Großeinsatz gegen "Hells Angels" in Norddeutschland

Mit einem Rammbock zerschlagen Spezialkräfte morgens um 5 Uhr die Glastür zum Kieler Eros-Center. Im gesamten Rotlichtviertel an der Förde, das von den "Hells Angels" kontrolliert werden soll, laufen solche Blitz-Durchsuchungen an. Der Einsatz der Superlative im Norden soll dazu dienen, insgesamt 194 Ermittlungsverfahren gegen 69 Beschuldigte voranzubringen. Rund 1200 Polizisten sind im Einsatz, bis zum Nachmittag wurden fünf Männer verhaftet, alles Führungsmitglieder des verbotenen Kieler Chapters der "Hells Angels". Gegen zwei bereits inhaftierte Kieler Rocker werden weitere Haftbefehle erlassen. Bei Hannover wird "Hells Angels"-Boss Frank Hanebuth aus dem Schlaf gerissen. Gegen 5 Uhr morgens kreiste ein Hubschrauber über seinem mit Stacheldraht gesicherten Anwesen in Bissendorf-Wietze. Spezialeinsatzkräfte der GSG 9 seilten sich von dem Helicopter ab, weitere Beamte der Antiterror-Einheit brachen das Holztor auf und drangen auf das Gelände ein. So schilderte es Hanebuth wenig später seinem Anwalt Götz von Fromberg. Bis zum Mittag durchsuchten Polizei und Staatsanwaltschaft das Privathaus des 47-jährigen Zwei-Meter-Mannes, der als einer der einflussreichsten Rockerchefs in Deutschland gilt. Mit Sturmhauben maskierte Beamte sicherten mit Maschinenpistolen das Tor des Anwesens. Gegen 11 Uhr kamen Polizisten mit Koffern und Rucksäcken heraus.

Hanebuth ist Beschuldigter in einem Verfahren der Kieler Staatsanwaltschaft gegen die "Höllenengel", am Donnerstag wurden rund 80 Gebäude und Wohnungen durchsucht. Es geht um Körperverletzung, Menschenhandel, Waffenhandel und Korruption. Hanebuth streitet ab, von den Delikten gewusst oder sie gar angestiftet zu haben. "Er weist die Vorwürfe als völlig abwegig zurück", sagte der Anwalt. Er kritisierte zudem: "Der erste Zugriff war sehr massiv und unverhältnismäßig." So hätten die Polizisten Türen eingetreten und vor Hanebuths kleinem Sohn einen jungen Hund erschossen.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) zeigte sich skeptisch gegenüber einem generellen Verbot der "Hells Angels" oder vergleichbarer Rockerbanden. Den "Kieler Nachrichten" sagte er: "Wenn man eine Vereinigung verbieten will, muss es eine hinreichend verfestigte Struktur geben. Man kann ja nicht einfach Menschen verbieten."

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