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Als drei Belgier den Zug nach Auschwitz überfielen

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Als drei Belgier den Zug nach Auschwitz überfielen Empty Als drei Belgier den Zug nach Auschwitz überfielen

Beitrag  checker Fr Apr 19, 2013 10:53 am

Am 19. April gelang drei jungen Männern in der Nähe von Brüssel ein einzigartiges Husarenstück: Nur mit einer Laterne und einer Pistole bewaffnet, stoppten sie einen Deportationszug nach Auschwitz.

Als drei Belgier den Zug nach Auschwitz überfielen Waffen-nach-belgischer-Kapitul
Soldaten und Passanten begutachten nach der Kapitulation der belgischen Armee am 28. Mai 1940 die niedergelegten belgischen Waffen an einer Sammelstelle. Die Juden, die nach Belgien geflohen waren, ahnten damals bereits, was ihnen drohte. Die Mehrheit tauchte unter

"Fliehen Sie! Vite, sortez!" Als der Zug abrupt zum Stehen kommt, reißt der junge Mann die Tür des Waggons auf. In gebrochenem Deutsch und auf Französisch schreit er ins dunkle Innere des Viehwagens hinein. Dort drängen sich die Menschen: Juden, Sinti und Roma, Gefangene aus dem Sammellager Mechelen. Sie sind auf dem Weg nach Auschwitz. Das Brüllen eines Sicherheitspolizisten übertönt die Rufe, im Gedränge wissen die meisten nicht, was los ist. Doch zwei Frauen und ein Mann zögern nur kurz. Hena Wasyng, Henda und Mendelis Goldsteinas springen ins Freie. Sie sind die ersten Geretteten aus Deportationszug Nr. 20.

Insgesamt sind es 17, die an diesem Abend des 19. April 1943 in letzter Sekunde dem Tod entkommen. 214 von den insgesamt fast 2000 Gefangenen werden auf der weiteren Fahrt noch abspringen.

Nur zwei der Retter überlebten den Nationalsozialismus

Drei Schulfreunde, Jean Franklemon, Youra Livchitz und Robert Maistriau, damals Anfang bis Mitte 20, hatten das scheinbar Unmögliche gewagt. Nur mit einer Laterne und einer Pistole bewaffnet, stoppten sie den Todeszug. Livchitz, ein jüdischer Arzt, war damals bereits im Widerstand aktiv, konnte aber keinen seiner Mitstreiter für den Plan begeistern. Schließlich sprach er seine beiden Freunde an. "Jahre später fragte mich jemand, ob ich es aus Groll gegen die Deutschen tat oder aus Sympathie zu den Juden. Ich sagte, 50 Prozent von beidem", erzählte Maistriau vor einigen Jahren der belgischen Zeitung "De Morgen".

Die drei stellten kurz hinter Boortmeerbeek eine rote Laterne auf die Gleise und versteckten sich. Als der Lokführer die Laterne sah, bremste er scharf. Maistriau sprang auf und versuchte fieberhaft, mit einer Zange die Tür des Waggons zu öffnen. Die beiden anderen waren von Sicherheitspolizisten entdeckt worden. Livchitz feuerte ein paar Schüsse ab, Franklemon schlug seinen Verfolger nieder. Maistriau war es inzwischen gelungen, die Tür zu öffnen. Insgesamt 17 Menschen sprangen aus dem Zug und liefen in den nahen Wald. Keiner wurde von den Deutschen entdeckt, alle konnten untertauchen.

Auch die drei Retter schafften es zunächst zu entkommen. Später gerieten sie jedoch in die Fänge der Nationalsozialisten. Livchitz wurde 1944 als Mitglied des Widerstands von der Wehrmacht erschossen. Franklemon und Maistriau, beide ebenfalls im Widerstand aktiv, kamen ins Konzentrationslager. Beide überlebten den Krieg. Franklemon, ein Kommunist, starb 1977 in der DDR. Maistriau lebte lange im Kongo und kehrte erst im Alter nach Belgien zurück, wo er 2008 starb. Er erlebte noch die Würdigung seiner Tat: die Ehrung durch die Gedenkstätte Yad Vashem und die Veröffentlichung des Buches, das die deutsche Journalistin Marion Schreiber über den Überfall schrieb: "Stille Rebellen" (Berlin 2000).

Nicht bereit, sich freiwillig auszuliefern

Der Überfall auf den Todeszug blieb nicht der einzige Akt des Widerstands. Mehr als die Hälfte der 57.000 damals in Belgien registrierten Juden überlebte den Holocaust. 42 Prozent, eine im Vergleich geringe Zahl, wurden deportiert. "Ein wesentlicher Grund dafür, dass so viele Juden überlebt haben, ist die Gegenwehr der jüdischen Bevölkerung", sagt die Historikerin Insa Meinen. Sie hat die erste deutschsprachige Studie zum Thema Judenverfolgung in Belgien veröffentlicht ("Die Shoah in Belgien", Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2009). Zurzeit forscht sie auf Einladung des belgischen Forschungsfonds an der Freien Universität Brüssel.

Zum Zeitpunkt der belgischen Kapitulation am 28. Mai 1940 wussten die Juden, dass sie nicht mehr sicher waren. Die allermeisten waren vor den Nationalsozialisten hierher geflohen. Sie waren nicht bereit, sich den Deutschen freiwillig auszuliefern. "Es gab Möglichkeiten, unterzutauchen und sich zu verstecken", erklärt Meinen. "Das war seit Herbst 1942 eine verbreitete Praxis. Manche haben aber auch in ihrer Wohnung ausgeharrt und sind nicht verhaftet worden."

Denn die Verfolgung wurde der Militärverwaltung nicht einfach gemacht. Zahlreiche Juden konnten sich bei nicht jüdischen Belgiern verstecken. Behörden weigerten sich, diskriminierende Verordnungen umzusetzen – so ließen etwa die Bürgermeister von Brüssel und Lüttich keine Judensterne verteilen mit der Begründung, es handle sich um einen Anschlag auf die Menschenwürde. Die deutsche Militärverwaltung nahm die Verfolgung schließlich selbst in die Hand, unterstützt von belgischen Kollaborateuren.

"Ein großer Teil hat sich selbst befreit"

Der Widerstand organisierte sich im Untergrund. An der Freien Universität Brüssel, die den Lehrbetrieb eingestellt hatte, gründete sich die "Groupe G", die zahlreiche Sabotageakte verübte. Der Überfall auf den 20. Transport geht auf die Initiative des Komitees zur Verteidigung der Juden (Comité de Défense des Juifs) zurück, das von dem jüdischen Kommunisten Hertz Jospa gegründet wurde. Das Komitee rettete 2500 jüdische Kinder und unterstützte auch Erwachsene.

"Der Überfall auf einen Zug nach Auschwitz von außen ist einzigartig", sagt Meinen. "Er war aber nur einer der Faktoren, die dafür gesorgt haben, dass über 230 Menschen aus diesem Zug fliehen konnten. Vorher schon hatten jüdische Angehörige des Widerstands geplant auszubrechen und Werkzeuge dafür beschafft."

So sprangen etwa bei Boutersem mehrere Partisanen aus dem fahrenden Zug. Die Krankenschwester Régine Krochmal bohrte mit einem Messer ein Loch in die Holzwand und sprang in der Nähe von Hacht in die Freiheit. 23 Menschen kamen beim Sprung aus dem Zug ums Leben oder wurden von der Sicherheitspolizei erschossen, die anderen überlebten. Und das, so Meinen, bleibt festzuhalten: "Ein großer Teil der Deportierten hat sich selbst befreit."

Quelle
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