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Industriegeschichte: Hanomag

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Industriegeschichte: Hanomag Empty Industriegeschichte: Hanomag

Beitrag  checker So März 17, 2013 6:18 am

Die Hannoversche Maschinenbau AG war ein 1871 gegründetes Unternehmen, das Lokomotiven, Lastkraftwagen, Ackerschlepper, Personenwagen und Baumaschinen herstellte. Es zählte neben der Continental AG zu den größten hannoverschen Industriebetrieben. Nach einer Übernahme durch den Unternehmer Horst-Dieter Esch musste die Hanomag 1984 Konkurs anmelden. 1989 übernahm der Komatsu-Konzern Anteile der Hanomag und seit 2002 ist die Komatsu Hanomag GmbH eine 100%-Tochter des Unternehmens.

Industriegeschichte: Hanomag 176px-Hannoversche_Maschinenbau_AG.svg

Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 10. März 1871
Auflösung Februar 1984
Auflösungsgrund Insolvenz
Sitz Hannover
Branche Maschinenbau
Produkte Lokomotiven, Lastkraftwagen, Ackerschlepper, Personenwagen, Baumaschinen

Vorläufer des Unternehmens war das am 6. Juni 1835 von Georg Egestorff unter dem Namen Eisen-Giesserey und Maschinenfabrik Georg Egestorff gegründete Werk im damaligen Dorf Linden, welches 1885 Stadtrechte erhielt und 1920 nach Hannover eingemeindet wurde. Die Erben des 1868 verstorbenen Egestorff verkauften die Anteile an Bethel Strousberg, den Eigentümer der Hannover-Altenbekener Eisenbahn. Dieser musste bereits 1871 nach einem gescheiterten Geschäft in Rumänien, bei dem es um den Bau von 900 km Eisenbahnstrecke und die Lieferung von Lokomotiven ging, das Werk wieder verkaufen.

Industriegeschichte: Hanomag 800px-Hanomag_Fabrik_Hannover
Denkmalgeschütztes, früheres Hanomag-Werksgebäude am Deisterplatz in Hannover. An den oberen Gebäudeecken befinden sich die beiden Monumentalskulpturen „Industrie" und „Arbeit".

Am 10. März 1871 gründete ein Bankenkonsortium die Hannoversche Maschinenbau Actien-Gesellschaft vorm. Georg Egestorff, Linden vor Hannover. Im Jahr 1904 ließ der Direktor Erich Metzeltin zur Kostenersparnis den Namen für die Telegrafie auf Hanomag verkürzen; dieser wurde ab 1912 dann auch als Briefadresse verwendet. 1917 wurde nach Plänen von Alfred Sasse ein neues Werksgebäude am Deisterplatz errichtet, das heute unter Denkmalschutz steht.


Industriegeschichte: Hanomag 800px-Egestorff_Maschinenfabrik
Egestorff Maschinenfabrik und Eisengießerei etwa Mitte des 19. Jahrhunderts

Industriegeschichte: Hanomag 800px-1916-09-30_Anweisung_Reihe_1_Nr._33008_Hannoversche_Maschinenbau-Actien-Gesellschaft_Hanomag_Mark_1_Gustav_ter_Meer_Erich_Metzeltin
Notgeld von 1916 der Hanomag;
Unterschrift Gustav ter Meer, Erich Metzeltin, ...

Im Werk erhöhte sich während des Dritten Reiches die Rüstungsgüterproduktion stetig: Während 1933 deren Anteil noch bei 40% lag, stieg die Zahl bis 1936 auf 60%; gleichzeitig vervierfachte sich die Beschäftigtenzahl von 2.500 auf 10.000. Mit Beteiligung des Eisenwerks Wülfel wurde 1939 die M.N.H. Maschinenfabrik Niedersachsen G.m.b.H. gegründet, die in Linden (Badenstedt), Wülfel und Laatzen Betriebsstätten unterhielt.[1] Die beiden größten hannoverschen Rüstungsbetriebe Hanomag/MNH bauten leichte Zugkraftwagen (Sd.Kfz. 10, Sd.Kfz. 11), Schützenpanzerwagen (Sd.Kfz. 251), Panzer (Panzer V „Panther“ und Jagdpanzer V), schwere Feldhaubitzen, 10,5-cm/12,8-cm-Flak sowie 28-cm-Eisenbahnkanonen. Großkalibermunition stellte die Hanomag ab 1936 im Dreischichten-Betrieb her. Die MNH als reines Rüstungsunternehmen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg demontiert.

Industriegeschichte: Hanomag 799px-Hanomag_Werbung_1931_logo
Logo aus PKW-Werbung 1931

Den von der Stettiner Firma Stoewer entwickelten „Leichten Einheits-Pkw" produzierte die Hanomag als E l Pkw/20 B für die Wehrmacht bis 1940. Das geländegängige Fahrzeug mit Allradantrieb wurde ebenfalls in Lizenz im BMW-Werk Eisenach als BMW 325 (E l PKW/325) hergestellt. Alle drei Hersteller bauten insgesamt etwa 11.000 Exemplare mit einheitlichen Fahrgestellen und Karosserien, verwendeten aber Motoren aus der jeweils eigenen Produktion. Zu den Wehrmachtsfahrzeugen zählte auch ein leistungsfähiger Zugkraftwagen (ZgKW) mit einem 6-Zylinder-Dieselmotor von 100 PS und einer Doppelkabine. Unter der Bezeichnung SS 100 LN wurde er zuerst an die Luftwaffe, später auch an das Heer ausgeliefert.

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Halbkettenfahrzeug SdKfz 10
von Hanomag/MNH
(Russland, Juni 1941)

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Leichter Einheits-Pkw

Nach Plänen von Emil Mewes, der auch am Bau des Volkswagenwerkes bei Fallersleben beteiligt war, wurde 1938 der Gebäudekomplex am Hanomag-Haupttor an der Göttinger Straße gebaut, der im Stil der Zeit mit der übergroßen Skulptur eines „Hammermanns“ betont wurde. An Stelle der 1869 noch unter der Ära von Bethel Strousberg gebauten Arbeitersiedlung „Klein-Rumänien" wurde ab 1943 die Halle I an der Göttinger Straße errichtet, deren Tragwerk ursprünglich für eine U-Boot-Fertigungshalle in der Nordwerft der Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven vorgesehen war. Das daher auch als „U-Boot-Halle“ bezeichnete Gebäude wurde erst Ende 1944 fertig und für die Rüstungsproduktion nicht mehr verwendet.

In den 1940er Jahren war die Wiederaufnahme des 1931 eingestellten Lokomotivbaus geplant; das Unternehmen war jedoch mit den anderen Aufträgen völlig ausgelastet.

1958 übernahm Rheinstahl die Hanomag. 1965 übernahm Rheinstahl auch die Tempo-Werke. 1969 fusionierten innerhalb des Rheinstahl-Konzerns Tempo, die Nutzfahrzeug-Sparten von Hanomag und der Henschel-Werke zur Hanomag-Henschel Fahrzeugwerke GmbH (HHF). Die Daimler-Benz AG beteiligte sich zunächst, übernahm die Gesellschaft bis 1971 jedoch ganz. Ab 1970 wurden nach und nach Mercedes-Benz-Dieselmotoren (BR Cool in die Hanomag-Henschel-Fahrzeuge eingebaut, beispielsweise in die Harburger Transporter. 1974 verschwand der Markenname Hanomag-Henschel ganz.

Im Juli 1974 verkaufte Rheinstahl die Hanomag für 120 Millionen DM an Massey Ferguson. Pläne, den Baumaschinenbau des Konzerns in Hannover zu bündeln, wurden nicht mehr umgesetzt.

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Rheinstahl-Hanomag-Logo nach der Übernahme von 1958

Zum 1. Februar 1980 übernahm der Unternehmer Horst-Dieter Esch die Hanomag für 30 Millionen DM und gliederte sie zusammen mit anderen Baumaschinenfirmen in seine IBH-Holding ein, um den größten Baumaschinenkonzern der Welt zu formen. Die Hanomag sollte mit massiver öffentlicher Hilfe wieder wettbewerbsfähig gemacht werden; so war der Verkauf des Betriebsgeländes an die Stadt Hannover für 48 Millionen DM vorgesehen.[2] Die IBH endete im November 1983 im Konkurs, in dessen Folge auch die Hanomag im Februar 1984 Konkurs anmelden musste. Esch wurde im März 1984 verhaftet und im Oktober des gleichen Jahres vom Landgericht Koblenz wegen Betrug in Tateinheit mit Konkursverschleppung zu sechseinhalb Jahren Haft und 90.000 DM Geldstrafe verurteilt.[3][4] Ende März 1984 wurden die letzten Mitarbeiter entlassen.

Die Unternehmer Alfred Gassmann, Helmut Gassmann und Günter Papenburg gründeten im April 1984 eine Auffanggesellschaft, die Hanomag GmbH,[2] welche 1988 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. 1989 übernahm der Baumaschinenhersteller Komatsu Anteile der Hanomag AG. Seit 2002 ist die Komatsu Hanomag GmbH eine 100-prozentige Tochter des international agierenden Unternehmens und firmiert seither als Komatsu-Hanomag GmbH. In Hannover werden Radlader von 54 bis 353 PS und seit 2005 auch Mobilbagger von 14 bis 22 Tonnen produziert. Die Produktionszahlen konnten 2007 um 1.400 Einheiten auf knapp 3.900 Maschinen erhöht werden. Der Umsatz betrug 356 Millionen Euro, was einer Steigerung von 62 Prozent zum Vorjahr entspricht.

Das weitläufige Werksgelände im Stadtteil Linden-Süd wurde zu einer Industriebrache, die nur in kleinen Bereichen weitergenutzt wurde. Heute ist das Gelände eine Mischung aus Industriebrache und Umnutzung durch Baumärkte, Autoteilehandel, Kfz-Prüfdienst und Verwaltungsbauten von Polizei und Universität.

Die „U-Boot Halle" beherbergte nach Nutzung als Lagerraum und einem längeren Leerstand in den 1980er und 1990er Jahren eine Diskothek und den Technoclub „Cyberhouse". Seit 2010 befindet sich in einem Teil der Halle ein Fahrradhandel. Die Halle und weitere Gebäude auf dem Gelände stehen unter Denkmalschutz.

Die Hanomag gehörte jahrzehntelang zu den bedeutendsten Lokomotivproduzenten in Deutschland - bereits 1846 lieferte die Maschinenfabrik Georg Egestorff an die Königlich Hannöversche Staatseisenbahnen ihre erste Dampflokomotive „Ernst August“, die den Eröffnungszug von Lehrte nach Hildesheim zog. In der Folgezeit belieferte das Lindener Werk insbesondere die Staatsbahnen von Braunschweig und des Königreichs Hannover. Nach dem Deutschen Krieg wurde Hannover 1866 preußische Provinz und die Fabrik baute nun hauptsächlich Lokomotiven für die Preußischen Staatseisenbahnen. Erwähnenswert sind die Baureihen S 1, S 5.1, S 7, S 9, G 8, G 10 und G 12, die zum Teil bei Hanomag entwickelt und gefertigt wurden. Mit 999 Exemplaren war die preußische G 8.1 die nach Stückzahl größte in Linden gebaute Baureihe, wobei der Anteil an der Gesamtproduktion dieser Lok genau 20% betrug.


Industriegeschichte: Hanomag Hanomag996
Fabrikschild der Lokomotive Nr. 996 der Hannoverschen Maschinenbau Actien-Gesellschaft im DTMB

Bethel Henry Strousberg erwarb 1868 das Werk in Linden, um für seine Bahnen unabhängig von anderen Lieferanten zu werden. Durch seine rationelle Normierung von Lokomotiventeilen wurden die Produktionskapazitäten deutlich vergrößert. Ein großes Problem war der fehlende Gleisanschluss der Fabrik, weswegen die neuen Lokomotiven umständlich auf Pferdewagen zum Staatsbahnhof transportiert werden mussten. Erst als 1872 die Hannover-Altenbekener Eisenbahn eröffnet wurde, bekam die direkt am Bahnhof Linden-Fischerhof liegende Hanomag einen Eisenbahnanschluss.

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Hanomag-Dampflok von 1899

Ab 1894 war die Hanomag auch exklusiver Lieferant der Oldenburgischen Staatsbahn.

Ein wichtiges Standbein des Werkes war der Export: Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurden etwa 40% der Lokomotiven ins Ausland geliefert, insbesondere an die rumänische und die bulgarische Bahngesellschaft. Auch Werks- und Privatbahnen gehörten zu den Kunden.

1880 wurde als Prototyp eine der ersten Motorlokomotiven der Welt gebaut.[5] Nach Patentproblemen gab man dies jedoch wieder auf und beschränkte sich weiterhin auf die Herstellung von Dampfloks.

Nach einem Wechsel in der Direktion kündigte sich 1922 eine Verschiebung im Produktionsspektrum weg vom Lokomotivbau an. Eine wesentliche Ursache war der nach dem Ersten Weltkrieg stark gesunkene Bedarf an Lokomotiven. Nach 10578 ausgelieferten Lokomotiven stellte die Hanomag am 29. Juni 1931 deren Herstellung ein. Aufgrund der Stornierung einiger Aufträge ist 10765 die höchste vergebene Fabriknummer. Das gesamte Lokomotivgeschäft mit der Abnahmequote der Deutschen Reichsbahn verkaufte die Hanomag an Henschel & Sohn in Kassel.

In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg ließ Hanomag verschiedene Ansichtskarten durch den Hof-Fotografen Georg Alpers junior produzieren; den Karten waren neben der Abbildung der jeweiligen Lokomotive eine Reihe technischer Details der Zugmaschinen aufgedruckt sowie Auflage und Herstellungsjahr und eine Nummerierung der Ansichtskarten, die so zum Sammeln angeboten wurden.[6]

Ab 1905 stellte Hanomag Lastkraftwagen her. 1969 wurde diese Sparte in die Hanomag-Henschel-Fahrzeugwerke GmbH ausgegliedert, zunächst mit einer 51% Beteiligung der Daimler-Benz AG, die später auf 100% aufgestockt wurde.

Industriegeschichte: Hanomag 800px-Hanomag_ST_100
Zugmaschine ST 100

Hanomag hatte sich in den 1930er Jahren einen Namen vor allem mit leichten, mittleren und schweren Zugmaschinen gemacht, einem zu dieser Zeit vor allem in Nahverkehrsbereich geläufigen Fahrzeugtyp ohne oder mit nur kleiner Ladefläche, an das ein oder mehrere Anhänger angehängt wurden. In der Kriegszeit wurden viele der schweren SS-100-Zugmaschinen (SS=Straßenschlepper) für den Kriegseinsatz gebaut. Bereits 1945 wurde der Bau dieses Modells als Friedensproduktion wieder aufgenommen, nun unter dem Namen ST 100 wiederum als ziviler Straßenschlepper, ebenso kamen die beiden kleineren Modelle ST 55 und ST 20 in den nächsten Jahren wieder heraus (die Zahl gab die ungefähre PS-Leistung der Fahrzeuge an). 1950 endete die Produktion der seitherigen Fabrikate. Aus der schweren Zugmaschine ST 100 war unterdessen ein konventioneller Lastwagen entwickelt worden, der sich jedoch nur in kleiner Zahl verkaufte und 1951 wieder vom Markt verschwand.

1950 war mit dem Hanomag L 28 ein leichter Lastwagen als kleiner Langhauber mit 1,5 Tonnen Nutzlast erschienen. In den folgenden Jahren erschienen weitere Varianten für bis zu drei Tonnen Nutzlast. Das Modell verkaufte sich gut und wurde bis 1960 gebaut. Eine besondere Rolle spielte der aus dem konventionellen Hanomag L 28 abgeleitete Typ AL 28, der als kompaktes Allradfahrzeug ab 1958 gebaut und vor allem von Bundesgrenzschutz, Bereitschaftspolizei und Hilfsdiensten wie dem THW gekauft wurde. Der AL 28 wurde bis 1971 produziert.

Ab 1958 erschienen als kleine Frontlenker die Nachfolger des L 28, die je nach Größe und Nutzlast bei nahezu identischem Aussehen Hanomag Kurier, Garant und Markant hießen. Kleinster und meist verkaufter dieser Drillinge war der 1958 erschienene Kurier für zwei Tonnen Nutzlast.

Die Kurier-Baureihe wurde 1967 durch die Hanomag F-Reihe ersetzt. Diese wirkte etwas wuchtiger als die Vorgänger. Die von Louis Lucien Lepoix entworfenen kubisch gezeichneten Fahrerhäuser waren als Kurzhauber mit nach vorne abfallender Motorhaube konzipiert. Die Modellpalette begann bei 2,1 Tonnen Nutzlast mit dem Modell F 45. Größtes Modell war der 1969 erschienene F 86 mit gut 5 Tonnen Nutzlast bei 8,5 Tonnen Gesamtgewicht. Die Bezeichnungen gaben das ungefähre Gesamtgewicht in 100 kg an (F 45 also 4,5 Tonnen Gesamtgewicht). Nach der Übernahme der Nutzfahrzeugsparte durch Daimler-Benz im Jahr 1971 wurde die F-Reihe parallel zu den vergleichbaren Transportern Mercedes-Benz T 2 noch bis 1973 weitergebaut und dann durch letztere vollständig ersetzt.

Hanomag kooperierte seit 1955 mit dem Vidal & Sohn Tempo-Werk in Hamburg-Harburg. Nachdem dessen Gründer Oscar Vidal 1965 seine letzten Anteile an dem Werk an die Rheinstahl abgegeben hatte, wurden die hier produzierten Kleintransporter Tempo Matador E fortan als Hanomag verkauft. Diese wurden 1967 durch die noch von Vidal & Sohn entwickelten Modelle F 20 bis F 35 (Harburger Transporter) ersetzt. Sie wurden später als Mercedes-Benz 206 noch bis 1977 weitergebaut und dann durch den Mercedes-Benz T 1 abgelöst.

Von 1925 bis 1941 stellte Hanomag Kleinwagen und Pkw der Mittelklasse her. Eine Wiederaufnahme der Pkw-Produktion im Jahre 1951 scheiterte. Der Volksmund kommentierte die schlichte Bauweise des Typs 2/10 mit dem Spitznamen „Kommissbrot“ und dem Spruch: „Zwei Kilo Blech, 'ne Dose Lack - fertig ist der Hanomag“.

1912 nahm Hanomag die Produktion von Tragpflügen mit bis zu 80 PS starken Benzolmotoren auf. 1924 erschien der erste Ackerschlepper WD 26 mit Benzolmotor, 1931 der erste Dieselschlepper RD 36 mit 4-Zylinder-Motor und 5195 cm³ Hubraum. Hanomag war 1939 und Anfang der 1950er Jahre Marktführer. 1951 entstand eine Reihe neuer Schlepper, basierend auf einem Baukastensystem mit 2-, 3- und 4-Zylinder-Motoren. 1953 folgte eine teilweise Umstellung auf 2-Takt-Dieselmotoren. Diese Motoren waren aber nicht ausgereift und wenig standfest, was einen massiven Einbruch der Verkaufszahlen zur Folge hatte. Seit 1962 wurden nur noch 4-Takt-Dieselschlepper gebaut bis zur Einstellung der Produktion 1971.

Von 1912 bis 1971 verließen mehr als 250.000 Maschinen von 12 bis 92 PS die Werkshallen in Hannover. Außerdem gab es Fertigungsstätten in Argentinien und Lizenzverträge mit dem spanischen Industriellen Eduardo Barreiros.

Das Landtechnik-Unternehmen Wilhelm Fricke GmbH kaufte nach der Hanomag-Insolvenz die Schlepper-Ersatzteile auf und verkauft diese bis heute. Das Unternehmen produziert Teile nach und ist dadurch der wichtigste Teile-Versorger für Hanomag Traktoren.

Seit 1931 werden bei der Hanomag Baumaschinen hergestellt. Heute werden von Komatsu-Hanomag leichte und schwere Radlader sowie Mobilbagger hergestellt, welche unter der Marke Komatsu vertrieben werden.

Zu später Berühmtheit gelangte das Lkw-Modell "Kurier" von Hanomag durch seine Rolle als Fahrzeug von Meister Röhrich in den Werner-Filmen und -Büchern. Auch die Kölner Rockband BAP erwähnt im Refrain des Liedes "maat et joot" einen alten Hanomag, ein "ausrangiertes Grenzschutzwrack". Der AL 28 wurde nach der Ausmusterung beim Bundesgrenzschutz häufig als Wohnmobil genutzt.

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Industriegeschichte: Hanomag Empty Hanomag - Aufstieg und Fall einer Legende

Beitrag  Heiliger Hotze Mi März 11, 2020 11:01 am


Heiliger Hotze
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