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Massenproteste: Brasilianer wollen Schulen statt WM-Stadien

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Beitrag  checker Di Jun 18, 2013 7:48 am

Nächstes Jahr ist Brasilien Gastgeber der Fußball-WM, derzeit läuft die Generalprobe. Das treibt Hunderttausende auf die Straße, im Protest gegen Regierungspolitik und Korruption.

Massenproteste: Brasilianer wollen Schulen statt WM-Stadien FBL-WC2014-CONFED-PROTEST

Und wieder leuchtet das Handydisplay von Bruna Marques in der Nacht von Rio de Janeiro hell auf. "Wir schicken uns Tipps, was man gegen Tränengas tun kann", sagt die 28-Jährige. "Und dass wir ruhig bleiben und uns nicht provozieren lassen sollen." Die Kunststudentin gehört zu den vielen Tausend jungen Brasilianern, die am Montag dem Aufruf von sozialen Bewegungen gefolgt sind.
"Brasilien steht auf", lautete das Motto, das sich am Morgen wie ein Lauffeuer durch die sozialen Netzwerke verbreitete. Am Nachmittag dann im Zentrum die große Überraschung: Es sind tatsächlich Zehntausende, wenn nicht Hunderttausend Menschen gekommen. Für ein Land wie Brasilien, in dem schon viel passieren muss, ehe die Menschen auf die Straße gehen, ist das außergewöhnlich.
Hunderte Kilometer trennen São Paulo, Rio de Janeiro und Brasilia, und doch verbindet die mehr als 200.000 Brasilianer, die am Montag in diesem riesigen Land auf die Straße gingen, um gegen die Milliardenausgaben für den am Samstag begonnenen Konföderationen-Pokal, die Fußball-WM 2014 und Olympia 2016 zu demonstrieren, ein unsichtbares Band des Protestes.

Mitgebracht haben sie Plakate mit handgeschriebenen Botschaften: "Wir wollen keinen Cup, wir wollen eine Metro" und "Schulen statt Stadien" steht darauf zu lesen. Der Protest richtet sich gegen die brasilianische Regierung und die Fifa.
Zorn über schmucke Arena
Der Fußball-Weltverband reagierte zunächst hilflos. Am Montagmorgen hatte er zum täglichen Media-Briefing in das für knapp 500 Millionen Euro frisch renovierte Maracanã-Stadion eingeladen, Nachhaltigkeit und Investitionen in soziale Projekte standen auf dem Programm. Vielleicht war es das schlechte Gewissen, das den Tagesordnungspunkt bestimmte.
Zumindest der Ort ist ein Statement: Die schmucke Arena, mit Steuergeldern komplett saniert, wird bald privatisiert werden. Für den neuen, milliardenschweren Eigentümer ist das ein Schnäppchen, für den brasilianischen Steuerzahler, der die Renovierung bezahlt hat, ein Schlag ins Gesicht. Allein diese Entscheidung sorgt für Kopfschütteln in dem fußballverrückten Land, galt die historische Arena doch immer auch als die "Arena des Volkes".
"Wir wollen, dass unser Land endlich vernünftig regiert wird", sagt die 23 Jahre alte Studentin Luiza Felipe in Rio de Janeiro. "Es kann nicht sein, dass wir Milliarden in neue Stadien stecken und unsere Schulen, Universitäten und Kindergärten verrotten", sagt sie aufgebracht. Dann stürzt sich die angehende Theaterwissenschaftlerin wieder ins Getümmel.
Die große Mehrheit der Demonstranten ist friedlich. Auch Gustavo Petro, 25, ist gekommen. Er hat sich als Clown verkleidet, die bunte Farbe klebt ihm im Gesicht. Doch seine Botschaft ist nicht lustig. "Wir wollen, dass diese Korruption endlich aufhört. Zu viel Geld ist in dunklen Kanälen verschwunden", sagt er, und dabei verwandelt der Zorn sein eigentlich lustiges Gesicht eine bizarre Faltenlandschaft.
Proteste in sozialen Netzwerken
Seine Mitstreiter filmen die Geschehnisse mit ihren Mobiltelefonen, um sie anschließend in die sozialen Netzwerke hochzuladen. Viele Szenen erinnern an ähnliche Momente, wie sie in den vergangenen Wochen, Monaten und Jahren im arabischen Raum stattgefunden haben. Kleine Videosequenzen sollen beweisen, dass die Aggressionen von der Polizei und nicht von den Demonstranten ausgegangen sind.
Die Clips zeigen Wirkung: Am Dienstagmorgen sind die sozialen Netzwerke voll von Solidaritätsbekundungen. Immer mehr junge Brasilianer schließen sich den digitalen Protesten an. Aber es gibt eben auch einige wenige Chaoten, die die Proteste ausnutzen. Sie werfen Steine, die Situation droht zeitweilig zu eskalieren, doch am Ende bleibt es überwiegend friedlich.
Das Tempo und die Dynamik der Entwicklung überraschen. Dabei nimmt Brasiliens Protestbewegung gerade erst Fahrt auf. All das geschieht pünktlich zum Veranstaltungsmarathon in Rio de Janeiro.
Nach dem Confed-Cup kommt der Weltjugendtag nach Brasilien, bei dem Papst Franziskus seine Lieblingsbotschaft verkünden wird, die die Demonstranten gern hören werden: "Vergesst die Armen nicht." Danach folgen die Mega-Spektakel Fußball-WM 2014 und die Olympischen Spiele 2016.
Gespaltene Fußballnation
Eigentlich hatte die Fifa in Brasilien mit Begeisterung und Dankbarkeit gerechnet. Die Entscheidung, die WM nach Brasilien, ein klassisches Fußball-Land, zu vergeben, sollten die Brasilianer mit farbenfrohen Fußball-Festen und telegener Begeisterung zurückzahlen. Doch die Basis dieser Fußballnation wehrt sich vehement. Und die Stimmung kippt.
Eintrittspreise, die sich ein normaler Durchschnittsverdiener trotz Wirtschaftswachstum nicht mehr leisten kann, sorgen für eine Art ökonomischer Selektion in den Stadien. Dort dominiert die weiße Mittel- und Oberschicht, wie am Sonntag beim Spiel Mexiko gegen Italien. Sie genießen es, unter sich zu sein, auch sie filmen und fotografieren sich gegenseitig.
Mit Sektgläsern in der Hand posieren sie während der Nationalhymne auf den Business-Plätzen und posten die Bilder anschließend stolz im Netz. Auch das ist eine Botschaft: "Wir gehören dazu, ihr nicht." Nun prallen diese Welten aufeinander: Der Durchschnitts-Brasilianer, der mit ansehen muss, wie milliardenteure Stadien entstehen, für die er sich keine Tickets mehr leisten kann. Und die wohlhabende Oberschicht, die während der Party nicht gestört werden will.
Drahtseilakt für Rousseff
Für Brasiliens linksgerichtete Präsidentin Dilma Rousseff ist das ein politischer Drahtseilakt. Die Proteste kommen aus jenem Lager, das zu ihrer Wahlklientel gehört. Auf der Ehrentribüne nimmt sie nun neben Fifa-Präsident Sepp Blatter und dem umstrittenen Vorsitzenden des brasilianischen Fußballverbandes, José Marín, Platz. Die Bilder vermitteln den Eindruck, sie gehöre zum Establishment.
Sie muss ihren eigenen Weg aus der Krise noch finden, ohne nachhaltig Schaden zu nehmen. "Friedliche Demonstrationen" seien legitim, sagte sie in einer ersten Reaktion. Am Dienstag dann erklärte sie: "Brasilien ist heute stärker aufgewacht." Die "Großartigkeit der Demonstrationen" von Montag habe die Energie der Demokratie bewiesen. Ihre Regierung höre diese Stimmen, die nach Veränderungen riefen.
Die Proteste in Brasilien sind keine Ausnahme. Schon vor ein paar Wochen sind fast eine Million Menschen in Buenos Aires auf die Straße gegangen. Auch sie protestierten gegen die Korruption in der Regierung von Cristina Kirchner, der sie einen diktatorischen Regierungsstil vorwarfen.
Ähnliches passierte in Venezuela, wo die Menschen die Parolen der regierenden Sozialisten satthaben und mit Löffeln auf die Kochtöpfe schlugen. Die Ursache dafür liegt in tiefer Enttäuschung: Viel hatten Rousseff, Kirchner und Chávez-Nachfolger Nicolas Maduro ihren Landsleuten versprochen, doch profitiert haben wieder einmal nur die Reichen und die eigene Regierungsmannschaft.
Pfeifkonzert für Präsidentin
Rousseff steckt in der Klemme. Einerseits hat das Land Verträge mit der Fifa und dem Internationalen Olympischen Komitee unterschrieben, die die Prachtbauten für Fußball-WM und Olympische Spiele garantieren, andererseits hat die Regierung die Menschen auf diesem Weg nicht mitgenommen.
Auch in São Paulo, wo der Protest jüngst wegen der Fahrpreiserhöhungen für öffentliche Verkehrsmittel begann, entsteht ein neues Stadion. Doch die Stadt bräuchte viel dringender ein funktionierendes Nahverkehrssystem. In vielen Städten hat die Regierung dem Bau der Stadien alles untergeordnet.
Das schafft Frust und Wut bei den Bürgern, die die Zeche in Form von höheren Steuern und Abgaben zu zahlen haben. Eben diese Enttäuschung entlädt sich nun auf der Straße. Beim Eröffnungsspiel Brasilien gegen Japan bekam Rousseff die ganze Wucht des Proteststurms zu spüren: Ein gnadenloses Pfeifkonzert ertönte, als das Gesicht der Präsidentin auf den Bildschirmen erschien.
Gefeiert wird in Brasilien trotzdem. Gegenüber dem Maracanã-Stadion treffen sich junge Brasilianer in einem der höchsten Stockwerke zu einer Balkon-Party. Passanten jubeln ihnen von unten zu. Sie haben ein Bettlaken bemalt und mit riesigen Buchstaben aufgehängt. Wer von der VIP-Tribüne des Stadions kommt, kann die Botschaft auch von dort aus lesen: "Fuck the Cup".

Quelle

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