Dachma oder Türme des Schweigens
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Dachma oder Türme des Schweigens
Der Begriff Dachma (persisch دخمه, DMG daḫme) bedeutet auf persisch Grab(mal), bezeichnet aber vor allem Bauwerke, die auch Türme des Schweigens genannt werden und den Zoroastriern als Stätten für Himmelsbestattungen dienen.
Dachma im indischen Bombay (Radierung von 1886)
Bei den Parsen und anderen Zoroastriern ist es heute noch üblich, Leichname in runde Türme zu legen, wo Fleisch und Weichteile von Vögeln, z. B. Geiern oder Raben, gefressen werden.
Ursprünglich wurden die Leichname einzeln als „Sonnenbestattung“ an wasser- und pflanzenlosen, erhöhten Stellen auf Felsen abgelegt, die mit kleinen Mauern umgeben wurden. Diese Ummauerungen sollten verhindern, dass die Toten von Landraubtieren gefressen wurden, denn erwünscht war nur der Verzehr durch Vögel.
Der runde Turm-Dachma, der ganzen Gemeinden dient, ist erst seit islamischer Zeit belegt. Bei Berg-Dachmas handelt es sich um Ummauerungen von Felskuppen ohne weitere Ausschmückungen. Die durch die Vögel, aber auch Wind und Wetter freigelegten Knochen wurden dann in Felsgruben oder in steinernen Kisten, sogenannten Astodanen, gesammelt.
Dachmas finden sich heute noch in Iran und Indien. Zum Beispiel in Mumbai am Malabar Hill (♁18° 57′ 34″ N, 72° 48′ 18″ O) gibt es mehrere Dachmas.
Dachma in der Nähe von Yazd, Iran
Von vielen Autoren wird diese Bestattungsmethode damit erklärt, dass den Parsen neben Luft und Wasser auch Erde und Feuer heilig sind, also nicht durch den unreinen Leichnam verunreinigt werden dürfen, so dass sich Erd- und Feuerbestattung verbieten. Steht keine Dachme zur Verfügung, bevorzugen die Parsen die Feuerbestattung. Dagegen lassen sich die persischen Anhänger Zarathustras, seitdem ein Verbot in den siebziger Jahren ihnen die Benutzung ihrer Türme des Schweigens etwa in der Gegend von Yazd unmöglich macht, um die Erde nicht zu verunreinigen, in Betonsärgen bestatten.
Es erscheint heute aber auch möglich, dass die Zoroastrier hier nur eine sehr alte Tradition der Bestattung beibehalten haben. In einer der ältesten bisher gefundenen größeren Siedlungsstätten der Welt, Çatalhöyük, fanden sich nämlich Wandzeichnungen, die die Bestattung durch Aussetzen der Leichname zum Fraß der Vögel darstellen. Die abgenagten Knochen wurden im Innern der Häuser im Lehm bestattet.
Klaus Schmidt, der Leiter der Ausgrabung des ältesten bisher aufgefundenen Steintempels der Menschheit auf dem Göbekli Tepe, hält es für möglich, dass dieser auch als Dachma verwendet wurde.[1]
Die Verfütterung von Leichen an Vögel war auch bei den Mongolen üblich und wird von einigen Tibetern bis heute praktiziert.
Siehe auch
Himmelsbestattung
Dekarnation
Leichenfraß
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Dachma im indischen Bombay (Radierung von 1886)
Bei den Parsen und anderen Zoroastriern ist es heute noch üblich, Leichname in runde Türme zu legen, wo Fleisch und Weichteile von Vögeln, z. B. Geiern oder Raben, gefressen werden.
Ursprünglich wurden die Leichname einzeln als „Sonnenbestattung“ an wasser- und pflanzenlosen, erhöhten Stellen auf Felsen abgelegt, die mit kleinen Mauern umgeben wurden. Diese Ummauerungen sollten verhindern, dass die Toten von Landraubtieren gefressen wurden, denn erwünscht war nur der Verzehr durch Vögel.
Der runde Turm-Dachma, der ganzen Gemeinden dient, ist erst seit islamischer Zeit belegt. Bei Berg-Dachmas handelt es sich um Ummauerungen von Felskuppen ohne weitere Ausschmückungen. Die durch die Vögel, aber auch Wind und Wetter freigelegten Knochen wurden dann in Felsgruben oder in steinernen Kisten, sogenannten Astodanen, gesammelt.
Dachmas finden sich heute noch in Iran und Indien. Zum Beispiel in Mumbai am Malabar Hill (♁18° 57′ 34″ N, 72° 48′ 18″ O) gibt es mehrere Dachmas.
Dachma in der Nähe von Yazd, Iran
Von vielen Autoren wird diese Bestattungsmethode damit erklärt, dass den Parsen neben Luft und Wasser auch Erde und Feuer heilig sind, also nicht durch den unreinen Leichnam verunreinigt werden dürfen, so dass sich Erd- und Feuerbestattung verbieten. Steht keine Dachme zur Verfügung, bevorzugen die Parsen die Feuerbestattung. Dagegen lassen sich die persischen Anhänger Zarathustras, seitdem ein Verbot in den siebziger Jahren ihnen die Benutzung ihrer Türme des Schweigens etwa in der Gegend von Yazd unmöglich macht, um die Erde nicht zu verunreinigen, in Betonsärgen bestatten.
Es erscheint heute aber auch möglich, dass die Zoroastrier hier nur eine sehr alte Tradition der Bestattung beibehalten haben. In einer der ältesten bisher gefundenen größeren Siedlungsstätten der Welt, Çatalhöyük, fanden sich nämlich Wandzeichnungen, die die Bestattung durch Aussetzen der Leichname zum Fraß der Vögel darstellen. Die abgenagten Knochen wurden im Innern der Häuser im Lehm bestattet.
Klaus Schmidt, der Leiter der Ausgrabung des ältesten bisher aufgefundenen Steintempels der Menschheit auf dem Göbekli Tepe, hält es für möglich, dass dieser auch als Dachma verwendet wurde.[1]
Die Verfütterung von Leichen an Vögel war auch bei den Mongolen üblich und wird von einigen Tibetern bis heute praktiziert.
Siehe auch
Himmelsbestattung
Dekarnation
Leichenfraß
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