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Die Niederlande zwischen Kollaboration und Hunger

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Beitrag  checker Mi Mai 02, 2012 9:25 am

In den Niederlanden artikuliert sich Kritik an der geplanten Rede Joachim Gaucks am Tag der Befreiung. Noch immer sorgt das ambivalente Verhältnis des Landes zum NS-Regime für Streit.

Die Niederlande zwischen Kollaboration und Hunger Seyss-Inquart-niederl

Fünf Jahre minus zehn Tage, vom 10. Mai 1940 bis zum 5. Mai 1945, dauerte für die Niederlande der Zweite Weltkrieg. Zumindest in Europa, denn nach der Niederringung Japans sollte die alte Kolonialmacht noch einmal einen verlustreichen Krieg gegen die Befreiungsbewegung in Niederländisch-Indien (Indonesien) führen. Nur wenige Länder in Europa hatten länger unter der nationalsozialistischen Herrschaft zu leiden. Denn Hitlers "Festung Holland" hielt sich noch, als der "Führer" längst tot und Berlin in sowjetischer Hand war.

Wie tief die Verletzungen waren, die diese fünf Jahre geschlagen haben, lässt sich im Vorfeld des Besuchs von Bundespräsident Joachim Gauck in den Niederlanden ablesen. Am 5. Mai, am Tag der Befreiung von den Nazis, will das deutsche Staatsoberhaupt im befreundeten Königreich eine Rede halten. Aber dort mehren sich die Stimmen, die fordern: "Gauck soll zuhause bleiben."

Dabei geht es allerdings nicht nur um den Fall des niederländischen Kriegsverbrechers Klaas Carel Faber, der 1943 die deutsche Staatsangehörigkeit verliehen bekam und nach seiner Flucht aus niederländischer Haft nach Deutschland von den hiesigen Behörden nicht ausgeliefert worden ist. Der Name Faber steht dabei für einen Aspekt des emotionsgeladenen deutsch-niederländischen Verhältnisses während des Dritten Reiches. Der andere Name ist Anne Frank.

Die Niederlande zwischen Kollaboration und Hunger Anne-Frank

Emotionen aus Schuldgefühlen

So formulieren der niederländische Historiker Peter Romijn und sein deutscher Kollege Gerhard Hirschfeld: "Auch ist der Verdacht nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen, diese Emotionen rührten letztlich aus Schuldgefühlen her: Denn beweist nicht allein schon die unerhörte Verbreitung kollaborationistischen Verhaltens in allen Schichten, dass die niederländische Gesellschaft als ganze versagt hat vor der Aufgabe, sich den Nationalsozialisten entgegenzustellen? Und wird diese Annahme nicht insbesondere durch die hohe Zahl der aus Holland deportierten jüdischen Bürger belegt?"

Bis zum 10. Mai 1940 hoffte die niederländische Führung trotz gegenteiliger Signale noch auf eine Wiederholung des "Wunders von 1914", das ihr Land im Ersten Weltkrieg von den deutschen Armeen verschont hatte. Um Hitler keine Argumente für einen Angriff zu bieten, verwehrte man den Truppen Englands und Frankreichs auch nach deren Kriegserklärung 1939 an Deutschland die offene Zusammenarbeit. Nur für den Fall einer Invasion sollte eine französische Armee bei Breda den Kontakt mit der niederländischen Front suchen.

Hitlers Blitzkrieg ließ diesen Plan schon binnen weniger Stunden zur Makulatur werden. Fallschirmjäger griffen strategische Punkte an. In den Tagen, die die Alliierten zum Vormarsch angesetzt hatten, überrannte die Wehrmacht das Land. Nachdem Königin Wilhelmina und die Regierung ins englische Exil gegangen war und die Kapitulationsverhandlungen bereits liefen, griff ein Bomberverband der Luftwaffe Rotterdam an und vernichtete die Altstadt. 800 Menschen starben.

Unter dem Druck von Seyss-Inquart

Mit Dänen und Norwegern teilten die Niederländer das zweifelhafte Privileg, im Sinne der NS-Ideologie zu den Ariern gezählt und damit nach dem Endsieg gleichberechtigte Partner im "Großgermanischen Reich" zu werden. Die Erziehung dahin übernahm eine zivile Verwaltung unter dem Reichskommissar Arthur Seyss-Inquart.

Seyss-Inquart stützte sich vor allem auf Nationaal Socialistische Beweging (NSB) des gelernten Wasserbauingenieurs Anton A. Mussert. Diese rechtsradikale Partei, die eine Regierung der "nationalen Einheit" proklamierte und die Demokratie bekämpfte, hatte vor 1940 einmal 7,9 Prozent bei Wahlen erreicht. Aber mit ihren in besten Zeiten gut 70.000 Mitgliedern reichte sie als Reservoir für eine neue Funktionselite keineswegs aus. Die meisten Behörden und Institutionen blieben mit dem alten Personal erhalten. 4000 Niederländer traten der SS bei, gut 20.000 der Waffen-SS, von denen ein Viertel fiel.

Trotz des massiven Drucks, den Seyss-Inquart ausübte – er sollte 1946 im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess zum Tode verurteilt und gehenkt werden – hielt die überwiegende Mehrheit der knapp zehn Millionen Niederländer auf Distanz zum braunen Regime. Die NSB galt als Synonym für Kollaboration. Als die Besatzer 1941 jüdische Bürger zunächst diskriminierten und anschließend darangingen, sie zu deportieren, kam es in Amsterdam zu vielbeachteten Streikaktionen.

Zwangsarbeiter in Deutschland

Die Ankündigung, viele niederländische Kriegsgefangene zum Arbeitseinsatz nach Deutschland zu schicken, provozierte sogar einen Generalstreik, der blutig niedergeschlagen wurde. Bis Kriegsende wurden rund 300.000 Niederländer in Deutschland als Zwangsarbeiter eingesetzt. 8000 starben.

"Um so stärker war die institutionelle Kollaboration der Verwaltung und des Beamtenapparats", urteilt der Historiker Michael North. Bis in die mittlere Verwaltungsebene "legten zahlreiche Technokraten ungeahnten Eifer und vorauseilenden Gehorsam an den Tag". Als der Reichskommissar die jüdischen Geschäfte Amsterdams gemeldet haben wollte, wurden die jüdischen Marktstände gleich miterfasst.

Ähnlich kooperativ verhielt sich die Polizei bei der Deportation der Juden. Von den 120.000, die in die Vernichtungslager gelangten, überlebten nur 6000. Dreiviertel der Juden in den Niederlanden (einschließlich der 20.000 Flüchtlinge) starb, in keinem anderen westlichen Land erreichte der NS-Rassenwahl derartige Vernichtungszahlen.

Anne Frank wurde verraten

Das berühmteste Beispiel ist Anne Frank, die mit ihrer Familie in Amsterdam untergetaucht war. Die Gruppe wurde von Nachbarn denunziert. Im August 1944 endete ihr Tagebuch. Sie starb im Konzentrationslager Bergen-Belsen.

Auch die niederländische Wirtschaft, die auch den Verlust des ostasiatischen Kolonialreichs zu verkraften hatte, arrangierte sich mit den neuen Herren und ließ sich ohne Probleme in die deutsche Kriegswirtschaft integrieren. Einen bewaffneten Widerstand, wie er sich etwa in Frankreich formierte, fehlte weitgehend.

Prägend für die Erinnerung an die Besatzungszeit wurde der "Hongerwinter" (Hungerwinter) 1944/45. Unter dem Eindruck der alliierten Offensiven kam es im Herbst zu einem großen Eisenbahnerstreik, der den Nachschub der Deutschen ebenso massiv behinderte wie die Versorgung der Zivilbevölkerung. Nach dem Scheitern der Luftlandeaktion "Market Garden" gegen die große Rheinbrücke bei Arnheim verlagerte sich der Schwerpunkt des angloamerikanischen Angriffs aber nach Süden, so dass die Wehrmacht in den Niederlanden eine starke Verteidigungsstellung ausbauen konnte. Im Hongerwinter starben rund 18.000 Menschen an Unterernährung.

Gutes Volk, schlechtes Volk

Erst am 5. Mai 1945 unterzeichnete General Johannes Blaskowitz die Kapitulation der "Festung Holland". Seitdem trennt der Tag Besatzung und Freiheit, "goede" (gute) und "foute" (schlechte) Niederländer, Niederländer und Deutsche. Denn als bald während der Entnazifizierung das ganze Ausmaß der Verstrickung in die Machenschaften des NS-Regimes deutlich wurde, "stilisierten sich die Niederländer zunehmend zum guten Volk im Gegensatz zum schlechten deutschen Volk" (Michael North). Auch wenn diese Perspektive mittlerweile durch das Bild von einer "grauen Vergangenheit" ersetzt wurde, ist der 5. Mai immer noch geeignet, Emotionen zu schüren.

Quelle
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