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Als auf dem Brocken die Mauer fiel

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Beitrag  Andy Di Dez 02, 2014 10:01 pm

Zwei-Takter-Gemisch wabert durch die Straßen. Trabis und Wartburgs knattern mit ihren "Ring-diggi-ding-ding-ding"-Motoren durch die westdeutschen Innenstädte. Weihnachten naht. Auf den Adventskränzen brennt schon die erste Kerze. Der 3. Dezember 1989 ist ein Sonntag. In Clausthal-Zellerfeld ist Hansjörg Hörseljau früh auf den Beinen. Draußen herrscht leichter Frost. Doch es kündigt sich ein Tag mit Traumwetter an; einer, an dem für viele Menschen im Harz auch ein Traum in Erfüllung gehen wird.

29 Jahre alt ist Hörseljau damals. Als journalistischer Fotograf arbeitet er für den "Spiegel" und andere Magazine. "Es herrschte an jenem 3. Dezember eine ganz besondere Atmosphäre," erinnert er sich. Mit seiner Kamera im Gepäck fährt er früh morgens von Clausthal-Zellerfeld nach Ilsenburg. Um 9 Uhr startet in dem kleinen DDR-Städtchen eine Wanderung. Es soll auf den Brocken gehen, auf den deutschesten aller deutschen Berge, wie ihn Heinrich Heine in seiner Harzreise nennt.

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Horchposten in den Westen

Doch der Brocken ist seit dem Mauerbau im August 1961 militärisches Sperrgebiet: abgeschirmt, gut bewacht und unzugänglich. Nur Soldaten der Sowjetarmee und Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit sind dort oben, Besucher nicht erwünscht. Der Brocken ist ein Spionageberg, westlichster Horchposten des Ostblocks in Zeiten des Kalten Krieges. Eine 1,54 Kilometer lange Mauer umringt die Kuppe des Massivs. Die Mauer in Berlin bröckelt schon, die auf dem Brocken ragt noch ohne Blessuren 3,60 Meter in die Höhe. "Von der niedersächsischen Harzseite aus gut zu sehen, als weiß-graues Beton-Band,“ erzählt Hörseljau. Aus der Ferne sieht er den Brocken schon zu seiner Schulzeit nahezu täglich, ohne genau zu wissen, was sich dort oben befindet.
"Der Berg ist zu jeder Jahreszeit schön"

Im Sommer 1975 kauft sich der damals 15-Jährige seine erste Kamera. Eines der ersten Fotomotive: der unerreichbar erscheinende Gipfel. Auch die Leidenschaft für die Fotografie lässt Hansjörg Hörseljau nicht mehr los. Immer wieder macht er Brocken-Bilder. "Der Berg ist zu jeder Jahreszeit schön", findet Hörseljau, "vor allem im Winter, wenn die Luft so klar ist und gute Fernsicht herrscht.“

Der 3. Dezember 1989 ist so ein Tag. In Ilsenburg angekommen, trifft der junge Mann auf "eine Schar von vielleicht 200 Wanderern“. Das Ziel: hinauf zum Gipfel des 1.141 Meter hohen Berges. An die Stimmung im Tross erinnert sich Hörseljau noch gut. Angst spürt er nicht, "eher fröhliche Ungewissheit“.

Freie Bürger fordern freien Brocken

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Auch von Warnungen ließen sich die Demonstranten nicht abhalten.

Es liegt Schnee. Die Luft ist klar, die Sonne scheint und die Menschen stapfen durch die weiß angezuckerte Landschaft. Die Gruppe wird immer größer. Auf ihren Schultern tragen die Demonstranten Schilder. "Freie Bürger freier Brocken“ steht auf einigen. Auf etwa halber Strecke ist erst einmal Schluss. Soldaten der Nationalen Volksarmee überraschen die Wanderer mit einem Verpflegungsstand. Sie schenken kostenlos Tee aus und verkaufen Bockwürste an die freien Bürger. Hörseljau vermutet bis heute eine List hinter dem "Manöver“. Die Soldaten warnen mehrfach, das Gelände sei gesperrt. "Wir sind aber weitermarschiert“, erinnert sich der Fotograf.
"Schulz, Sie regeln das"

Gegen 11 Uhr erreichen die Wanderer die weiße Brockenmauer. Am Tor warten schon mehrere Hundert Gleichgesinnte. NVA-Major Manfred Schulz appelliert: "Keine Gewalt bitte, ich darf Sie nicht reinlassen.“ Unmut macht sich unter den Demonstranten breit. Von höchster Stelle aus Ostberlin bekommt der Offizier dann gegen 12 Uhr eine neue Ansage: "Schulz, Sie regeln das."

Doch letztlich entscheiden die Gipfelstürmer. Sie stellen ein Ultimatum. Der Major beugt sich dem Druck, will die Demonstranten nur in Kleingruppen einlassen. Dieser Plan scheitert. Um 12 Uhr 47 öffnet sich das Tor. 2.000 bis 3.000 Menschen strömen auf das Gelände. "Major Schulz wurde zum Fremdenführer," erzählt Fotograf Hörseljau. Die Grenzsoldaten sind unbewaffnet. Alles bleibt friedlich. Hörseljau ist der einzige, der am 3. Dezember auf dem Brocken schießt: "Fotos bei bester Fernsicht von 120 Kilometern," schmunzelt er, "wir jubeln und lachen viel.“

Mehrere Hundert Bilder sind es allein an diesem Tag. In den Jahren danach entstehen weitere. Der Fotograf aus Clausthal-Zellerfeld hat die Veränderungen am Brocken dokumentiert, vermutlich wie kein Zweiter.

Kalten Krieg mit Lachen überwunden

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Der Fotograf aus Clausthal-Zellerfeld hat die Veränderungen am Brocken vermutlich wie kein Zweiter dokumentiert.

Etliche Bilder seiner Sammlung zeigt Hörseljau derzeit in einer Ausstellung im Schiefen Haus in Wernigerode. Titel: "25 Jahre freier Brocken - Grenzenloser Harz“.

Für den Fotografen bleiben die Ereignisse in lebendiger Erinnerung: "Mit einem Lachen haben wir den Kalten Krieg damals überwunden," sagt Hörseljau. Das kann man vom Politbüro und Zentralkomitee der SED in Ost-Berlin nicht sagen. Es tritt am 3. Dezember kurz nach den Ereignissen am Brocken geschlossen zurück.

Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Andy
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