Mehr Krebs im Umfeld von Atomreaktor Hamm-Uentrop
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Mehr Krebs im Umfeld von Atomreaktor Hamm-Uentrop
Mehr Fälle von Schilddrüsenkrebs in der Region Hamm-Uentrop
Im Umkreis des vor 25 Jahren stillgelegten Atomreaktors im nordrhein-westfälischen Hamm-Uentrop treten vermehrt Fälle von Schilddrüsenkrebs bei Frauen auf. Dies geht aus einer Berechnung des Krebsregisters NRW hervor. Demnach bestehe für die Bewohnerinnen dieses Kreises ein um 64 Prozent erhöhtes Risiko im Vergleich zu einer Referenzregion.
Reaktor seit 1988 abgeschaltet
Bereits im Jahr 1988 - nach insgesamt fünf Jahren Laufzeit - wurde der Atomreaktor in Hamm-Uentrop abgeschaltet und die Brennelemente des Thorium-Hochtemperatur-Reaktors (THTR) bereits vor Jahren in Castor-Behältern nach Ahaus abtransportiert. Nun haben Auswertungen des Krebsregisters NRW allerdings eine Auffälligkeit bei Schilddrüsenkrebs-Erkrankungen ergeben:
„Hier wurde eine statistisch signifikant erhöhte Rate für Schilddrüsenkrebs bei Frauen in den Jahren 2008 bis 2010 festgestellt. Nach den Ergebnissen beträgt die standardisierte Inzidenz-Rate für Schilddrüsenkrebs bei Frauen in der Untersuchungsregion in den Jahren 2008 und 2010 1.64. Gemäß dem Bericht des Krebsregisters kann dies als ein um 64 Prozent erhöhtes Risiko interpretiert werden an Schilddrüsenkrebs zu erkranken“, so die Information der Landesregierung Nordrhein-Westfalen. Dies gelte jedoch nur „im Vergleich zur ausgewählten Referenzregion“.
Umweltminister Remmel sieht keinen Zusammenhang
Laut Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) könne hier jedoch kein direkter Zusammenhang mit dem Reaktor hergestellt werden, denn die Anzahl der Fälle von Strahlenkrebs und Schilddrüsenkrebs bei Männern sei nicht höher als in anderen Regionen, so der Politiker gegenüber der dpa. Für die Erhebung hatten die Mitarbeiter des Krebsregisters NRW die Krebsraten in Hamm, Beckum, Ahlen, Lippetal und Welver analysiert.
Mehr Fälle durch stärkere Nutzung von Krebsvorsorge-Untersuchungen?
Stattdessen sei es denkbar, dass die im Vergleich erhöhte Rate von Schilddrüsenkrebsfällen auf eine verstärkte Inanspruchnahme von Krebsvorsorge-Untersuchungen zurückzuführen sei, wie der Leiters des Krebsregisters NRW, Oliver Heidinger, gegenüber der dpa erklärte. Da viele Bewohner der Region in Sorge über mögliche Folgeschäden seien, könnte demnach die Vorsorge möglicherweise eine generell größere Rolle spielen als in anderen Bereichen des Landes. Für diese Theorie spreche laut Heidinger der Aspekt, dass die Schilddrüsenkrebsfälle überdurchschnittlich häufig bereits in einem frühen Stadium erkannt worden seien. Die verstärkte Sorge der Bewohner der Region Hamm-Uentrop ist dabei nicht grundlos – so war es 1986 in dem Atomkraftwerk zu einem Störfall gekommen, bei dem Radioaktivität in die Umgebung gelangt war.
Deutschland- und europaweit insgesamt mehr Schilddrüsenkrebs-Fälle
Wie lange und zu welcher Zeit die betroffenen Frauen in der Umgebung des Reaktors gelebt hatten, darüber könne jedoch aufgrund des Datenschutzes keine Aussage gemacht werden, so Heidinger weiter gegenüber der dpa. Dabei würden allerdings nicht nur in der Region Hamm-Uentrop vermehrt Schilddrüsenkrebs-Fälle auftreten, sondern auch in Regionen Nordrhein-Westfalens, in denen es keine Reaktoren gibt sowie insgesamt auch deutschland- und europaweit. (nr)
Quelle
Im Umkreis des vor 25 Jahren stillgelegten Atomreaktors im nordrhein-westfälischen Hamm-Uentrop treten vermehrt Fälle von Schilddrüsenkrebs bei Frauen auf. Dies geht aus einer Berechnung des Krebsregisters NRW hervor. Demnach bestehe für die Bewohnerinnen dieses Kreises ein um 64 Prozent erhöhtes Risiko im Vergleich zu einer Referenzregion.
Reaktor seit 1988 abgeschaltet
Bereits im Jahr 1988 - nach insgesamt fünf Jahren Laufzeit - wurde der Atomreaktor in Hamm-Uentrop abgeschaltet und die Brennelemente des Thorium-Hochtemperatur-Reaktors (THTR) bereits vor Jahren in Castor-Behältern nach Ahaus abtransportiert. Nun haben Auswertungen des Krebsregisters NRW allerdings eine Auffälligkeit bei Schilddrüsenkrebs-Erkrankungen ergeben:
„Hier wurde eine statistisch signifikant erhöhte Rate für Schilddrüsenkrebs bei Frauen in den Jahren 2008 bis 2010 festgestellt. Nach den Ergebnissen beträgt die standardisierte Inzidenz-Rate für Schilddrüsenkrebs bei Frauen in der Untersuchungsregion in den Jahren 2008 und 2010 1.64. Gemäß dem Bericht des Krebsregisters kann dies als ein um 64 Prozent erhöhtes Risiko interpretiert werden an Schilddrüsenkrebs zu erkranken“, so die Information der Landesregierung Nordrhein-Westfalen. Dies gelte jedoch nur „im Vergleich zur ausgewählten Referenzregion“.
Umweltminister Remmel sieht keinen Zusammenhang
Laut Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) könne hier jedoch kein direkter Zusammenhang mit dem Reaktor hergestellt werden, denn die Anzahl der Fälle von Strahlenkrebs und Schilddrüsenkrebs bei Männern sei nicht höher als in anderen Regionen, so der Politiker gegenüber der dpa. Für die Erhebung hatten die Mitarbeiter des Krebsregisters NRW die Krebsraten in Hamm, Beckum, Ahlen, Lippetal und Welver analysiert.
Mehr Fälle durch stärkere Nutzung von Krebsvorsorge-Untersuchungen?
Stattdessen sei es denkbar, dass die im Vergleich erhöhte Rate von Schilddrüsenkrebsfällen auf eine verstärkte Inanspruchnahme von Krebsvorsorge-Untersuchungen zurückzuführen sei, wie der Leiters des Krebsregisters NRW, Oliver Heidinger, gegenüber der dpa erklärte. Da viele Bewohner der Region in Sorge über mögliche Folgeschäden seien, könnte demnach die Vorsorge möglicherweise eine generell größere Rolle spielen als in anderen Bereichen des Landes. Für diese Theorie spreche laut Heidinger der Aspekt, dass die Schilddrüsenkrebsfälle überdurchschnittlich häufig bereits in einem frühen Stadium erkannt worden seien. Die verstärkte Sorge der Bewohner der Region Hamm-Uentrop ist dabei nicht grundlos – so war es 1986 in dem Atomkraftwerk zu einem Störfall gekommen, bei dem Radioaktivität in die Umgebung gelangt war.
Deutschland- und europaweit insgesamt mehr Schilddrüsenkrebs-Fälle
Wie lange und zu welcher Zeit die betroffenen Frauen in der Umgebung des Reaktors gelebt hatten, darüber könne jedoch aufgrund des Datenschutzes keine Aussage gemacht werden, so Heidinger weiter gegenüber der dpa. Dabei würden allerdings nicht nur in der Region Hamm-Uentrop vermehrt Schilddrüsenkrebs-Fälle auftreten, sondern auch in Regionen Nordrhein-Westfalens, in denen es keine Reaktoren gibt sowie insgesamt auch deutschland- und europaweit. (nr)
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