Die Schwarze Romantik
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Die Schwarze Romantik
Die Schwarze Romantik (auch Schauerromantik, Negative Romantik oder Dunkle Romantik) ist eine Unterströmung, die innerhalb der Romantik am Ende des 18. Jahrhunderts aufkam.
Johann Heinrich Füssli: Der Nachtmahr (1802)
Sexualität und Tod, zwei Hauptmotive (Gemälde von Antoine Wiertz, 1847)
Charakteristika
Die Schwarze Romantik zeichnet sich dadurch aus, dass sie irrationale, melancholische Züge besonders betont und sich auch von der Gestaltung menschlichen Wahnsinns und vom „Bösen“ fasziniert zeigt, in Abkehr von der durch die Vernunft geleiteten Aufklärung und als Reaktion auf die Schrecknisse der Französischen Revolution. Künstler und Autoren der Strömung beschäftigen sich mit der Kehrseite des menschlichen Seins, wobei ihre Werke einen düsteren und resignativen oder sogar makaberen, schaurig-dämonischen bis satanischen Charakter aufweisen. Oft dient zur Schilderung abseitig-exzessiver Verhaltensweisen und phantastischer, grotesker Phänomene ein verfeinert-dekadenter Ästhetizismus in das Erotisch-Sensitive und Übersteigert-Morbide.
Sie fand in der Literatur, aber auch in der Bildenden Kunst ihren Niederschlag, die Grenzen zwischen Freude am Pittoresken und Todessehnsucht sind jedoch fließend, so dass sich die Schwarze Romantik hier nicht klar von der Hauptströmung der Romantik abgrenzen lässt. Die Ausstellung „Schwarze Romantik von Goya bis Max Ernst“ vom September 2012 bis Januar 2013 im Frankfurter Städel-Museum hingegen zählt neben den im Titel Genannten u.a. Johann Heinrich Füssli in England, Caspar David Friedrich und Carl Blechen in Deutschland, den Schweizer Arnold Böcklin, den Norweger Edvard Munch zu den Maler-Vertretern der als Geisteshaltung charakterisierten Schwarzen Romantik, aber auch filmischen Werke wie Der müde Tod (Fritz Lang), Nosferatu (F. W. Murnau), Dracula (Tod Browning) oder Vampyr von Carl Theodor Dreyer, Fotografien (z.B. von Brassaï), Skulpturen (z.B. Werke von Paul Dardé, Jean-Joseph Carriès, Christian Behrens) und Opern wie der Freischütz von Carl Maria von Weber fanden hier Berücksichtigung und Anerkennung.
Entwicklung
Ende des 18. Jahrhunderts bildet sich in England die Schauerliteratur (Gothic Novel) als eigene Stilrichtung heraus. Stark von dieser englischen Dichtungsart beeinflusst ist der romantische Roman Nachtwachen, den Ernst August Friedrich Klingemann 1804 unter seinem Pseudonym »Bonaventura« veröffentlicht. Aus der Schwarzen Romantik und Schauerliteratur wiederum entwickelte sich im 19. Jahrhundert die moderne Horrorliteratur.
Motive
Die Auflistung folgender Haupt-Motive der Schwarzen Romantik geschieht in der Reihenfolge des ungefähren Beklemmungs-Grades von „leicht“ (oben) bis „stark“ (unten).
Sehnsucht, Fenstermotiv, Fernweh, Eskapismus, Wandermotiv, Wanderlust
Natur (z.B. Wanderwege, Berge, Höhlen, tiefe Gewässer, dunkle Wälder, einsame Lichtungen; aber auch symbolträchtige Tiere, Pflanzen und Naturerscheinungen wie Nebel, Mondschein, Gewitter)
Nacht
Gemäuer (z.B. Burgen, Spukschlösser, Klöster, Verliese, Kellergewölbe, Gruften, Spukhäuser, künstliche Ruinen, Ruinenarchitektur, Friedhöfe, Scheinfriedhöfe)
Das Böse
Kirche, Theologie, Religion, aber auch Glaubenszweifel und Philosophie
Phantastik
Fabelwesen (z.B. Elfen, Feen, Gespenster, Wiedergänger, Dämonen, Formwandler)
Doppelgänger
Femmes fatales
Parawissenschaft, Parapsychologie, Alchemie, Magie, Nekromantie, Okkultismus, Satanismus, Hexerei
Paraphile Erotik, Sadomasochismus, Perversion
Drogen (z.B. Alkohol, Opium, Morphium, Pilz-Extrakte, Tier-Elixiere)
(Alb-)Traum und Wirklichkeit
Melancholie, Depression, Resignation, Verzweiflung, Todessehnsucht
Hysterie, Besessenheit, Wahnsinn
Verfall
Suizid
Tod
literarische Vertreter und Beispielwerke
Marquis de Sade (1740–1814): Juliette
Ludwig Tieck (1773–1853): Der Runenberg
Matthew Gregory Lewis (1775–1818): The Monk (1796)
E. T. A. Hoffmann (1776–1822): Die Elixiere des Teufels, Der Sandmann
Lord Byron (1788–1824): Childe Harold’s Pilgrimage
Mary Shelley (1797–1851): Frankenstein
Gérard de Nerval (1808–1855): Aurélia
Edgar Allan Poe (1809–1849): Der Untergang des Hauses Usher
Charles Baudelaire (1821–1867): Die Blumen des Bösen
Gustave Flaubert (1821–1880): Die Versuchung des heiligen Antonius
Algernon Charles Swinburne (1837–1909): Tristram of Lyonesse
Quelle
Johann Heinrich Füssli: Der Nachtmahr (1802)
Sexualität und Tod, zwei Hauptmotive (Gemälde von Antoine Wiertz, 1847)
Charakteristika
Die Schwarze Romantik zeichnet sich dadurch aus, dass sie irrationale, melancholische Züge besonders betont und sich auch von der Gestaltung menschlichen Wahnsinns und vom „Bösen“ fasziniert zeigt, in Abkehr von der durch die Vernunft geleiteten Aufklärung und als Reaktion auf die Schrecknisse der Französischen Revolution. Künstler und Autoren der Strömung beschäftigen sich mit der Kehrseite des menschlichen Seins, wobei ihre Werke einen düsteren und resignativen oder sogar makaberen, schaurig-dämonischen bis satanischen Charakter aufweisen. Oft dient zur Schilderung abseitig-exzessiver Verhaltensweisen und phantastischer, grotesker Phänomene ein verfeinert-dekadenter Ästhetizismus in das Erotisch-Sensitive und Übersteigert-Morbide.
Sie fand in der Literatur, aber auch in der Bildenden Kunst ihren Niederschlag, die Grenzen zwischen Freude am Pittoresken und Todessehnsucht sind jedoch fließend, so dass sich die Schwarze Romantik hier nicht klar von der Hauptströmung der Romantik abgrenzen lässt. Die Ausstellung „Schwarze Romantik von Goya bis Max Ernst“ vom September 2012 bis Januar 2013 im Frankfurter Städel-Museum hingegen zählt neben den im Titel Genannten u.a. Johann Heinrich Füssli in England, Caspar David Friedrich und Carl Blechen in Deutschland, den Schweizer Arnold Böcklin, den Norweger Edvard Munch zu den Maler-Vertretern der als Geisteshaltung charakterisierten Schwarzen Romantik, aber auch filmischen Werke wie Der müde Tod (Fritz Lang), Nosferatu (F. W. Murnau), Dracula (Tod Browning) oder Vampyr von Carl Theodor Dreyer, Fotografien (z.B. von Brassaï), Skulpturen (z.B. Werke von Paul Dardé, Jean-Joseph Carriès, Christian Behrens) und Opern wie der Freischütz von Carl Maria von Weber fanden hier Berücksichtigung und Anerkennung.
Entwicklung
Ende des 18. Jahrhunderts bildet sich in England die Schauerliteratur (Gothic Novel) als eigene Stilrichtung heraus. Stark von dieser englischen Dichtungsart beeinflusst ist der romantische Roman Nachtwachen, den Ernst August Friedrich Klingemann 1804 unter seinem Pseudonym »Bonaventura« veröffentlicht. Aus der Schwarzen Romantik und Schauerliteratur wiederum entwickelte sich im 19. Jahrhundert die moderne Horrorliteratur.
Motive
Die Auflistung folgender Haupt-Motive der Schwarzen Romantik geschieht in der Reihenfolge des ungefähren Beklemmungs-Grades von „leicht“ (oben) bis „stark“ (unten).
Sehnsucht, Fenstermotiv, Fernweh, Eskapismus, Wandermotiv, Wanderlust
Natur (z.B. Wanderwege, Berge, Höhlen, tiefe Gewässer, dunkle Wälder, einsame Lichtungen; aber auch symbolträchtige Tiere, Pflanzen und Naturerscheinungen wie Nebel, Mondschein, Gewitter)
Nacht
Gemäuer (z.B. Burgen, Spukschlösser, Klöster, Verliese, Kellergewölbe, Gruften, Spukhäuser, künstliche Ruinen, Ruinenarchitektur, Friedhöfe, Scheinfriedhöfe)
Das Böse
Kirche, Theologie, Religion, aber auch Glaubenszweifel und Philosophie
Phantastik
Fabelwesen (z.B. Elfen, Feen, Gespenster, Wiedergänger, Dämonen, Formwandler)
Doppelgänger
Femmes fatales
Parawissenschaft, Parapsychologie, Alchemie, Magie, Nekromantie, Okkultismus, Satanismus, Hexerei
Paraphile Erotik, Sadomasochismus, Perversion
Drogen (z.B. Alkohol, Opium, Morphium, Pilz-Extrakte, Tier-Elixiere)
(Alb-)Traum und Wirklichkeit
Melancholie, Depression, Resignation, Verzweiflung, Todessehnsucht
Hysterie, Besessenheit, Wahnsinn
Verfall
Suizid
Tod
literarische Vertreter und Beispielwerke
Marquis de Sade (1740–1814): Juliette
Ludwig Tieck (1773–1853): Der Runenberg
Matthew Gregory Lewis (1775–1818): The Monk (1796)
E. T. A. Hoffmann (1776–1822): Die Elixiere des Teufels, Der Sandmann
Lord Byron (1788–1824): Childe Harold’s Pilgrimage
Mary Shelley (1797–1851): Frankenstein
Gérard de Nerval (1808–1855): Aurélia
Edgar Allan Poe (1809–1849): Der Untergang des Hauses Usher
Charles Baudelaire (1821–1867): Die Blumen des Bösen
Gustave Flaubert (1821–1880): Die Versuchung des heiligen Antonius
Algernon Charles Swinburne (1837–1909): Tristram of Lyonesse
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