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Campus Bockenheim

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Campus Bockenheim Empty Campus Bockenheim

Beitrag  Andy Mo Apr 27, 2015 9:19 pm

Der Uni-Campus Bockenheim der Johann Wolfgang Goethe-Universität liegt an der östlichen Grenze des Stadtteils Bockenheim der Stadt Frankfurt am Main. Er gehört trotz seiner Bezeichnung zum größten Teil nicht zu diesem Stadtteil, sondern zum Frankfurter Westend.

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Campus Bockenheim - Eingang „Jügelhaus“

Campus Bockenheim 800px-Jwg_neuemensa
Sozialzentrum mit Neuer Mensa

Baugeschichte

Die Baugeschichte der Goethe-Universität ist grob in drei Abschnitte zu unterteilen. Erstens die Zeit nach der Gründung bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Zweitens die Nachkriegszeit mit dem Baudirektor Ferdinand Kramer. Drittens die Zeit bis zum Umzug eines Teils der Universität in das I.G.-Farben-Haus.

Vor der Würdigung der einzelnen Bauabschnitte und Gebäude ist die Situierung der Universität zwischen dem Frankfurter Westend und Bockenheim zu betonen und der sich über die Jahrzehnte einstellende Wandel von einer Universität auf einem Grundstück (dazu noch die Universitätsklinik in Niederrad) zu einer auf bis zu vier, zum Teil weit voneinander entfernte, Standorte verteilten Universität, die nach Erwerb des I.G.-Farben-Hauses zumindest teilweise wieder räumlich zusammenwachsen soll. Hierfür wurde in einer ersten Ausbaustufe der Campus Westend um mehrere Gebäude (RuW, HoF, Hörsaalgebäude) erweitert, um die vormals am Campus Bockenheim befindlichen Fachbereiche Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaften aufnehmen zu können.[1]
Erster Bauabschnitt: 1912 bis 1945

Die Stiftung verfügte 1912 über ein Startkapital von vierzehn Millionen Reichsmark und war damit die zweitvermögendste Universität im Lande. Die Stifter verpflichteten sich zur dauernden Unterhaltung der Universität sowie zur Bereitstellung von Gebäuden, respektive deren Neubau. Die räumliche Versorgung der medizinischen Fakultät verlief offenbar relativ problemlos, für die restlichen Fakultäten auf dem Gelände des Bockenheimer Kerngebiets gestaltete sie sich aber schwieriger. Hauptgebäude wurde das Auditorienhaus der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften, das Jügelhaus, ein wilhelminischer Repräsentationsbau in kaum zu definierendem historisierenden Stil, dessen eindeutigster Bestandteil das mit etwas Mühe dem Neobarock zuzuordnende Hauptportal war. Nach Ferdinand Kramer „eines jener scheußlichen Gebäude, die man heute unter Denkmalschutz stellt.“

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Jügelhaus (1958)

Das zuständige preußische Ministerium bestand auf der Vollständigkeit der räumlichen Ausstattung der Universität zum Zeitpunkt ihrer Eröffnung. Mit einem Provisorium in Form von Pavillons, das ins Gespräch gekommen war, weil die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft keine Erweiterung des Jügelhauses auf ihrem Gelände zulassen wollte, war das Ministerium nicht zufriedenzustellen.

Schließlich erhielt das Jügelhaus einen Anbau in Form eines rechten Winkels, dessen Gelenk einen „Lichthof“ darstellt. Dieser Flügel ist dem Jügelhaus stilistisch weitgehend angeglichen. Das Senckenbergmuseum wurde in westlicher Richtung erweitert; hier fand auch das zoologische Institut sein Domizil. Eine zusätzliche Erweiterung des Museums wurde dann vermutlich wegen des Ersten Weltkrieges nicht durchgeführt. Außerdem wurde am westlichen Ende des damaligen Kettenhofweges (heute Robert-Mayer-Straße) gegenüber dem Physikalischen Verein mit dem Bau des chemischen Instituts begonnen, das noch während des Krieges fertiggestellt werden konnte.

Für das Gelände nördlich der heutigen Mertonstraße (damals ein Teil der Jordanstraße) waren weitere Bauten geplant, wobei in der westlichen Jügelstraße, zwischen Bockenheimer Landstraße und etwa dem heutigen Studentenhaus noch Wohngebäude standen, die zum Teil erst für den Bau des „Sozialzentrum“ genannten brutalistischen Betonbau abgerissen wurden.

Die Universität konnte dann im Herbst 1914 eröffnet werden, sie war für etwa 1500 bis 2000 Studenten geplant. Bereits 1917 geriet die Stiftung in finanzielle Not, zumal man in patriotischer Aufwallung einen nicht unwesentlichen Teil des Stiftungsvermögens in Kriegsanleihen gesteckt hatte. Allerdings waren auch deutlich mehr Lehrstühle eingerichtet worden als anfangs geplant; ebenso wurden die Kostenvoranschläge für die Bauten nicht immer eingehalten.

Der Gedanke der Stiftungsuniversität wurde schnell aufgegeben und im März 1919 mit der Bitte um Übernahme der Uni durch den Staat Preußen an den preußischen Kultusminister herangetreten. Der Finanzausschuss des Kuratoriums der Goethe-Universität sah nach eigenen Worten „keinen anderen Ausweg“ mehr. Das Ministerium lehnte dieses Ansinnen jedoch ab und appellierte an den Frankfurter Bürgersinn, worauf das Kuratorium sich an den Magistrat wandte, die den städtischen Zuschuss mit der Auflage erhöhte, dass auch Preußen ausreichende Mittel zur Verfügung zu stellen habe. Zu den Forderungen des Magistrats – die sich der preußische Staat dann zu eigen machte – gehörte auch die Einrichtung einer „Arbeiterakademie“, die am 2. Mai 1921 eröffnet wurde.

Da die finanzielle Ausstattung der Universität Neubauten nicht zuließ, wurden im Laufe der 20er Jahre im Jügelhaus mannigfache Umbauten durchgeführt, mit dem Ziel, Flure und Plätze in Arbeitsräume zu verwandeln. Das Ergebnis dieser Bemühungen lässt sich – vor allem im Anbau und im ehemaligen botanischen Institut – noch heute bewundern. Eine gewisse räumliche Erleichterung für die WISO-Fakultät wurde mit Gründung und Bau des Instituts für Sozialforschung 1924 erreicht. In dem Gebäude etwa an der Stelle des späteren „Labsaals“ (Ecke Senckenberganlage und Bockenheimer Landstraße), das im Stil des Monumentalexpressionismus errichtet worden war (nach 1933 wurde es durch die NS-Studentenschaft genutzt) wurden einige Institute dieser Fakultät untergebracht.

Die Universität wandte sich an die Öffentlichkeit, um auf ihre Raumnot aufmerksam zu machen. Mittlerweile waren auch schon diverse Villen und einige Etagen von Wohnhäusern mit Beschlag belegt, verteilt auf beinahe das gesamte Westend bis hin zur Feldberg- und Savignystraße (die Gebäude wurden teilweise bis in die 1990er Jahre durch die Uni genutzt). Es wurden Aufrufe und Denkschriften verfasst, um auf die Dringlichkeit von Abhilfe hinzuweisen. Auch fanden umfangreiche Gespräche zwischen dem Rektor der Universität und Oberbürgermeister Ludwig Landmann statt, Architekten des Neuen Frankfurt planten große Zentralbauten mit gigantischen Ausmaßen, doch führte dies alles nicht zu nennenswerten Ergebnissen; der einzige Neubau der Universität blieb das Gebäude des Instituts für Physikalische Chemie in der Robert-Mayer-Straße (links neben dem Physikalischen Verein, das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg ausgebombt), das durch Spenden aus der Industrie finanziert werden konnte.

Nach dem Regierungsantritt der Nationalsozialisten wurde die Universität ihrer Raumnöte auf Dauer enthoben. Die politische Gleichschaltung und die Vertreibung der als „nicht-arisch“ definierten Teile des Lehrkörpers wie bald darauf auch der Studenten, die Erschwerung des Studiums für Frauen, die Festsetzung der maximalen Studentenzahl und die anfänglichen Bestrebungen zur Auflösung der Frankfurter Universität ließen die Zahl der eingeschriebenen Studenten drastisch zurückgehen (im Sommersemester 1937 waren es noch 1692). Allerdings wurde noch bis in die 40er Jahre der weitere Ausbau der Uni vor allem auf dem Gelände des heutigen Juridicums (entlang der Senckenberg-Anlage) geplant. Tatsächlich errichtet wurde nur ein Gebäude für das Pharmazeutische Institut in der Robert-Mayer-Straße.
Zweiter Bauabschnitt: 1945 bis 1963

Die alliierten Fliegerbomben des Zweiten Weltkrieges zerstörten bei den Luftangriffen auf Frankfurt am Main große Teile der Universität. Völlig zerstört wurden (ohne Rücksicht auf die Kliniken) die Häuser in der Senckenberganlage 12, Senckenberganlage 22, Bockenheimer Landstraße 104 sowie das Gebäude des Instituts für Physikalische Chemie in der Robert-Mayer-Straße 6. Die anderen Gebäude waren größtenteils stark beschädigt, das Jügelhaus hatte kein Dach mehr, auch waren einige Wände eingestürzt. Trotzdem gestatteten die Alliierten die Wiedereröffnung der Universität zum 1. Februar 1946.

Die Selbstverwaltung der Universität rekonstituierte sich – während des Dritten Reiches war sie zumindest stark eingeschränkt worden – und so trat zum 6. Juni 1947 erstmals nach dem Kriege der große Rat zusammen. Ministerialrat a. D. Dr. Paul Klingelhöfer, der geschäftsführende Vorsitzende des Kuratoriums, das erst im darauffolgenden Jahr erstmals wieder tagte, beschrieb in einer Denkschrift den Zustand der Gebäude und entwarf die Möglichkeiten für einen Wiederaufbau. So griff er auch die Planung der 20er Jahre wieder auf, an der Stelle des heutigen Juridicums (der Platz war trotz vielfältiger Planungen seit 1914 noch immer unbebaut) ein Zentralbibliotheks-Hochhaus zu errichten. Den Raum zwischen Jügelstraße und Gräfstraße hatte auch er schon den Geisteswissenschaften zugedacht, sowie den südlichen Teil des Kerngebietes bis hinab zur Georg-Voigt-Straße den Naturwissenschaften. Das Kuratorium nahm diesen Plan auf seiner Ersten Sitzung am 23. Januar 1948 einstimmig an. Er stellt somit eine der wesentlichen Voraussetzungen für die späteren Planungen Ferdinand Kramers dar.

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Das 1951 neu errichtete Institut für Sozialforschung

Allein die Wiederherstellung der zerstörten oder beschädigten Gebäude war mit 29 Millionen Mark veranschlagt, was bei einem Wiederaufbau-Etat von jährlich 660.000 (erst Reichs-, dann D-)Mark vorerst außerhalb des Möglichen bleiben musste. So beschränkte man sich fürs Erste auf Provisorien. Wirklich umfassend konnten die Schäden erst zu Beginn der 1950er Jahre behoben werden. Noch im Juli 1952 berichtet die Studentenzeitschrift diskus (mit Bildern) über noch nicht beseitigte Kriegsschäden und zum Teil gefährliche Arbeitsbedingungen an einzelnen Instituten. Das Land Hessen und die Stadt Frankfurt teilten sich zwar die Kosten, wobei aber von seiten des Landes größte Zurückhaltung geübt worden sein muss, zumal von Landesseite bis Anfang der 1950er Jahre kein großes Interesse bestanden hatte, die Frankfurter Universität überhaupt wieder zu eröffnen; die Universitäten Gießen und Marburg genossen eindeutig Vorrang. So flossen bis 1950 nur 1,3 Millionen Mark. Dies wohl vor allem auf Grund der Tatsache, dass das Land Hessen – anders als bei den anderen Universitäten im Lande, die Landesuniversitäten waren – keine Verpflichtung zur Finanzierung des Wiederaufbaus verspürte. Wieder wurde an den Bürgersinn der Frankfurter appelliert, und es kamen dann einige Spenden zusammen, zum Beispiel eine Million D-Mark vom US-Hochkommissar McCloy für den Bau des Studentenhauses. Eine Frankfurter Bank lieh fünf Millionen D-Mark zu vergünstigten Bedingungen, für die die Stadt bürgte. Erst 1953, Kramer war bereits in Frankfurt, besann sich die hessische Landesregierung und akzeptierte ihre Verpflichtungen aus dem Vertrag von 1923, der dann zur Grundlage für einen neuen Universitätsvertrag wurde, der im Dezember 1953 verabschiedet wurde, und rückwirkend zum 1. April 1952 in Kraft trat. Demnach trugen Stadt und Land wieder jeweils die Hälfte des Uni-Defizits. Außerdem übereignete die Stadt Frankfurt der Universität alle von dieser genutzten Grundstücke, die sich bislang im Besitz der Stadt befunden hatten. Des Weiteren verpflichteten sich Stadt und Land zur Finanzierung von Neubauten und Grundstückskäufen. Beide verpflichteten sich, für die nächsten fünf Jahre jährlich jeweils zwei Millionen DM zu zahlen.

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Neubau der philosophischen Fakultät (1958)

Naturgemäß führte dies auch zu einer erheblichen Abhängigkeit der Bauplanungen des Uni-Bauamtes von den finanziellen Zusagen und planerischen Forderungen aus Wiesbaden und deren Wandlungen, was zum Beispiel beim Bau des AfE-Turmes zu einer Bauzeit von zehn Jahren führte.

Mit den Spenden und dem Fünf-Millionen-Darlehen konnten einige Bauvorhaben verwirklicht werden: sozusagen als Reeducation-Maßnahme wurde das Studentenhaus errichtet, das Rektor Max Horkheimer Anfang 1953 seiner Bestimmung übergab. Träger war eine Stiftung, der neben dem Studentenwerk auch Mitglieder der studentischen Selbstverwaltung angehörten. Dieses Gebäude sollte der Einübung demokratischer Verhaltensweisen dienen und enthielt deswegen eine große Zahl von Räumen für den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) und andere studentische Organisationen sowie eine studentische Bibliothek (die später in den Besitz der Unibibliothek überging) und diverse Lese- und Ruheräume. In den Räumen des heutigen Cafés befand sich ein Teil der Mensa (ein anderer Teil verblieb im Keller des Jügelhauses), die sich bald als immer noch zu klein herausstellte. Der Entwurf, der im Rahmen eines Wettbewerbs vorgelegt worden war, wurde wegen seiner großen Fensterflächen allgemein als das „Gewächshaus“ bezeichnet. Der Entwurf brillierte also vor allem durch seine großen Fenster. Allerdings kam es dann nicht recht zu seiner Verwirklichung, nachfolgend ein Zitat aus einem sehr anschaulichen Artikel des diskus:

„Den Preis trug der Entwurf zum „Gewächshaus“ davon. Aber es war nur ein Pyrrhussieg, und die Sieger verloren nicht nur an Fensterbreite, – in solchem Maß, daß künftig nur sehr schmalbrüstige Studiosi einer hübschen Kommilitonin auf der Straße nachschauen können, (…) weil die Mittelfenster nicht zum Öffnen gemacht sind, nur die engen seitlichen – fast möchte man fürchten, hier haben Manierismus und Moral ein geheimes Abkommen miteinander gehabt. – Nein, es ist mehr verloren gegangen, zumal vor einer opponierenden Geschmacksrichtung, die irrtümlich das Hauptgebäude für ein Kunstdenkmal hielt und ihre Forderung einbrachte, der neue Bau solle sich dessen Stil anpassen. Vor einem Steildach hat uns die Zähigkeit des Architekten noch bewahren können. Daß es überhaupt noch ein schräges Dach ist, mag ein Triumph des Prinzips sein, wenn auch ein Unsichtbarer. Aber diesem Triumph ist ein unverwendbares Dachgeschoß anzurechnen (1.670 m²) und vor allem der Verlust einer vielleicht lästerlichen, und doch so entzückenden und sogar praktischen Möglichkeit – eines Dachgartens nämlich. Anscheinend ist er nie erwogen worden.“

Ebenfalls noch vor Kramers Ruf nach Frankfurt entstand das Gebäude des Physikalisch-Chemischen Instituts (heute Fachbereich Informatik). Auch die Finanzierung des neuen Hauptportals sowie das Amerika-Institut, das bis April 2013 vom Institut für vergleichende Irrelevanz genutzt wurde, waren schon vor Abschluss des Uni-Vertrages finanziert.

1952 wurde der Architekt und Designer Ferdinand Kramer von Rektor Horkheimer nach Frankfurt gerufen. Ihm wurde das Amt des Baudirektors zuerkannt, das mit beinahe diktatorischen Befugnissen ausgestattet worden war. Kramer hat das Bild der Frankfurter Universität nachhaltig geprägt – nicht zum Gefallen einer Mehrheit, sondern im Sinne eines aus der klassischen Moderne des Neuen Frankfurt und aus den Ideen eines Ludwig Mies van der Rohe gespeisten Funktionalismus.

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Beitrag  Andy Mo Apr 27, 2015 9:24 pm

Dritter Bauabschnitt: 1963 bis 2000

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Campus Bockenheim: AfE-Turm

Nach Kramers Pensionierung 1963 wurden bis zur Mitte der 70er Jahre einige sehr einschneidende bauliche Maßnahmen getroffen, von denen das Bild des Bockenheimer Kerngebietes der Universität erheblich verändert wurde. Praktisch gleichzeitig mit Kramers Pensionierung begannen Planung und Bau des sogenannten AfE-Turmes. Der Bau war nötig geworden, nachdem 1961 die Hochschule für Erziehung der Universität angegliedert worden war und sich die alte Bettinaschule auch als Provisorium als völlig unzureichend herausstellte. Dem Gebäude fehlte von Beginn an die geplante Funktionalität.

Die Nordseite des Turms, der kurzzeitig das höchste Gebäude Frankfurts war, beherbergte neben der Bibliothek der Sozialwissenschaften ausschließlich Seminarräume mit doppelter Etagenhöhe. Die Südseite bestand aus Büros in einfacher Etagenhöhe, was zur Folge hatte, dass es zwischen den beiden Turmhälften ein kompliziertes System von Treppenhäusern und Zwischenetagen gab, das die Orientierung erheblich erschwerte. Nach dem Bau wurde in der obersten Etage eine Cafeteria eingerichtet, die aber mangels Zuspruch wieder geschlossen wurde (diese Etage war nicht mit allen Aufzügen zu erreichen und galt wegen der guten Aussicht in alle Richtungen als – schwer auffindbarer – Geheimtipp).

Das den Campus zur Stadt hin abriegelnde Juridicum wurde 1968 bezogen. Sein wesentlicher baulicher Vorzug – neben dem Raumgewinn natürlich – ist wohl die Abschirmung des Verkehrslärmes von der Senckenberganlage. Die Finanzierung erfolgte bereits weitestgehend aus Landesmitteln, da die Goethe-Universität am 1. Januar 1967 Landesuniversität wurde. In die Zeit nach der sogenannten Studentenrevolte fiel der Bau des Sozialzentrums, auch „Neue Mensa“ genannt. Das Gebäude riegelt den Campus von der Bockenheimer Landstraße ab und beherbergt die Mensa, Seminarräume und in den oberen Etagen Büros von Uni-Verwaltung und Studentenwerk. Die Architektur ist eher grobschlächtig und vor allem unübersichtlich.

Bereits zu Kramers Zeiten war die Verlagerung der naturwissenschaftlichen Disziplinen nach Niederursel geplant, die sich aber bis weit in die 1980er Jahre verzögerte. Am Rande eines später entstandenen Neubaugebietes liegt ein großes Betongebäude auf einem Hügel, die Anlage war von Ferne als Teil eines Universitätscampus nicht zu erkennen.

Allgemein ist festzuhalten, dass die 1980er und 1990er Jahre eine Zeit der weitgehenden Verwahrlosung des Baukörpers der Universität darstellt. Zwar wurde das große Bauvorhaben in Niederursel abgeschlossen, ansonsten wurde nur ein postmoderner Vorbau vor den AfE-Turm gestellt, der einige kleinere Institute aus den Villen des Westends aufnahm.

Um das Jahr 2000 herum wurden einige der Bauten Ferdinand Kramers unter Denkmalschutz gestellt, hervorzuheben ist die inzwischen wieder als gut zu bezeichnende Erhaltung des Gebäudes in der Georg-Voigt-Straße. Andere Bauten, wie das Philosophicum in der Gräfstraße, warten auf ihren Abriss.

Im Rahmen der „Exzellenzinitiative von Bund und Ländern für die deutsche Spitzenforschung“ erhält die Goethe-Universität ein „Spitzenforschungszentrum“ für Herz-Lungen-Systeme sowie 14 Millionen Euro/jährlich über fünf Jahre zusätzliches Forschungsgeld.[2] Die Gelder stammen zu 25 Prozent vom Land Hessen und zu 75 Prozent vom Bund.[3]

Gebäude
Jügelhaus

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Eingangshalle des Jügelhauses

Das neobarocke Hauptgebäude der Universität, das Jügelhaus (nach dem Stifter Carl Christian Jügel), wurde 1906 im Zusammenhang mit dem sich südlich anschließenden Senckenbergischen Baukomplex als „Akademie für Handels- und Sozialwissenschaften“ nach Plänen von L. Neher errichtet. Die Sandsteinfassade des Jügelhauses lehnt sich formal an den Mittelbau des Mannheimer Schlosses an. Interessant auch der vielfach preisgekrönte Bau der Universitätsbibliothek von Ferdinand Kramer. Das Gebäude soll nach dem Willen der Universitätsleitung an die Senckenbergische Gesellschaft übergehen.
AfE-Turm
→ Hauptartikel: AfE-Turm

Der 116 Meter hohe AfE-Turm wurde ab 1972 im brutalistischen Baustil als Sitz der Erziehungswissenschaften errichtet und war zu dieser Zeit das höchste Gebäude der Stadt. Zum Ende des Wintersemester 2012/2013 zogen die einzelnen Abteilungen des Turms auf den Campus Westend.[4] Der Turm wurde Ende März 2013 komplett geschlossen. Nach Abschluss der am 8. Juli 2013 begonnenen Entkernung wurde der Turm am 2. Februar 2014 gesprengt.
Mensabauten

Die ursprünglich 1962 vom Architekt Ferdinand Kramer konzipierte zweigeschossige Mensa mit zwei großen Selbstbedienungsbereichen im Erd- und Obergeschoss sowie einer Milchbar im Erdgeschoss und einem Restaurantbetrieb mit Service im Obergeschoss für Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter wurde als „Labsaal“ bezeichnet. Durch starken Zustrom an Studenten musste die Konzeption geändert werden, weswegen der Labsaal um einen Neubau erweitert wurde (das heutige Sozialzentrum). Etwa im Jahre 2002 kam es zur Schließung der gesamten Mensa. Im Obergeschoss ist ein etwa 300 m² großer Raum, der heute noch unterschiedlich genutzt wird. Weiterhin sind heute alle Fensterfronten der ehemaligen Alten Mensa (dem Labsaal) mit einer hochwertigen, der Fassade nachgebildeten Kunststofffolie verkleidet, und im Erdgeschoss ist eine provisorische Bibliothek untergebracht. Man wartet auf den Abrissbeschluss. Die Speisesäle in der Neuen Mensa wurden mit der Verlagerung der Mitarbeiter und Studenten angepasst und im Jahr 2013 geschlossen. Die Cafeteria in der Neuen Mensa im Erdgeschoss ist weiterhin geöffnet.
Studierendenhaus

Zwischen dem Jügelhaus, dem Juridicum und dem Sozialzentrum liegt das Studierendenhaus. Es wurde 1953 gebaut und wird seitdem von der verfassten Studierendenschaft verwaltet. Das Haus beherbergt die Räumlichkeiten des AStA der Goethe-Uni, das Café Koz, eine Kindertagesstätte sowie einen etwa 400 m² großen Festsaal, in dem regelmäßig Filmvorführungen des Pupille-Kinos und verschiedene kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Im Hintereingang geht es zu Wohnungen für Studenten. [5] Das Gebäude wurde um 1995 komplett renoviert. Auch wird in regelmäßigen Abständen dort ein Blutspendetermin angeboten.
Gästehäuser und Haus Bergkranz
→ Hauptartikel: Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt_am_Main#Gästehäuser und Haus Bergkranz

Skulpturen

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„Mann in Drehtür“ (Waldemar Otto, 1986)

Seit 1986 läuft der „Mann in Drehtür“ schon traurig im Kreis zwischen der Sozialstation Campus Bockenheim und der Bockenheimer Warte. Der Worpsweder Künstler Waldemar Otto gilt als bedeutendster Protagonist einer figurativen Plastik.

Den ersten Pusteblumen-Brunnen entwarf der australische Brunnenbau-Künstler Robert Woodward 1959. Seit 1961 steht er als „El Alamein Fountain“ auf der King’s Cross in Sydney. Weltweit haben sich diese Pusteblumen-Brunnen in verschiedenen europäischen und amerikanischen Städten verbreitet, sowie auch in Damaskus, Aleppo und Saratow an der Wolga. In Deutschland findet man sie unter anderem in Stuttgart, Limburg an der Lahn, Bad Dürrheim und Dresden (dort von Leonie Wirth). Der Bockenheimer Pusteblumen-Brunnen wurde 1982 auf Anregung des ehem. Uni-Präsidenten Kelm einzig durch Universitätsmitarbeiter erschaffen. Mit dem Umzug der ersten Fachbereiche wurden auch die Stahlblumen auf den Campus Westend verlegt.

Das Mobile „Four Rectangles Oblique IV“ (Baujahr 1984) von George Rickey (1907-2002) auf dem Campus Bockenheim. Der US-amerikanische Bildhauer war einer der wichtigsten Vertreter der Kinetischen Kunst. Für den Campus Bockenheim entwarf er 1984 ein Mobile als eine Metallskulptur mit vier Elementen, die schon durch geringe Luftströme in Bewegung geraten. Vom momentanen Standort vor dem Juridicum auf dem Campus Bockenheim wurde die Skulptur im Mai 2013 auf den Campus Riedberg umgezogen.
Zukünftige Entwicklung

Bis 2017 soll der Standort Bockenheim (außer Universitätsbibliothek) vollständig aufgelöst sein. Der Umzug vom Campus Bockenheim zum Campus Westend und Campus Riedberg folgt den Baufortschritten. Die Institute der Universität sind inzwischen auf mehrere Stadtteile verteilt. Neue Bebauungspläne für den alten Campus werden derzeit erarbeitet und lebhaft diskutiert. Vorgeschlagen wurde insbesondere ein „Kulturcampus Bockenheim“ mit einem Neubau der Frankfurter Musikhochschule und hochwertigem Wohnraum auf dem heutigen Campusgelände, was Anlass zu der Befürchtung bot, es könne zu einer Verdrängung der heutigen Bewohner des Stadtteils kommen.[6][7] Das höhere Mietenniveau werde sich auch auf den umgebenden Wohnungsbestand auswirken und diesen allgemein verteuern.[8]

Am 23. August 2011 wurde das Gelände des Campus Bockenheim vom Land Hessen an die stadteigene ABG Frankfurt Holding verkauft.[9] Dem war die Unterzeichnung eines Letter of Intent zwischen der Stadt Frankfurt und der Holding vorausgegangen, dem zufolge auf Betreiben der Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) der Abriss der denkmalgeschützten Gebäude Philosophicum, Studierendenhaus und Studentenwohnheim ins Auge gefasst werde, die, ebenso wie die Universitätsbibliothek, von dem Architekten Ferdinand Kramer errichtet worden waren. In diesen Gebäuden sollte ein „experimentelles Wohnen“ ermöglicht werden. Es sei aber aus wirtschaftlichen Gründen günstiger, hierzu Neubauten zu errichten. Die Pläne zum Abriss wurden von Mitgliedern der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung kritisiert.[10]

Quelle - literatur & Einzelnachweise
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