Die Nachkriegsmoderne
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Die Nachkriegsmoderne
Der Begriff Nachkriegsmoderne entstand in den 1990er Jahren im Zuge der Forschungen zur Architektur der Nachkriegszeit im mitteleuropäischen Raum. Er positioniert sich gegen eine gerade in den 1970er und 1980er Jahren verbreitete Meinung, die Architektur der 1950er und 1960er Jahre hätte nicht zur Moderne gezählt. Ein populärer Vertreter der letztgenannten Auffassung war Christoph Hackelsberger, der in seinem Pamphlet Die aufgeschobene Moderne von 1985 bereits im Titel diese Auffassung fortleben ließ.[1]
Wohnhochhäuser im West-Berliner Hansaviertel, Interbau 1957
Treppenstraße mit EAM-Hochhaus in Kassel, 1953
Beruhend auf stilistischen und kulturhistorischen Untersuchungen der Architekturgeschichte konnten die neueren Forschungen jedoch seit den 1990er Jahren nachweisen, dass die Bezüge zur klassischen und internationalen Moderne weitreichend sind, und die Zeit zwischen 1945 und etwa 1975 mit ihren Hauptströmungen zur Moderne des 20. Jahrhunderts zu rechnen ist.[2][3]
Bei der Differenzierung innerhalb der Periode der Nachkriegsmoderne wird in allen Publikationen grundsätzlich von einer Unterteilung in zwei Phasen ausgegangen, die meist ganz allgemein als „die fünfziger Jahre“ und „die sechziger Jahre“ angegeben wird. Immer wieder wurde aber darauf aufmerksam gemacht, dass diese Benennung ungünstig ist, da die Phasen ja nicht an den Grenzen der Jahrzehnte enden würden.[4] Jüngst wurde daher die Benennung der beiden Phasen als Die Erste Nachkriegsmoderne und Die Zweite Nachkriegsmoderne vorgeschlagen, und zwar in einer Publikation, die die Architektur der Ersten Nachkriegsmoderne zum Thema nimmt.[5] Zudem muss zwischen den Architekturen der inzwischen historischen beiden deutschen Staaten, der DDR und westdeutschen Bundesrepublik unterschieden werden.
Phasen der Nachkriegsarchitektur der Bundesrepublik Deutschland
Die Möglichkeit zu einer neuen Architektur gab es seit dem Kriegsende und der Kapitulation 1945. Einige Kontinuitäten seit der NS-Zeit sind zwar stilistisch augenfällig[6], die Annahme jedoch, die Architektur der Nachkriegszeit sei von der Zeit des Nationalsozialismus insgesamt bestimmt gewesen, trifft nicht zu.[7] Die Architektur der Nachkriegszeit lässt sich dann einteilen in die frühe Phase, die oft „Die Fünfziger Jahre“ genannt werden und tatsächlich bis etwa 1957 reichen, als die Internationale Bauausstellung (Interbau) in Berlin stattfand.[8] Diese erste Phase von 1945 bis 1957, die von der Rasterfassade bestimmt war, kann als Erste Nachkriegsmoderne bezeichnet werden.[9] Daraufhin begann eine Übergangsphase, die von der Vorhangfassade als Frontlösung bestimmt war und die insgesamt in eine internationale Moderne hineinführte.[10] Ab etwa 1963 beginnt dann die Architektur der Zweiten Nachkriegsmoderne, die bis Ende der 1970er Jahre reichte, und dann schrittweise von verschiedenen, teils sich überlagernden Architekturströmungen wie der Postmoderne, des Strukturalismus oder einer High-Tech-Architektur sowie auch des Dekonstruktivismus abgelöst wurde.[11]
Phasen der Nachkriegsarchitektur der Deutschen Demokratischen Republik
Die Periodeneinteilung der Nachkriegsarchitektur der DDR ist von den Forschungen von Andreas Butter und Ulrich Hartung bestimmt, die weitgehend übernommen wurde. So haben sie mit dem Buch „Ostmoderne“ einen Begriff eingeführt, der inzwischen überwiegend angewendet wird.[12] Allerdings wird er nicht immer mit der präzisen Abgrenzung zitiert, die die Autoren sich gewünscht hatten.[13] Andreas Butter hat in seinem Buch zur Architektur seit 1945 in der SBZ und späteren DDR in großer Materialfülle nachgewiesen, dass es bereits vor 1950 eine Architektur in Anknüpfung an die Klassische Moderne und diverse internationale Tendenzen gab.[14] Durch diverse politische Bestrebungen gab es dann seit 1950 in der DDR dann ein Umschwenken zu einer traditionalistischen Architektur. Sie wird als „Architektur der Nationalen Traditionen“ bezeichnet. Diese Architekturperiode war in starkem Maße durch den sowjetischen Architekturstil und „die 16 Grundsätze des Städtebaus“ bestimmt. Es handelte sich um eine erzwungene, vorwiegend stilistisch begründete und politisch verstandene Wende in der Architektur der DDR: Die „Partei“ SED als Staatsführung selbst erzwang den Wechsel bei den Architekten.[15] Die Publikationen von Werner Durth, Jörn Düwel und Niels Gutschow stellen insbesondere für diese Periode und dort schwerpunktmäßig für den Städtebau umfassende Grundlagen zur Verfügung.[16] Auch in der Phase der „Nationalen Traditionen“ gab es wohl bereits eine Vielzahl von Bestrebungen zu einer Industrialisierung und Typung.[17] Aber erst nach einer Baukonferenz 1955 schwenkte die DDR dann schrittweise zurück zu einer zweiten Phase der Moderne. Auch hier gab es also eine Übergangsphase, die allerdings leicht versetzt zur BRD von 1955 bis 1960 reichte. Ab 1960 kann man in der Architekturgeschichte der DDR dann von einer zweiten Phase der Moderne reden.
Ernst Zinsser Verwaltungsgebäude Continental-Gummiwerke, Hannover 1953
Fritz Leonhardt Severinsbrücke, Köln 1958–1959
ECA-Programm Lincolnsiedlung, Rühme 1952–1953 Braunschweig
Uvm.
Quelle
Wohnhochhäuser im West-Berliner Hansaviertel, Interbau 1957
Treppenstraße mit EAM-Hochhaus in Kassel, 1953
Beruhend auf stilistischen und kulturhistorischen Untersuchungen der Architekturgeschichte konnten die neueren Forschungen jedoch seit den 1990er Jahren nachweisen, dass die Bezüge zur klassischen und internationalen Moderne weitreichend sind, und die Zeit zwischen 1945 und etwa 1975 mit ihren Hauptströmungen zur Moderne des 20. Jahrhunderts zu rechnen ist.[2][3]
Bei der Differenzierung innerhalb der Periode der Nachkriegsmoderne wird in allen Publikationen grundsätzlich von einer Unterteilung in zwei Phasen ausgegangen, die meist ganz allgemein als „die fünfziger Jahre“ und „die sechziger Jahre“ angegeben wird. Immer wieder wurde aber darauf aufmerksam gemacht, dass diese Benennung ungünstig ist, da die Phasen ja nicht an den Grenzen der Jahrzehnte enden würden.[4] Jüngst wurde daher die Benennung der beiden Phasen als Die Erste Nachkriegsmoderne und Die Zweite Nachkriegsmoderne vorgeschlagen, und zwar in einer Publikation, die die Architektur der Ersten Nachkriegsmoderne zum Thema nimmt.[5] Zudem muss zwischen den Architekturen der inzwischen historischen beiden deutschen Staaten, der DDR und westdeutschen Bundesrepublik unterschieden werden.
Phasen der Nachkriegsarchitektur der Bundesrepublik Deutschland
Die Möglichkeit zu einer neuen Architektur gab es seit dem Kriegsende und der Kapitulation 1945. Einige Kontinuitäten seit der NS-Zeit sind zwar stilistisch augenfällig[6], die Annahme jedoch, die Architektur der Nachkriegszeit sei von der Zeit des Nationalsozialismus insgesamt bestimmt gewesen, trifft nicht zu.[7] Die Architektur der Nachkriegszeit lässt sich dann einteilen in die frühe Phase, die oft „Die Fünfziger Jahre“ genannt werden und tatsächlich bis etwa 1957 reichen, als die Internationale Bauausstellung (Interbau) in Berlin stattfand.[8] Diese erste Phase von 1945 bis 1957, die von der Rasterfassade bestimmt war, kann als Erste Nachkriegsmoderne bezeichnet werden.[9] Daraufhin begann eine Übergangsphase, die von der Vorhangfassade als Frontlösung bestimmt war und die insgesamt in eine internationale Moderne hineinführte.[10] Ab etwa 1963 beginnt dann die Architektur der Zweiten Nachkriegsmoderne, die bis Ende der 1970er Jahre reichte, und dann schrittweise von verschiedenen, teils sich überlagernden Architekturströmungen wie der Postmoderne, des Strukturalismus oder einer High-Tech-Architektur sowie auch des Dekonstruktivismus abgelöst wurde.[11]
Phasen der Nachkriegsarchitektur der Deutschen Demokratischen Republik
Die Periodeneinteilung der Nachkriegsarchitektur der DDR ist von den Forschungen von Andreas Butter und Ulrich Hartung bestimmt, die weitgehend übernommen wurde. So haben sie mit dem Buch „Ostmoderne“ einen Begriff eingeführt, der inzwischen überwiegend angewendet wird.[12] Allerdings wird er nicht immer mit der präzisen Abgrenzung zitiert, die die Autoren sich gewünscht hatten.[13] Andreas Butter hat in seinem Buch zur Architektur seit 1945 in der SBZ und späteren DDR in großer Materialfülle nachgewiesen, dass es bereits vor 1950 eine Architektur in Anknüpfung an die Klassische Moderne und diverse internationale Tendenzen gab.[14] Durch diverse politische Bestrebungen gab es dann seit 1950 in der DDR dann ein Umschwenken zu einer traditionalistischen Architektur. Sie wird als „Architektur der Nationalen Traditionen“ bezeichnet. Diese Architekturperiode war in starkem Maße durch den sowjetischen Architekturstil und „die 16 Grundsätze des Städtebaus“ bestimmt. Es handelte sich um eine erzwungene, vorwiegend stilistisch begründete und politisch verstandene Wende in der Architektur der DDR: Die „Partei“ SED als Staatsführung selbst erzwang den Wechsel bei den Architekten.[15] Die Publikationen von Werner Durth, Jörn Düwel und Niels Gutschow stellen insbesondere für diese Periode und dort schwerpunktmäßig für den Städtebau umfassende Grundlagen zur Verfügung.[16] Auch in der Phase der „Nationalen Traditionen“ gab es wohl bereits eine Vielzahl von Bestrebungen zu einer Industrialisierung und Typung.[17] Aber erst nach einer Baukonferenz 1955 schwenkte die DDR dann schrittweise zurück zu einer zweiten Phase der Moderne. Auch hier gab es also eine Übergangsphase, die allerdings leicht versetzt zur BRD von 1955 bis 1960 reichte. Ab 1960 kann man in der Architekturgeschichte der DDR dann von einer zweiten Phase der Moderne reden.
Ernst Zinsser Verwaltungsgebäude Continental-Gummiwerke, Hannover 1953
Fritz Leonhardt Severinsbrücke, Köln 1958–1959
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