Das Gerundivum
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Das Gerundivum
Das Gerundivum, auch participium necessitatis ist ein von einem Verb abgeleitetes Adjektiv (Verbaladjektiv) mit passivischer Bedeutung, das meist eine Notwendigkeit oder bei Verneinung Unmöglichkeit ausdrückt, oftmals mit aufforderndem Charakter.
Im Lateinischen erhält es wie das Gerundium das Suffix -nd. Während dieses jedoch nur im Singular vorkommt und (wegen Gleichheit von Ablativ und Dativ sowie Fehlens eines Vokativs) nur vier verschiedene Formen ausbildet, hat das Gerundiv[1] das volle Repertoire der a- und o-Deklination zur Verfügung. Da die männliche Nominativ-Singular-Endung -us lautet, gilt als Schüttelmerkvers für das lateinische Gerundivum: „Es endet auf -NDUS, was getan werDN mUSs.“ Um ein Gerundiv von einem Gerundium zu unterscheiden, wenn es die Flexionsendungen nicht eindeutig anzeigen, ist zu prüfen, ob ein kongruentes Bezugswort besteht. Dann handelt es sich um ein Gerundivum. Es bleiben aber unentscheidbare oder doppeldeutige Fälle.[2]
Im Litauischen gibt es das Gerundivum auf -na(s), zum Beispiel skaitytina knyga – ein zu lesendes Buch.
Im Deutschen heißt das Gerundiv auch „zu-Partizip“[3], weil es – vergleichbar dem zu-Infinitiv im Verhältnis zum reinen Infinitiv – dem Partizip I (mit Suffix -nd) zugeordnet wird. Je nachdem, ob das betroffene Verb trennbar ist (→ trennbares Verb), wird das „zu“ vorangestellt („zu beobachtende Räume“) oder inkorporiert („zuzuziehende Vorhänge“). Das Gerundiv kann nur attributiv gebraucht werden und steht dann bezüglich Numerus, Kasus und Genus in Kongruenz mit seinem Regens, wobei zwischen starker und schwacher Flexion unterschieden wird. Möglich ist aber auch die Substantivierung des zu-Partizips (das zu Lobende und das zu Tadelnde), wobei die Orthografie nicht amtlich geregelt ist, aber wohl weiter Konsens besteht, dass wo nicht inkorporiert, weiterhin getrennt geschrieben und nicht gekoppelt wird, also „das zu Beobachtende“ und „das Zuzuziehende“[4]. Im Deutschen sind auch einige Gerundive „als Substantivierungen lexikalisiert, z.B. der/die Auszubildende“[5].
Attributiver Gebrauch
Lateinische Beispiele
liber legendus – ein Buch, das gelesen werden muss / ein zu lesendes Buch / ein lesenswertes Buch
Amanda – die Liebenswerte
labores non fugiendi – Anstrengungen, die man nicht scheuen darf
dolor vix (non) ferendus – ein Schmerz, den man kaum (nicht) ertragen kann / ein kaum erträglicher (unerträglicher) Schmerz
Vergleich von Gerundium und Gerundivum, in diesem Fall mit derselben Bedeutung:
Gerundium: in librum legendo – beim Lesen / bei der Lektüre eines Buches
Gerundivum: in libro legendo – beim Lesen / bei der Lektüre eines Buches
habendi senatus locus (Cicero In Catilinam 1) kann als Gerundium wie Gerundivum gelesen werden:
Gerundium: „senatus“ acc. pl. als Akkusativobjekt zu „habendi“ – der Ort des Abzuhaltenseins der Senatssitzungen
Gerundivum: „senatus“ gen. sing. kongruent zu „habendi“ – der Ort der (einen bestimmten) Senatssitzung hier
Deutsche Beispiele
die auf den Anstand zu nehmende Rücksicht
das zu lesende Buch
der zurückzugewährende Gegenstand
der zu umbrechende Schriftsatz, das zu Umbrechende
der umzubrechende Zaun, das Umzubrechende
Prädikativer Gebrauch
Prädikativer Gebrauch von Gerundiva findet sich nur im Lateinischen. Wird es dort prädikativ gebraucht, bezeichnet es bei bestimmten Verben bei einem Objekt im Akkusativ (oder bei passiver Konstruktion bei einem Subjekt im Nominativ) die Absicht oder den Zweck.
Beispiel:
Do tibi litteras legendas – Ich gebe dir die Briefe zu lesen
Wird es als Prädikatsnomen gebraucht, signalisiert es eine Verpflichtung („notio necessitatis“), ein Verbot oder eine Möglichkeit, dabei steht das Gerundivum in Kopula mit esse.
Beispiele:
Liber legendus est – Das Buch muss gelesen werden / muss man lesen
Pacta sunt servanda – Verträge müssen eingehalten werden
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam (Cato) – Übrigens meine ich, dass Karthago zerstört werden muss
Ein Dativ kann verwendet werden, um den Agens der Verpflichtung zu bestimmen (Dativus auctoris):
Liber nobis legendus est – Uns ist das Buch ein zu lesendes. oder Wir müssen das Buch lesen.
Quelle - Literatur & einzelnachweise
Im Lateinischen erhält es wie das Gerundium das Suffix -nd. Während dieses jedoch nur im Singular vorkommt und (wegen Gleichheit von Ablativ und Dativ sowie Fehlens eines Vokativs) nur vier verschiedene Formen ausbildet, hat das Gerundiv[1] das volle Repertoire der a- und o-Deklination zur Verfügung. Da die männliche Nominativ-Singular-Endung -us lautet, gilt als Schüttelmerkvers für das lateinische Gerundivum: „Es endet auf -NDUS, was getan werDN mUSs.“ Um ein Gerundiv von einem Gerundium zu unterscheiden, wenn es die Flexionsendungen nicht eindeutig anzeigen, ist zu prüfen, ob ein kongruentes Bezugswort besteht. Dann handelt es sich um ein Gerundivum. Es bleiben aber unentscheidbare oder doppeldeutige Fälle.[2]
Im Litauischen gibt es das Gerundivum auf -na(s), zum Beispiel skaitytina knyga – ein zu lesendes Buch.
Im Deutschen heißt das Gerundiv auch „zu-Partizip“[3], weil es – vergleichbar dem zu-Infinitiv im Verhältnis zum reinen Infinitiv – dem Partizip I (mit Suffix -nd) zugeordnet wird. Je nachdem, ob das betroffene Verb trennbar ist (→ trennbares Verb), wird das „zu“ vorangestellt („zu beobachtende Räume“) oder inkorporiert („zuzuziehende Vorhänge“). Das Gerundiv kann nur attributiv gebraucht werden und steht dann bezüglich Numerus, Kasus und Genus in Kongruenz mit seinem Regens, wobei zwischen starker und schwacher Flexion unterschieden wird. Möglich ist aber auch die Substantivierung des zu-Partizips (das zu Lobende und das zu Tadelnde), wobei die Orthografie nicht amtlich geregelt ist, aber wohl weiter Konsens besteht, dass wo nicht inkorporiert, weiterhin getrennt geschrieben und nicht gekoppelt wird, also „das zu Beobachtende“ und „das Zuzuziehende“[4]. Im Deutschen sind auch einige Gerundive „als Substantivierungen lexikalisiert, z.B. der/die Auszubildende“[5].
Attributiver Gebrauch
Lateinische Beispiele
liber legendus – ein Buch, das gelesen werden muss / ein zu lesendes Buch / ein lesenswertes Buch
Amanda – die Liebenswerte
labores non fugiendi – Anstrengungen, die man nicht scheuen darf
dolor vix (non) ferendus – ein Schmerz, den man kaum (nicht) ertragen kann / ein kaum erträglicher (unerträglicher) Schmerz
Vergleich von Gerundium und Gerundivum, in diesem Fall mit derselben Bedeutung:
Gerundium: in librum legendo – beim Lesen / bei der Lektüre eines Buches
Gerundivum: in libro legendo – beim Lesen / bei der Lektüre eines Buches
habendi senatus locus (Cicero In Catilinam 1) kann als Gerundium wie Gerundivum gelesen werden:
Gerundium: „senatus“ acc. pl. als Akkusativobjekt zu „habendi“ – der Ort des Abzuhaltenseins der Senatssitzungen
Gerundivum: „senatus“ gen. sing. kongruent zu „habendi“ – der Ort der (einen bestimmten) Senatssitzung hier
Deutsche Beispiele
die auf den Anstand zu nehmende Rücksicht
das zu lesende Buch
der zurückzugewährende Gegenstand
der zu umbrechende Schriftsatz, das zu Umbrechende
der umzubrechende Zaun, das Umzubrechende
Prädikativer Gebrauch
Prädikativer Gebrauch von Gerundiva findet sich nur im Lateinischen. Wird es dort prädikativ gebraucht, bezeichnet es bei bestimmten Verben bei einem Objekt im Akkusativ (oder bei passiver Konstruktion bei einem Subjekt im Nominativ) die Absicht oder den Zweck.
Beispiel:
Do tibi litteras legendas – Ich gebe dir die Briefe zu lesen
Wird es als Prädikatsnomen gebraucht, signalisiert es eine Verpflichtung („notio necessitatis“), ein Verbot oder eine Möglichkeit, dabei steht das Gerundivum in Kopula mit esse.
Beispiele:
Liber legendus est – Das Buch muss gelesen werden / muss man lesen
Pacta sunt servanda – Verträge müssen eingehalten werden
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam (Cato) – Übrigens meine ich, dass Karthago zerstört werden muss
Ein Dativ kann verwendet werden, um den Agens der Verpflichtung zu bestimmen (Dativus auctoris):
Liber nobis legendus est – Uns ist das Buch ein zu lesendes. oder Wir müssen das Buch lesen.
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