Die Heimatschutzarchitektur
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Die Heimatschutzarchitektur
Die Heimatschutzarchitektur (auch Heimatschutzstil; modern und fälschlich manchmal auch Heimatstil, nicht zu verwechseln mit Heimatstil im Sinne des Späthistorismus) ist ein Architekturstil der architektonischen Moderne, der 1904 erstmals beschrieben wurde und bis 1945 seine Blüte hatte. Verschiedene Bauten entstanden nach dem Krieg noch bis etwa 1960. Wesentliche Arbeitsfelder waren Siedlungsbau, Hausbau, Gartenkunst, Industriebau, Kirchenbau und Denkmalpflege.
Hauptzufahrt zur Eisenbahnersiedlung in Frankfurt-Nied (Schelling und Zweifel, 1918 bis 1933)
Rathaus von Wiehl (Peter Klotzbach, 1939)
Zielsetzung und Kennzeichen
Ziel des Heimatschutzstils war die Weiterentwicklung des Historismus mit traditionellen, regionaltypischen Bauformen.[1] Äußerlich kennzeichnende Teile oder Elemente sind Verwendung ortsüblicher Baumaterialien (in Norddeutschland z. B. Backstein, im Alpenraum Holz) und, im Gegensatz zum Historismus, ein Verzicht auf verzierende Attribute, die ältere Baustile detailgetreu nachahmen. Elemente traditioneller Architektur, wie Rundbögen oder Säulen, konnten in reduzierter Form zur Anwendung kommen.
Alle neuen Bauwerke sollten sich harmonisch in die sie umgebende Kulturlandschaft einfügen. Zwei zentrale architektonische und stadtplanerische Aufgaben, die im Sinne des Heimatschutzes ausgeführt wurden, waren der Wiederaufbau des zerstörten Ostpreußen nach dem Ersten Weltkrieg, unterstützt durch den Reichsverband Ostpreußenhilfe, sowie der Aufbau eines dichten Netzes von Reichspostämtern in Bayern.[2] Obwohl die Gebäude sich in ein traditionelles Umfeld einbetten wollen, bestechen sie häufig durch ihre Größe und Stilreinheit.
Historische Entwicklung und Verbreitung
Der Burghof in Flensburg, ein Innenhofkomplex mit deutlichem Burgcharakter und historisierender Wirkung von Paul Ziegler aus dem Jahr 1909/1910
1904 gründete sich in Dresden der Deutsche Bund für Heimatschutz. Sein Schwerpunkt lag vor allem im Bereich der Architektur, insbesondere der Baupflege, mit dem Ziel, die alte Formensprache wiederaufzunehmen und traditionelle Bauweise und Handwerk zu fördern. Im Nationalsozialismus wurde die Heimatschutzarchitektur vor allem im Bereich des Wohnbaus bevorzugt. Im Siedlungsbau, einem der Hauptfelder des Heimatschutzes, wurden meistens einheitliche Normbauten errichtet, die allenfalls in der Dekoration regionale Elemente besaßen.[3] Repräsentative öffentliche Bauten wurden hingegen im Stil des monumentalen Neoklassizismus ausgeführt.
Nach 1945 verringerte sich die Bedeutung dieses Baustiles, weil er manchen Stadtplanern nicht klar von Bauweisen abgrenzbar erschien, die von Nationalsozialisten wie Hanns Dustmann favorisiert worden waren. Dabei stehen Teile der Heimatschutzarchitektur eher dem Backsteinexpressionismus Fritz Högers nahe, der zwischen 1933 und 1945 kaum noch Aufträge erhielt. Noch bis etwa 1960 entstanden dennoch verschiedene Ensembles im Heimatschutzstil, wie etwa der Freudenstädter Marktplatz von 1950 und der Prinzipalmarkt in Münster, der zwischen 1947 und 1958 regionaltypisch, aber nicht originalgetreu wiederaufgebaut wurde.
Vertreter des Heimatschutzstils
Josef Anton Albrich
Otto Bubenzer
Adalbert Erlebach
Roderich Fick
Theodor Fischer
Hans Foschum
Karl Gruber
Peter Klotzbach
Rudolph Lempp
Alfred Lichtwark
Stephan Mattar
Hans Much
Hermann Muthesius
Heinrich Renard
Paul Schmitthenner
Johann Baptist Schott
Julius Schulte-Frohlinde
Paul Schultze-Naumburg
Ludwig Schweizer
Heinrich Tessenow
Johann Theede
Architekturbüro Matthar & Scheler
Paul Ziegler
Bauwerke
Pfarrkirche Baden-St. Christoph in Baden (Niederösterreich)
Stadtzentrum von Freudenstadt
Rathaus in Hechingen
Hitlerbauten in Linz
Wohngebiet Südvorstadt in Pirna (errichtet 1935–1938)
Kreissparkasse in Schwäbisch Hall
Rainerkaserne in Elsbethen
Kochenhofsiedlung in Stuttgart
Pfarrkirche Unsere Liebe Frau in Velden am Wörther See
Siehe auch
Expressionismus (Architektur)
Neue Sachlichkeit (Architektur)
Traditionalismus (Architektur)
Quelle
Hauptzufahrt zur Eisenbahnersiedlung in Frankfurt-Nied (Schelling und Zweifel, 1918 bis 1933)
Rathaus von Wiehl (Peter Klotzbach, 1939)
Zielsetzung und Kennzeichen
Ziel des Heimatschutzstils war die Weiterentwicklung des Historismus mit traditionellen, regionaltypischen Bauformen.[1] Äußerlich kennzeichnende Teile oder Elemente sind Verwendung ortsüblicher Baumaterialien (in Norddeutschland z. B. Backstein, im Alpenraum Holz) und, im Gegensatz zum Historismus, ein Verzicht auf verzierende Attribute, die ältere Baustile detailgetreu nachahmen. Elemente traditioneller Architektur, wie Rundbögen oder Säulen, konnten in reduzierter Form zur Anwendung kommen.
Alle neuen Bauwerke sollten sich harmonisch in die sie umgebende Kulturlandschaft einfügen. Zwei zentrale architektonische und stadtplanerische Aufgaben, die im Sinne des Heimatschutzes ausgeführt wurden, waren der Wiederaufbau des zerstörten Ostpreußen nach dem Ersten Weltkrieg, unterstützt durch den Reichsverband Ostpreußenhilfe, sowie der Aufbau eines dichten Netzes von Reichspostämtern in Bayern.[2] Obwohl die Gebäude sich in ein traditionelles Umfeld einbetten wollen, bestechen sie häufig durch ihre Größe und Stilreinheit.
Historische Entwicklung und Verbreitung
Der Burghof in Flensburg, ein Innenhofkomplex mit deutlichem Burgcharakter und historisierender Wirkung von Paul Ziegler aus dem Jahr 1909/1910
1904 gründete sich in Dresden der Deutsche Bund für Heimatschutz. Sein Schwerpunkt lag vor allem im Bereich der Architektur, insbesondere der Baupflege, mit dem Ziel, die alte Formensprache wiederaufzunehmen und traditionelle Bauweise und Handwerk zu fördern. Im Nationalsozialismus wurde die Heimatschutzarchitektur vor allem im Bereich des Wohnbaus bevorzugt. Im Siedlungsbau, einem der Hauptfelder des Heimatschutzes, wurden meistens einheitliche Normbauten errichtet, die allenfalls in der Dekoration regionale Elemente besaßen.[3] Repräsentative öffentliche Bauten wurden hingegen im Stil des monumentalen Neoklassizismus ausgeführt.
Nach 1945 verringerte sich die Bedeutung dieses Baustiles, weil er manchen Stadtplanern nicht klar von Bauweisen abgrenzbar erschien, die von Nationalsozialisten wie Hanns Dustmann favorisiert worden waren. Dabei stehen Teile der Heimatschutzarchitektur eher dem Backsteinexpressionismus Fritz Högers nahe, der zwischen 1933 und 1945 kaum noch Aufträge erhielt. Noch bis etwa 1960 entstanden dennoch verschiedene Ensembles im Heimatschutzstil, wie etwa der Freudenstädter Marktplatz von 1950 und der Prinzipalmarkt in Münster, der zwischen 1947 und 1958 regionaltypisch, aber nicht originalgetreu wiederaufgebaut wurde.
Vertreter des Heimatschutzstils
Josef Anton Albrich
Otto Bubenzer
Adalbert Erlebach
Roderich Fick
Theodor Fischer
Hans Foschum
Karl Gruber
Peter Klotzbach
Rudolph Lempp
Alfred Lichtwark
Stephan Mattar
Hans Much
Hermann Muthesius
Heinrich Renard
Paul Schmitthenner
Johann Baptist Schott
Julius Schulte-Frohlinde
Paul Schultze-Naumburg
Ludwig Schweizer
Heinrich Tessenow
Johann Theede
Architekturbüro Matthar & Scheler
Paul Ziegler
Bauwerke
Pfarrkirche Baden-St. Christoph in Baden (Niederösterreich)
Stadtzentrum von Freudenstadt
Rathaus in Hechingen
Hitlerbauten in Linz
Wohngebiet Südvorstadt in Pirna (errichtet 1935–1938)
Kreissparkasse in Schwäbisch Hall
Rainerkaserne in Elsbethen
Kochenhofsiedlung in Stuttgart
Pfarrkirche Unsere Liebe Frau in Velden am Wörther See
Siehe auch
Expressionismus (Architektur)
Neue Sachlichkeit (Architektur)
Traditionalismus (Architektur)
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