„Braunschweig 1913“
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„Braunschweig 1913“
Wenn am heutigen Sonntag die neue Ausstellung „Braunschweig 1913“ im Städtischen Museum am Löwenwall eröffnet wird, dann ist das im doppelten Wortsinn ein geschichtsträchtiges Ereignis.
Inhaltlich sowieso, das versteht sich fast von selbst, vor allem aber, weil genau vor 100 Jahren am 3. November das junge Herzogpaar Ernst August und Victoria Luise ihren feierlichen Einzug in der Stadt hielten. Genau jener Einzug ist die Anfangsstation der Ausstellung, die einen Blick in die wilhelminische Zeit, die gesellschaftlichen Kräfte und das Leben in Braunschweig ermöglicht. Die Exponate für sich genommen, sind vielleicht gar nicht so spektakulär, einzigartig und besonders reizvoll werden sie dadurch, dass sie eben alle den direkten Braunschweig-Bezug haben. Auf Seite 20 nehmen wir Sie mit zu einem Ausstellungsrundgang.
Am Eröffnungssonntag kann die Ausstellung von 13 bis 17 Uhr besucht werden. Parallel findet vor dem Städtischen Museum von 11 bis 17 Uhr ein historischer Jahrmarkt statt.
Der feierliche Einzug des Herzogpaars würde heutzutage wahrscheinlich zum „Event“ umbenannt, doch die gesamte royale Inszenierung, inklusive Merchandising mit Erinnerungsmünzen, Victoria-Luise-Konterfei in Marzipan sowie Postkarten, die mediale Begleitung, die Organisation mit Streckenplan und Auflistung, welche Vereine und Schulen wo Stellung zum Winken und Jubeln beziehen sollen, steht einem gesellschaftlichen Großereignis von heute in Nichts nach. „Nichts wurde dem Zufall überlassen“, betont Museumsdirektorin Cecilie Hollberg beim Rundgang mit Kulturdezernentin Dr. Anja Hesse. Nicht alle ließen sich zum kollektiven Jubel hinreißen: Die Gewerkschaften riefen zeitgleich die Arbeiter zum Ausflug ins Querumer Holze auf – stiller Protest gegen ein übermächtiges Staatssystem und soziale Ungerechtigkeit. Das Wahlrecht im Braunschweiger Land sorgte dafür, dass die Stimme des Volkes wenig Gewicht hatte. Hollberg: „Obwohl 61 Prozent die Sozialdemokraten gewählt hatten, kamen diese nicht an die Regierung.“
In der Ausstellung wird das Abbild des Brautkleides von Victoria Luise der Leinenschürze einer Arbeiterin gegenübergestellt, an der Hörstation ist ein Arbeiterlied zu hören und Hugo der Nachtwächter liest einen Text Otto Bennemanns.
So politisch rückständig – aus heutiger Sicht – Braunschweig 1913 war, so aufstrebend und aufgeschlossen war die Stadt in den Bereichen Wirtschaft und Wissenschaft, Kunst und Kultur.
In der Ausstellung stehen dafür Voigtländer-Kameras, Westermann-Atlas und Messapparate, Gemälde, die die künstlerische Avantgarde repräsentieren ebenso wie die Ankündigung einer Ausstellung mit Werken Max Liebermanns.
Der Fußball war 1913 übrigens noch kein Thema, das die Massen bewegte. Der Spielankündigung Eintracht Braunschweig gegen Hannover 96 wurde sicherheitshalber die Erklärung der Spielregeln beigefügt …
Quelle
Inhaltlich sowieso, das versteht sich fast von selbst, vor allem aber, weil genau vor 100 Jahren am 3. November das junge Herzogpaar Ernst August und Victoria Luise ihren feierlichen Einzug in der Stadt hielten. Genau jener Einzug ist die Anfangsstation der Ausstellung, die einen Blick in die wilhelminische Zeit, die gesellschaftlichen Kräfte und das Leben in Braunschweig ermöglicht. Die Exponate für sich genommen, sind vielleicht gar nicht so spektakulär, einzigartig und besonders reizvoll werden sie dadurch, dass sie eben alle den direkten Braunschweig-Bezug haben. Auf Seite 20 nehmen wir Sie mit zu einem Ausstellungsrundgang.
Am Eröffnungssonntag kann die Ausstellung von 13 bis 17 Uhr besucht werden. Parallel findet vor dem Städtischen Museum von 11 bis 17 Uhr ein historischer Jahrmarkt statt.
Der feierliche Einzug des Herzogpaars würde heutzutage wahrscheinlich zum „Event“ umbenannt, doch die gesamte royale Inszenierung, inklusive Merchandising mit Erinnerungsmünzen, Victoria-Luise-Konterfei in Marzipan sowie Postkarten, die mediale Begleitung, die Organisation mit Streckenplan und Auflistung, welche Vereine und Schulen wo Stellung zum Winken und Jubeln beziehen sollen, steht einem gesellschaftlichen Großereignis von heute in Nichts nach. „Nichts wurde dem Zufall überlassen“, betont Museumsdirektorin Cecilie Hollberg beim Rundgang mit Kulturdezernentin Dr. Anja Hesse. Nicht alle ließen sich zum kollektiven Jubel hinreißen: Die Gewerkschaften riefen zeitgleich die Arbeiter zum Ausflug ins Querumer Holze auf – stiller Protest gegen ein übermächtiges Staatssystem und soziale Ungerechtigkeit. Das Wahlrecht im Braunschweiger Land sorgte dafür, dass die Stimme des Volkes wenig Gewicht hatte. Hollberg: „Obwohl 61 Prozent die Sozialdemokraten gewählt hatten, kamen diese nicht an die Regierung.“
In der Ausstellung wird das Abbild des Brautkleides von Victoria Luise der Leinenschürze einer Arbeiterin gegenübergestellt, an der Hörstation ist ein Arbeiterlied zu hören und Hugo der Nachtwächter liest einen Text Otto Bennemanns.
So politisch rückständig – aus heutiger Sicht – Braunschweig 1913 war, so aufstrebend und aufgeschlossen war die Stadt in den Bereichen Wirtschaft und Wissenschaft, Kunst und Kultur.
In der Ausstellung stehen dafür Voigtländer-Kameras, Westermann-Atlas und Messapparate, Gemälde, die die künstlerische Avantgarde repräsentieren ebenso wie die Ankündigung einer Ausstellung mit Werken Max Liebermanns.
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