Die Centralbank der deutschen Sparkassen, kurz Centralbank
Seite 1 von 1
Die Centralbank der deutschen Sparkassen, kurz Centralbank
Die Centralbank der deutschen Sparkassen, kurz Centralbank, war ein zuletzt in Wien domiziliertes österreichisches Finanzinstitut, das Mitte der 1920er Jahre in Schwierigkeiten geriet. Die von der Regierung Ramek im Juli 1926 geplante Rettung der Centralbank durch ein eigenes Gesetz mit Bundeshaftung führte zu erheblichen politischen Diskussionen und zur Schaffung eines eigenen parlamentarischen Untersuchungsausschusses. Der Centralbankskandal wurde einer der großen Finanzskandale der Ersten Republik.
Die Centralbank wurde 1901 als zentrale Geldausgleichsstelle der deutschböhmischen Sparkassen gegründet und hatte zunächst ihren Hauptsitz in Prag. 1916, während des Ersten Weltkriegs, verlegte sie ihren Sitz nach Wien. Bei Kriegsende verlor sie durch den Zerfall der Donaumonarchie einen Großteil ihres Geschäfts, die böhmischen und mährischen Niederlassungen mussten abgetrennt werden. In der Folge versuchte das geschwächte Institut, auch im kleinen Nachkriegsösterreich als Sparkassenbank zu wirken, allerdings mit mäßigem Erfolg (es wurde später festgestellt, dass von den Gesamtgeldern der österreichischen Sparkassen nur etwa fünf Prozent bei der Centralbank veranlagt waren). Von der Aktionärsseite geriet die Centralbank zunehmend in Abhängigkeit zu einer Investorengruppe unter der Führung des steirischen Industriellen und zeitweiligen großdeutschen Abgeordneten Dr. Viktor Wutte.
Zur akuten Krise bei der Centralbank kam es durch eigene Probleme (unrentable Veranlagungen, Beteiligung an zweifelhaften Gründungen in der Inflationszeit), aber auch durch die mehr oder weniger erzwungene Übernahme von drei anderen gefährdeten Instituten. Die Industrie- und Handelsbank war im Wesentlichen durch Kredite an ihren Hauptaktionär, den Spekulanten Peter Wesetn in Schwierigkeiten geraten, die den Christlichsozialen nahestehende niederösterreichische Bauernbank hatte in expansiver und dabei dilettantischer Weise am fieberhaften Börsenspiel von 1923/24 teilgenommen und die Steirerbank, 1920 gegründet vom Kreis um den steirischen Landeshauptmann Dr. Rintelen hatte sich unter anderem an einer Hausse-Operation mit STEWEAG-Aktien die Finger verbrannt.
Die Hilfestellungen für die genannten drei Institute im Wege von Teil- oder Totalfusionen, auch auf Drängen des damaligen Finanzministers Jakob Ahrer, überforderten das ohnedies schon geschwächte Bankhaus. Am 30. Juni 1926 berichtete ein Artikel im Wiener Nachmittagsblatt Der Abend mit vielen zutreffenden Einzelheiten über die schwierige Lage der Centralbank. Um einen Run auf die Bank zu vermeiden, gab die Regierung Ramek noch am selben Abend eine Art Garantieerklärung ab. Ungeachtet dieser, wahrscheinlich verfassungswidrigen, Maßnahme kam es in den ersten Julitagen zu Abhebungen, die die gesamten Kassenreserven des Bundes aufbrauchten. Am 6. Juli 1926 legte die Regierung das Centralbankgesetz vor, welches die getroffenen Maßnahmen legalisieren sollte. Es stieß bei der Opposition auf stärksten Widerstand. Die letztlich beschlossene Fassung sah ein Moratorium und einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss vor, der bis zum Ende des Jahres 20 Sitzungen abhielt. Sein Bericht und täglich veröffentlichte Protokolle zählen zu den wertvollsten wirtschaftshistorischen Quellen der Ersten Republik.
Quelle
Die Centralbank wurde 1901 als zentrale Geldausgleichsstelle der deutschböhmischen Sparkassen gegründet und hatte zunächst ihren Hauptsitz in Prag. 1916, während des Ersten Weltkriegs, verlegte sie ihren Sitz nach Wien. Bei Kriegsende verlor sie durch den Zerfall der Donaumonarchie einen Großteil ihres Geschäfts, die böhmischen und mährischen Niederlassungen mussten abgetrennt werden. In der Folge versuchte das geschwächte Institut, auch im kleinen Nachkriegsösterreich als Sparkassenbank zu wirken, allerdings mit mäßigem Erfolg (es wurde später festgestellt, dass von den Gesamtgeldern der österreichischen Sparkassen nur etwa fünf Prozent bei der Centralbank veranlagt waren). Von der Aktionärsseite geriet die Centralbank zunehmend in Abhängigkeit zu einer Investorengruppe unter der Führung des steirischen Industriellen und zeitweiligen großdeutschen Abgeordneten Dr. Viktor Wutte.
Zur akuten Krise bei der Centralbank kam es durch eigene Probleme (unrentable Veranlagungen, Beteiligung an zweifelhaften Gründungen in der Inflationszeit), aber auch durch die mehr oder weniger erzwungene Übernahme von drei anderen gefährdeten Instituten. Die Industrie- und Handelsbank war im Wesentlichen durch Kredite an ihren Hauptaktionär, den Spekulanten Peter Wesetn in Schwierigkeiten geraten, die den Christlichsozialen nahestehende niederösterreichische Bauernbank hatte in expansiver und dabei dilettantischer Weise am fieberhaften Börsenspiel von 1923/24 teilgenommen und die Steirerbank, 1920 gegründet vom Kreis um den steirischen Landeshauptmann Dr. Rintelen hatte sich unter anderem an einer Hausse-Operation mit STEWEAG-Aktien die Finger verbrannt.
Die Hilfestellungen für die genannten drei Institute im Wege von Teil- oder Totalfusionen, auch auf Drängen des damaligen Finanzministers Jakob Ahrer, überforderten das ohnedies schon geschwächte Bankhaus. Am 30. Juni 1926 berichtete ein Artikel im Wiener Nachmittagsblatt Der Abend mit vielen zutreffenden Einzelheiten über die schwierige Lage der Centralbank. Um einen Run auf die Bank zu vermeiden, gab die Regierung Ramek noch am selben Abend eine Art Garantieerklärung ab. Ungeachtet dieser, wahrscheinlich verfassungswidrigen, Maßnahme kam es in den ersten Julitagen zu Abhebungen, die die gesamten Kassenreserven des Bundes aufbrauchten. Am 6. Juli 1926 legte die Regierung das Centralbankgesetz vor, welches die getroffenen Maßnahmen legalisieren sollte. Es stieß bei der Opposition auf stärksten Widerstand. Die letztlich beschlossene Fassung sah ein Moratorium und einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss vor, der bis zum Ende des Jahres 20 Sitzungen abhielt. Sein Bericht und täglich veröffentlichte Protokolle zählen zu den wertvollsten wirtschaftshistorischen Quellen der Ersten Republik.
Quelle
checker- Moderator
- Anzahl der Beiträge : 49390
Anmeldedatum : 03.04.11
Ort : Braunschweig
Ähnliche Themen
» Die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften, kurz Akademienunion
» Das Winterhilfswerk des Deutschen Volkes (kurz Winterhilfswerk oder WHW)
» Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e. V. (BVE)
» Das Winterhilfswerk des Deutschen Volkes (kurz Winterhilfswerk oder WHW)
» Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e. V. (BVE)
Seite 1 von 1
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten
Mo März 18, 2024 6:23 am von checker
» Einfach erklärt - Funktionsweiße, Fehlersuche und Tuning. Bürstenloser Nabenmotor
Mo März 18, 2024 6:15 am von checker
» Akne Filme Dr. Pimple Pooper
Sa März 02, 2024 4:50 am von Andy
» R.I.P. Manni
Sa Dez 30, 2023 6:31 am von checker
» R.i.P. Manfred Wüstefeld
So Dez 10, 2023 9:07 am von checker
» R.I.P. Holger
Fr Nov 03, 2023 9:33 pm von Andy
» R.I.P Rudolf HAASE
Do Sep 21, 2023 5:55 am von Andy
» PAROOKAVILLE 2023 | Finch
Do Aug 03, 2023 1:58 am von Andy
» Festivalfilm - ROCKHARZ 2023
Do Aug 03, 2023 1:55 am von Andy