs: "Nicht jeder, der scheu ist, hat gleicht eine soziale Phobie. Entscheidend sind Dauer und Schwere. Eine Störung liegt vor, wenn die Angst so stark ist, dass sie einen Leidensdruck hervorruft und die Lebensqualität beeinträchtigt - und zwar mindestens sechs Monate lang. Eine soziale Phobie wird manchmal nicht als krankhaft wahrgenommen, weil schüchterne Kinder und Jugendliche von der Gesellschaft eher als angenehm empfunden werden. Im Gegensatz zu Kindern mit ADHS stören sie zum Beispiel nicht im Unterricht."
Welche Folgen hat das für das die Betroffenen?
Krebs: "Die Folgen können gravierend sein. Wegen des sozialen Rückzugs werden wichtige soziale Kompetenzen nicht erlernt. Dass die Schule abgebrochen wird, dass keine Berufsausbildung gemacht wird, dass keine intimen Beziehungen eingegangen werden. Es besteht ein hohes Risiko für zusätzliche Störungen wie Depressionen oder andere Angststörungen. Manche Jugendlichen versuchen ihre Angst durch Alkohol oder Drogen zu bekämpfen. Je länger man eine soziale Phobie hat, desto wahrscheinlicher ist, dass sie chronifiziert - und desto beeinträchtigender ist sie für das Leben."
Was hilft den Patienten?
Krebs: "Es gibt zwei Therapieformen, die von unterschiedlichen Grundannahmen ausgehen. In der kognitiven Verhaltenstherapie geht man davon aus, dass eine fehlerhafte Informationsverarbeitung die Ängste aufrechterhält. Wenn zum Beispiel eine Wortmeldung in der Schule nicht gehört wird, schließt der Jugendliche daraus, dass die anderen ihn uninteressant finden und meldet sich noch seltener. Die Therapie hilft ihm, seine Annahmen zu überprüfen und korrigierende Erfahrungen zu machen."
Und die andere?
Krebs: "Die andere ist die psychodynamische Kurzzeittherapie. Sie geht davon aus, dass die Angst Folge ungelöster Konflikte im Umgang mit Anderen ist. Das hat einen unbewussten inneren Konflikt zwischen Wunsch und Realität ausgelöst. In der Therapie versucht man, das aufzulösen. Eines der Ziele unseres Forschungsprojekts ist herauszufinden, für welche Patientengruppe welche Therapieform besser geeignet ist."
Quelle
Fünf bis zehn Prozent aller Jugendlichen leiden Studien zufolge unter extremen sozialen Ängsten. "Soziale Phobie" ist damit eine der häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Im Forschungsverband "Sopho-net" versuchen Forscher verschiedener Fachrichtungen, mehr über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten herauszufinden. Die Nachrichtenagentur DPA sprach mit der Sprecherin des Netzwerks, Lena Krebs.
Wie entsteht "Soziale Phobie"?
Krebs: "Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren. Einer davon ist eine angeborene Verhaltenshemmung. Diese Jugendlichen sind im Kindesalter sehr schüchtern, bei allem Neuen neigen sie dazu, sich zurückzuziehen, in Angstsituationen reagieren sie mit Erstarrung. Ein zweiter Auslöser kann eine traumatisierende soziale Erfahrung sein, zum Beispiel, wenn man gehänselt, gedemütigt oder ausgeschlossen wird. Wir sprechen von einem "biopsychosozialen Modell", das heißt, Veranlagung, Psyche und persönliche Erfahrungen spielen zusammen."
Krebs: "Nicht jeder, der scheu ist, hat gleicht eine soziale Phobie. Entscheidend sind Dauer und Schwere. Eine Störung liegt vor, wenn die Angst so stark ist, dass sie einen Leidensdruck hervorruft und die Lebensqualität beeinträchtigt - und zwar mindestens sechs Monate lang. Eine soziale Phobie wird manchmal nicht als krankhaft wahrgenommen, weil schüchterne Kinder und Jugendliche von der Gesellschaft eher als angenehm empfunden werden. Im Gegensatz zu Kindern mit ADHS stören sie zum Beispiel nicht im Unterricht."
Welche Folgen hat das für das die Betroffenen?
Krebs: "Die Folgen können gravierend sein. Wegen des sozialen Rückzugs werden wichtige soziale Kompetenzen nicht erlernt. Dass die Schule abgebrochen wird, dass keine Berufsausbildung gemacht wird, dass keine intimen Beziehungen eingegangen werden. Es besteht ein hohes Risiko für zusätzliche Störungen wie Depressionen oder andere Angststörungen. Manche Jugendlichen versuchen ihre Angst durch Alkohol oder Drogen zu bekämpfen. Je länger man eine soziale Phobie hat, desto wahrscheinlicher ist, dass sie chronifiziert - und desto beeinträchtigender ist sie für das Leben."
Was hilft den Patienten?
Krebs: "Es gibt zwei Therapieformen, die von unterschiedlichen Grundannahmen ausgehen. In der kognitiven Verhaltenstherapie geht man davon aus, dass eine fehlerhafte Informationsverarbeitung die Ängste aufrechterhält. Wenn zum Beispiel eine Wortmeldung in der Schule nicht gehört wird, schließt der Jugendliche daraus, dass die anderen ihn uninteressant finden und meldet sich noch seltener. Die Therapie hilft ihm, seine Annahmen zu überprüfen und korrigierende Erfahrungen zu machen."
Und die andere?
Krebs: "Die andere ist die psychodynamische Kurzzeittherapie. Sie geht davon aus, dass die Angst Folge ungelöster Konflikte im Umgang mit Anderen ist. Das hat einen unbewussten inneren Konflikt zwischen Wunsch und Realität ausgelöst. In der Therapie versucht man, das aufzulösen. Eines der Ziele unseres Forschungsprojekts ist herauszufinden, für welche Patientengruppe welche Therapieform besser geeignet ist."
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