Der Jude im Dorn
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Der Jude im Dorn
Winterzeit ist Märchenzeit, eines der Märchenbücher neben Hänsel & Gretel und der bösen Hexe, dürfte dies ein Geheimtipp sein.
Fast sogut wie Luther mit seinen aussagen, greifer hier auch die Gebrüder Grimm ein heisses Eisen an.
Der Jude im Dorn ist ein antisemitisches Märchen (ATU 592). Es steht in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 110 (KHM 110). In der 1. Auflage lautete der Titel Der Jud’ im Dorn.
Inhalt
Der Knecht spielt am Galgen. Illustration von Hermann Vogel
Ein guter Knecht bekommt von seinem geizigen Herrn nach drei Jahren nur drei Heller ausbezahlt und gibt sich zufrieden, weil er von Geld nichts versteht. Er begegnet einem kleinen Männchen, das ihm das Geld abbittet und ihm, als es sein gutes Herz sieht, drei Wünsche gewährt. Er wünscht sich ein Vogelrohr, das alles trifft, eine Geige, zu deren Musik jeder tanzen muss, und dass ihm niemand einen Wunsch abschlagen kann. Er begegnet einem Juden, dem er mit dem Vogelrohr einen Vogel vom Baum schießt. Als der aber durch die Dornen kriecht, um den Vogel zu holen, lässt der Knecht ihn tanzen, bis er von ihm eine hohe Geldsumme erhält. Der Jude läuft zum Richter, der den Knecht einfangen und zum Tode verurteilen lässt. Auf dem Schafott bittet sich der Knecht aus, noch einmal seine Geige spielen zu dürfen, worauf der ganze Marktplatz so lang und so wild tanzen muss, bis er freigesprochen wird. Unter der Drohung des Knechts, er werde erneut aufspielen, gesteht der Jude, das Geld gestohlen zu haben, und wird gehängt.
Sprache
Wilhelm Grimm versah speziell diesen Text ab der Kleinen Ausgabe von 1825 mit volkstümlich-derben Redensarten. Er charakterisiert den Knecht als fleißig (alle Morgen der erste aus dem Bett und abends der letzte hinein), den Juden habgierig mit Inversion der Rede: „Au weih geschrien“; „du miserabler Musikant, du Bierfiedler: wart, wenn ich dich allein erwische! ich will dich jagen, daß du die Schuhsohlen verlieren sollst: du Lump, steck einen Groschen ins Maul, daß du sechs Heller werth bist“ Zum Schimpfwort „Bärenhäuter“ vgl. KHM 101 Der Bärenhäuter, zu „ein Stein auf dem Erdboden möcht sich erbarmen“ KHM 1 Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich und KHM 80 Von dem Tode des Hühnchens.[1]
In der dritten Auflage 1837 wird die antijüdische Charakterisierung der Titelfigur verschärft: so wird er als der „Jude mit langem Ziegenbart“ beschrieben, seine Bekleidung ist ein „schäbiger Rock“ und seine Sprache ein grotesker Dialekt.
Herkunft
Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm enthalten das Märchen seit dem zweiten Teil der Erstauflage von 1815 (da Nr. 24, Titel: Der Jud’ im Dorn) als Nr. 110. Laut der Anmerkungen der Brüder Grimm beruht es auf der Komödie Historia von einem Bawrenknecht von Albrecht Dietrich (dort heißt der Knecht Dulla und der Jude ist ein Mönch) und einem Fastnachtspiel von Fritz Dölla von Ayrer. Sie bringen ihn mit Till Eulenspiegel in Verbindung. Daneben verwendeten sie eine ganz einfache Erzählung aus dem Paderbörnischen (Familie von Haxthausen) und eine aus Hessen. Letztere beginnt wie die Dummlingsmärchen, der jüngste wünscht sich einen Hut, der aus der Irre auf den rechten Weg führt, einen Wünschring, eine Geige, die alles zum Tanzen zwingt, und macht am Schluss alle reich.
Die Sage vom Tanzen in den Dornen sei sehr verbreitet, sie erwähnen KHM 56 Der Liebste Roland. Zum zauberkräftigen Männchen vgl. z.B. KHM 97 Das Wasser des Lebens, zum rettenden letzten Wunsch bei der Hinrichtung KHM 116 Das blaue Licht.
Quelle
Fast sogut wie Luther mit seinen aussagen, greifer hier auch die Gebrüder Grimm ein heisses Eisen an.
Der Jude im Dorn ist ein antisemitisches Märchen (ATU 592). Es steht in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 110 (KHM 110). In der 1. Auflage lautete der Titel Der Jud’ im Dorn.
Inhalt
Der Knecht spielt am Galgen. Illustration von Hermann Vogel
Ein guter Knecht bekommt von seinem geizigen Herrn nach drei Jahren nur drei Heller ausbezahlt und gibt sich zufrieden, weil er von Geld nichts versteht. Er begegnet einem kleinen Männchen, das ihm das Geld abbittet und ihm, als es sein gutes Herz sieht, drei Wünsche gewährt. Er wünscht sich ein Vogelrohr, das alles trifft, eine Geige, zu deren Musik jeder tanzen muss, und dass ihm niemand einen Wunsch abschlagen kann. Er begegnet einem Juden, dem er mit dem Vogelrohr einen Vogel vom Baum schießt. Als der aber durch die Dornen kriecht, um den Vogel zu holen, lässt der Knecht ihn tanzen, bis er von ihm eine hohe Geldsumme erhält. Der Jude läuft zum Richter, der den Knecht einfangen und zum Tode verurteilen lässt. Auf dem Schafott bittet sich der Knecht aus, noch einmal seine Geige spielen zu dürfen, worauf der ganze Marktplatz so lang und so wild tanzen muss, bis er freigesprochen wird. Unter der Drohung des Knechts, er werde erneut aufspielen, gesteht der Jude, das Geld gestohlen zu haben, und wird gehängt.
Sprache
Wilhelm Grimm versah speziell diesen Text ab der Kleinen Ausgabe von 1825 mit volkstümlich-derben Redensarten. Er charakterisiert den Knecht als fleißig (alle Morgen der erste aus dem Bett und abends der letzte hinein), den Juden habgierig mit Inversion der Rede: „Au weih geschrien“; „du miserabler Musikant, du Bierfiedler: wart, wenn ich dich allein erwische! ich will dich jagen, daß du die Schuhsohlen verlieren sollst: du Lump, steck einen Groschen ins Maul, daß du sechs Heller werth bist“ Zum Schimpfwort „Bärenhäuter“ vgl. KHM 101 Der Bärenhäuter, zu „ein Stein auf dem Erdboden möcht sich erbarmen“ KHM 1 Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich und KHM 80 Von dem Tode des Hühnchens.[1]
In der dritten Auflage 1837 wird die antijüdische Charakterisierung der Titelfigur verschärft: so wird er als der „Jude mit langem Ziegenbart“ beschrieben, seine Bekleidung ist ein „schäbiger Rock“ und seine Sprache ein grotesker Dialekt.
Herkunft
Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm enthalten das Märchen seit dem zweiten Teil der Erstauflage von 1815 (da Nr. 24, Titel: Der Jud’ im Dorn) als Nr. 110. Laut der Anmerkungen der Brüder Grimm beruht es auf der Komödie Historia von einem Bawrenknecht von Albrecht Dietrich (dort heißt der Knecht Dulla und der Jude ist ein Mönch) und einem Fastnachtspiel von Fritz Dölla von Ayrer. Sie bringen ihn mit Till Eulenspiegel in Verbindung. Daneben verwendeten sie eine ganz einfache Erzählung aus dem Paderbörnischen (Familie von Haxthausen) und eine aus Hessen. Letztere beginnt wie die Dummlingsmärchen, der jüngste wünscht sich einen Hut, der aus der Irre auf den rechten Weg führt, einen Wünschring, eine Geige, die alles zum Tanzen zwingt, und macht am Schluss alle reich.
Die Sage vom Tanzen in den Dornen sei sehr verbreitet, sie erwähnen KHM 56 Der Liebste Roland. Zum zauberkräftigen Männchen vgl. z.B. KHM 97 Das Wasser des Lebens, zum rettenden letzten Wunsch bei der Hinrichtung KHM 116 Das blaue Licht.
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