Die Neorenaissance
Seite 1 von 1
Die Neorenaissance
Neorenaissance (von altgriechisch νέος néos „neu“) oder Neurenaissance ist eine Richtung des Historismus im 19. Jahrhundert, in der auf die Baukunst der Renaissance zurückgegriffen wird. Je nach Einzelfall stammen die Formen schwerpunktmäßig aus dem Repertoire der italienischen Renaissance oder hauptsächlich aus der deutschen Renaissance bzw. Nordischen Renaissance des 16. Jahrhunderts.
Wiener Staatsoper um 1900
Ringstraßenpalais Hansen in Wien
Villa Berg in Stuttgart
Rathaus in Bielitz-Biala um 1897
Lesesaal der Universitätsbibliothek Graz
Beschreibung
Um 1830 wurde der herrschende klassizistische Baustil durch Neugotik und Neorenaissance abgelöst. Da die Architektur der Neorenaissance im Prinzip auf derselben antiken Formensprache beruht wie der Klassizismus, ist die Trennlinie zwischen den beiden Stilen nicht immer eindeutig zu ziehen. Als die ersten Neorenaissance-Gebäude gelten in England der Travellers Club (1829) und der Reform Club (1837) von Charles Barry (in London), in Deutschland Klenzes Palais Leuchtenberg von 1821 und der Königsbau der Residenz (beide in München). In Frankreich greift bereits die Architektur der Zeit Napoleons I. teils auf Renaissance-Vorbilder zurück. Der Stil setzte sich unter dem „Bürgerkönig“ Louis-Philippe (ab 1830) bei der Restaurierung und Innenausstattung diverser Schlösser durch. Hierbei wird besonders die französische Ausprägung der Renaissance seit König François Ier zum Vorbild genommen. So entstehen nationale Zweige der Neorenaissance, die die landeseigenen Stilvarianten nachahmen, wie die „Deutschen Renaissance“ oder die Architektur des Tudor-England. Andere Architekten wie Gottfried Semper halten stärker am Vorbild der italienischen Renaissance fest. Der Neorenaissance hatte ihre größte Wirkung zwischen 1870 und 1885, als ihre Formen im strengen Historismus als vorbildlich galten. Dieser löste dabei den romantischen Historismus ab, bei dem die subjektive Interpretation des Architekten den Stil des Gebäudes bestimmte. Propagiert wurden ihre Formen von Gottfried Semper und Hermann Nicolai (Semper-Nicolai-Schule), von Rudolf Eitelberger, dem Gründer der Wiener Kunstgewerbeschule, sowie von anderen wichtigen Architekten der Zeit. Vor allem in Wien sind ganze Straßenzüge in Bauformen der Neorenaissance gehalten, nicht zuletzt an der Wiener Ringstraße.[1]
Nach der im Historismus üblichen Zuteilung bestimmter Stile für bestimmte Bauaufgaben war die Neorenaissance vor allem für Banken, Bürgerhäuser und auch Bildungseinrichtungen bestimmt. Wie bei der Neogotik wurden teilweise Strukturen der Renaissance ergänzt, beispielsweise die Ergänzung der aufwendigen Fassade von St. Michael in Aachen.
Ungefähr gleichzeitig entwickelte sich der Neobarock, der ab 1885 begann, die Hegemonie der Neorenaissance abzulösen. Ausprägung fand die Neorenaissance auch in Innenräumen, bei Kirchenausstattungen und im Möbelbau. Sie endete – mit einigen wenigen Ausnahmen bei Möbeln – um 1900.
Europäische Beispiele
Kathedrale St. Dionysius Areopagita, Athen
Iliou Melathron, Athen
Nationaltheater, Athen
Friedrichsbad, Baden-Baden
Reichstagsgebäude, Berlin
Schloss Britz, Berlin
Villa Oppenheim, Berlin
Bundeshaus, Bern
Königliches Konservatorium Brüssel, Brüssel
St.-Stephans-Basilika, Budapest
Opernhaus und weitere Bauten der Andrássy-Straße in Budapest
Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden
Villa San Remo, Dresden
Erste Semperoper, Dresden
Alte Oper, Frankfurt am Main
Hauptbahnhof, Frankfurt am Main
Anbau des örtlichen Rathauses, Görlitz
Backsteinbau der Hamburger Kunsthalle, Hamburg
Rathaus Harburg („Weserrenaissance“), Hamburg
Hamburger Rathaus, Hamburg
Villa Haas, Sinn (Hessen)
Deutsches Generalkonsulat, Istanbul
Rathaus West, Karlsruhe
Schloss Charlottenlund bei Kopenhagen
Reichsgerichtsgebäude, Leipzig
Römisches Haus, Leipzig
Universitätsbibliothek, Leipzig
Museum Bagatti Valsecchi, Mailand
Schloss Melkof, Melkof in Mecklenburg-Vorpommern
Kunstakademie Düsseldorf, Düsseldorf
Kunstakademie, München
Nationalmuseum, Prag
Schloss Krickenbeck, Nettetal
Lutherkirche, Radebeul
Rathaus, Recklinghausen
Altes Amtsgericht, Recklinghausen
Willy-Brandt-Haus, Recklinghausen
Schweriner Schloss (Umbau), Schwerin
Palais du Rhin (ehem. Kaiserpalast), Straßburg
Hauptgebäude der Universität Straßburg, Straßburg
Villa Berg, Stuttgart
Schloss Vettelhoven, Grafschaft Vettelhoven (bei Bonn)
Neues Museum, Weimar
Kunsthistorisches Museum Wien, Wien
Highclere Castle, England
Palais Hansen, Wien
Universität Wien, Wien
Wiener Staatsoper, Wien
Neues Rathaus, Wiesbaden
Hauptbahnhof, Zürich
Vierordtbad, Karlsruhe, erster Bauabschnitt von Josef Durm
Stadthalle Wuppertal, Wuppertal
Bahnhof Bad Homburg, Bad Homburg
Beispiele in Übersee
Bahnhof Dunedin, Dunedin, Neuseeland
The Breakers, Newport
Château-Stil, Kanada
Siehe auch
Italianate-Stil
Beaux-Arts-Architektur
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Wiener Staatsoper um 1900
Ringstraßenpalais Hansen in Wien
Villa Berg in Stuttgart
Rathaus in Bielitz-Biala um 1897
Lesesaal der Universitätsbibliothek Graz
Beschreibung
Um 1830 wurde der herrschende klassizistische Baustil durch Neugotik und Neorenaissance abgelöst. Da die Architektur der Neorenaissance im Prinzip auf derselben antiken Formensprache beruht wie der Klassizismus, ist die Trennlinie zwischen den beiden Stilen nicht immer eindeutig zu ziehen. Als die ersten Neorenaissance-Gebäude gelten in England der Travellers Club (1829) und der Reform Club (1837) von Charles Barry (in London), in Deutschland Klenzes Palais Leuchtenberg von 1821 und der Königsbau der Residenz (beide in München). In Frankreich greift bereits die Architektur der Zeit Napoleons I. teils auf Renaissance-Vorbilder zurück. Der Stil setzte sich unter dem „Bürgerkönig“ Louis-Philippe (ab 1830) bei der Restaurierung und Innenausstattung diverser Schlösser durch. Hierbei wird besonders die französische Ausprägung der Renaissance seit König François Ier zum Vorbild genommen. So entstehen nationale Zweige der Neorenaissance, die die landeseigenen Stilvarianten nachahmen, wie die „Deutschen Renaissance“ oder die Architektur des Tudor-England. Andere Architekten wie Gottfried Semper halten stärker am Vorbild der italienischen Renaissance fest. Der Neorenaissance hatte ihre größte Wirkung zwischen 1870 und 1885, als ihre Formen im strengen Historismus als vorbildlich galten. Dieser löste dabei den romantischen Historismus ab, bei dem die subjektive Interpretation des Architekten den Stil des Gebäudes bestimmte. Propagiert wurden ihre Formen von Gottfried Semper und Hermann Nicolai (Semper-Nicolai-Schule), von Rudolf Eitelberger, dem Gründer der Wiener Kunstgewerbeschule, sowie von anderen wichtigen Architekten der Zeit. Vor allem in Wien sind ganze Straßenzüge in Bauformen der Neorenaissance gehalten, nicht zuletzt an der Wiener Ringstraße.[1]
Nach der im Historismus üblichen Zuteilung bestimmter Stile für bestimmte Bauaufgaben war die Neorenaissance vor allem für Banken, Bürgerhäuser und auch Bildungseinrichtungen bestimmt. Wie bei der Neogotik wurden teilweise Strukturen der Renaissance ergänzt, beispielsweise die Ergänzung der aufwendigen Fassade von St. Michael in Aachen.
Ungefähr gleichzeitig entwickelte sich der Neobarock, der ab 1885 begann, die Hegemonie der Neorenaissance abzulösen. Ausprägung fand die Neorenaissance auch in Innenräumen, bei Kirchenausstattungen und im Möbelbau. Sie endete – mit einigen wenigen Ausnahmen bei Möbeln – um 1900.
Europäische Beispiele
Kathedrale St. Dionysius Areopagita, Athen
Iliou Melathron, Athen
Nationaltheater, Athen
Friedrichsbad, Baden-Baden
Reichstagsgebäude, Berlin
Schloss Britz, Berlin
Villa Oppenheim, Berlin
Bundeshaus, Bern
Königliches Konservatorium Brüssel, Brüssel
St.-Stephans-Basilika, Budapest
Opernhaus und weitere Bauten der Andrássy-Straße in Budapest
Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden
Villa San Remo, Dresden
Erste Semperoper, Dresden
Alte Oper, Frankfurt am Main
Hauptbahnhof, Frankfurt am Main
Anbau des örtlichen Rathauses, Görlitz
Backsteinbau der Hamburger Kunsthalle, Hamburg
Rathaus Harburg („Weserrenaissance“), Hamburg
Hamburger Rathaus, Hamburg
Villa Haas, Sinn (Hessen)
Deutsches Generalkonsulat, Istanbul
Rathaus West, Karlsruhe
Schloss Charlottenlund bei Kopenhagen
Reichsgerichtsgebäude, Leipzig
Römisches Haus, Leipzig
Universitätsbibliothek, Leipzig
Museum Bagatti Valsecchi, Mailand
Schloss Melkof, Melkof in Mecklenburg-Vorpommern
Kunstakademie Düsseldorf, Düsseldorf
Kunstakademie, München
Nationalmuseum, Prag
Schloss Krickenbeck, Nettetal
Lutherkirche, Radebeul
Rathaus, Recklinghausen
Altes Amtsgericht, Recklinghausen
Willy-Brandt-Haus, Recklinghausen
Schweriner Schloss (Umbau), Schwerin
Palais du Rhin (ehem. Kaiserpalast), Straßburg
Hauptgebäude der Universität Straßburg, Straßburg
Villa Berg, Stuttgart
Schloss Vettelhoven, Grafschaft Vettelhoven (bei Bonn)
Neues Museum, Weimar
Kunsthistorisches Museum Wien, Wien
Highclere Castle, England
Palais Hansen, Wien
Universität Wien, Wien
Wiener Staatsoper, Wien
Neues Rathaus, Wiesbaden
Hauptbahnhof, Zürich
Vierordtbad, Karlsruhe, erster Bauabschnitt von Josef Durm
Stadthalle Wuppertal, Wuppertal
Bahnhof Bad Homburg, Bad Homburg
Beispiele in Übersee
Bahnhof Dunedin, Dunedin, Neuseeland
The Breakers, Newport
Château-Stil, Kanada
Siehe auch
Italianate-Stil
Beaux-Arts-Architektur
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Andy- Admin
- Anzahl der Beiträge : 36059
Anmeldedatum : 03.04.11
Seite 1 von 1
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten
Mo März 18, 2024 6:23 am von checker
» Einfach erklärt - Funktionsweiße, Fehlersuche und Tuning. Bürstenloser Nabenmotor
Mo März 18, 2024 6:15 am von checker
» Akne Filme Dr. Pimple Pooper
Sa März 02, 2024 4:50 am von Andy
» R.I.P. Manni
Sa Dez 30, 2023 6:31 am von checker
» R.i.P. Manfred Wüstefeld
So Dez 10, 2023 9:07 am von checker
» R.I.P. Holger
Fr Nov 03, 2023 9:33 pm von Andy
» R.I.P Rudolf HAASE
Do Sep 21, 2023 5:55 am von Andy
» PAROOKAVILLE 2023 | Finch
Do Aug 03, 2023 1:58 am von Andy
» Festivalfilm - ROCKHARZ 2023
Do Aug 03, 2023 1:55 am von Andy