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Der „wilde Herzog“ oder „toller Halberstädter“

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 Der „wilde Herzog“ oder „toller Halberstädter“ Empty Der „wilde Herzog“ oder „toller Halberstädter“

Beitrag  Andy Mi Sep 02, 2015 9:15 pm

Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel (* 20. September 1599 in Gröningen an der Bode; † 16. Juni 1626 in Wolfenbüttel), nominell Herzog von Braunschweig und Lüneburg, auch der „tolle Christian“, der „wilde Herzog“ oder „toller Halberstädter“ genannt, zählte zu den bekanntesten und eigentümlichsten Feldherren im Kampfe gegen das Haus Habsburg (Kaiser Ferdinand II., König Philipp IV. von Spanien) und die Katholische Liga im Dreißigjährigen Krieg.

 Der „wilde Herzog“ oder „toller Halberstädter“ Herzog_Christian
Herzog Christian von Braunschweig und Lüneburg (Gemälde von Paulus Moreelse, 1619, Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum)

Leben

Als nachgeborener Sohn des lutherischen Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel und dessen Gemahlin Elisabeth von Dänemark wurde er schon im Alter von 17 Jahren zum weltlichen Administrator des Bistums Halberstadt bestellt, erlangte aber nicht die Anerkennung durch den Kaiser bzw. durch die römisch-katholische Kirche.

Seine reiterlich-militärische Neigung bewog ihn 1620 dazu, als Rittmeister unter dem Fürsten Moritz von Oranien (niederländ.: Prins Maurits) zu dienen. 1621 stellte Herzog Christian im Auftrag des Kurfürsten-Pfalzgrafen Friedrich V. von der Pfalz, des vertriebenen und geächteten „Winterkönigs“ von Böhmen, ein Söldnerheer von etwa 10.000 Mann auf, dessen Unterhalt jedoch nicht gewährleistet war. Zum Vorbild nahm er sich dabei den Grafen Ernst von Mansfeld, der seit mehreren Monaten in der Oberpfalz das Gleiche tat und damit ebenfalls gegen geltendes Reichsrecht verstieß. Herzog Christian plünderte mit seinen Truppen die Stifte Paderborn und Münster [1], wobei er sein Hauptquartier im befestigten Lippstadt errichtete. Von den Städten, die er nicht heimsuchte, forderte er Kontributionen, also Beiträge zum Unterhalt seines Heeres (in Geld bzw. Gütern), so z. B. den Pfaffenfeindtaler. Obrigkeiten, Städte und Dörfer, die sich auf seiner Route befanden, setzte er mit Drohbriefen über seine baldige Ankunft in Kenntnis; diese Briefe waren an allen vier Ecken angesengt, auch mit Drohungen wie „Blut, Blut!“ versehen. Solche Methoden dienten zunächst der Einschüchterung, um den Unterhalt seines Söldnerheeres sicherzustellen. Manche – wie die Städte Soest und Werl – zogen daher Zwangsbeiträge der Plünderung vor. Geseke war die einzige Stadt, die er nicht erobern konnte, weshalb dort noch heute jedes Jahr die sogenannte Lobetagsprozession stattfindet. In Paderborn raubte er den Schrein des Heiligen Liborius mit den Reliquien und ließ aus dem Gold dieser Kirchenschätze den Christiansthaler prägen, eine Münze mit seinem Porträt und der Umschrift „Gottes Freund - der Pfaffen Feind“. Ein erster Versuch, zum Main und weiter in die Rheinpfalz zu ziehen, wurde von bayerisch-ligistischen Truppen unter Graf Anholt abgewehrt (Herbst 1621).

 Der „wilde Herzog“ oder „toller Halberstädter“ Christianbraunschweig
Herzog Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel (nach 1622/23) im Prunkharnisch, den linken Unterarm (Prothese) verhüllt

Im Kampf um die Rheinpfalz musste Herzog Christian sich den Übergang über den Main am 20. Juni 1622 in der Schlacht bei Höchst gegen die weit überlegenen Kräfte Tillys und Córdobas erkämpfen, was ihm unter hohen Verlusten gelang. Den Rest seines Söldnerheeres konnte er kurz darauf mit dem Heer des erfahrenen Söldnergenerals Ernst von Mansfeld vereinigen. Nach ihrem Ausscheiden aus Kurpfälzer Diensten (Juli) unternahmen Mansfeld und Braunschweig einen gemeinsamen Feldzug, um die Belagerung des niederländischen Bergen op Zoom durch den spanischen General Spinola zu beenden. Auf dem Wege von der Maas durch die südlichen (habsburgischen) Niederlande stießen sie am 29. August bei Fleurus auf ein spanisches Heer unter Gonzalo Fernández de Córdoba, der sie jedoch nicht am Weiterzuge nach Norden hindern konnte. Es gelang den beiden Söldnerführern, sich mit den Resten ihrer Truppen zum Fürsten Moritz von Oranien durchzukämpfen (September) und ihm schließlich bei der Befreiung des belagerten Bergen-op-Zoom zu helfen (Oktober).

In der Schlacht bei Fleurus (1622) hatte Herzog Christian eine Schussverletzung am linken Arm erlitten, so dass ihm einige Tage später in Breda der linke Unterarm amputiert werden musste.[2] Die Operation wurde im Heerlager unter Trommelwirbel durchgeführt; in trotzigem Übermut ließ er die Gegenseite wissen, zum Kampfe bleibe ihm ja noch die andere Hand (altera restat).[3] Später ließ er sich in Holland eine Prothese anfertigen,[4] vermutlich in Form einer Eisernen Hand.[5][6] Ob es sich dabei um die im Herzog Anton Ulrich-Museum aufbewahrte Braunschweiger Hand handelt, ist fraglich.[6]

Im Winter 1622/23 nahm der Herzog seine Kriegstätigkeit im Reich wieder auf. Im Kriegsjahr 1623 wollte Herzog Christian, nachdem er seines Halberstädter Bistums entsagt hatte, sich vom niedersächsischen Reichskreis auf niederländisches Gebiet durchschlagen, wurde jedoch am 6. August 1623 bei Stadtlohn vom ligistischen General Tilly zum Kampfe gestellt. In dieser Schlacht bei Stadtlohn wurde das Heer des Welfen beinahe völlig vernichtet; alle Feldzugspläne wurden hinfällig. Herzog Christian selbst konnte sich mit wenigen Soldaten in die Niederlande retten.

Als Verwandter des englischen Königshauses Stuart - und ungeachtet der Schwere seiner Stadtlohner Niederlage[7] - wurde Herzog Christian in London in den Hosenbandorden (engl.: The Most Noble Order of the Garter) aufgenommen (31. Dezember 1624).[8] Während der folgenden Monate rüstete er sich für einen neuen Feldzug, der in englischem Sold und unter dem Oberbefehl Mansfelds stattfinden sollte, und sammelte Kavallerie bei Calais, von wo er seine Truppen mit Schiffen unter nicht geringen Verlusten nach den Niederlanden (Insel Walcheren) verbrachte. Kurz bevor die von den Spaniern belagerte Stadt Breda, deren Entsatz gescheitert war (Mai 1625), kapitulieren mußte (Juni 1625),[9] verlegten die Generalstaaten das mansfeldische-braunschweigische Söldnerheer zum Niederrhein, wo es durch Versorgungsmangel beträchtlich an Stärke verlor. Im Herbst 1625 trennte Herzog Christian sich von Mansfeld, zu dem nie ein gutes Verhältnis bestanden hatte.[10]

Anfang 1626 wurde ihm, nach neuem Erstarken der kaiserlichen Kräfte in Norddeutschland, von seinem Bruder Friedrich Ulrich die Herrschaft im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel übergeben, und sofort stellte Christian zur Unterstützung des dänischen Königs Christian IV., seines Oheims, neue Truppen auf. Doch bevor der Welfenherzog auf dem Feldzug unter dänischem Oberbefehl eine größere Rolle spielen konnte, erkrankte er plötzlich schwer und verstarb zwei Wochen später unter hohem Fieber am 16. Juni 1626 in Wolfenbüttel.
Bedeutung

Herzog Christian, der schon mit 22 Jahren Soldtruppen in Heeresstärke befehligte, war bei aller Begabung nicht der erfolgreiche Feldherr, den seine Auftraggeber (Kurpfalz, England, Dänemark) sich gewünscht hatten. In Anbetracht seiner Jugend mag er als militärisches Naturtalent angesehen werden; als Reiterführer in der Schlacht zeigte er Entschlossenheit und Mut bis zur Verwegenheit. Wirtschafts-, sozial- und militärhistorisch gehört er zur Kategorie der privaten Kriegsunternehmer,[11][12] in seinem Falle: reichsfürstlicher Abstammung, die anderen Fürsten (Kriegsherren) umfangreiche Kriegsdienste leisteten.

Seine Persönlichkeit jedoch war nicht ausgereift. Ohne konsequente Erziehung aufgewachsen, aber dennoch in klassischen Künsten ausgebildet,[13] war er ein unbeherrschter junger Mann, dem Kriegshandwerk zugetan und leidenschaftlich in seiner Opposition gegen alles Kaiserliche. Berüchtigt ist seine Landauer Tischrede (Juni 1622), in der ein (vermutlich) angetrunkener Herzog Christian sich in Anwesenheit seines Dienstherrn, des Pfalzgrafen-Winterkönigs, in Ausfälligkeiten erging, besonders über dessen Schwiegervater, König Jakob I. von England.

Die Zeitgenossen gaben dem jungen Welfenherzog bereits 1622 den Beinamen „toller Halberstädter“,[14] was aber keineswegs nur bewundernd, sondern vielmehr als „der verrückte / wildgewordene“, aber auch im Sinne der damaligen militärischen Operationsweise als der "tollkühne / unorthodoxe" Administrator von Halberstadt zu verstehen ist.

Dass er schon mit 27 Jahren starb, ist neben der (bislang nicht eindeutig diagnostizierten)[15] Todeskrankheit auf seine aufreibende Lebensführung zurückzuführen. Zwar zählte er nicht zu den erfolgreichsten Feldherrn des Dreißigjährigen Krieges, aber er ragte zweifellos durch seinen Charakter heraus. Sein wichtigster Beweggrund, den Pfalzgrafen-Winterkönig Friedrich V. zu unterstützen, war seine innige Verehrung für dessen Gemahlin, Elisabeth Stuart, übrigens eine Cousine des Welfen. Seinen Truppen gab er Fahnen u.a. mit der Devise: Pour Dieu et pour Elle (Für Gott und für Sie, vermutlich für Elisabeth Stuart), als ob seine verheerenden Kriegszüge (1621–1626) einen ritterlichen Minnedienst darstellen sollten.

Manche Autoren liefern zudem das Bild eines den Handschuh seiner Cousine Elisabeth als Helmzier tragenden Herzog Christian. Belegt ist dies jedoch nicht.

In den Jahren 1834 bis 1838 verarbeitete die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff die Niederlage des Christian von Braunschweig in dem Versepos Die Schlacht im Loener Bruch 1623, das sie in ihrer Sammlung Gedichte 1838 veröffentlichte.

Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Andy
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