Wo die NS-Raubgüter lagerten
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Wo die NS-Raubgüter lagerten
Es ist ein fast vergessenes Kapitel Offenbacher Geschichte: Auf dem Gelände der ehemaligen I.G.-Farben richteten die Amerikaner ein gigantisches Depot mit Millionen gestohlener jüdischer Bücher ein. Ein Buch und eine Ausstellung arbeiten diese Geschichte jetzt auf.
Es war eine gigantische Sammelstelle: Zwischen März 1946 und Juni 1949 verzeichneten die Amerikaner im Offenbach Archival Depot rund 3,5 Millionen Bücher und Ritualgegenstände - darunter mehrere hundert Thorarollen. Ihr Ziel: Sie wollten sie den ursprünglichen Eigentümern zurückgeben. Die ursprünglichen Eigentümer, das waren Privatleute, aber auch Museen, Synagogen oder Bibliotheken.
Die Räuber, das war eine berüchtigte Truppe, geleitet vom NS-Parteiideologen Alfred Rosenberg. Sein "Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg" (ERR) plünderte während des Krieges Museen, Galerien, Bibliotheken und Synagogen in ganz Europa aus und brachte insgesamt etwa 1,5 Millionen Eisenbahnwaggons voll geraubter Kulturgüter nach Deutschland.
Die Gegner erforschen
Zum Glück für die Amerikaner war Rosenberg dabei äußerst akribisch: Er habe "detailliert alle Raubzüge protokolliert, die Güter feinsäuberlich katalogisieren lassen und in verschiedene Depots gebracht", erzählt Gabriele Hauschke-Wicklaus von der Geschichtswerkstatt Offenbach. Sie hat jetzt eine Dokumentation zum Offenbach Archival Depot veröffentlicht, die die Geschichte des Sammellagers aufarbeitet.
So brachte die ERR viele der geraubten Güter nach Berlin. Das größte Lager aber lag in Frankfurt und nannte sich "Institut zur Erforschung der Judenfrage". Dort sammelten die Nationalsozialisten allein rund zwei Millionen Bücher. Rosenberg wollte damit die Gegner der nationalsozialistischen Weltanschauung erforschen, darunter Juden, Freimaurer und demokratische Organisationen.
Hinweise von Emigranten
Als die Amerikaner dann vormarschierten, bekamen sie von Emigranten wie Hannah Arendt oder Gershom Scholem Hinweise über die Ausplünderung wichtiger Kulturgüter. "Die Armee ist in den Besatzungszonen auf sehr viele Verstecke gestoßen, wo sie diese Raubgüter fanden", erzählt Gabriele Hauschke-Wicklaus. Aus den Verstecken wurden die Güter ins Offenbach Archival Depot transportiert, auch die Bücher aus dem Frankfurter "Institut zur Erforschung der Judenfrage". Nach und nach konnten die Amerikaner sie dann den ursprünglichen Besitzern oder deren Nachfahren zurückgeben.
Eine Ausstellung in der Offenbacher Stadtbibliothek beschäftigt sich nun mit diesem Thema. Zu sehen sind Fotos der Raubgüter, der beteiligten Personen und des Depots. Und auch die Dokumentation "Fast vergessen: Das amerikanische Bücherdepot in Offenbach am Main von 1945 bis 1949" von der Geschichtswerkstatt Offenbach widmet sich diesem bislang wenig beachteten Kapitel deutscher "Raubkunst"-Geschichte.
Quelle
Es war eine gigantische Sammelstelle: Zwischen März 1946 und Juni 1949 verzeichneten die Amerikaner im Offenbach Archival Depot rund 3,5 Millionen Bücher und Ritualgegenstände - darunter mehrere hundert Thorarollen. Ihr Ziel: Sie wollten sie den ursprünglichen Eigentümern zurückgeben. Die ursprünglichen Eigentümer, das waren Privatleute, aber auch Museen, Synagogen oder Bibliotheken.
Die Räuber, das war eine berüchtigte Truppe, geleitet vom NS-Parteiideologen Alfred Rosenberg. Sein "Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg" (ERR) plünderte während des Krieges Museen, Galerien, Bibliotheken und Synagogen in ganz Europa aus und brachte insgesamt etwa 1,5 Millionen Eisenbahnwaggons voll geraubter Kulturgüter nach Deutschland.
Die Gegner erforschen
Zum Glück für die Amerikaner war Rosenberg dabei äußerst akribisch: Er habe "detailliert alle Raubzüge protokolliert, die Güter feinsäuberlich katalogisieren lassen und in verschiedene Depots gebracht", erzählt Gabriele Hauschke-Wicklaus von der Geschichtswerkstatt Offenbach. Sie hat jetzt eine Dokumentation zum Offenbach Archival Depot veröffentlicht, die die Geschichte des Sammellagers aufarbeitet.
So brachte die ERR viele der geraubten Güter nach Berlin. Das größte Lager aber lag in Frankfurt und nannte sich "Institut zur Erforschung der Judenfrage". Dort sammelten die Nationalsozialisten allein rund zwei Millionen Bücher. Rosenberg wollte damit die Gegner der nationalsozialistischen Weltanschauung erforschen, darunter Juden, Freimaurer und demokratische Organisationen.
Hinweise von Emigranten
Als die Amerikaner dann vormarschierten, bekamen sie von Emigranten wie Hannah Arendt oder Gershom Scholem Hinweise über die Ausplünderung wichtiger Kulturgüter. "Die Armee ist in den Besatzungszonen auf sehr viele Verstecke gestoßen, wo sie diese Raubgüter fanden", erzählt Gabriele Hauschke-Wicklaus. Aus den Verstecken wurden die Güter ins Offenbach Archival Depot transportiert, auch die Bücher aus dem Frankfurter "Institut zur Erforschung der Judenfrage". Nach und nach konnten die Amerikaner sie dann den ursprünglichen Besitzern oder deren Nachfahren zurückgeben.
Eine Ausstellung in der Offenbacher Stadtbibliothek beschäftigt sich nun mit diesem Thema. Zu sehen sind Fotos der Raubgüter, der beteiligten Personen und des Depots. Und auch die Dokumentation "Fast vergessen: Das amerikanische Bücherdepot in Offenbach am Main von 1945 bis 1949" von der Geschichtswerkstatt Offenbach widmet sich diesem bislang wenig beachteten Kapitel deutscher "Raubkunst"-Geschichte.
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