Reinhard Meys Einmann-Show verzaubert
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Reinhard Meys Einmann-Show verzaubert
Grelle Lichter, Band und Knalleffekte braucht Reinhard Mey nicht. Die riesige Verstärkerbox auf der großen leeren schwarzen Bühne der Braunschweiger Stadthalle lässt ihn noch schmächtiger erscheinen. Doch in seiner Stimme ist er ganz groß. Das beweist das zweieinhalbstündige Konzert am Dienstagabend.
Dort oben steht ein drahtiger 68-Jähriger, der immer noch bübisch wirkt, locker hereinspringt in schwarzem Glanzhemd und Jeans, uns zu perlenden Gitarrenläufen im wohltuenden Singsang seines Baritons Geschichten erzählt.
Mit ihrer warmen Färbung passt Meys Stimme ideal zu den Texten bittersüßer Erinnerung, die den Abend bestimmen. Aber sie hat auch Kern für den Ton der Ermutigung, für das aufrüttelnde „Sei wachsam“, das er nicht nur in dem gleichnamigen Lied seinem Publikum zuruft.
Mey schleudert Gierbankern seine Sicht der Dinge entgegen
„Bleib erschütterbar und widersteh“ hieß ein Slogan der Friedensbewegung, und genau darauf ist Reinhard Meys Programm ausgerichtet. Einerseits schwelgt er in Erinnerungen, pflegt dabei das Bild vom verträumten scheuen Außenseiter, der sich in Musik und Poesie seine eigene Welt schafft, sich Lebenshelfer gewinnt, die bei aller Sentimentalität auch stark machen für die Bewährung im Realen. Und so wird er andererseits zum sanften Rebellen, der Machtpolitikern, Gierbankern und Kriegsgewinnlern durchaus kämpferisch seine Sicht der Dinge entgegenschleudert.
Die stets gereimten Texte vereinfachen, aber doch auf so poetische, oft wortwitzig pointierte Art, dass man ihm gerne folgt auf seinem Weg der Verrückten und Weggedrückten. „Gib mir Musik“ lautet sein Auftrittslied und seine Grundthese, und alles wird gut. Da tropfen denn auch ein paar Tränen aufs Frühstückstablett, und doch hat er recht, es gibt solche Musik, die einen inmitten des Flughafengetümmels, nach Einkaufsstress oder zehn nervigen Kunden im Job die Tränen in die Augen treiben.
Und ehrlich, sein Lied auf die Antje vom Imbiß an der B40, die immer weg wollte, aber stets dort blieb und nun die Bäuche und Seelen der Fernfahrer tröstet, es geht zu Herzen, und wie viele solcher lebensprallen Geschöpfe in unscheinbaren Existenzen gibt es doch. Gut ist, dass Mey dann wieder ein flottes Lied wie das vom bunten Hund nachschiebt.
Das Publikum feiert den Sänger mit Ovationen
Seine Eisenbahnnostalgie driftet allerdings in quälend lange Geschichtsanalyse ab. Gut gemeint, aber doch eine gar zu wohlmeinend vertextete Geschichtsstunde. Imitiert dort die Gitarrenbegleitung das monotone Geräusch des Nachtzugs, so gerät sie auch bei anderen Liedern auf Dauer recht eintönig. Man meint die schlichten Melodien, mit denen er seine spannenden Geschichten begleitet, immer schon zu kennen.
Und im zweiten Teil häufen sich auch die Kindheitsträume, vom Butterbrot bis zu den unbekannten „Schwestern, Freunde“, denen er noch was zu danken hat. Da hätte auch mal wieder ein flotterer, gesellschaftskritischer Titel gut getan. Wie jene Aufzählung all seiner Vatereigenschaften vom Korkenzieher bis zum Behördengänger, der „zarte Liebeslieder singen und das Altglas zum Container bringen“ muss. Brillant auch seine Satire auf die „Männer im Baumarkt“ mit dem Fazit: „Männer muss man einfach lieben. Männer muss man nicht verstehen.“
Selbstironisch entschuldigt sich Mey bei der Internet-Generation, der er seine langen Liebeslieder singt, wo sie doch heute mit „I kleiner als drei u“, bildlich: „I<3u, wörtlich „I love you“ per SMS fixer zum Zug kommen. Und auch die entsprechende Antwort erhalten. „I<3u2xxx“ – Mehr geht nicht!
Das Mehr-Generationen-Publikum in der ausverkauften Stadthalle feiert Mey mit Ovationen. Er hat sie verdient. Zweieinhalbstunden Einmann-Show mit Musik und Tiefgang, das gibt es heute nicht mehr so oft.
Quelle
Dort oben steht ein drahtiger 68-Jähriger, der immer noch bübisch wirkt, locker hereinspringt in schwarzem Glanzhemd und Jeans, uns zu perlenden Gitarrenläufen im wohltuenden Singsang seines Baritons Geschichten erzählt.
Mit ihrer warmen Färbung passt Meys Stimme ideal zu den Texten bittersüßer Erinnerung, die den Abend bestimmen. Aber sie hat auch Kern für den Ton der Ermutigung, für das aufrüttelnde „Sei wachsam“, das er nicht nur in dem gleichnamigen Lied seinem Publikum zuruft.
Mey schleudert Gierbankern seine Sicht der Dinge entgegen
„Bleib erschütterbar und widersteh“ hieß ein Slogan der Friedensbewegung, und genau darauf ist Reinhard Meys Programm ausgerichtet. Einerseits schwelgt er in Erinnerungen, pflegt dabei das Bild vom verträumten scheuen Außenseiter, der sich in Musik und Poesie seine eigene Welt schafft, sich Lebenshelfer gewinnt, die bei aller Sentimentalität auch stark machen für die Bewährung im Realen. Und so wird er andererseits zum sanften Rebellen, der Machtpolitikern, Gierbankern und Kriegsgewinnlern durchaus kämpferisch seine Sicht der Dinge entgegenschleudert.
Die stets gereimten Texte vereinfachen, aber doch auf so poetische, oft wortwitzig pointierte Art, dass man ihm gerne folgt auf seinem Weg der Verrückten und Weggedrückten. „Gib mir Musik“ lautet sein Auftrittslied und seine Grundthese, und alles wird gut. Da tropfen denn auch ein paar Tränen aufs Frühstückstablett, und doch hat er recht, es gibt solche Musik, die einen inmitten des Flughafengetümmels, nach Einkaufsstress oder zehn nervigen Kunden im Job die Tränen in die Augen treiben.
Und ehrlich, sein Lied auf die Antje vom Imbiß an der B40, die immer weg wollte, aber stets dort blieb und nun die Bäuche und Seelen der Fernfahrer tröstet, es geht zu Herzen, und wie viele solcher lebensprallen Geschöpfe in unscheinbaren Existenzen gibt es doch. Gut ist, dass Mey dann wieder ein flottes Lied wie das vom bunten Hund nachschiebt.
Das Publikum feiert den Sänger mit Ovationen
Seine Eisenbahnnostalgie driftet allerdings in quälend lange Geschichtsanalyse ab. Gut gemeint, aber doch eine gar zu wohlmeinend vertextete Geschichtsstunde. Imitiert dort die Gitarrenbegleitung das monotone Geräusch des Nachtzugs, so gerät sie auch bei anderen Liedern auf Dauer recht eintönig. Man meint die schlichten Melodien, mit denen er seine spannenden Geschichten begleitet, immer schon zu kennen.
Und im zweiten Teil häufen sich auch die Kindheitsträume, vom Butterbrot bis zu den unbekannten „Schwestern, Freunde“, denen er noch was zu danken hat. Da hätte auch mal wieder ein flotterer, gesellschaftskritischer Titel gut getan. Wie jene Aufzählung all seiner Vatereigenschaften vom Korkenzieher bis zum Behördengänger, der „zarte Liebeslieder singen und das Altglas zum Container bringen“ muss. Brillant auch seine Satire auf die „Männer im Baumarkt“ mit dem Fazit: „Männer muss man einfach lieben. Männer muss man nicht verstehen.“
Selbstironisch entschuldigt sich Mey bei der Internet-Generation, der er seine langen Liebeslieder singt, wo sie doch heute mit „I kleiner als drei u“, bildlich: „I<3u, wörtlich „I love you“ per SMS fixer zum Zug kommen. Und auch die entsprechende Antwort erhalten. „I<3u2xxx“ – Mehr geht nicht!
Das Mehr-Generationen-Publikum in der ausverkauften Stadthalle feiert Mey mit Ovationen. Er hat sie verdient. Zweieinhalbstunden Einmann-Show mit Musik und Tiefgang, das gibt es heute nicht mehr so oft.
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