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Der Ullstein Verlag

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Der Ullstein Verlag Empty Der Ullstein Verlag

Beitrag  checker Sa Jan 28, 2017 10:18 am

Der Ullstein Verlag wurde 1877 vom Verleger Leopold Ullstein in Berlin gegründet. Ursprünglich ein reiner Zeitungsverlag, umfasste er seit 1903 auch Bücher im Belletristik- und Sachbuchbereich. Heute firmieren zwei Unternehmen unter dem Namen Ullstein: der Zeitungsverlag B.Z. Ullstein GmbH als Tochter der Axel Springer SE sowie die Ullstein Buchverlage GmbH als Tochter des schwedischen Medienunternehmens Bonnier.

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Sitz der Ullstein Buchverlage an der Friedrichstraße in Berlin-Mitte

Geschichte
Die Zeit der Familie Ullstein

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Die Eule des Ullstein Verlages, Rudi-Dutschke-Straße 52, in Berlin-Kreuzberg

Der 1826 in Fürth geborene Leopold Ullstein zog 1855 nach Berlin und gründete dort eine Papiergroßhandlung. 1871 wurde er als Kommunalpolitiker der liberalen Fortschrittspartei in die Berliner Stadtverordnetenversammlung gewählt. Er bedauerte, dass die Fortschrittspartei in der Reichshauptstadt über keine ihr wohlgesinnten Publikationsorgane verfügte, und ergriff die erste Gelegenheit, eine Zeitung zu erwerben:[1] Am 14. Juli 1877 kaufte er das Neue Berliner Tageblatt, einen erfolglosen Ableger des großbürgerlich-liberalen Berliner Tageblattes von Rudolf Mosse. Zu dessen Autoren gehörten Journalisten wie der Feuilletonist Alfred Kerr und Theodor Wolff. Drei Monate später wandelte er die Tageszeitung in das Abendblatt Deutsche Union um, bevor er sie aufgab und ab 1. Januar 1878 in der Berliner Zeitung aufgehen ließ, die er kurz vorher von ihrem Gründer Peter Langmann übernommen hatte.

1891 schuf Ullstein eine bis dahin in Deutschland nicht bekannte Presse-Spezies: die Berliner Illustrirte Zeitung. Mit vielen Zeichnungen und Fotos versehen wandte sie sich besonders an Frauen, begeisterte aber auch deren Männer mit Love-and-Crime-Stories. Ullstein rief außerdem die Berliner Morgenpost ins Leben, die zur größten Tageszeitung Deutschlands heranwuchs.[2] In Leopold Ullsteins Todesjahr 1899 hatte die Morgenpost auf dem Berliner Pressemarkt rund 160 000 Abonnenten. Diese zahlten ihre Zustellgebühr entgegen den Gepflogenheiten nicht monatlich, sondern wöchentlich und erhielten hierfür Quittungen, die aus Bilderserien bestanden und deswegen bei den Kindern sehr beliebt waren. Nach Ullsteins Tod 1899 übernahmen seine fünf Söhne das Unternehmen.

„Ihr Motto war politischer Liberalismus und moderne Kultur“, schrieb Arthur Koestler über die Ullsteins. „Sie waren anti-militaristisch, anti-chauvinistisch und im besten Sinne europäisch; die große Welle deutsch-französischer Freundschaft der Aera Briand-Stresemann war zum Teil dem Einfluss der Ullstein-Presse zuzuschreiben. Das Haus Ullstein war eine politische Macht und gleichzeitig die Verkörperung des fortschrittlichen und kosmopolitischen Geistes der Weimarer Republik.“[3]

Nachdem 1904 der Straßenverkauf von Zeitungen zugelassen worden war und Louis Ullstein gleichzeitig die Produktionsabläufe nach US-amerikanischem Vorbild modernisiert hatte, wurde die Grundlage eines neuen Zeitungstyps in Deutschland gelegt: Die B.Z. am Mittag (BZ) gilt als erstes Boulevardblatt Deutschlands und als „schnellste Zeitung der Welt“.[4]

Den Söhnen gelang kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges die Übernahme der 210 Jahre alten Vossischen Zeitung, die als seriöses Blatt galt und ihre Leserschaft im Beamtentum und bei Intellektuellen hatte. Sie galt als innenpolitisch der Demokratischen Partei zugeneigt, während die 1898 gegründete Berliner Morgenpost eher den Sozialdemokraten nahestand.

Die Mopo pflegte eine hohe Leserbindung, insbesondere durch intensive Nutzung von Leserumfragen und -diskussionen sowie Kolumnen mit Berliner Schnauze. Ein Mitarbeiter, der sich damals um die Popularisierung der Naturwissenschaften verdient gemacht hat, war der aus bescheidenen Verhältnissen stammende Astronom Bruno H. Bürgel.
Gründung des Ullstein Buchverlags

Nach ersten Erfolgen im Zeitungsgeschäft gründeten die Gebrüder Ullstein 1903 den Ullstein Buchverlag in Berlin, der unter der verlegerischen Leitung von Emil Herz rasch zu einem der führenden deutschen Verlage aufstieg. Emil Herz formulierte sein verlegerisches Programm mit einem klaren Bekenntnis zu inhaltlicher Vielfalt: „In diesem Haus wurden alle Strömungen eingefangen, alle Stimmen gehört, registriert und wie von einem riesigen Resonanzboden verstärkt der Öffentlichkeit wieder zugeführt.“[5]

1909 erschien die erste große Weltgeschichte, herausgegeben von Julius von Pflugk-Harttung. Für solche anspruchsvollen, mehrbändigen Werke wurde 1919 der Propyläen Verlag gegründet. Autoren wie Bertolt Brecht, Carl Zuckmayer, Lion Feuchtwanger, Ödön von Horváth und Heinrich Mann veröffentlichten bei Ullstein. Zwei Bestseller der 1920er Jahre waren Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neuesund Vicki Baums Menschen im Hotel. Im Kontrast dazu erschien ab 1910 die Billigpreis-Buchreihe Rote Ullstein-Bücher; die Bücher kosteten je eine Mark und erregten großes Aufsehen.

Konzept des Ullstein Zeitungsverlages seit den 1920er Jahren war es, erfolgreiche Schriftsteller zu binden, sei es als Redakteure und Lektoren, z. B. Vicki Baum, Benno Reifenberg, Franz Blei, oder als Roman-Autoren. Es war üblich, den Kaufanreiz bei den Lesern und Abonnenten zu steigern, indem regelmäßig Fortsetzungsromane abgedruckt wurden, die eigens für Ullstein geschrieben waren und die anschließend im Haus-Verlag als Buch publiziert wurden.

Eine Nachrichten- und Bildagentur gehörte ebenfalls zum Unternehmen, der heutige Ullstein-Bilderdienst, der zum Springer-Konzern gehört.

In den 1920er Jahren wurde eigens für die zahlreichen Ullstein-Unternehmungen das Ullsteinhaus in Berlin-Tempelhof direkt am Teltowkanal gebaut.

Dort befanden sich die Redaktions- und Verlagsräume sowie eine eigene Druckerei. Das Gebäude steht noch heute, wird aber nicht mehr von den Zeitungsverlagen benutzt; zuletzt wurde es 2015 von dem Immobilienunternehmen Becker & Kries an die Familiengesellschaft Ullsteinhaus GmbH der Brüder Samwer (Rocket Internet) verkauft.[6] Die Zeitungsredaktionen blieben in der Kochstraße im sogenannten Zeitungsviertel.

Am 10. April 1927 erschien die Zeitschrift Die Grüne Post. Die Sonntagszeitung für Stadt und Land war ursprünglich für die Landbevölkerung konzipiert worden. Das Wochenblatt erfreute sich jedoch bald großer Beliebtheit in allen Bevölkerungsschichten und erreichte Auflagen von über einer Million Exemplaren. Chefredakteur war anfangs Ehm Welk, der als Schriftsteller durch seine Heiden von Kummerow bekannt wurde. Unter dem Pseudonym Thomas Trimm schrieb er 1934 einen Leitartikel, der den Titel Herr Reichsminister – ein Wort bitte! trug. Joseph Goebbels ließ ihn entlassen, Welk kam ins KZ Oranienburg und erhielt nach seiner Freilassung Berufsverbot als Redakteur.

Die Grüne Post wurde zum späteren Vorbild für die in der DDR Kultcharakter erlangende Wochenpost. Weitere damals zum Ullstein-Konzern gehörende Zeitschriften waren Die Dame und Der Silberspiegel, das Magazin Uhu, das mehr auf Intellektuelle zielende Blatt Der Querschnitt, Der heitere Fridolin, eine Kinderzeitschrift, sowie die Wochenillustrierte Koralle.
Zeit des Nationalsozialismus

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 musste sich die Familie Ullstein 1934 von ihrem Unternehmen trennen, es wurde „arisiert“. Das Unternehmen wurde 1937 in Deutscher Verlag umbenannt und dem Zentralverlag der NSDAP (Franz Eher Nachfolger GmbH) angegliedert. Louis Ullstein starb bereits 1933, sein älterer Bruder Hans zwei Jahre später – beide in Berlin. Die übrigen drei Brüder retteten ihr Leben durch die Emigration.

Mit der redaktionellen Okkupation und der wirtschaftlichen Aneignung des Ullstein Verlages durch das NS-Regime sowie der Umbenennung wurde das Angebot deutlich verändert. Bereits 1933/1934 wurden folgende Blätter eingestellt: Vossische Zeitung, Zeitbilder, UHU, Der Querschnitt, Die Koralle und Tempo. Die übrigen Zeitungen und Zeitschriften blieben bestehen: Berliner Illustrierte Zeitung (1894–1945), Berliner Morgenpost (1898–1945), B.Z. Am Mittag (1904–1943), Berliner Allgemeine Zeitung (1909–1943), Die Dame (1912–1943), Berliner Montagspost (1920–1945) und Sieben Tage (1931–1939). Die Deutsche Allgemeine Zeitung erschien bis April 1945, die NS-Propaganda-Zeitschrift Signal bis 1945, die Wochenzeitung Das Reich 1940 bis 1945 und die Frontzeitung Der Panzerbär vom 23. bis zum 29. April 1945.
Nachkriegsjahre

Hermann Ullstein starb vor Kriegsende 1943 in New York, Franz Ullstein 1945 ebenda. Rudolf Ullstein, der in einer Londoner Autowerkstatt als Endsechziger den Lebensunterhalt für sich und seine Frau verdiente, kehrte als Einziger der Brüder nach Berlin zurück. 1952 erhielt die Familie ihr Unternehmen nach langwierigen Verhandlungen zurück. Das Haus an der Kochstraße war weitgehend zerstört, Autoren waren verstorben, verschollen oder zu anderen Verlagen abgewandert. Bereits unmittelbar nach Kriegsende waren Dependancen in Wien, Berlin und Frankfurt am Main entstanden. 1952 wurden sie zusammengeführt, ein Jahr später nahm in Frankfurt der Ullstein Taschenbuchverlag die Produktion auf. Große Erfolge jener Jahre waren Heinrich Harrers Sieben Jahre in Tibet und Françoise Sagans Roman Bonjour Tristesse.[7]
Übernahme durch Axel Springer

Mitte der Fünfzigerjahre geriet Ullstein in eine schwere Finanzkrise. Axel Springer erwarb 1956 eine 26-prozentige Beteiligung an der Ullstein AG. Der Kauf ging mit der Vereinbarung einher, Druck- und Vertriebskapazitäten der Häuser Ullstein und Springer verstärkt gemeinsam zu nutzen.[8] 1959 erwarb Axel Springer die Aktienmehrheit und damit auch den Buchverlag unter der Leitung von Albrecht Knaus und später Wolf Jobst Siedler. Das Programm war mit deutscher und amerikanischer Literatur erfolgreich, zu den Spitzenautoren zählten Christine Brückner und Arthur Hailey.

Im Mai 1959 wurde der Grundstein zum neuen Druck- und Verlagshaus inmitten des ehemaligen Berliner Zeitungsviertels gelegt. Die Bauarbeiten erfolgten seit dem 13. August 1961 unter den Augen von DDR-Grenzsoldaten hinter der in unmittelbarer Nachbarschaft errichteten Mauer. Schon Monate vor der offiziellen Einweihung des Axel-Springer-Hochhauses im Oktober 1966 zogen die Redaktionen der B.Z. und der Morgenpost vom Druckhaus Tempelhof in das neue Haus. Auch der Propyläen Verlag bezog seine Büros im 16. Stock des Axel-Springer-Hochhauses,[9] während der Ullstein Buchverlag in einem eigenen Gebäude gegenüber in der Lindenstraße unterkam.
Ullstein-Zeitungen bei Axel Springer

Seit der Übernahme durch Axel Springer ist die Berichterstattung der beiden Ullstein-Zeitungen konservativ und antikommunistisch. Die B.Z. wurde außerdem von einer Abendzeitung in ein Boulevardblatt angelsächsischen Stils umgewandelt.
Buchallianz mit Langen Müller (1985–1995)

Kurz vor Springers Tod 1985 verbanden sich im Januar 1985 die Ullstein Buchverlage mit der Münchner Verlagsgruppe Langen Müller Herbig.[10] Geschäftsführer wurde auf Wunsch des Springer-Vorstandsvorsitzenden Peter Tamm der Langen Müller Verleger Herbert Fleissner. Springer selbst lernte Fleissner nicht mehr persönlich kennen.

Unter Fleissner verfolgte die Ullstein-Gruppe einen rechtskonservativen Kurs. Zu ersten Auseinandersetzungen innerhalb des Verlages kam es, als Fleissner Ende 1985 dem Taschenbuch-Verlag die Herbig Materialien zur Zeitgeschichte zuwies. Die Schriftenreihe, die jahrelang vom bayerischen Verfassungsschutz wegen rechtsextremer Verbindungen beobachtet worden war, provozierte offenen Protest seitens der Ullstein-Belegschaft, weil sie Nazi-Verbrechen relativierte und die Kausalität von Krieg und Kriegsfolgen zugunsten der deutschen Ost-Vertriebenen aufhob. In Folge dieser Konflikte reichte Geschäftsführer Viktor Niemann, späterer Verleger bei Piper, seine Kündigung ein.

Im Jahr 1988 kam es zu einem weiteren Eklat: Eigenmächtig hatte Fleissner Franz Schönhubers Ich war dabei als Ullstein-Taschenbuch erscheinen lassen, welches 1981 bei Langen Müller veröffentlicht worden war. Die Erinnerungen des damaligen Bundesvorsitzenden der extrem rechtsnationalen Republikaner an seinen Kriegsdienst als Freiwilliger der Waffen-SS glorifizierten Hitlers Elitetruppe, verharmlosten deren Verbrechen oder stellten sie in Abrede. Trotz Androhung arbeitsrechtlicher Konsequenzen widersetzten sich die Ullstein-Hersteller daraufhin der Weisung, die Neuausgabe nachdrucken zu lassen. Anfang Februar 1989 baten 42 Verlagsmitarbeiter in einem gemeinsamen Schreiben an die Konzernleitung darum, das Buch unverzüglich aus dem Programm zu nehmen und ähnliche Publikationen künftig zu verhindern.[11] Nach großem Medienecho verschwand das Buch aus dem Ullstein-Programm, blieb aber bei Herbig in München lieferbar.

Nach dem Mauerfall

Nachdem das primär an Zeitschriften interessierte Haus Springer aus ehemaligem DDR-Staatsbesitz den Sportverlag Berlin erworben hatte, kaufte Herbert Fleissner den Gesundheit Verlag mit der dazugehörigen Immobilie. Hinzu kamen weiter die Bucheditionen des Zeitgeist Verlags, deren Vertrieb Ullstein 1993 übernahm.

Seinen rechtskonservativen Kurs behielt Fleissner auch nach der Wiedervereinigung bei. Der von ihm 1992 eingestellte Cheflektor Rainer Zitelmann verlegte unter anderem Bücher von Jörg Haider und schließlich Karlheinz Weißmann, dessen Buch Der Weg in den Abgrund 1995 einen ähnlich großen Skandal wie der um Schönhuber verursachte[12].

Kurz darauf beschlossen die beiden Vertragspartner Springer (seit 1994 unter Tamm-Nachfolger Jürgen Richter) und Fleissner, die Allianz wieder aufzulösen. Am 1. Januar 1996 wurde die Trennung der Fusion nach genau elf Jahren vollzogen. Die Verlage wurden wieder zwischen den beiden Gesellschaftern aufgeteilt. Neuer Verleger bei Ullstein wurde Wolfram Göbel, der aus dem Ullstein Verlag wieder ein liberales, weltoffenes Haus machen wollte.[13]
Übernahme des Verlagshauses Goethestraße und des Heyne-Verlags

Um sich neben den großen Verlagsgruppen Bertelsmann und Holtzbrinck als „dritte Kraft“ zu etablieren, übernahm die Axel Springer AG das Münchner Verlagshaus Goethestraße und wurde 1998 zu 95 Prozent Mehrheitsgesellschafter der Verlagsgruppe Econ & List mit den Buchverlagen Bucher, Econ, Claassen, List, Marion von Schröder und Südwest. Fünf Prozent blieben in der Hand der Münchener Verlagschefs Christian Strasser, der ab 1999 Geschäftsführer der neuen Verlagsgruppe wurde.[14]

Anfang 2000 wurden die Zentrale der Buchgruppe sowie Teile des Ullstein Verlags nach München verlegt. 2001 übernahm man außerdem den Heyne Verlag in München, der – gemessen an Auflage – alleine fast so groß war wie die ganze Econ Ullstein List-Gruppe zusammen. Die Gruppe wurde in Ullstein Heyne List umbenannt und beherbergte nun 22 Verlage. Bestseller aus dieser Zeit erschienen zum Beispiel von den Autoren Charles Frazier, Leslie Forbes, John le Carré, Stephen King und Rita Mae Brown. Neu entdeckt wurden unter anderem Jo Nesbø oder Åke Edwardson. Im Propyläen Verlag erschienen außerdem seit 2002 die Bestseller des Islam-Experten Peter Scholl-Latour. Trotz dieser Erfolge gelang es der Verlagsgruppe nicht, profitabel zu wirtschaften.
Verkauf der Verlage an Random House und Bonnier

2003 verkaufte die Axel Springer AG vorbehaltlich einer Zustimmung des Bundeskartellamts die Verlagsgruppe an Bertelsmann/Random House. Diese Fusion war auf dem deutschen Buchmarkt eine der bedeutendsten seit 1945.[15] Den ursprünglichen Plan, Ullstein Heyne List vollständig in Random House zu integrieren, genehmigte das Bundeskartellamt nicht, da die Dominanz der Random House-Gruppe insgesamt und im Besonderen im Bereich Taschenbücher zu groß gewesen wäre.

Daraufhin schlug Bertelsmann dem Kartellamt vor, Heyne, Südwest und Diana aus der Verlagsgruppe herauszulösen und in Random House zu integrieren, und dafür die (Rest-)Ullstein-Gruppe weiterzuverkaufen. Das Kartellamt stimmte dem zu, obwohl Bertelsmann auf diese Weise (nach Auflage) immerhin die Hälfte der damaligen Ullstein-Gruppe übernahm, und mit den Verlagen Goldmann und Heyne mit 40 % eine klar marktführende Stellung bei Taschenbüchern einnahm.

Käufer der verbliebenen Ullstein-Gruppe (Ullstein, Claassen, Econ, List, Marion von Schröder und Propyläen) war 2003 der schwedische Medienkonzern Bonnier; die Gruppe wurde in ihren heutigen Namen Ullstein Buchverlage GmbH umbenannt. Da Bonnier in Deutschland bereits die Verlage arsEdition, Carlsen, Piper und Thienemann besaß, stieß das Unternehmen mit dem Kauf in die Spitze der deutschen Verlagsgruppen vor.

Der einst von Leopold Ullstein gegründete Zeitungsverlag gehörte weiter zum Axel Springer Konzern.
Neuausrichtung der Ullstein Buchverlage seit 2003
Für den Neubeginn nach wechselvollen Jahren sorgte als Verleger Viktor Niemann, der unter Herbert Fleissner zurückgetreten war und nun zu Ullstein zurückkehrte. Noch im selben Jahr veranlasste Niemann die Rückkehr der Münchener Dependance nach Berlin – Ullstein sollte wieder zum „Spiegel des kulturellen und politischen Lebens der Hauptstadt“[16] werden. Neues Verlagsgebäude wurde ein denkmalgeschütztes, 1848 unter Friedrich Wilhelm erbautes, 2003/04 unter der Leitung des britischen Architekten David Chipperfield restauriertes Schulhaus an der Friedrichstraße in Berlin-Mitte, in welchem sich die Ullstein Buchverlage seitdem befinden.

2007 übernahm Siv Bublitz die verlegerische Geschäftsführung der Ullstein Buchverlage. Das Programm wurde neu ausgerichtet und die Zahl der Neuerscheinungen von ca. 500 auf ca. 300 Titel reduziert, um mehr Aufmerksamkeit für die einzelnen Bücher und Autoren zu gewinnen.[17] Insbesondere der Ullstein Verlag wurde nach vielen Jahren einer in erster Linie kommerziellen Ausrichtung wieder stärker für Literatur geöffnet, anknüpfend an Emil Herz' Gedanken der inhaltlichen Vielfalt. Zu den Autoren zählen Joan Didion, Atiq Rahimi, Yahya Hassan, Oskar Roehler, Ulrich Tukur und Klassiker wie Wassili Grossmann und Eileen Chang. Die Spannungsliteratur spielt weiterhin eine wichtige Rolle im Programm. Hier sind unter anderem John le Carré, Jo Nesbø, James Ellroy, Liza Marklund, Åke Edwardson und Nele Neuhaus zu nennen. Das Sachbuchprogramm der letzten Jahre prägten Autoren wie Richard Dawkins, Stéphane Hessel, Michael Sandel, Terry Eagleton, Markus Gabriel und Giulia Enders. Im Propyläen Verlag erschienen u.a. die politischen Sachbücher von Peter Scholl-Latour (1924–2014).

Neben Ullstein gehören zu den Ullstein Buchverlagen noch die Imprints Ullstein Extra, Ullstein Taschenbuch, Allegria, Econ, List, List Taschenbuch und Propyläen.[18] Außerdem entstanden 2014 die beiden digitalen Imprints Midnight[19] (Spannung) und Forever.[20] An der Schnittstelle zwischen Self-Publishing und traditionellem Verlegen erscheinen hier monatlich mindestens sechs E-Books.

Die Ullstein Buchverlage betreiben seit 2014 einen Verlagsblog mit dem Namen Resonanzboden.[21] Der Blog soll Ullstein-Autoren und Mitarbeitern ein neues Forum geben, Themen setzen, die über das Buchprogramm hinausweisen, Aktuelles aufgreifen, Gespräche und Debatten anstoßen und unterhalten.[22]
Zeitungen der Ullstein GmbH

(heute 100-prozentige Tochter der Axel Springer SE)

Berliner Morgenpost (bis Ende April 2014)
B.Z.

Verlage der Ullstein Buchverlage GmbH

(heute hundertprozentige Tochter des Bonnier-Konzerns)

Ullstein/Ullstein Taschenbuch[23]
List/List Taschenbuch[24]
Propyläen Verlag[25]
Econ[26]
Marion von Schröder[27]
Allegria[28]
Midnight[29]
Forever[30]

Verlage, die nicht mehr zu der Buchgruppe gehören

Südwest Verlag*
Heyne*
Langen Müller Verlag**
Nymphenburger**
Herbig**
Diana-Verlag*
Claassen
Graf
Ullstein-Hörbuchverlag* (Name Ullstein wird zugunsten von Random House Audio nicht mehr verwendet)

* Verlag wurde 2003 im Rahmen der Aufteilung der Verlage zwischen Bertelsmann und Bonnier aus der Verlagsgruppe herausgelöst
** Verlag wurde 1995 im Rahmen der Auflösung der Allianz mit Herbert Fleissner aus der Verlagsgruppe herausgelöst


Quelle
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