Gewalt in der Pflege noch immer ein Tabuthema
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Gewalt in der Pflege noch immer ein Tabuthema
Gewalt gegen Pflegebedürftige ist immer wieder ein Thema: Jeder Dritte, der privat oder beruflich pflegebedürftige Menschen betreut, hatte laut einer repräsentativen Umfrage schon Erfahrung mit Gewalt.
Zwischen pflegebedürftigen Menschen und ihren Betreuern kommt es häufig zu Konflikten. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) hervor, die "Welt online" vorliegt.
Danach hat jeder Dritte, der pflegebedürftige Menschen in der Familie oder beruflich betreut, schon einmal Erfahrungen mit Formen von Gewalt gemacht – wozu sowohl Beschimpfungen und eine entwürdigende Umgangsweise gezählt werden als auch direkte körperliche Gewalt.
Auch so genannte freiheitsentziehende Maßnahmen, bei denen Pflegebedürftige entweder im Bett oder im Rollstuhl festgebunden oder mit Medikamenten ruhig gestellt werden, zählen dazu. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung hat immerhin jeder fünfte eine solche Erfahrung mit Gewalt gemacht.
"Der Aufklärungsbedarf zum Thema Gewalt in der Pflege ist noch erheblich", sagt Ralf Suhr, der Vorsitzende der Stiftung ZQP. "Deshalb benötigen wir mehr spezielle Beratungsangebote in der Pflege, die ein frühzeitiges Erkennen und die Intervention bei derartigen Krisenfällen ermöglichen." Gewalt und Aggressionen deuten nach Angaben der Experten in der Regel auf Überlastung oder Überforderung hin. Dafür spreche, dass die meisten Befragten in der Umfrage angeben, sich mehr Unterstützung zu wünschen.
Betreuer als auch Pflegebedürftige konnten sich beteiligen
Beteiligen konnten sich an der Befragung theoretisch sowohl Betreuer als auch Pflegebedürftige. Da die Antworten per Computer gegeben werden mussten, waren unter den vom Institut Forsa 1000 repräsentativ ausgewählten Bürgern weit mehr Pflegende als Pflegebedürftige. Tatsächlich gab nur ein Prozent an, selbst pflegebedürftig zu sein. Insgesamt war die Hälfte der Befragten direkt oder indirekt mit der Betreuung eines pflegebedürftigen Menschen befasst.
Dem ZQP zufolge ist das Bewusstsein über Gewalt und Aggression in der Pflege noch zu gering ausgeprägt. Als Beleg dafür nehmen die Experten die Antworten auf die Frage, in welchem Bereich des Lebens noch mehr gegen Gewalt getan werden müsse. Fast drei Viertel der Befragten meinen, es werde zu wenig getan, um Gewalt gegen Kinder zu verhindern, 44 Prozent sehen Handlungsbedarf bei Gewalt gegen Frauen. Nur etwas mehr als ein Drittel meint, alte Menschen müssten stärker geschützt werden – das sind so viele, wie sich um Gewalt gegen Tiere Sorgen machen.
Verliert der Betreuer oder der zu Pflegende die Fassung, wissen die wenigsten, wohin sie sich wenden können. Nur wenige der Befragten (12 Prozent) kommen auf die Idee, sich bei Pflegediensten oder Pflegestützpunkten Rat zu holen. Die meisten denken an die Caritas (30 Prozent), die Diakonie oder an das Rote Kreuz. 17 Prozent würden die Polizei rufen.
140.000 Pflegebedürftige in ihrer Freiheit eingeschränkt
Gewalt gegen Pflegebedürftige ist immer wieder ein Thema. Erst kürzlich hatte der Medizinische Dienst der Krankenkassen darauf hingewiesen, dass rund 20 Prozent der Bewohner von Pflegeheimen – immerhin etwa 140.000 Pflegebedürftige – in ihrer Freiheit eingeschränkt sind, sei es durch Bettgitter, die Fixierung mit einem Gurt an Bett oder Rollstuhl oder durch abgeschlossene Türen. Bei 14.000 von ihnen fehlte die notwendige Anordnung eines Richters, womit diese "freiheitseinschränkende Maßnahme" illegal war.
Das Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen hatte in einer Berechnung für die "Welt am Sonntag" ermittelt, dass knapp 240.000 Demenzkranke in Heimen oder in der ambulanten Pflege mit Medikamenten ruhig gestellt werden.
Der Pharmakologe Gerd Glaeske bezeichnete dies als "chemische Gewalt". Sie sei vergleichbar mit einer körperlichen Fixierung, die ohne Einwilligung der Betroffenen oder ihrer Angehörigen erfolgt. Die deutsche Hospiz-Stiftung forderte bereits im vergangenen Jahr bessere gesetzliche Regeln bei Misshandlung in der Pflege.
Quelle
Zwischen pflegebedürftigen Menschen und ihren Betreuern kommt es häufig zu Konflikten. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) hervor, die "Welt online" vorliegt.
Danach hat jeder Dritte, der pflegebedürftige Menschen in der Familie oder beruflich betreut, schon einmal Erfahrungen mit Formen von Gewalt gemacht – wozu sowohl Beschimpfungen und eine entwürdigende Umgangsweise gezählt werden als auch direkte körperliche Gewalt.
Auch so genannte freiheitsentziehende Maßnahmen, bei denen Pflegebedürftige entweder im Bett oder im Rollstuhl festgebunden oder mit Medikamenten ruhig gestellt werden, zählen dazu. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung hat immerhin jeder fünfte eine solche Erfahrung mit Gewalt gemacht.
"Der Aufklärungsbedarf zum Thema Gewalt in der Pflege ist noch erheblich", sagt Ralf Suhr, der Vorsitzende der Stiftung ZQP. "Deshalb benötigen wir mehr spezielle Beratungsangebote in der Pflege, die ein frühzeitiges Erkennen und die Intervention bei derartigen Krisenfällen ermöglichen." Gewalt und Aggressionen deuten nach Angaben der Experten in der Regel auf Überlastung oder Überforderung hin. Dafür spreche, dass die meisten Befragten in der Umfrage angeben, sich mehr Unterstützung zu wünschen.
Betreuer als auch Pflegebedürftige konnten sich beteiligen
Beteiligen konnten sich an der Befragung theoretisch sowohl Betreuer als auch Pflegebedürftige. Da die Antworten per Computer gegeben werden mussten, waren unter den vom Institut Forsa 1000 repräsentativ ausgewählten Bürgern weit mehr Pflegende als Pflegebedürftige. Tatsächlich gab nur ein Prozent an, selbst pflegebedürftig zu sein. Insgesamt war die Hälfte der Befragten direkt oder indirekt mit der Betreuung eines pflegebedürftigen Menschen befasst.
Dem ZQP zufolge ist das Bewusstsein über Gewalt und Aggression in der Pflege noch zu gering ausgeprägt. Als Beleg dafür nehmen die Experten die Antworten auf die Frage, in welchem Bereich des Lebens noch mehr gegen Gewalt getan werden müsse. Fast drei Viertel der Befragten meinen, es werde zu wenig getan, um Gewalt gegen Kinder zu verhindern, 44 Prozent sehen Handlungsbedarf bei Gewalt gegen Frauen. Nur etwas mehr als ein Drittel meint, alte Menschen müssten stärker geschützt werden – das sind so viele, wie sich um Gewalt gegen Tiere Sorgen machen.
Verliert der Betreuer oder der zu Pflegende die Fassung, wissen die wenigsten, wohin sie sich wenden können. Nur wenige der Befragten (12 Prozent) kommen auf die Idee, sich bei Pflegediensten oder Pflegestützpunkten Rat zu holen. Die meisten denken an die Caritas (30 Prozent), die Diakonie oder an das Rote Kreuz. 17 Prozent würden die Polizei rufen.
140.000 Pflegebedürftige in ihrer Freiheit eingeschränkt
Gewalt gegen Pflegebedürftige ist immer wieder ein Thema. Erst kürzlich hatte der Medizinische Dienst der Krankenkassen darauf hingewiesen, dass rund 20 Prozent der Bewohner von Pflegeheimen – immerhin etwa 140.000 Pflegebedürftige – in ihrer Freiheit eingeschränkt sind, sei es durch Bettgitter, die Fixierung mit einem Gurt an Bett oder Rollstuhl oder durch abgeschlossene Türen. Bei 14.000 von ihnen fehlte die notwendige Anordnung eines Richters, womit diese "freiheitseinschränkende Maßnahme" illegal war.
Das Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen hatte in einer Berechnung für die "Welt am Sonntag" ermittelt, dass knapp 240.000 Demenzkranke in Heimen oder in der ambulanten Pflege mit Medikamenten ruhig gestellt werden.
Der Pharmakologe Gerd Glaeske bezeichnete dies als "chemische Gewalt". Sie sei vergleichbar mit einer körperlichen Fixierung, die ohne Einwilligung der Betroffenen oder ihrer Angehörigen erfolgt. Die deutsche Hospiz-Stiftung forderte bereits im vergangenen Jahr bessere gesetzliche Regeln bei Misshandlung in der Pflege.
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