Das Jahrzeitbuch
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Das Jahrzeitbuch
Jahrzeitbücher (lateinisch libri anniversariorum) sind kirchliche Kalender, in denen verstorbene Wohltäter einer kirchlichen Institution eingetragen werden, damit man alljährlich zur Jahrzeit für ihr Seelenheil betet. Ab dem Spätmittelalter bilden sie die wichtigste Grundlage für das kirchlich-liturgische Totengedenken und das damit verbundene Stiftungswesen.
Jahrzeitbuch des Dominikanerinnen-Klosters St. Peter in Bludenz (1592)
Begrifflichkeit
Die Bezeichnung Jahrzeit- oder Jahrzeitenbücher ist vor allem im schweizerischen und süddeutschen Raum verbreitet. Weitere Bezeichnungen lauten Anniversarien, Jahrtags-, Seel- oder Totenbücher. Auf Französisch und Italienisch hat sich dafür die Bezeichnung obituaires bzw. obituari etabliert. Im Mittelalter wurden die betreffenden Bücher als liber anniversariorum, als martyrologium, catalogus, tabula oder schlicht als calendarium sowie in Anlehnung an das himmlische Buch des Lebens als liber vitae bezeichnet. Erst in der frühen Neuzeit kam zusätzlich die griechisch-lateinische Wortneuschöpfung necrologium auf.
Entstehung und Verbreitung
Eigentliche Jahrzeitbücher kamen ab dem 12. Jahrhundert auf. Anders als in den älteren klösterlichen Nekrologien wurden darin nicht mehr nur die Namen der verstorbenen Würdenträger und Wohltäter verzeichnet, sondern auch ihre Stiftungen, mit denen das Gedenken finanziert wurde. Zunächst waren es vor allem Dom- und Kollegiatstifte, welche diese Art der Buchführung betrieben. Schon bald wurde sie aber auch von den Ordensgemeinschaften aufgegriffen, und ab dem 14. Jahrhundert entstanden entsprechende Aufzeichnungen auch an Pfarrkirchen und Kapellen sowie in Spitälern und Siechenhäusern. Während die Reformatoren den Nutzen der Fürbitte bestritten und das Jahrzeitwesen abschafften, erlebte dieses Brauchtum in katholischen Gegenden eine neue Blüte. Manche Jahrzeitbücher wurden bis ins 20. Jahrhundert weitergeführt. Abgelöst wurden sie durch die Möglichkeiten der Elektronischen Datenverarbeitung.
Funktionen
Das Grundraster von Jahrzeitbüchern bildet der immerwährende römische Kalender, angereichert mit den Namen der christlichen Tagesheiligen. In dieses Raster wurden sodann sukzessive die Namen und Stiftungen von verstorbenen Wohltätern unter ihrem Todestag oder einem anderen für sie bedeutungsvollen Datum eingetragen, zusammen mit Vorschriften zur Verteilung der gestifteten Güter. Neben ihrer liturgischen Funktion zur Begehung der gestifteten Messfeiern kam den Jahrzeitbüchern somit auch eine erhebliche administrative Bedeutung bei der Einkünfte- und Güterverwaltung zu. Nicht selten beinhalten Jahrzeitbücher außerdem chronikalische Berichte über denkwürdige Ereignisse. Besonders hervorzuheben sind für den Raum der Alten Eidgenossenschaft die sogenannten Schlachtjahrzeiten. In seltenen Fällen wurde den Stifterinnen und Stiftern außerdem das Familienwappen beigefügt, so dass es sich um frühe heraldische Zeugnisse handelt.
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Jahrzeitbuch des Dominikanerinnen-Klosters St. Peter in Bludenz (1592)
Begrifflichkeit
Die Bezeichnung Jahrzeit- oder Jahrzeitenbücher ist vor allem im schweizerischen und süddeutschen Raum verbreitet. Weitere Bezeichnungen lauten Anniversarien, Jahrtags-, Seel- oder Totenbücher. Auf Französisch und Italienisch hat sich dafür die Bezeichnung obituaires bzw. obituari etabliert. Im Mittelalter wurden die betreffenden Bücher als liber anniversariorum, als martyrologium, catalogus, tabula oder schlicht als calendarium sowie in Anlehnung an das himmlische Buch des Lebens als liber vitae bezeichnet. Erst in der frühen Neuzeit kam zusätzlich die griechisch-lateinische Wortneuschöpfung necrologium auf.
Entstehung und Verbreitung
Eigentliche Jahrzeitbücher kamen ab dem 12. Jahrhundert auf. Anders als in den älteren klösterlichen Nekrologien wurden darin nicht mehr nur die Namen der verstorbenen Würdenträger und Wohltäter verzeichnet, sondern auch ihre Stiftungen, mit denen das Gedenken finanziert wurde. Zunächst waren es vor allem Dom- und Kollegiatstifte, welche diese Art der Buchführung betrieben. Schon bald wurde sie aber auch von den Ordensgemeinschaften aufgegriffen, und ab dem 14. Jahrhundert entstanden entsprechende Aufzeichnungen auch an Pfarrkirchen und Kapellen sowie in Spitälern und Siechenhäusern. Während die Reformatoren den Nutzen der Fürbitte bestritten und das Jahrzeitwesen abschafften, erlebte dieses Brauchtum in katholischen Gegenden eine neue Blüte. Manche Jahrzeitbücher wurden bis ins 20. Jahrhundert weitergeführt. Abgelöst wurden sie durch die Möglichkeiten der Elektronischen Datenverarbeitung.
Funktionen
Das Grundraster von Jahrzeitbüchern bildet der immerwährende römische Kalender, angereichert mit den Namen der christlichen Tagesheiligen. In dieses Raster wurden sodann sukzessive die Namen und Stiftungen von verstorbenen Wohltätern unter ihrem Todestag oder einem anderen für sie bedeutungsvollen Datum eingetragen, zusammen mit Vorschriften zur Verteilung der gestifteten Güter. Neben ihrer liturgischen Funktion zur Begehung der gestifteten Messfeiern kam den Jahrzeitbüchern somit auch eine erhebliche administrative Bedeutung bei der Einkünfte- und Güterverwaltung zu. Nicht selten beinhalten Jahrzeitbücher außerdem chronikalische Berichte über denkwürdige Ereignisse. Besonders hervorzuheben sind für den Raum der Alten Eidgenossenschaft die sogenannten Schlachtjahrzeiten. In seltenen Fällen wurde den Stifterinnen und Stiftern außerdem das Familienwappen beigefügt, so dass es sich um frühe heraldische Zeugnisse handelt.
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