Landwirtschaft in der DDR
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Landwirtschaft in der DDR
Dieser Artikel beschreibt die Entwicklung der Landwirtschaft in der SBZ und der DDR zwischen 1945 und 1990.
Die Landwirtschaftspolitik in der DDR lässt sich in drei Entwicklungsphasen einteilen. In der ersten wurden in der sogenannten Bodenreform etwa 40 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche entschädigungslos enteignet und neu verteilt. Ab 1952 begann in einer zweiten Phase die Kollektivierung mit der gleichzeitigen Abschaffung inhabergeführter landwirtschaftlicher Betriebe. Schon in den 1960er Jahren begann eine Phase der Spezialisierung und Industrialisierung, in der von der DDR-Führung erfolglos versucht wurde, mit den durch die Zwangskollektivierung entstanden wettbewerbsfähigen Strukturen ökonomisch gegenüber dem sogenannten kapitalistischen Ausland die Überlegenheit des Sozialismus zu demonstrieren.
Im Zuge der Kollektivierung entstanden auf dem Gebiet der DDR (hier in Brandenburg) sehr viel größere Schläge als auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland
Entwicklungsphasen im zeitlichen Ablauf
Enteignung bisheriger Besitzer und Schaffung von Neubauernstellen
→ Hauptartikel: Bodenreform in Deutschland#Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone ab 1945
Vorplanungen
Propagandabild aus dem Jahr 1951. Originalbeschreibung: Neubauer Anton Plescher aus Althaldensleben b. Magdeburg. Der Umsiedler und Neubauer Anton Plescher aus Althaldensleben b. Magdeburg hat in den vergangenen 2 Jahren als einer der ersten für alle Produkte sein Ablieferungssoll erfüllt und übererfüllt. Er hat schon in vielen Bauernversammlungen gesprochen, eine öffentliche Diskussion mit Agrarwissenschaftlern angeregt und die Anwendung der Methoden von Mitschurin und Lyssenko vorgeschlagen. UBz: "Das ist unser neues Haus", erklärt Frau Marie Plescher stolz. Die Familie Plescher hat in der Deutschen Demokratischen Republik eine neue Heimat gefunden.
Nach der Casablanca-Konferenz konstituierte sich in Moskau ab dem 6. Februar 1944 eine zwanzigköpfige „Arbeitskommission des Zentralkomitees (ZK) der KPD“, in der Mitglieder des Nationalkomitee Freies Deutschland in enger Absprache mit sowjetischen Stellen das „Aktionsprogramm des Blocks der kämpferischen Demokratie“ verfassten, in dem als Ziele für die weitere Entwicklung der Landwirtschaft und den ländlichen Raum die Tilgung des nationalsozialistischen Erbes, die Sicherung der Ernährung sowie die Schaffung eines engen Bündnisses zwischen der Arbeiterschaft und den „werktätigen“ Bauern formuliert waren. In dem Aktionsprogramm wurde eine Landreform gefordert, ohne auf die speziellen Rahmenbedingungen einzugehen. Die KPD-Führung entstammte weit überwiegend einem städtischen Umfeld und war aufgrund ihrer Herkunft kaum in der Lage präzisere Planungen für die Landwirtschaft zu erarbeiten und beschränkte sich deshalb darauf marxistische Theorien anzuwenden. Die ersten konkreten Planungen blieben bei der Absichtserklärung Kleinbauern als „natürliche Verbündete“ und Gutsbesitzer als unerwünscht zu betrachten. Mittlere Betriebe sollten „neutralisiert“ werden. Es bestand keine Zielsetzung, eine kommunistische Agrarpolitik ohne Privateigentum zu verwirklichen. Am Ziel der Enteignungen wurde trotzdem festgehalten, obwohl beispielsweise Edwin Hoernle, als einer der wenigen mit landwirtschaftlichen Fachkenntnissen in der KPD, schon in Moskau vor den ökonomischen Folgen mit geringeren Produktivität gewarnt hatte.[1]
Rahmenbedingungen und Daten
Während und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945 bestand für die Bevölkerung und die staatlichen Verwaltungen die Notwendigkeit einer Bewirtschaftung des Konsumgüterverbrauchs, zu welchen insbesondere in der Landwirtschaft erzeugte Lebensmittel gezählt wurden, in allen Besatzungszonen auf Grund von Ressourcenknappheit. Die Wirtschaft war ein eher am Prinzip der sowjetischen Planwirtschaft und weniger nach marktwirtschaftlichen Gesetzen orientiertes System, welches über Lebensmittelkarten und Festpreise die Erzeugung und den Verbrauch reglementierte.[2
In der sowjetischen Besatzungszone waren als potentielle zu enteignende Gutsbetriebe, bezogen auf das Ergebnis der Betriebszählung 1939, insgesamt 9050 Betriebe mit einer Fläche über 100 ha betroffen. Das waren 1,5 Prozent der Betriebe, welche 28,3 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche (LN) bewirtschafteten. 1949 waren von diesen 7079 Betriebe, die sich überwiegend vorher im Privatbesitz befunden hatten, enteignet worden. Auf der insgesamt beschlagnahmten Nutzfläche, die rund 34 % der gesamten LN ausmachte, wurden bis Ende 1950 210.259 Neubauernstellen geschaffen, womit das in Moskau formulierte Ziel der agrarstrukturellen Änderung mit der Schaffung einer neuen sozialen Gruppe, welche als Kleinbauern nach Ansicht der KPD-Führung natürliche Verbündete der Partei seien, verwirklicht war.[3]
Die von der KPD erhoffte spontane Erhebung mit wilden Enteignungen durch örtliche Gruppen blieb trotz des Versuchs, sie künstlich zu inszenieren, komplett aus. Vom sowjetischen Diktator Josef Stalin persönlich kam dann der Befehl, alle Betriebe oberhalb der willkürlichen Grenze von 100 ha zu enteignen. Die konkrete Ausführung oblag den deutschen Kommunisten.[4]
Folgen
Schon zu Beginn der Umverteilungsaktion ergab sich das Problem, dass viele potentiell Begünstigte die ihnen angebotenen Flächen, insbesondere von persönlich bekannten ehemaligen Besitzern, nicht annehmen wollten. Die schwerwiegendsten Probleme ergaben sich allerdings daraus, dass weder die sowjetische Besatzungsmacht noch die deutschen Kommunisten in der Lage waren, die Bodenreform insoweit abzusichern, dass den Neubauern neben den Flächen auch ausreichend Produktionsmittel (Saatgut, Dünger, Tiere) zur Verfügung standen. Im Gegenteil fehlten vielen Neubauern sogar Wohnhäuser und Ställe. Von den bis Ende 1948 geplanten 37.000 fertiggestellten Häusern waren nur 748 Gehöfte wirklich vollendet worden und bei weiteren 4.431 hatte die Bautätigkeit zumindest begonnen. Im Ergebnis der vielfältigen Probleme hatten noch vor der Zwangskollektivierung mehr als ein Drittel aller Neubauern ihre Betriebe wieder verlassen. Auf den verlassenen Betrieben ließ sich nur in knapp einem Zehntel der Betriebe ein Nachfolger finden. Im April 1952 waren in der SBZ 235.000 ha nicht oder nur unzureichend bewirtschaftet. Im Zuge der Zwangskollektivierung wurden bis 1960 sämtliche Neubauernstellen wieder aufgelöst.[5]
Weiteres zu dieser Geschichte im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Landwirtschaft_in_der_DDR#Kollektivierung_und_Bildung_der_Landwirtschaftlichen_Produktionsgenossenschaften
Die Landwirtschaftspolitik in der DDR lässt sich in drei Entwicklungsphasen einteilen. In der ersten wurden in der sogenannten Bodenreform etwa 40 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche entschädigungslos enteignet und neu verteilt. Ab 1952 begann in einer zweiten Phase die Kollektivierung mit der gleichzeitigen Abschaffung inhabergeführter landwirtschaftlicher Betriebe. Schon in den 1960er Jahren begann eine Phase der Spezialisierung und Industrialisierung, in der von der DDR-Führung erfolglos versucht wurde, mit den durch die Zwangskollektivierung entstanden wettbewerbsfähigen Strukturen ökonomisch gegenüber dem sogenannten kapitalistischen Ausland die Überlegenheit des Sozialismus zu demonstrieren.
Im Zuge der Kollektivierung entstanden auf dem Gebiet der DDR (hier in Brandenburg) sehr viel größere Schläge als auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland
Entwicklungsphasen im zeitlichen Ablauf
Enteignung bisheriger Besitzer und Schaffung von Neubauernstellen
→ Hauptartikel: Bodenreform in Deutschland#Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone ab 1945
Vorplanungen
Propagandabild aus dem Jahr 1951. Originalbeschreibung: Neubauer Anton Plescher aus Althaldensleben b. Magdeburg. Der Umsiedler und Neubauer Anton Plescher aus Althaldensleben b. Magdeburg hat in den vergangenen 2 Jahren als einer der ersten für alle Produkte sein Ablieferungssoll erfüllt und übererfüllt. Er hat schon in vielen Bauernversammlungen gesprochen, eine öffentliche Diskussion mit Agrarwissenschaftlern angeregt und die Anwendung der Methoden von Mitschurin und Lyssenko vorgeschlagen. UBz: "Das ist unser neues Haus", erklärt Frau Marie Plescher stolz. Die Familie Plescher hat in der Deutschen Demokratischen Republik eine neue Heimat gefunden.
Nach der Casablanca-Konferenz konstituierte sich in Moskau ab dem 6. Februar 1944 eine zwanzigköpfige „Arbeitskommission des Zentralkomitees (ZK) der KPD“, in der Mitglieder des Nationalkomitee Freies Deutschland in enger Absprache mit sowjetischen Stellen das „Aktionsprogramm des Blocks der kämpferischen Demokratie“ verfassten, in dem als Ziele für die weitere Entwicklung der Landwirtschaft und den ländlichen Raum die Tilgung des nationalsozialistischen Erbes, die Sicherung der Ernährung sowie die Schaffung eines engen Bündnisses zwischen der Arbeiterschaft und den „werktätigen“ Bauern formuliert waren. In dem Aktionsprogramm wurde eine Landreform gefordert, ohne auf die speziellen Rahmenbedingungen einzugehen. Die KPD-Führung entstammte weit überwiegend einem städtischen Umfeld und war aufgrund ihrer Herkunft kaum in der Lage präzisere Planungen für die Landwirtschaft zu erarbeiten und beschränkte sich deshalb darauf marxistische Theorien anzuwenden. Die ersten konkreten Planungen blieben bei der Absichtserklärung Kleinbauern als „natürliche Verbündete“ und Gutsbesitzer als unerwünscht zu betrachten. Mittlere Betriebe sollten „neutralisiert“ werden. Es bestand keine Zielsetzung, eine kommunistische Agrarpolitik ohne Privateigentum zu verwirklichen. Am Ziel der Enteignungen wurde trotzdem festgehalten, obwohl beispielsweise Edwin Hoernle, als einer der wenigen mit landwirtschaftlichen Fachkenntnissen in der KPD, schon in Moskau vor den ökonomischen Folgen mit geringeren Produktivität gewarnt hatte.[1]
Rahmenbedingungen und Daten
Während und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945 bestand für die Bevölkerung und die staatlichen Verwaltungen die Notwendigkeit einer Bewirtschaftung des Konsumgüterverbrauchs, zu welchen insbesondere in der Landwirtschaft erzeugte Lebensmittel gezählt wurden, in allen Besatzungszonen auf Grund von Ressourcenknappheit. Die Wirtschaft war ein eher am Prinzip der sowjetischen Planwirtschaft und weniger nach marktwirtschaftlichen Gesetzen orientiertes System, welches über Lebensmittelkarten und Festpreise die Erzeugung und den Verbrauch reglementierte.[2
In der sowjetischen Besatzungszone waren als potentielle zu enteignende Gutsbetriebe, bezogen auf das Ergebnis der Betriebszählung 1939, insgesamt 9050 Betriebe mit einer Fläche über 100 ha betroffen. Das waren 1,5 Prozent der Betriebe, welche 28,3 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche (LN) bewirtschafteten. 1949 waren von diesen 7079 Betriebe, die sich überwiegend vorher im Privatbesitz befunden hatten, enteignet worden. Auf der insgesamt beschlagnahmten Nutzfläche, die rund 34 % der gesamten LN ausmachte, wurden bis Ende 1950 210.259 Neubauernstellen geschaffen, womit das in Moskau formulierte Ziel der agrarstrukturellen Änderung mit der Schaffung einer neuen sozialen Gruppe, welche als Kleinbauern nach Ansicht der KPD-Führung natürliche Verbündete der Partei seien, verwirklicht war.[3]
Die von der KPD erhoffte spontane Erhebung mit wilden Enteignungen durch örtliche Gruppen blieb trotz des Versuchs, sie künstlich zu inszenieren, komplett aus. Vom sowjetischen Diktator Josef Stalin persönlich kam dann der Befehl, alle Betriebe oberhalb der willkürlichen Grenze von 100 ha zu enteignen. Die konkrete Ausführung oblag den deutschen Kommunisten.[4]
Folgen
Schon zu Beginn der Umverteilungsaktion ergab sich das Problem, dass viele potentiell Begünstigte die ihnen angebotenen Flächen, insbesondere von persönlich bekannten ehemaligen Besitzern, nicht annehmen wollten. Die schwerwiegendsten Probleme ergaben sich allerdings daraus, dass weder die sowjetische Besatzungsmacht noch die deutschen Kommunisten in der Lage waren, die Bodenreform insoweit abzusichern, dass den Neubauern neben den Flächen auch ausreichend Produktionsmittel (Saatgut, Dünger, Tiere) zur Verfügung standen. Im Gegenteil fehlten vielen Neubauern sogar Wohnhäuser und Ställe. Von den bis Ende 1948 geplanten 37.000 fertiggestellten Häusern waren nur 748 Gehöfte wirklich vollendet worden und bei weiteren 4.431 hatte die Bautätigkeit zumindest begonnen. Im Ergebnis der vielfältigen Probleme hatten noch vor der Zwangskollektivierung mehr als ein Drittel aller Neubauern ihre Betriebe wieder verlassen. Auf den verlassenen Betrieben ließ sich nur in knapp einem Zehntel der Betriebe ein Nachfolger finden. Im April 1952 waren in der SBZ 235.000 ha nicht oder nur unzureichend bewirtschaftet. Im Zuge der Zwangskollektivierung wurden bis 1960 sämtliche Neubauernstellen wieder aufgelöst.[5]
Weiteres zu dieser Geschichte im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Landwirtschaft_in_der_DDR#Kollektivierung_und_Bildung_der_Landwirtschaftlichen_Produktionsgenossenschaften
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