Industriegeschichte: Hugo Greffenius ( MIAG )
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Industriegeschichte: Hugo Greffenius ( MIAG )
Wie wir ja wissen von der Geschichte der Luther Werke, war auch Herr Hugo Greffenius beteiligt.
Hierzu habe ich folgendes gefunden.
16 Jahre Industriegeschichte: Die Mühlenbau und Industrie AG – kurz MIAG- von 1937-1953 in Ober-Ramstadt
Unter diesem Titel hat der Verein für Heimatgeschichte in Ober-Ramstadt an eine bedeutende Zeit Ober-Ramstädter Industriegeschichte erinnern wollen. Entsprechend dieser Bedeutung – das MIAG-Gelände ist noch heute nach mehr als 50 Jahren des Produktionsendes bei den Bürgern in aller Munde – war die Zuhörerschaft im Scheunensaal der Hammermühle beträchtlich.
Im Vortrag skizziert Reinhold Reinmöller die Entwicklung der MIAG zu einem Weltkonzern im Bau von Industriemühlen, Getreidespeichern, Wasserturbinen, Großdrehöfen, pneumatischen Förderanlagen, Pappefabriken, Zementfabriken und Fahrzeugen für den Transport von Gütern in der industriellen und handwerklichen Produktion.
Fabrikationsstätten waren außer in Deutschland in Österreich, Italien und Argentinien, Auslandsvertretungen auf allen Kontinenten in mehr als 50 Ländern.
Das Gründungsdatum der MIAG war der 25.12. 1925 in Frankfurt. Der dortige Maschinenbauer Hugo Greffenius (Greffeniuswerke in der Mainzer Landstraße) hatte die Bildung der kartellmäßigen Interessengemeinschaft von Mühlenbauern als Aktiengesellschaft initiiert und vorangetrieben. Weitere Teilhaber waren Luther und AGK in Braunschweig sowie Seck und Kapler in Berlin und Dresden.
Zeitgleich haben sich Hugo Greffenius (Geldgeber) mit Hans Gustav Röhr (Konstrukteur) in Ober-Ramstadt auf den Weg gemacht, im ehemaligen Munitionswerk von Max Walbinger hochwertige PKW zu produzieren, die unter dem Namen Röhr 8 bekannt wurden. Die Wagen waren auf einem hohen technischen Stand und der Zeit etwa 10 Jahre voraus.
Röhr 8 Typ F
Wegen der hohen Verluste beim Bau der Autos, die zunächst über Hugo Greffenius durch Entnahme von Kapital aus der MIAG ausgeglichen wurden, mussten auf Druck der MIAG-Teilhaber die Ober-Ramstädter Röhr-Werke 1930 schließen. Zugleich wurde auch das MIAG-Werk von Hogo Greffenius in Frankfurt zum Ausgleich finanziell abgewickelt und das Firmengebäude geräumt. Die brauchbaren Maschinen wurden als Ausgleich nach Braunschweig in die dortigen Werke überführt.
Erst 1937 besann sich die MIAG ihres stilliegenden Werks in Frankfurt, um dort die Produktion von Ackerschleppern (LD 20) und der Straßenzugmaschinen
(ID 20) von andern Produktionsstandorten zu einer Fließfertigung in der Mainzer Landstraße zusammenzuführen.
Auch in Ober-Ramstadt hat die MIAG – wieder zeitgleich und vermutlich wegen der bekannten Verknüpfungen mit Hugo Greffenius - die dortigen Industrieanlagen der früheren Autowerke Röhr käuflich erworben und dort die Fertigung von Hochhubwagen (später unter dem Begriff Gabelstapler bekannt), Tranportkarren (Wiesel) und Kränen entwickelt.
Im Zweiten Weltkrieg war die Beteiligung der MIAG an der Rüstungsproduktion bedeutend. Als wehrwirtschaftliches Unternehmen musste die MIAG u.a. Panzer (Sturmgeschütz III) und Schlachtflugzeuge (Me 110) bauen.
StuG III
Me110
Ober-Ramstadt war diesbezüglich zuständig für die Kettenfertigung. Vermutlich deshalb blieb das Werk von Bombardierungen verschont, weil die US-Army das Werk am 15.4.1945 unbeschädigt beschlagnahmen und wenige Monate später die eigenen Panzerketten und Laufrollen (bis zum Abzug aus Ober-Ramstadt 1993) erneuern konnten.
Der MIAG blieb nur ein sehr kleiner Teil (ehemals die Sozial- und Umkleideräume mit einer Werkhalle) südlich der Eingangspforte.
Trotz der schwierigen Umstände konnte die MIAG mit überzeugenden Neuentwicklungen an die wirtschaftlichen Erfolge der Vorkriegszeit anknüpfen. So wurde der Transportkarren Wiesel und die Kranfahrzeuge technisch und optisch überarbeitet und neue motorbetriebene Transportfahrzeuge, Gabelstapler, Flugzeugschlepper, Ackerschlepper und Straßenzugmaschinen entwickelt und gefertigt.
1953 kam dann das Ende der MIAG in Ober-Ramstadt: Die notwendige bauliche Erweiterung scheiterte mangels passender Siedlungsfläche. Über 200 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz in Ober-Ramstadt, einige wenige gingen mit der Verlagerung der Fertigung nach Braunschweig ins Hauptwerk. Zurück blieb eine Immobilienverwaltungsgesellschaft, die schließlich das Gelände 1983 der Bundesrepublik Deutschland verkaufte.
Der Vortrag wurde umrahmt von Erlebnissen, Bildern, Lehrlingswochenberichten und anderen persönlichen Erinnerungsstücken ehemaliger MIAG-Mitarbeiter, die in großer Zahl erschienen waren.
Zudem waren die Luftaufnahmen der Alliierten aus der Kriegzeit eindrucksvoll. Mit Stereobrillen wurden die Gebäude und die gesamte Umgebung der MIAG (bis in Einzelheiten) sichtbar und boten reichlich Gesprächsstoff für Erörterungen rund ums MIAG-Gelände.
Unter anderem blieb die Frage offen, wo sich denn das Zwangsarbeitslager „Buchwald-Lager Leonhard Gebhardt“ befand?
Wer Auskunft darüber geben kann, wende sich bitte telefonisch an Martel Döring vom Verein für Heimatgeschichte, Telefon 06151-147858.
Quelle
Hierzu habe ich folgendes gefunden.
16 Jahre Industriegeschichte: Die Mühlenbau und Industrie AG – kurz MIAG- von 1937-1953 in Ober-Ramstadt
Unter diesem Titel hat der Verein für Heimatgeschichte in Ober-Ramstadt an eine bedeutende Zeit Ober-Ramstädter Industriegeschichte erinnern wollen. Entsprechend dieser Bedeutung – das MIAG-Gelände ist noch heute nach mehr als 50 Jahren des Produktionsendes bei den Bürgern in aller Munde – war die Zuhörerschaft im Scheunensaal der Hammermühle beträchtlich.
Im Vortrag skizziert Reinhold Reinmöller die Entwicklung der MIAG zu einem Weltkonzern im Bau von Industriemühlen, Getreidespeichern, Wasserturbinen, Großdrehöfen, pneumatischen Förderanlagen, Pappefabriken, Zementfabriken und Fahrzeugen für den Transport von Gütern in der industriellen und handwerklichen Produktion.
Fabrikationsstätten waren außer in Deutschland in Österreich, Italien und Argentinien, Auslandsvertretungen auf allen Kontinenten in mehr als 50 Ländern.
Das Gründungsdatum der MIAG war der 25.12. 1925 in Frankfurt. Der dortige Maschinenbauer Hugo Greffenius (Greffeniuswerke in der Mainzer Landstraße) hatte die Bildung der kartellmäßigen Interessengemeinschaft von Mühlenbauern als Aktiengesellschaft initiiert und vorangetrieben. Weitere Teilhaber waren Luther und AGK in Braunschweig sowie Seck und Kapler in Berlin und Dresden.
Zeitgleich haben sich Hugo Greffenius (Geldgeber) mit Hans Gustav Röhr (Konstrukteur) in Ober-Ramstadt auf den Weg gemacht, im ehemaligen Munitionswerk von Max Walbinger hochwertige PKW zu produzieren, die unter dem Namen Röhr 8 bekannt wurden. Die Wagen waren auf einem hohen technischen Stand und der Zeit etwa 10 Jahre voraus.
Röhr 8 Typ F
Wegen der hohen Verluste beim Bau der Autos, die zunächst über Hugo Greffenius durch Entnahme von Kapital aus der MIAG ausgeglichen wurden, mussten auf Druck der MIAG-Teilhaber die Ober-Ramstädter Röhr-Werke 1930 schließen. Zugleich wurde auch das MIAG-Werk von Hogo Greffenius in Frankfurt zum Ausgleich finanziell abgewickelt und das Firmengebäude geräumt. Die brauchbaren Maschinen wurden als Ausgleich nach Braunschweig in die dortigen Werke überführt.
Erst 1937 besann sich die MIAG ihres stilliegenden Werks in Frankfurt, um dort die Produktion von Ackerschleppern (LD 20) und der Straßenzugmaschinen
(ID 20) von andern Produktionsstandorten zu einer Fließfertigung in der Mainzer Landstraße zusammenzuführen.
Auch in Ober-Ramstadt hat die MIAG – wieder zeitgleich und vermutlich wegen der bekannten Verknüpfungen mit Hugo Greffenius - die dortigen Industrieanlagen der früheren Autowerke Röhr käuflich erworben und dort die Fertigung von Hochhubwagen (später unter dem Begriff Gabelstapler bekannt), Tranportkarren (Wiesel) und Kränen entwickelt.
Im Zweiten Weltkrieg war die Beteiligung der MIAG an der Rüstungsproduktion bedeutend. Als wehrwirtschaftliches Unternehmen musste die MIAG u.a. Panzer (Sturmgeschütz III) und Schlachtflugzeuge (Me 110) bauen.
StuG III
Me110
Ober-Ramstadt war diesbezüglich zuständig für die Kettenfertigung. Vermutlich deshalb blieb das Werk von Bombardierungen verschont, weil die US-Army das Werk am 15.4.1945 unbeschädigt beschlagnahmen und wenige Monate später die eigenen Panzerketten und Laufrollen (bis zum Abzug aus Ober-Ramstadt 1993) erneuern konnten.
Der MIAG blieb nur ein sehr kleiner Teil (ehemals die Sozial- und Umkleideräume mit einer Werkhalle) südlich der Eingangspforte.
Trotz der schwierigen Umstände konnte die MIAG mit überzeugenden Neuentwicklungen an die wirtschaftlichen Erfolge der Vorkriegszeit anknüpfen. So wurde der Transportkarren Wiesel und die Kranfahrzeuge technisch und optisch überarbeitet und neue motorbetriebene Transportfahrzeuge, Gabelstapler, Flugzeugschlepper, Ackerschlepper und Straßenzugmaschinen entwickelt und gefertigt.
1953 kam dann das Ende der MIAG in Ober-Ramstadt: Die notwendige bauliche Erweiterung scheiterte mangels passender Siedlungsfläche. Über 200 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz in Ober-Ramstadt, einige wenige gingen mit der Verlagerung der Fertigung nach Braunschweig ins Hauptwerk. Zurück blieb eine Immobilienverwaltungsgesellschaft, die schließlich das Gelände 1983 der Bundesrepublik Deutschland verkaufte.
Der Vortrag wurde umrahmt von Erlebnissen, Bildern, Lehrlingswochenberichten und anderen persönlichen Erinnerungsstücken ehemaliger MIAG-Mitarbeiter, die in großer Zahl erschienen waren.
Zudem waren die Luftaufnahmen der Alliierten aus der Kriegzeit eindrucksvoll. Mit Stereobrillen wurden die Gebäude und die gesamte Umgebung der MIAG (bis in Einzelheiten) sichtbar und boten reichlich Gesprächsstoff für Erörterungen rund ums MIAG-Gelände.
Unter anderem blieb die Frage offen, wo sich denn das Zwangsarbeitslager „Buchwald-Lager Leonhard Gebhardt“ befand?
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