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Die Hungersnot in der Ukraine 1932-1933

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Die Hungersnot in der Ukraine 1932-1933 Empty Die Hungersnot in der Ukraine 1932-1933

Beitrag  checker Mo Aug 04, 2014 6:23 am

Planmässiger Massenmord an 6 Millionen Bauern
zur Durchsetzung der "Kollektivierung" unter Stalin

Zusammenfassung
Die Grausamkeit des Stalin-Regimes, Hungersnöte als politisches Mittel einzusetzen, kann an diesem Beispiel exemplarisch nachvollzogen werden. Bis zur Perestroika wurde die Hungersnot verleugnet. Die Daten sprechen für sich selbst. Um so mehr muss denjenigen Menschen entgegengetreten werden, die bis heute behaupten, das Stalin-Regime hätte auch "gute Seiten" gehabt. Das Stalin-Regime war Vorbild für das Hitler-Regime. Hitler und Teile Europas wie die "USA" bezogen aus den Stalinschen Grausamkeiten 1940 ihre moralische "Berechtigung", ebenso grausam zu sein.

Bis heute wollen gewisse Regierungen meinen, eine Berechtigung zu Grausamkeiten zu haben...

Michael Palomino
Dezember 2000 / März 2005

Chronologie

1918/1921
Sowjetunion: Erbitterter Widerstand der Bauern gegen Beschlagnahmungen
v.a. in der Ukraine und Nord-Kaukasus, den fruchtbarsten Gebieten (S.188).

1920

Nord-Kaukasus: Deportation der Stanitsy-Kosaken
(S.182)

ab 1921
Sowjetunion: Lenins Wirtschaftpolitik "NEP" (Nowaja Ekonomitscheskaja Politika)
Bauern können ihre Ernte verteilen und eine eigene Viehzucht aufbauen:

-- 12-15% wird als Saatgut zurückgelegt
-- 25-30% kann dem Vieh verfüttert werden
-- 15-20% wird frei verkauft
-- der Rest, mindestens 30%, bleibt für den Eigenbedarf (S.179).

1921/1922
Sowjetunion: Hungersnot - Appelle an Hilfsorganisationen
Mit den Appellen an internationale Hilfsorganisationen gibt das kommunistische Regime die Hungersnot in der Sowjetunion zu (S.178).

Ende 1928
Sowjetunion: Straflagerkapatzität: 30.000
(S.170)

ab Anfang 1929
Sowjetunion: Steuererhöhungen gegen Kulaken - Verarmung
Eintreten starker Verarmung bei den Kulakenbetrieben durch Steuererhöhungen (S.166).

Plan zur Entkulakisierung und zur Einrichtung von Kolchosen/Kollektivierung - 3 Kategorien von Kulaken: Vernichtung des politischen Gegners - Nomadenvernichtung in Kasachstan - Bereicherung bei Beschlagnahmungen - hohe Sterblichkeit und Chaos bei Deportationen bis zur "Deportationsaussetzung" und Massentod

ab Nov 1929
Sowjetunion: Molotows Kollektivierungsplan zur Entmachtung der Kulaken - Zustimmung des ZK
Molotow wirbt vor dem Zentralkomitee ZK für einen neuen Kollektivierungsplan, um einen Durchbruch in der Wirtschaft und Kollektivierung schaffen zu können. Als Begründung führt er an, dass Russland einen direkten Angriff durch "die Imperialisten" fürchten müsse. Das ZK stimmt zu (S.165).

27.12.1929
Sowjetunion: Stalin: Ankündigung der Liquidierung der Kulaken als Klassen

Gründung einer Liquidierungskommission unter Molotow: 3 Kategorien von Kulaken
Stalin kündigt an, gegenüber den Kulaken von "ausbeuterischen Tendenzen [...] zur Liquidierung der Kulaken als Klasse" überzugehen. Stalin lässt eine Kommission zur Liquidierung der Kulaken unter Molotow gründen. Einteilung der Kulaken in drei Kategorien:

- Kulaken der 1.Kategorie: 60.000 Familien, die in "konterrevolutionäre Aktivitäten verwickelt" sind, sollen verhaftet und mitsamt Familie in die Arbeitslager der GPU gebracht werden, bei Widerstand hingerichtet werden (S.165), der Besitz beschlagnahmt werden

- Kulaken der 2.Kategorie: sind Bauern mit "weniger starker Opposition", sind aber dennoch "fürchterliche Ausbeuter". Durch "Hinweise" von "Aktivisten" der jeweiligen Regionen, d.h. durch Denunziation durch drei bis vier arme Bauern an einen KP-Funktionär, sollen die mittelreichen Bauern als Kulaken abgestempelt, beraubt und deportiert werden

- Kulaken der 3.Kategorie: sind die Bauern, die zur Stalin-Regierung "loyal" sind, sollen am Rand der Distrikte angesiedelt werden, um Steppe zu kollektivieren: "ausserhalb der kollektivierten Zonen, auf Feldern, die die Bodenverbesserung benötigen. Vorgehen ebenfalls mittels Denunziation durch drei bis vier arme Bauern an einen KP-Funktionär.

Die realen Bedingungen:

Die KP-Funktionäre müssen auf alte Steuerlisten zurückgreifen, weil die Kulakenbetrieben zum Teil schon am Verarmen sind
-- insgesamt sollen 3-5% aller Kulakenbetriebe liquidiert werden

-- die Aktion soll durch den Geheimdienst GPU, die Partei und die lokalen Exekutivkomitees ausgeführt werden

-- die Verhaftungen und Enteignungen sind von "Spezialbrigaden" durchzuführen, bei den Kulaken der 1. Kategorie durch die politische Polizei (S.166).

Die Anzahl Enteignungen ist als Richtwert vorgeschrieben, womit ungerechte Verhaftungen in Massen vorprogrammiert sind (S.167).


1930

Kasachstan: Kollektivierung, Enteignung: Nomaden verlieren 80% des Viehbestandes
(S.188). Die Kollektivierung zu Kolchosen zerstört die dortige Nomadenwirtschaft (S.182).

ab Anfang 1930
Sowjetunion: Kollektivierung und Kolchosenwirtschaft - hohe Landwirtschaftsabgaben für 4-Jahres-Plan
Der Staat verlangt einen viel zu grossen Teil für sich, so dass für die Bauern und die Regionen relativ wenig übrigbleibt. Die Steuersätze für die Kolchosen:

-- in der Ukraine: 30%
-- im reichen Kubangebiet und im nördlichen Kaukasus: 38%
-- in Kasachstan: 33% (S.179).

5.1.1930
Sowjetunion: Präsentation des Kollektivierungsplans - "Richtwert" 60.000 - 45.000 nach Nordrussland, 15.000 ins Uralgebiet
-- Beginn der Kollektivierung im nördlichen Kaukasus und am unteren und mittleren Abschnitt der Wolga, geplanter Abschluss bis Herbst 1930

-- Abschluss der Kollektivierung in den rechtlichen Getreideanbaugebieten im Herbst 1931 (S.165). Richtwert von Jagoda: 60.000 für die Kulaken der 1.Kategorie, die zu verhaften sind, was von der GPU ausgeführt werden soll (S.169).

Deportationsplan des Politbüros: 60.000 Familien bis Ende April, davon 45.000 nach Nordrussland [ans Weisse Meer] und 15.000 ins Uralgebiet (S.171).

Anfang 1930-1931
Sowjetunion: Deportation von 1,8 Mio. Bauern zur Zwangskollektivierung von Agrarland
100.000e sterben auf den Deportationen (S.165). Deportiertensterblichkeit liegt um die 10% jährlich (S.175).

ab Anfang Jan 1930
Sowjetunion: Entkulakisierung: Die Praxis ist Bereicherung - Beginn der Revolten
Statt den Besitz der Kulaken zu beschlagnahmen und den Fonds der Kolchosen weiterzuleiten, kommt es zu hemmungsloser Bereicherung durch arme Bauern und Spezialbrigaden (S.166), z.T. zu "Abrechnungen" unter den Bauern in alten Fehden. Es wird alles beschlagnahmt, inklusive Kleider und Geschirr. Die Güter werden für lächerliche Preise versteigert. Der Raub geht ins Unermessliche, weil die "Richtwerte" erfüllt werden müssen oder sogar zu übertreffen.

Um Beschlagnahmungen zu rechtfertigen, werden unmögliche Gründe erfunden. Der Verdacht einer nicht dem Sozialismus entsprechenden Handlung reicht zur Plünderung und Deportation aus. Solche Verdachtsmomente sind:

-- Vorwurf der Privatschlachtung
-- Vorwurf, einen Bauern eine gewisse Zeit beschäftigt zu haben,
-- Vorwurf, illegale Geschäfte betrieben zu haben
-- Vorwurf, unter dem Zar als Offizier gedient zu haben
-- Vorwurf, religiös zu sein
-- Vorwurf, gegen die Entkulakisierung Widerstand zu leisten (S.167).

In der Folge kommt es zu 402 registrierten Revolten und Massenkundgebungen von Bauern gegen Kollektivierung und Entkulakisierung (S.167).

Feb 1930
Sowjetunion: 1048 Revolten gegen die Entkulakisierung
(S.167), v.a. in der West-Ukraine [wegen Kontakten mit Polen und Westeuropa], dem nördlichen Kaukasus- und Schwarzerdegebiet.

Die Männer schicken ihre Frauen vor, die Frauendemonstrationen organisieren, in der Meinung, dass die Polizei den Frauen weniger antun werden als wenn Männer demonstrieren (S.168).

Anfang Feb 1930
Sowjetunion: Beginn der Deportation der Kulaken der 2. Kategorie
Plan: bis Ende April 60.000 Familien deportieren, 45.000 in den Norden, 15.000 in den Ural (S.171).

Feb 1930-Dez.1931
Sowjetunion: Deportation von rund 1.800.000 Entkulakisierten
(S.174)

15.2.1930
Sowjetunion: Geheimbericht der GPU: 64.589 "Liquidierungen"
das Plansoll ist um 4589 übertroffen worden.
Darunter sind aber nicht nur Kulaken, sondern auch "fremde Elemente", um die Distrikte zu "reinigen":

-- Polizisten des alten Regimes des Zaren
-- alte "weisse Offiziere"
-- Geistliche und Nonnen
-- Bauern mit Handwerksbetrieben
-- ehemalige Händler
-- Mitglieder der dörflichen Intelligenz (S.169).

Die Deportationen in Arbeitslager haben begonnen. Über Hinrichtungen schweigt sich der Bericht aus (S.170).

16.2.1930
Sowjetunion: Stalin-Befehl zu Deportationen von 15.000 Familien nach Sibirien
an den regionalen Parteisekretär Westsibiriens, Eiche: 15.000 Familien nach Sibirien bis Ende April.

Stalin:
"Es kann nicht akzeptiert werden, dass Sibirien und Kasachstan angeblich keine Deportierten aufnehmen können. Sibirien muss bis Ende April unbedingt 15.000 Familien aufnehmen."

Eiche antwortet, dass die Ansiedlung von 15.000 Familien in Sibirien 40 Mio. Rubel kosten werde. In der Folge erhält Eiche das Geld aber nie (S.171).

ab 16.2.1930
Sowjetunion: Deportationen von 15.000 Kulakenfamilien der 2. Kategorie nach Sibirien
40 Leute pro Güterwagen, 480 kg Gepäck pro Familie.
-- es fehlt jede Kooperation
-- es fehlen Hausbauten, wochenlanges Unterbringen der Bauern in Bahnhöfen, Kasernen
-- viele Bauern können flüchten

-- die Deportationszüge bleiben fast alle in grossen Rangierbahnhöfen stecken, so dass es zu regelrechten Bahnhofslagern kommt: in Wologda, Kotlas, Rostow, Swerdlowsk, Omsk

-- die Bevölkerung oder auch Bahnarbeiter schreiben Protestbriefe über die Zustände auf den Bahnhöfen, was aber nichts nützt (S.171).

Feb/März 1930
Sowjetunion: Keine Koordination des Bauernwiderstands - Stalin beginnt mit Säuberungen
Die Bauern schaffen es nicht, eine zentrale Organisation zu gründen, die den Widerstand gegen das Stalin-Regime koordiniert.

In der Folge reagiert das Stalin-Regime mit Säuberungen und dem Vorwurf der Rebellion gegen das Regime, vor allem in der West-Uktraine:

-- über 15.000 Festnahmen in der Westukraine
-- 26.000 Festnahmen in anderen Teilen der Ukraine
-- 650 Hinrichtungen
-- 20.200 Todesurteile (S.169).

ab 1.3.1930 ca.
Gulag: "Unterbringung" der Deportierten: Aussortieren und Siedlungsbau
Aussortieren der arbeitsfähigen Männer, provisorische Unterbringung der Familien (S.171) in Barackenlagern, die Männer müssen unter Überwachung die Siedlungen bauen, die "abseits von den Verkehrswegen" liegen müssen, sind Strecken von 100en von Kilometern, die jeweils mit Wagen oder Schlitten zurückgelegt werden (S.172).

2.3.1930
Sowjetunion: Pressekampagne Stalins gegen die Bereicherung der Entkulakisierer. Artikel: "Der Rausch des Erfolgs"
in allen grossen Zeitungen mit Anprangerung der Erfolgssucht der lokalen Funktionäre, die massenweise Kulaken nur wegen dem Richtwert in die Kolchosen gezwungen haben (S.167-168).

ab 3.3.1930
Sowjetunion: Bauernflucht von den Kolchosen und Rückeroberung der geraubten Güter
Reaktion auf den Artikel "Der Rausch des Erfolgs":

-- 5 Millionen Bauern verlassen die Kolchosen

-- die Beraubten holen sich zum Teil mit Gewalt und in aufständischen Gruppen das Gerät und Vieh zurück, das ihnen von armen Bauern geraubt worden war

-- es kommt zu 6500 Massenkundgebungen, davon werden 800 mit Gewalt niedergeschlagen, Tod mehrerer 100 Beamten, Anschläge, Tod mehrerer 1000 Bauern (S.168).

ab Anfang März 1930
Sowjetunion: Beginn der Deportation der Kulaken der 3. Kategorie - Hungermärsche
müssen zum Teil 100e von Kilometern zu Fuss gehen wegen Pferdemangel, zum Teil Strecken von über 300 km

-- können ohne Pferde kein Gepäck mitführen
-- haben kaum Werkzeug für den Siedlungsbau
-- müssen in der Steppe Erdlöcher graben, die dann mit Ästen und Laub überdeckt werden
-- werden bei Baustellen in Baracken mit Dreierpritschen gehalten (S.172).

Ende März 1930
Sowjetunion: Bilanz: 6528 Revolten gegen die Entkulakisierung - Eskalation gegen Staatseinrichtungen
Da die Bauern, die geplündert haben, nichts des geraubten Gutes abgeben wollen, schweissen sich die Dorfgemeinschaften wieder zusammen (S.167).
Es kommt zur Plünderung von Verwaltungsgebäuden, Bauernkomitees übernehmen tagelang die Verwaltung ganzer Städte.

Forderungen:
-- Rückgabe der geraubten Güter und des Besitzes
-- Auflösung der Kolchosen
-- Wiedereinführung der Handelsfreiheit
-- Wiedereinführung der Kirche (S.168).

Rückkehr der bereits Deportierten (S.168-169), Abschaffung der bolschewistischen Macht in der Ukraine und Wiederherstellung der Unabhängigkeit (S.169).
In der Folge muss die Stalin-Regierung ihre Pläne zur Kollektivierung ändern. Er plant eine landesweite Kampagne gegen die, die sich an den Kulaken bereichert haben (S.167).

Anfang April 1930
Sowjetunion: Stalin nimmt den Terror der Entkulakisierung zurück
aber immer noch 1992 Aufstände und Kundgebungen. Stalin lässt aber seinen Wirtschaftsplan weiterlaufen (S.168).

Sommer 1930
Sowjetunion: Aufbau eines Netzes von Arbeitslagern unter der GPU - Strassen-, Eisenbahn- und Fabrikbau
vom Gefängniskomplex auf den Solowki-Inseln ausgehend bis zur Weissmeerküste von Karelien bis Archangelsk. Über 40.000 Häftlinge bauen die Strasse von Kem nach Uchta, fällen Holz für den Export über Archangelsk.

-- nördlicher Lagerverband: 40.000: Bau der Eisenbahnlinie von Ust nach Sysolsk und Uchta

-- fernöstlicher Lagerverband: 15.000: Bau der Eisenbahnlinie nach Bogutschatschinsk

-- Lagerverband von Witschera: 25.000: Bau des Chemiekombinats von Beresniki im Ural

-- sibirischer Lagerverband: 24.000: Bau der Eisenbahnlinie Tomsk-Jenisseisk, und Bau des Hüttenkombinats von Kusnetsk (S.170).

Weissmeerkanal-Beschluss
Erweiterung von 30.000 Insassen Ende 1928 auf 140.000 Insassen, die gut arbeiten, was Stalin zu neuen Grossprojekten verleitet: Beschluss zum Bau des 240 km langen Kanals zwischen Ostsee und Weissem Meer, zum grossen Teil durch Granitboden. In der Folge werden 120.000 Zwangsarbeiter mit Spitzhacke und Schubkarre, ohne Sprengwerkzeuge oder Maschinen am Weissen Meer eingesetzt.

Zwangsarbeiter werden Mangelware [!] (S.170).

Ende 1930
Sowjetunion: Ansteigen der verhafteten und enteigneten Kulaken auf 700.000 - Deportationsaussetzungen und Chaos
In der Folge fehlt es an Verwaltungspersonal für die Gefangenen. Die Deportationen laufen völlig improvisiert und chaotisch ab. Es kommt zur "Deportationsaussetzung" auf freiem Feld (S.170) auf unfruchtbarem Boden mit der "Anweisung" zur Fruchtbarmachung oder zur Nutzung der natürlichen Ressourcen (S.171), ist ein "Notbehelf" der zentralen Behörden (S.175). Folgen sind Verhungern, Erfrieren, Kannibalismus, völlige Unterversorgung, Sterberate zum Teil über zwei Drittel (S.173-174).

Pusitski, einer der GPU-Chefs, der für die Arbeitskolonisten zuständig sind, macht die "Kurzsichtigkeit der lokalen Entscheidungsträger" dafür verantwortlich, "welche die Idee der Kolonisierung durch die ehemaligen Kulaken nicht begriffen haben", es sei eine "unerträgliche Verschwendung der Arbeitskraft der Deportierten" (S.175).

Winter 1930/1931
Sowjetunion: Steckengebliebene Deportiertenzüge: Katastrophe und Sterblichkeit
Die Züge bleiben ohne Hygiene, mit Seuchen, bei Kälte. Angaben zur Sterblichkeit gibt es nicht (S.171).

ab Anfang 1931
Sowjetunion: Aufbau eines "militärisch-feudalistischen" Wirtschaftssystems der Bauernschaft
(S.178)

März 1931
Moskau: Einrichtung einer Sonderkommission zur Verwaltung der "Arbeitskolonisten"
der deportierten Kulaken, unter Leitung von Andrejew, mit Ziel der "rationellen und effektiven Verwaltung der Arbeitskolonisten" (S.175).

April 1931
Sowjetunion: Untersuchungsergebnis, Bestandsaufnahme der Sonderkommission zur Verwaltung der "Arbeitskolonisten"
-- nur 8% der Deportierten arbeiten produktiv
-- die anderen arbeitsfähigen Männer "bauten sich Wohnungen [...] und sorgten für ihr Überleben" (S.175).

Mai 1931 ca.
Sowjetunion: Zweite Dokumentation der Sonderkommission: Deportationen sind defizitär [!]
Die Deportationen der Kulaken sind für den Staat defizitär. Die Deportationskosten belaufen sich auf mehr als 1000 Rubel pro Familie, das Doppelte wie der Wert der eingezogenen Güter von je 564 Rubel pro Hof.

Als Mittel wird Restrukturierung der zuständigen Dienststellen vorgeschlagen (S.175).

ab Mai 1931 ca.
Sowjetunion: schlechte Ernte, trotzdem steigende Landwirtschaftsabgaben für 4-Jahres-Plan
denn der Vierjahresplan soll eingehalten werden. Statt den Plan zu korrigieren, werden die Steuern weiter erhöht. Die erhöhten Steuersätze für die Kolchosen:

-- in der Ukraine: 41,5% (1930: 30%)
-- Kubangebiet und nördlicher Kaukasus: 47% (1930: 38%)
-- Kasachstan: 39,5% (1930: 33%) (S.179).

ab Sommer 1931
Sowjetunion: GPU bekommt das Monopol für die Kulakendeportationen - "Sonderkolonisten"
In der Folge werden die deportierten Kulaken als "Sonderkolonisten" bezeichnet (S.174).
Die GPU wird zur OGPU, sie bekommt das Verwaltungsmonopol für die "Sondersiedlungen" und den lokalen Behörden wird die Kompetenz entzogen. Errichtung eines Netzes von OGPU-Kommandaturen. Die OGPU bekommt dadurch die Kontrolle über die ganzen Gulag-Gebiete und bildet einen Staat im Staat (S.175).

Die Regelung der Lebensumstände in den Lagern der OGPU umfasst:

-- vorgeschriebener Wohnort
-- vorgeschriebener Arbeitsplatz in einem Staatsbetrieb, Landwirtschaft oder Handwerk, Strassenbau oder Rodung

-- Gehaltsauszahlung, wobei die OGPU 15-25% einbehält, so dass der Lohn noch etwa 10% über dem Lohn eines freien Arbeiters liegt, manchmal aber gar keine Lohnauszahlung, voller Einzug durch die OGPU

-- die OGPU stellt "ihre" Arbeitskolonisten den Grosskombinaten zur Verfügung wie z.B.
-- Urallesprom: Waldwirtschaft
-- Uralugol und Wostugol: Kohle
-- Wostokstal: Stahlhütte
-- Tswetmetzoloto: Erze
-- Kusnetzstroi: Metallindustrie
u.a.

wo die Siedler als "Halbfreie" arbeiten. Arbeitsbedingungen:
-- kaum Verpflegung
-- z.T. Diskriminierung
-- Überstunden
-- unmögliche Arbeitsnormen
-- Einsperren im Winter in Zellen ohne Heizung
-- deportierte Frauen werden von der OGPU vermietet, verkauft oder als "Mädchen für alles" missbraucht
-- Einstellung, wer stirbt, wird ersetzt werden, denn es wird immer neue Häftlinge geben (S.176).

Ende 1931
Sowjetunion: Ansteigen der verhafteten und enteigneten Kulaken auf 1.800.000
(S.170)

1.1.1932
Sowjetunion: Deportiertenzählung: von 1,8 Mio. sind noch 1,3 Mio. da
genau: 1.317.022. Fast 500.000 sind weg, gestorben oder geflüchtet (S.174).

1932
Sowjetunion: Studie der GPU über die Effizienz der Deportationen - Städtebau der Deportierten
Über 210.000 ist die Flucht gelungen. Ungefähr 90.000 sind tot registriert (S.174). Demgemäss ist die Todesrate ca. 6,8% (S.175).

Die allgemeine Arbeitsproduktivität steigt durch Übersendung der Deportierten in den Industriebetrieben. Die unwirtschaftlichsten "Siedlungszonen" oder "Kolonisationsgebiete" werden aufgegeben. Der Anteil der Deportierten in Industriebetrieben steigt z.T. auf über 50%, manchmal sogar vorherrschend.

Die Deportierten bauen ihre eigenen Städte oder Stadtviertel ("Siedlungszonen"), z.B. in Magnitogorsk, wo der Anteil der Deportierten zwei Drittel ausmacht (S.177).

ab Mitte 1932
Sowjetunion: Konflikt der Bauern mit Stalins 4-Jahres-Plan - Stalins Krieg um Ernten dem Land gegen Bauern
Der Konflikt zwischen den Kolchosebauern und Stalins 4-Jahres-Plan ist unausweichlich, da die Steuern noch einmal erhöht werden sollen.

Folgen:
-- die Bauern versuchen, Teile der Ernte zu verstecken oder Diebstähle in der Nacht
-- Bildung einer Front des passiven Widerstandes mit stillschweigendem Einverständnis

zwischen Kolchosebauer und Brigadeführer
zwischen Brigadeführer und Steuerbeamten
zwischen den Steuerbeamten und den Kolchoseleitern
zwischen dem Kolchoseleiter und dem lokalen Parteisekretär der KP (S.179).

Sommer 1932
Sowjetunion: Molotow meldet Gefahr der Hungersnot auf für Gebiete mit guter Ernte - Empfehlung am Festhalten am 4-Jahres-Plan
Molotow meldet Stalin, dass auch in Distrikten mit ausgezeichneter Ernte eine Hungersnot drohe, schlägt aber trotzdem vor, am Steuereinzugsplan festzuhalten.
Kasachstan: Hungersnot.

Issajew, Vorsitzender des Rates der Volkskommissare von Kasachstan, meldet Stalin die Ausmasse der Hungersnot durch die erzwungene Sesshaftigkeit, die die traditionelle Nomadenwirtschaft zerstört habe (S.182).

ab Mitte 1932 ca.
Kasachstan: Auswanderung von 2 Mio. Kasachen nach Zentralasien und 1,5 Mio. Kasachen nach China
um der drohenden Hungersnot zu entgehen (S.188).

ab Anfang Aug 1932 ca.
Sowjetunion: Kolchosebauern verstecken Ernte - "Stossbrigaden" Stalins - konfisziertes Saatgut
Die Kolchosebauern verstecken ihre Ernte zum Überleben. In der Folge lässt Stalin zur Steuereintreibung an den Kolchosen neue "Stossbrigaden" schicken, gebildet aus städtischen Komsomolmitgliedern und Kommunisten. Es kommt zum Krieg auf dem Land, zu Prozessen gegen Kolchosebauern, Dorfsowjets und Repressionen, auch gegen Kinder. Ausschluss von 100en von Bauern aus Kolchosen.

In der Folge sind die Gefängnisse zum Teil fünffach überfüllt. Es kommt zum Terror gegen Einzelbauern, man hält sie vom Aussähen und Anpflanzen ab. Die Stossbrigaden konfiszieren Saatgut und Viehfutter und werden im Namen von Stalins 4-Jahres-Plan dem Verhungern ausgesetzt.

Die Situation eskaliert so weit, dass viele Bauern zum Teil in Gruppen darum bitten, deportiert zu werden, weil man unter den gegebenen Bedingungen nicht überleben könne (S.180).

7.8.1932
Sowjetunion: Strafgesetzverschärfung / "Ährengesetz": Lagerstrafen und Todesstrafen gegen Diebstahl oder Verschwendung - Verhaftungswelle
vor allem gegen Bauern gerichtet:

"Jeder Diebstahl oder jede Verschwendung sozialistischen Eigentums" wird bestraft mit 10 Jahre Lagerhaft oder Todesstrafe. Der Volksmund bezeichnet die Novelle als "Ährengesetz", weil die meisten Verurteilten wegen Weizen- oder Roggenähren verurteilt werden, die sie gestohlen haben sollen.

Im Restjahr 1932 und 1933: 125.000 Verurteilungen durch das "Ährengesetz", davon 5400 Todesurteile. Trotzdem bleibt die Ernte "ungenügend" (S.181).

Okt/Nov 1932
Moskau: vergebliche Appelle von "treuen Kommunisten" an Stalin, den 4-Jahres-Plan zu reduzieren
Aufforderung von "treuen Stalinisten" wie
-- Stanislas Kossior, 1.Parteisekretär der Ukraine (S.182)
-- Michail Chatajewitsch, 1.Parteisekretär der Region Dnjepropetrowsk (S.182-183),

den Steuereinzugsplan zu reduzieren, um Wachstum für die folgenden Jahre nicht zu verunmöglichen.

Molotow antwortet trotzig:
-- die Appelle und Meinungen von Kossior und Chatajewitsch seien "unkorrekt und unbolschewistisch"
-- die Bedürfnisse des Staates gingen vor (S.183).

Mitte Okt 1932
Sowjetunion: Steuereinzugsplan der Landwirtschaft: erst zu 15-20% erfüllt
(S.181)

22.10.1932
Sowjetunion: Kommission zur Beschleunigung des Steuereinzugs: Molotow und Kaganowitsch
Das Politbüro Moskau beschliesst die Einberufung zweier ausserordentlicher Kommissionen zur "Beschleunigung des Steuereinzugs":

-- eine Kommission für die Ukraine unter Molotow
-- eine Kommission für den Nord-Kaukasus unter Lasar Kaganowitsch, darunter auch Genrich Jagoda u.a. (S.181).

2.11.1932
Ukraine: Eintreffen der Kaganowitsch-Steuerkommission
am Don in Rostow, Beschluss, den "Widerstand" der anführenden Dorfkommunisten und Kolchoseleiter zu brechen. Massnahmen sollen sein:

-- Einzug aller Ladenartikel
-- Verbot jeglichen Handels
-- Zahlungszwang für alle laufenden Kredite
-- zusätzliche Besteuerungen
-- Festnahme aller "Saboteure"
-- Festnahme aller "fremder Elemente"
-- Festnahme aller "Konterrevolutionäre"
-- Schnellverfahren unter Leitung der GPU
-- wenn die Sabotage fortgesetzt wird, so soll die gesamte Bevölkerung deportiert werden (S.181).

Nov. 1932
Nord-Kaukasus-Ukraine: Verhaftungswelle zur Existenzvernichtung der Bauern im Namen des 4-Jahres-Plans - Moralzerfall in Bevölkerung und Partei

Kaganowitsch-Kommission: Festnahme von 5000 Dorfkommunisten und 15.000 Kolchosebauern,
ebensolche Festnahmen durch die Molotow-Kommission in der Ukraine (S.181). Das Repressionssystem mit Foltermethoden:

-- die "Kältemethode": Bauern werden nackt bei Kälte in die Scheune gestellt
-- die "Hitzemethode": Füsse werden mit Kerosin übergossen, schnell angezündet und wieder gelöscht, und das wiederholt (S.186).

Die Folge des ganzen Verfahrens sind Verfall der Moral, zivilisatorischer Rückschritt, Terror wird zur Gewohnheit (S.187).

Die Stalin-Führung und die Führungseliten der ganzen Sowjetunion durchlaufen einen Weg der "seelischen Abhärtung", der für spätere Verbrechen wegweisend ist (S.188).

Dez 1932
Ukraine-Nord-Kaukasus: Hungersnot als politisches Mittel Stalins
Die riesige Hungersnot ist im Interesse des Stalin-Regimes, um die "widerspenstigen" Bauern und Dorfgemeinschaften endgültig "loszuwerden":

"Deshalb gab es für den Sieg über den Feind [die Bauern] nur eine Lösung: ihn auszuhungern." (S.182)

Ukraine-Nord-Kaukasus: Landflucht in die Städte vor der Hungersnot
(S.183)

Nord-Kaukasus: Beginn von Massendeportationen
(S.181). Ganze Dorfbevölkerungen, v.a. der Stanitsy-Kosaken, werden deportiert. Die Zahl der "Sondersiedler" steigt auf 71.236 Registrierte an (S.182).

27.12.1932
Moskau-Ukraine-Nord-Kaukasus: Einführen des Inlandspasses als Massnahme gegen Landflucht - Zwangsregistrierung für alle Stadtbewohner
-- zur Eingrenzung der Landflucht
-- gegen "das soziale Schmarotzertum"
-- gegen "die kulakische Unterwanderung der Städte" (S.183).

1932/1933
Ukraine/Charkow: Hungersnot: Graziosi: ausgesetzte Kinder, Barackenlager, Aussetzungen und Tod unter freiem Himmel
Der italienische Konsul Graziosi in Charkow berichtet:

-- Bauern strömen in die Städte

-- Kinder von Familien, die aufs Land zurück müssen, werden in den Städten ausgesetzt in der Hoffnung, dass wenigstens die Kinder überleben werden

-- die ausgesetzten Kinder werden in den Polizeiposten eingesammelt

-- Sammelpunkt für elternlose Kinder und Bauern zur Rückkehr aufs Land ist der Bahnhof von Severo Donetz

-- das Sanitätspersonal nimmt eine Selektion vor: die noch nicht Aufgedunsenen kommen ins Barackenlager von Holodnaja Gora, wo 8000 meistens Kinder auf Strohsäcken ums Überleben kämpfen, die Aufgedunsenen werden 50-60km vor der Stadt ausgesetzt, um sind dort unter freiem Himmel verhungern zu lassen, Beerdigung in grossen Gruben

-- in Charkow werden jede Nacht ca. 250 Leichen eingesammelt, Hunger- oder Typhustote, vielen wurde die Leber bereits herausgerissen

-- die Polizei nimmt "Amputierer" fest, die zugeben, dass sie mit Menschenleber Leberpastete fabrizierten und diese auf dem Markt verkauften (S.184).

1932/1933
Ukraine-Kaukasus: Hungersnot und Massensterben
in der gesamten Ukraine
in einem Teil des Schwarzerdegebiets

-- in den fruchtbaren Ebenen des Don und des Kubans
-- im Nord-Kaukasus
-- in einem Grossteil Kasachstans
-- insgesamt 40 Mio. Leidende (S.185)
-- über 6 Millionen Tote und totaler sozialer Rückschritt des Landes durch die Entkulakisierung (S.178).

Die Hungersnot ist von den Behörden absichtlich verursacht, um den Willen zu brechen. Die Hungersnot ist für die Stalin-Regierung darüberhinaus ein Experimentierfeld, wie mit Gewalt ganze Völker beherrscht werden können (S.165).

1.1.1933
Sowjetunion: Die Sowjetbehörden melden 1.142.022 Sonderkolonisten
(S.174)

ab Anfang 1933
Gulag: Zustrom von "Sondersiedlern" aus der Ukraine und dem Nord-Kaukasus: 268.091 Registrierte
(S.182)

Ukraine-Kaukasus: Hungersnot: Folgen das ganze Jahr hindurch: Beispiel Region Charkow - Hungersnot bis nach Moskau
u.a. in Charkows Agrargebieten. Die Sterblichkeit steigt im Juni 1933 auf 100.000 Registrierte im Vergleich zu 9000 im Juni 1932. Die Nicht-Registrierten müssen dazugerechnet werden.

Die Hungersnot breitet sich auch in andere Gebiete aus: In Moskau steigt die Sterblichkeit um 50%, in Iwanowo um 35% (S.185).

ab Anfang 1933
Sowjetunion: 4-Jahres-Plan: Exportpolitik trotz Hungersnot
Trotz Hungersnot fährt Stalin mit der Exportpolitik fort: 1933 werden 18 Mio. Doppelzentner Weizen "für den Bedarf der Industrie" an das Ausland geliefert (S.185).

22.1.1933
Moskau: Befehl Stalins zum Rücktransport der flüchtenden ukrainischen und kaukasischen Bauern in den Hunger
Rundschreiben von Stalin und Molotow an die Landesbehörden und die GPU mit

-- Befehl des Verbots der "Massenabwanderung der ukrainischen und nordkaukasischen Bauern in die Städte"
-- Befehl der Verhaftung "konterrevolutionärer Elemente"
-- Befehl des Rücktransports der übrigen Flüchtlinge in ihre Wohnorte

Begründung:
-- es seien Beweise vorhanden, dass die Massenflucht von den Gegnern der Sowjetmacht, den Konterrevolutionären und von polnischen Agenten, organisiert sei

-- die Gegner der Sowjetmacht betrieben eine Propaganda gegen das Kolchosesystem und gegen die Sowjetmacht im Allgemeinen
Befehl von Massnahmen:

-- kein Bahnkartenverkauf mehr in den betroffenen Gebieten
-- Kontrollsperren der GPU

In der Folge werden bis März 1933 219.460 Personen aufgegriffen und 186.588 in ihre "Heimatregion" zurückgebracht, andere verurteilt (S.183).

Frühling 1933
Ukraine-Westeuropa: Publikationen über die Hungersnot bleiben ohne Reaktion
Ukrainische Organisationen im Ausland publizieren über die Hungersnot "in auflageschwachen Publikationen". Die internationale europäische Politik zeigt keine Reaktion, die Nachricht kann sich in der öffentlichen Meinung nicht durchsetzen (S.179).


ab Frühling 1933
Sowjetunion: Die Hungersnot wird vom Stalin-Regime vor dem Ausland verschwiegen
Ausländischen Besuchern wird ein paradiesisches Bild der Ukraine vorgegaukelt, mit Musterkolchosen und Musterkindergärten. Die europäischen Regierungen lassen sich dadurch blenden und Russland wird propagandistisch geschont, auch wegen der Machtübernahme Hitlers.

In Italien und Deutschland haben einige Politiker genaue Kenntnisse der Hungersnot, vermittelt durch italienische Diplomaten in Charkow (S.178), Odessa und Novorossisk. Mussolini nützt die Hungersnot nicht zur Propaganda aus (S.179).

April 1933
Nord-Kaukasus/Kubangebiet: vergeblicher Appell von Schriftsteller Michail Scholochow an Stalin - Getreideexporte des 4-Jahres-Plans halten an
Auf einen Appell von Schriftsteller Michail Scholochow aus dem Kubangebiet für Hilfssendungen reagiert Stalin, die dortigen Bauern hätten "gestreikt und sabotiert" und die Strafe sei gerecht (S.184), denn die Bauern hätten einen "Zermürbungskrieg" gegen die Sowjetmacht geführt. Stalin führt die Exportpolitik weiter (S.185).

Sommer 1933
Sowjetunion-Italien: Handelsvertrag, Freundschaftspakt und Nichtangriffspakt
(S.179)

Ende 1933
Ukraine: Hungersnot: 6 Mio. Tote - politische Vernichtung der Bauern
Die Region Charkow verliert im Vergleich zu 1932 120.000 Einwohner, Krasnodar 40.000, Stawropol 20.000 Einwohner.

Insgesamt fordert die Hungersnot in der ganzen Sowjetunion 6 Mio. Tote:
-- 4 Millionen ukrainische Bauern mit ihren Angehörigen
-- 1 Mio. kasachische Bauern und kasachische Nomaden mit ihren Angehörigen
-- 1 Mio. nord-kaukasische Bauern mit ihren Angehörigen (S.185).

Die Bauern sind als politische Kraft vernichtet. Die Auseinandersetzung zwischen kommunistischem Staat und den Bauern, die seit 1918/1922 anhält, ist endgültig beendet (S.188).
Hungertote unter den deportierten Kulaken/"Sonderkolonisten": 151.601 (S.174), womit die Todesrate unter den Deportierten auf 13,3% steigt (S.175).


Ende, aber der Kommunismus war noch lange nicht zu Ende,

und die schweizer Politik mit ihrem Bankgeheimnis half ab den 1960er Jahren kräftig mit...

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