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    Die Völkerwanderung

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    Die Völkerwanderung Empty Die Völkerwanderung

    Beitrag  Andy Sa Aug 22, 2015 10:03 pm

    In der historischen Forschung wird unter dem Begriff Völkerwanderung im engeren Sinne die Wanderbewegung vor allem germanischer Gruppen in Mittel- und Südeuropa im Zeitraum vom Einbruch der Hunnen nach Ostmitteleuropa ca. 375/376 bis zum Einfall der Langobarden in Italien 568 verstanden.[1] Die Völkerwanderungszeit fällt in die Spätantike und bildet für die Geschichte des nördlichen Mittelmeerraums sowie West- und Mitteleuropas ein Bindeglied zwischen der klassischen Antike und dem europäischen Frühmittelalter, da man sie beiden Epochen zurechnen kann.

    Die Völkerwanderung 220px-Helm_DSC02149
    Spangenhelm aus dem 6. Jahrhundert, Import aus oströmischen Werkstätten

    Die Völkerwanderung stellt allerdings keinen einheitlichen, in sich abgeschlossenen Vorgang dar. Vielmehr spielten bei den Wanderungsbewegungen der zumeist heterogen zusammengesetzten Gruppen unterschiedliche Faktoren eine Rolle, wobei in der neueren historischen und archäologischen Forschung viele Aspekte der Völkerwanderung äußerst unterschiedlich bewertet werden. Zentral für die Diskussion sind dabei die Fragen, ob der Zerfall des Weströmischen Reiches Folge oder vielmehr Ursache der „Völkerwanderungen“ war und ob damals tatsächlich „Völker“ umherzogen oder vielmehr Kriegerverbände auf der Suche nach Beute und Versorgung (annona). Mitunter wird die Vorstellung einer Völkerwanderung dabei grundsätzlich als „Forschungsmythos“ verworfen.[2]

    Hauptsächlich, aber nicht ausschließlich, betroffen von den Vorgängen war die Westhälfte des seit 395 de facto geteilten Römischen Reiches. Seit 382 wurden immer öfter vertragliche Regelungen (foedera) zwischen der römischen Reichsregierung und Gruppen wie den Westgoten getroffen, die eine Ansiedlung dieser Krieger auf römischem Territorium zur Folge hatten. Auch die Franken wurden auf römischem Boden angesiedelt und übernahmen als Foederaten Aufgaben des Grenzschutzes im Nordosten Galliens. Nach dem Rheinübergang von 406 und dem Eindringen der Vandalen und Sueben in das Westreich zeichnete sich in Gallien erstmals ein Zusammenbruch der weströmischen Verwaltungsordnung ab. Westrom versank in Bürgerkriegen, an denen sich die wandernden Kriegerverbände beteiligten. Im Zusammenhang mit diesem Prozess kam es 476/80 zum Ende des weströmischen Kaisertums, während das Oströmische Reich das 5. Jahrhundert weitgehend intakt überstand. Auf dem Boden des westlichen Imperiums entstanden im 5. und 6. Jahrhundert germanisch-romanische Nachfolgereiche, die die Kultur Europas im Mittelalter entscheidend prägen sollten.[3]

    Allgemeiner Überblick
    Der Begriff Völkerwanderung

    Der Begriff „Völkerwanderung“ taucht im Deutschen zuerst am Ende des 18. Jahrhunderts auf. Das Deutsche Wörterbuch verzeichnet dazu die Abhandlung Geschichte der Deutschen von Michael Ignaz Schmidt aus dem Jahr 1778, in der von der „sogenannten Völkerwanderung“ die Rede ist.[4] Als feste Epochenbezeichnung benutzt ihn 1790/92 Friedrich Schiller in seinem Aufsatz „Ueber Völkerwanderung, Kreuzzüge und Mittelalter“,[5] er fand dann im 19. Jahrhundert recht schnell allgemeine Verbreitung.[6] Problematisch ist, dass der Terminus Völkerwanderung einerseits eine Epochenbezeichnung ist, andererseits aber ebenfalls bestimmte Entwicklungen kennzeichnet, die sich in dieser Zeit vollzogen. Im Kern geht die Begriffsbildung auf den Humanisten Wolfgang Lazius zurück, der 1557 sein Werk De gentium aliquot migrationibus veröffentlichte. Außerhalb des deutschen Sprachraums wird bis heute der kriegerische Aspekt dieser Epoche, verbunden mit dem „Einfall der Barbaren“, hervorgehoben (barbarian invasions – nun verstärkt aber auch migration period –, invasion(s) barbare(s), invasioni barbariche).[7]

    In der modernen Forschung wird der Begriff zunehmend kritisch gebraucht, da nach heutiger Einschätzung das in der älteren Forschung entworfene Bild von „wandernden Völkern“ nicht haltbar ist und vielen Gelehrten mittlerweile als widerlegt gilt (siehe auch den folgenden Abschnitt zur Ethnogenese).[8] Entscheidend ist dabei nicht zuletzt, wie man „Volk“ definiert. Es kam zwar in dieser Zeit zu Zügen von verschiedenen mehr oder weniger großen Gruppen, die aber in der Regel heterogen zusammengesetzt waren und von manchen Historikern eher als Söldnerheere angesprochen werden.[9] Von einem einheitlichen Prozess der „Wanderung“ ganzer Völker kann daher kaum die Rede sein; diese bis heute populäre Vorstellung gilt den meisten Forschern heute vielmehr als „Mythos“, der auf den Nationalismus des 19. Jahrhunderts zurückgeht. Ebenso besteht kein zwingender Grund, die Völkerwanderungszeit als radikalen Einschnitt zu verstehen, da das Ende der Antike ein wesentlich vielschichtigerer Prozess war.[10] Davon war die Völkerwanderung ein Teilaspekt, zumal Elemente der antiken Kultur (bisweilen in anderer Form) noch nach dem 6. Jahrhundert fortbestanden
    .
    Ethnogenese

    Die Völkerwanderung 800px-GermanenAD50
    Karte der germanischen Stämme zwischen 50 und 100 n. Chr.

    Die germanischen „Stämme“ (gentes, nationes) der Völkerwanderungszeit stellten nach heute dominierender Forschungsmeinung keine konstanten Einheiten oder Abstammungsgemeinschaften dar, auch wenn die Quellen dies teils suggerieren. Vielmehr schlossen sich beispielsweise gotischen Verbänden auch Rugier oder Heruler an; einzelne Individuen und ganze Gruppen konnten ihre „Ethnizität“ wiederholt wechseln. Die moderne Forschung hat nachgewiesen, dass Gleichartigkeiten der Sprache, der Kleidung oder der Waffen allein für eine ethnische Zuordnung kaum aussagekräftig sind.[11] Wichtig in der neueren Forschung ist in diesem Zusammenhang die Kategorie der Ethnogenese, die einen äußerst diffizilen Prozess darstellt. So wird die Entstehung von ethnischen Identitäten in der Spätantike heute nicht mehr als biologische Kategorie, sondern als historischer Prozess verstanden. Verschiedene Gruppen konnten sich demnach unter einem neuen Anführer (siehe Heerkönig) zusammenschließen, wobei es in der Regel ausreichte, dem Verband loyal zu dienen.[12] Allerdings ist der einflussreiche Ansatz der „Wiener Schule“ um Herwig Wolfram und Walter Pohl mittlerweile teils in die Kritik geraten.[13]

    Die Bezeichnung „Völkerwanderung“ ist nach vorherrschenden Ansicht der heutigen Forschung insofern irreführend, als keine „ganzen Völker“, sondern oft nur Kriegerverbände „wanderten“, die zudem ethnisch zumeist heterogen zusammengesetzt waren: Die alte Vorstellung, eine ethnisch einheitliche Gruppe sei aus ihrer „Urheimat“ aufgebrochen, auf der Wanderung ein homogener Verband geblieben und habe sich am Ende ihrer Wanderung anderswo neu angesiedelt, ist zumindest hochproblematisch. Die moderne Forschung hat vielmehr aufgezeigt, dass die Identität einer gens in der Regel am Ende dieses Prozesses eine andere war als am Anfang.[14] Eine spätantike gens war eher eine Rechtsgemeinschaft, die in Größe und ethnischer Zusammensetzung stark variierte. Ein verbindendes Element konnte ein Traditionskern (Reinhard Wenskus) sein, der etwa durch die Führungsgruppe eines Verbandes repräsentiert wurde. Einen Zusammenhalt stifteten ansonsten wohl beispielsweise die Stammeslegenden (siehe Origo gentis), die die Herkunft der jeweiligen gens oft topisch auf mythische Gründer und eine angebliche skandinavische Heimat zurückführten. Allerdings werden diese Überlieferungen von der modernen Forschung – anders als früher – meistens mit großer Skepsis betrachtet.[15] Andere Forscher betonen, dass es sich bei vielen gentes zumindest anfangs um foederati in römischen Diensten gehandelt habe, also um Söldnerheere, die erst im Laufe der Jahre eine gemeinsame Identität angenommen hätten und insbesondere in den schier endlosen Bürgerkriegen eingesetzt worden seien, die Westrom im 5. Jahrhundert plagten.[16] Diese inneren Konflikte seien es auch gewesen, die durch die Vernachlässigung der limites Plünderungen der römischen Grenzprovinzen erst ermöglicht hätten.
    Der Untergang Westroms

    Welche Rolle die Entwicklungen der Völkerwanderungszeit bei der Auflösung des Weströmischen Reiches spielten, ein in der Forschung immer wieder diskutiertes Problem, ist kaum pauschal zu beantworten. Sicher ist, dass Rom im späten 4. und im 5. Jahrhundert nicht mehr in der Lage war, seine Grenzen so effizient wie früher zu verteidigen. Die Errichtung der germanischen Königreiche (regna) auf dem Boden des westlichen Imperiums im 5. und 6. Jahrhundert lässt sich allerdings nicht mehr so einfach erklären, wie es früher oft angenommen wurde, und war oft ein schleichender Prozess.[17]

    Das Verdikt des französischen Althistorikers André Piganiol, der nach dem Zweiten Weltkrieg in seinem Werk L’Empire chrétien (veröffentlicht 1947) noch pauschal erklärte, die römische Zivilisation sei von den Germanen regelrecht ermordet worden, ist heute angesichts der neueren Forschung nicht mehr haltbar. In der älteren Forschung, besonders in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, zogen viele Historiker aus dem romanischen und angelsächsischen Raum derartige Formulierungen nicht zuletzt aufgrund der damaligen militärischen Auseinandersetzungen mit dem modernen deutschen Nationalstaat heran. Umgekehrt beriefen sich viele deutsch-nationale Historiker, insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus, auf das angebliche „germanische Erbe“ der Völkerwanderungszeit und behaupteten, in der Spätantike sei das Römische Reich in Dekadenz verfallen und daher von vitalen, kraftvollen Menschen aus Nordeuropa überrannt und beerbt worden.[18]

    Die neuere Forschung hat seit den 1970er Jahren stärker den Aspekt betont, dass die Spätantike (und damit auch die Völkerwanderungszeit) einen Transformationsprozess durchmachte, an dem auch die „Barbaren“ ihren Anteil hatten. Zwar vertritt heute kaum noch ein Experte die Ansicht, das Römische Reich sei von den Germanen regelrecht erobert worden. Allerdings war der Transformationsprozess mit Gewalt und einem erheblichen materiellen Niedergang verbunden, was in jüngerer Zeit von einem Teil der Forschung wieder stärker hervorgehoben wird.[19] Der Untergang Westroms wurde nach Ansicht einiger dieser Forscher vor allem durch die Hunnen in Gang gesetzt, deren Auftreten im 4. Jahrhundert viele Menschen gezwungen habe, ihre Heimat zu verlassen und in das Imperium Romanum einzudringen, das diesem Druck letztlich nicht gewachsen gewesen sei.[20] Das Oströmische Reich, das eigentlich das erste Ziel der hunnischen und gotischen Angriffe war, konnte die Völkerwanderungszeit im Gegensatz zum Westreich nach ihrer Ansicht insbesondere deshalb intakt überstehen, da es den Angreifern nicht gelang, von Europa aus zu den reichen kleinasiatischen und orientalischen Provinzen überzusetzen – dies war vor allem den quasi uneinnehmbaren Mauern von Konstantinopel zu verdanken.

    Diese stärker an traditionellen Vorstellungen orientierte Hypothese wird allerdings von anderen Gelehrten vehement bezweifelt, die die Rolle der Hunnen anders bewerten und Attila eher mit anderen spätantiken warlords wie Geiserich vergleichen. Sie bestreiten nicht, dass es einschneidende kriegerische Ereignisse und Zerstörungen gab, sehen die Züge der meist germanischen Kriegergruppen jedoch nicht als Ursache, sondern als Folge der Schwäche des Westreiches, das primär inneren Konflikten erlegen sei, in die die foederati verwickelt wurden.[21] Diese seien im Grunde Söldner gewesen, denen es primär um eine gesicherte Versorgung durch den römischen Staat gegangen sei. Erst infolge des schrittweisen Zusammenbruchs der weströmischen Regierung im Rahmen von Bürgerkriegen hätten die Anführer dieser Verbände dann das entstandene Machtvakuum gefüllt und ihre eigenen regna gegründet.

    Im Westen wäre unter anderem zu klären, wie viel Substanz der klassisch-antiken Kultur im 5. und 6. Jahrhundert noch vorhanden war, zumal sich auf dem europäischen Festland oft eine germanisch-romanische Symbiose vollzog.[22] Die römische Politik, in den Kämpfen im 5. Jahrhundert oftmals Germanen gegen Germanen auszuspielen (wie die Westgoten in Hispanien gegen die Vandalen oder später die Ostgoten in Italien gegen Odoaker), hatte nur mäßigen Erfolg, denn der jeweilige Sieger befand sich anschließend wieder in einer besseren Verhandlungsposition gegenüber der römischen Regierung. Eine entscheidende Rolle bei der Auflösung Westroms spielten dabei weniger die Barbaren im regulären römischen Heer als vielmehr die germanischen foederati: Mit dem Verlust reicher Provinzen (vor allem Nordafrika) verlor Westrom die finanzielle Basis, um eigene Truppen zu unterhalten, was zu weiteren Niederlagen und zur vermehrten Anwerbung von (billigen) foederati führte, die dann nicht zuletzt in römischen Bürgerkriegen eingesetzt wurden. Diese Krieger ließen sich von der immer schwächer werdenden Reichsregierung zuletzt immer schlechter kontrollieren, ersetzten schließlich weitgehend die regulären weströmischen Truppen und errichteten nach dem Kollaps des Kaisertums dann faktisch unabhängige Reiche. Sie akzeptierten allerdings mindestens bis in das 6. Jahrhundert formal die Oberhoheit des (ost-)römischen Kaisers, um so ihrer Herrschaft zusätzlich Legitimation zu verschaffen. Die höchst verlustreichen Gotenkriege Kaiser Justinians verdeutlichten noch einmal, dass man um 550 tatsächlich noch mit kaiserlichen Interventionen im Westen zu rechnen hatte, machten aber zugleich auch die Grenzen der militärischen Ressourcen Ostroms deutlich.
    Die germanisch-romanischen Regna

    Die vielleicht wichtigste Leistung der römischen Staatlichkeit war das Entstehen der sogenannten regna an der Peripherie und auf dem Boden des Imperiums: Goten in Italien (wo später auch die Langobarden einfielen) und Hispanien, Vandalen in Nordafrika, Franken und Burgunden in Gallien; die Kleinreiche der Angelsachsen in Britannien nehmen dabei in gewisser Weise eine Sonderrolle ein. Diese trugen ganz wesentlich zum Werden Europas im Mittelalter bei. Ohne das Vorbild und den Einfluss des spätantiken Römerreiches wären diese Reiche, die in vielerlei Weise unmittelbar an das Imperium Romanum anknüpften, allerdings undenkbar gewesen. Ohnehin waren die Germanen der Völkerwanderungszeit in der Regel bestrebt, an der römischen Kultur teilzuhaben bzw. sich ihrer Errungenschaften zu bedienen und sie nicht zu zerstören, wie das Beispiel des westgotischen Spanien und des ostgotischen Italien zeigt (siehe unten). Nach Ansicht von Teilen der jüngeren Forschung traten die Krieger dabei zunächst an die Stelle der kaiserlichen Truppen und versuchten, die überlegenen römischen Strukturen möglichst zu bewahren. Der Mediävist Patrick J. Geary erklärte dazu:

    „Die germanische Welt war vielleicht die großartigste und dauerhafteste Schöpfung des militärischen und politischen Genies der Römer.“

    – Patrick Geary: Die Merowinger. München 1996, S. 7.

    Andererseits wurde die Integration der Germanen oft durch das unterschiedliche christliche Bekenntnis erschwert: Die in das Imperium eingedrungenen Germanen nahmen, sofern vorher Heiden, recht rasch den christlichen Glauben an, oft aber in Form des Arianismus: Dieser galt zunehmend als das wichtigste Merkmal, um einen „barbarischen“ Krieger von einem römischen Soldaten zu unterscheiden.

    Zahlenmäßig waren die zugewanderten germanischen Krieger den Römern weit unterlegen. Auch wenn meistens nur Schätzungen möglich sind, da die antiken und mittelalterlichen Autoren oft zu Übertreibungen neigten, waren wohl 20.000 bis 30.000 Krieger das Limit – dies entsprach wohl nicht zufällig ungefähr der Maximalgröße, die Armeen unter den logistischen Bedingungen des 5. Jahrhunderts erreichen konnten. Oft waren es wesentlich weniger.[23] Auch dies spricht gegen die Annahme, die Kriegergruppen seien als Eroberer in das Römische Reich eingedrungen. Die Germanen bildeten vielmehr eine verschwindend geringe Minderheit gegenüber der römischen Provinzbevölkerung und gingen daher oft zu einer (wenigstens bedingten) Kooperationspolitik mit den zivilen Eliten über, so dass es angemessen erscheint, von germanisch-romanischen Reichen zu sprechen.[24] Von diesen regna hatten nur die Reiche der Franken, Langobarden, Angelsachsen und Westgoten längere Zeit Bestand.
    Zeitleiste

    375: Tod Kaiser Valentinians I. Wohl um diese Zeit (wahrscheinlich aber eher einige Jahre zuvor) unterwerfen die Hunnen die Alanen und die greutungischen Goten.
    376: Flucht der Donaugoten vor den Hunnen und Aufnahme im römischen Reich. Bald darauf erheben sich die Goten gegen die Römer.
    9. August 378: Schlacht von Adrianopel. Kaiser Valens und mit ihm ein Großteil der östlichen Hofarmee fallen.
    380: Ansiedlung der Dreivölker-Konföderation in Pannonien durch Kaiser Gratian.
    382: Gotenvertrag. Kaiser Theodosius I. siedelt größere Gotenverbände an der unteren Donau an.
    395: Reichsteilung von 395, Hunneneinfälle ins Sassanidenreich und in die römischen Orientprovinzen.
    405: Einfall des Radagaisus mit einem großen Heer in das Westreich. Der weströmische Heermeister Stilicho schlägt die Invasoren im August 406.
    406/07: Rheinübergang von 406. Zeitweiliger Zusammenbruch der römischen Rheingrenze. Vandalen, Sueben und Alanen ziehen plündernd durch Gallien. In Britannien erhebt sich der Usurpator Konstantin III. Abzug der letzten Einheiten des römischen Feldheeres von der Insel.
    409: Abzug der Vandalen, Sueben und Alanen nach Hispanien.
    410: Eroberung Roms durch die Westgoten unter Alarich I.
    418: Ansiedlung der Westgoten in Aquitanien.
    429: Die Vandalen setzen nach Africa über, bis 439 fällt Karthago. 442 erkennt die weströmische Regierung den Verlust faktisch an.
    436: Vernichtung des Burgundenreichs am Mittelrhein durch den weströmischen Heermeister Aëtius, der ihre Reste 443 in der Sapaudia neu ansiedelt.
    Um 440: Teile der Sachsen und andere germanische Gruppen setzen als Föderaten nach Britannien über und beginnen mit ihrer Landnahme.
    451: Feldzug des Hunnenkönigs Attila gegen das Westreich. Schlacht auf den Katalaunischen Feldern und Rückzug Attilas aus Gallien. 452 fallen die Hunnen in Italien ein, müssen sich aber schließlich zurückziehen. Nach Attilas Tod 453 bricht das Hunnenreich auseinander.
    455: Eroberung und Plünderung Roms durch die Vandalen.
    466: Der Westgotenkönig Eurich bricht den Vertrag mit Rom und beginnt eine aggressive Expansionspolitik. Der Großteil Hispaniens sowie der Südwesten Galliens werden westgotisch.
    468: Gescheiterte Invasion des Vandalenreichs durch west- und oströmische Truppen.
    476: Absetzung des letzten weströmischen Kaisers Romulus Augustulus durch den germanischen Heerführer Odoaker und Untergang des Westreichs. Bis 480 hält sich der 475 aus Italien geflüchtete Julius Nepos in Dalmatien. In Gallien behauptet sich die von Aegidius errichtete gallo-römische Enklave noch bis 486.
    486/87: Vernichtung des Reichs des Syagrius durch die Franken unter Chlodwig I. Das Frankenreich nimmt Gestalt an.
    489: Der Ostgote Theoderich fällt in Italien ein und errichtet ein eigenes Königreich.
    507: Der Westgotenkönig unterliegt den Franken, die nun den Südwesten Galliens besetzen.
    533/34: Eroberung des Vandalenreichs durch den oströmischen General Belisar. Das Burgundenreich fällt 534 an die Franken.
    535–552: Gotenkrieg in Italien. Kaiser Justinian strebt die Rückeroberung weiter Teile des ehemaligen Westreichs an.
    568: Einfall der Langobarden in Oberitalien. Ende der Völkerwanderungszeit.

    Germanische Wanderungsbewegungen vor dem Einfall der Hunnen

    Schon vor dem Beginn der eigentlichen Völkerwanderung hatte es im außerrömischen Barbaricum Wanderungsbewegungen von germanischen Gruppen gegeben. Die Bevölkerung nördlich von Rhein und Donau strebte nach einem Anteil am römischen Wohlstand, und germanische Krieger standen dabei vor der Wahl, entweder riskante Plünderungszüge zu unternehmen oder sich stattdessen in den Dienst Roms zu stellen. Neben militärischen Konflikten gab es daher auch friedliche Kontakte. An der unter Tiberius etablierten Rheingrenze wurde Handel getrieben und Germanen dienten häufig im römischen Heer.[25] Über viele Wanderungsbewegungen jenseits des römischen Horizonts wissen wir dennoch oft nur aus zumeist mündlich tradierten Berichten, die später schriftlich festgehalten wurden und dabei oft mythisch verklärt sind. Die wohl bekannteste dieser Ursprungsgeschichten, eine sogenannte Origo gentis, ist die Gotengeschichte (oder Getica) des Jordanes aus dem 6. Jahrhundert. Entgegen seiner Darstellung, dass die Goten aus Skandinavien stammen würden, sind sie nach heutiger Erkenntnis im 2. Jahrhundert n. Chr. von dem Gebiet an der Weichsel in Richtung Schwarzes Meer gezogen.[26] Die Goten verursachten damit nach traditioneller Lesart die erste größere Wanderbewegung und verdrängten die Vandalen und Markomannen nach Süden und die Burgunden nach Westen. Diese Bevölkerungsverschiebungen waren einer der Auslöser für die Markomannenkriege, in denen Rom der Germanen nur mit Mühe Herr werden konnte.[27] In den 50er und 60er Jahren des 3. Jahrhunderts, als Rom mit den Symptomen der Reichskrise zu kämpfen hatte und die Abwehr durch Bürgerkriege geschwächt war, stießen gotische und alamannische Gruppen immer wieder plündernd auf den Boden des Imperiums vor.[28]

    In der heutigen Forschung ist allerdings umstritten, wie umfangreich und bedeutend diese Wanderbewegungen waren. Vieles deutet darauf hin, dass sich die neuen Stammesverbände der Franken, Alamannen, Sachsen etc. erst um 200 n. Chr. im Zuge einer Ethnogenese in unmittelbarer Nachbarschaft der römischen Provinzen formierten. Während diese Sicht bezüglich der genannten Verbänden dabei heute von den meisten Forschern geteilt wird, ist im Fall der Goten umstritten, ob sie in die Schwarzmeerregion eingewandert waren oder sich erst vor Ort bildeten.

    Etwa um 290 teilten sich die Goten vermutlich in Terwingen/Visigoten und Greutungen/Ostrogoten auf.[29] Die Greutungen/„Ostgoten“ siedelten sich im Schwarzmeerraum der heutigen Ukraine an. Die Terwingen/„Westgoten“ ließen sich vorerst auf der Balkanhalbinsel nieder, im Raum nördlich der Donau im heutigen Siebenbürgen. Die Terwingen gerieten dabei in direkten Kontakt mit Rom, es kam sogar zu militärischen Auseinandersetzungen, die aber nicht entscheidend waren. 332 erhielten die Donaugoten den Status von foederati, mussten also Rom vertraglich garantierte Waffenhilfe leisten. Der Gotenzug ist vor allem deshalb von Interesse, weil die nachfolgende Entwicklung gerade für die Goten nachhaltige Folgen hatte: Der Hunneneinbruch um 375 (siehe unten) vertrieb sie nicht nur aus ihrer neuen Heimat, sondern setzte durch das darauffolgende Übersetzen der Goten ins Imperium einen Prozess in Gang, in dessen Folge Rom nach Sicht von Forschern wie Peter Heather ums Überleben zu kämpfen hatte (andere Forscher wie Guy Halsall oder Michael Kulikowski messen den Vorgängen hingegen weitaus geringere Bedeutung bei).

    Etwa zur gleichen Zeit wie die Goten wanderten Langobarden von der Unterelbe nach Mähren und Pannonien. Kleinere Einfälle in römisches Herrschaftsgebiet wurden in dieser Zeit entweder zurückgeschlagen oder endeten mit kleineren Grenzkorrekturen. Weiter im Westen durchbrach die Stammeskonföderation der Alamannen im 3. Jahrhundert die römischen Grenzbefestigungen, den obergermanisch-raetischen Limes, und siedelte sich im sogenannten Dekumatland an, nachdem die Römer das Gebiet geräumt hatten (Limesfall). Viele gentes wurden auch als Bundesgenossen gezielt an den Grenzen des Reiches angesiedelt und bildeten Puffer zu feindlicher gesinnten Stämmen (siehe Föderaten).

    Rom hatte aus den Germaneneinfällen und den Bürgerkriegen des 3. Jahrhunderts gelernt und im frühen 4. Jahrhundert umfassende militärische Reformen in Angriff genommen. Wichtig war dabei, dass man seit der Gründung des persischen Sassanidenreichs beständig mit Bedrohungen an mehreren Grenzen zu rechnen hatte; die heftigen Kämpfe mit den Persern banden starke römische Kräfte und hatten so die germanischen Invasionen des 3. Jahrhunderts nach Ansicht mancher Forscher überhaupt erst ermöglicht. Um diesem strategischen Dilemma begegnen zu können, musste die militärische Leistungsfähigkeit des Imperiums verbessert werden. Die Kaiser Diokletian und Konstantin der Große, der das Christentum im Imperium privilegierte (Konstantinische Wende), bauten daher das Bewegungsheer (comitatenses) aus, nahmen die Grenzen im Norden an Rhein und Donau zurück, ließen zahlreiche Festungen errichten und sicherten so noch einmal die Grenzen in Nord und Ost. Der spätere Kaiser Julian konnte noch 357 in der Schlacht von Argentoratum ein zahlenmäßig wohl überlegenes alamannisches Aufgebot vernichten. Trotz der Schwierigkeiten, in die Rom im 3. Jahrhundert durch die Bildung gentiler Großverbände wie der Alamannen und Franken und die gleichzeitigen Kriege mit Persien geraten war, war es militärisch diesen Vorstößen immer noch gewachsen.[30] Vor 378 lag die militärische Initiative in der Regel auf römischer Seite. Doch mit dem Einfall der Hunnen änderte sich die Bedrohungslage zumindest nach Ansicht von Forschern wie Peter Heather schlagartig; zugleich hatte Rom bereits das Äußerste an militärischer Leistungsfähigkeit erreicht und konnte daher nicht mehr flexibel reagieren. Dies und der Umstand, dass sich in der Folgezeit die Qualität und Größe der wandernden gentes veränderte, gelten traditionell als die beiden wichtigsten Merkmale der Völkerwanderung, durch die sich diese trotz des relativ unscharfen Begriffs von den vorherigen Wanderungsbewegungen unterscheide.[31]

    So hier unterbrechen wir,wer weiterlesen möchte,hier der Link:

    https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkerwanderung
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