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Der Kapp-Putsch oder Kapp-Lüttwitz-Putsch

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Der Kapp-Putsch oder Kapp-Lüttwitz-Putsch Empty Der Kapp-Putsch oder Kapp-Lüttwitz-Putsch

Beitrag  checker Fr Mai 08, 2015 7:42 am

Der Kapp-Putsch, auch Kapp-Lüttwitz-Putsch, selten Lüttwitz-Kapp-Putsch[1] vom 13. März 1920 war ein nach fünf Tagen gescheiterter, konterrevolutionärer Putschversuch gegen die nach der Novemberrevolution geschaffene Weimarer Republik. Anführer war General Walther von Lüttwitz mit Unterstützung von Erich Ludendorff, während Wolfgang Kapp mit seiner „Nationalen Vereinigung“ nur eine Nebenrolle spielte.

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Putschende Soldaten mit Transparent „Halt! Wer weitergeht wird erschossen“ am Wilhelmplatz vor dem abgeriegelten Regierungsviertel

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Kapp-Putschisten am Potsdamer Platz in Berlin

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Freikorps Roßbach während des Kapp-Putsches in Wismar

Der Putschversuch brachte das republikanische Deutsche Reich an den Rand eines Bürgerkrieges und zwang die sozialdemokratischen Mitglieder der Reichsregierung zur Flucht aus Berlin. Die meisten Putschisten waren aktive Reichswehrangehörige oder ehemalige Angehörige der alten Armee und Marine, insbesondere der Marinebrigade Ehrhardt, die sich nach dem Ersten Weltkrieg in reaktionären Freikorps organisierten, sowie Mitglieder der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP).

Einen großen Anteil am Scheitern des Putsches hatte neben der bewaffneten Gegenwehr der Proletarier und Uneinigkeit der Militärs über die eigentliche Zielsetzung des Putsches unzweifelhaft der Generalstreik – der größte in der deutschen Geschichte.

Vorgeschichte

Der Putschversuch richtete sich gegen die von SPD, Zentrum und DDP getragene Regierung unter Gustav Bauer (SPD). Allerdings bestand zwischen den Beteiligten keine Einigkeit über die Zielsetzungen, was vor allem auch an dem überstürzten Beginn und den ungenügenden Vorbereitungen lag. So gab es besonders zwischen den Hauptverantwortlichen Kapp und Lüttwitz erhebliche Unterschiede.

Die Regierung Bauer versuchte zwar, die Erfüllung der Bestimmungen des Versailler Vertrages abzuschwächen, gleichwohl musste sie ihm im Wesentlichen entsprechen. Am 10. Januar 1920 trat er in Kraft. Große Teile des Offizierskorps der Reichswehr und die Angehörigen der nationalistisch orientierten Freikorps wollten die Reduzierung der Reichswehr – und damit ihre Entlassung – nicht hinnehmen.

Der Kommandierende General des Reichswehr-Gruppenkommandos 1 in Berlin, Walther Freiherr von Lüttwitz, stellte sich an die Spitze der militärischen Opposition gegen die Regierung. Die politische Führung sollte der preußische Generallandschaftsdirektor Wolfgang Kapp übernehmen, der im Kriege Gründungsmitglied der Deutschen Vaterlandspartei gewesen war.

Der Kapp-Putsch oder Kapp-Lüttwitz-Putsch 640px-Plakat_der_Reichsregierung_gegen_den_Kapp-Putsch_1920
Plakat der Reichsregierung gegen den Kapp-Putsch 1920

Die Reichsregierung selbst bemühte sich, den Abbau der bewaffneten Kräfte hinauszuzögern, da sie sich auf die Truppen angewiesen sah, um der heftigen sozialen Unruhen im Reich Herr zu werden. So endeten etwa im Januar 1920 vor dem Reichstag Auseinandersetzungen um das Betriebsrätegesetz gewaltsam. Zudem war die Frage der Grenzen des Reiches im Osten noch nicht geklärt; polnische Nationalisten versuchten in Aufständen in Oberschlesien vor den anstehenden Volksabstimmungen Tatsachen zugunsten Polens zu schaffen.
Hintergrund

Gründe für den Putsch waren die Republikfeindlichkeit sowie die Frustration vieler früherer Soldaten, die nun in etwa 120 Freikorps organisiert waren.

Konkreter Auslöser war am 29. Februar die Verfügung von Reichswehrminister Gustav Noske, die Marinebrigade Ehrhardt aufzulösen, da am 10. Januar 1920 der Versailler Friedensvertrag in Kraft getreten war, welcher das deutsche Heer auf 100.000 Mann beschränkte. Dies bedeutete einen massiven Personalabbau der etwa 400.000 Mann starken Reichswehr von 1919, und die meisten der damaligen Freikorps sollten aufgelöst werden. In diesem Punkte spielten aber die Führer der Freikorps nicht mit; die politischen Generäle waren nicht gewillt, auf die Instrumente ihrer politischen Macht zu verzichten[2], und so kam es zu dem militärischen Staatsstreich vom 13. März 1920.

Insbesondere kämpften die sogenannten Baltikum-Freikorps (aus denen sich die Marinebrigade Ehrhardt zu einem Teil zusammensetzte) auch nach dem Krieg weiterhin gegen die vorrückende Rote Armee Sowjetrusslands. Dies wurde von den Alliierten geduldet. Nach der Eroberung der lettischen Hauptstadt Riga im Mai 1919 galt der Auftrag als erfolgreich erfüllt. Der folgende Abzugsbefehl wurde von den Freikorps ignoriert. Erst als die Reichsbehörden den Nachschub unterbrachen, gaben die Freikorps auf. Die von ihrer Regierung enttäuschten Soldaten trafen sich mit der 1919 gegründeten Nationalen Vereinigung, einer Nachfolgeorganisation der Deutschen Vaterlandspartei aus dem Ersten Weltkrieg, in der Wolfgang Kapp und Hauptmann Waldemar Pabst den Ton angaben. Sie diente vor allem der Koordination der bereits bestehenden nationalistischen Oppositionsgruppen.

Die Marinebrigade Ehrhardt war militärisch eine Eliteeinheit, politisch extrem regierungs- und republikfeindlich. Am Tage nach Noskes Auflösungsverfügung hielt die Brigade eine große Parade ab, ohne Einladung des Reichskriegsministers, auf der General von Lüttwitz erklärte: „… Ich werde nicht dulden, dass mir eine solche Kerntruppe in einer so gewitterschwülen Zeit zerschlagen wird. …“[3] Damit kündigte er der Regierung öffentlich den Gehorsam auf.

Ablauf

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Extrablatt der Vossischen Zeitung mit ersten Nachrichten über den Putsch

In den nächsten Tagen übertrug Noske den Oberbefehl über die Brigade Ehrhardt an die Marineführung, in der Hoffnung, dass diese seinen Auflösungsbefehl durchführen werde.

Lüttwitz nahm Anfang März Kontakt zu führenden Politikern der rechtskonservativen DNVP und der nationalliberalen DVP, Oskar Hergt und Rudolf Heinze auf. Er setzte sie von seinen Forderungen in Kenntnis (Neuwahlen zum Reichstag und Direktwahl des Reichspräsidenten) und wies auf die Möglichkeit eines Putsches hin. Seine Forderungen stimmten weitgehend mit denen der beiden Parteien überein. Hergt und Heinze versprachen, auf eine Lösung in der noch als Parlament fungierenden Weimarer Nationalversammlung hinzuwirken. Gleichzeitig forderten sie Lüttwitz auf, seine Putschpläne vorerst zurückzustellen. Der von beiden Fraktionen am 9. März eingebrachte Entschließungsantrag fand jedoch keine Mehrheit. Die schon länger kursierenden Putschgerüchte waren von Reichswehrminister Gustav Noske ignoriert worden.

Am 10. März sprach General von Lüttwitz bei Reichspräsident Ebert vor und forderte ultimativ die Rücknahme des Auflösungsbefehls. Gleichzeitig trug er verschiedene politische Forderungen vor, darunter die sofortige Auflösung der Nationalversammlung und Neuwahlen zum Reichstag. Ebert wies im Beisein von Noske diese Forderungen ab und verlangte von dem General seinen Rücktritt in den nächsten 24 Stunden. Der Chef des Heerespersonalamtes General Ritter und Edler von Braun wurde angewiesen, Lüttwitz unter Beförderung zum Generaloberst zum Ausscheiden aus dem Dienst zu bewegen.[4] Da der freiwillige Rücktritt ausblieb, wurde Lüttwitz am 11. März durch Noske wegen Insubordination gegenüber den zivilen Reichsbehörden zur Disposition gestellt.

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Korvettenkapitän Hermann Ehrhardt (links, im Auto sitzend) beim Einmarsch seiner Marinebrigade am 13. März in Berlin

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Angehörige der Marinebrigade Ehrhardt am 13. März in Berlin, Flugblätter verteilend; deutlich sichtbar die Hakenkreuze auf den Helmen der Soldaten

General von Lüttwitz dachte nicht daran, seine Entlassung einzureichen, und fuhr stattdessen nach Döberitz zur Brigade Ehrhardt. Dort gab er Ehrhardt den Befehl zum Marsch auf Berlin. Erst danach informierte er die Verschwörergruppe der „Nationalen Einheit“ um Kapp, Pabst und Ludendorff. Sie sollten sich dafür bereithalten, Sonnabend früh in Berlin die Regierung zu übernehmen.

Bereits Freitagabend kursierten entsprechende Gerüchte in Berlin; selbst Berliner Abendzeitungen brachten Meldungen über einen bevorstehenden Putsch der Brigade Ehrhardt, sodass Noske zwei Regimenter Sicherheitspolizei und ein Regiment Reichswehr in das Regierungsviertel beorderte, um es gegebenenfalls militärisch zu verteidigen. Doch die verantwortlichen Offiziere dieser drei Regimenter teilten noch in derselben Nacht den anderen in und um Berlin stehenden Truppenteilen mit, dass sie nicht gewillt seien, Noskes Befehl zur Verteidigung der Regierungsgebäude Folge zu leisten.[5]

In der Nacht auf den 13. März setzte sich die Brigade Ehrhardt nach Berlin in Marsch, feldmarschmäßig, wie in Feindesland. Viele Soldaten trugen als Ausdruck ihrer völkischen Gesinnung ein weiß gemaltes Hakenkreuz auf dem Helm. Ab 23:00 Uhr wurde die Regierung über den Anmarsch der Brigade Ehrhardt informiert; es brach hektische Betriebsamkeit aus. Noske hielt eine Kommandeurssitzung ab, auf der er erfuhr, dass das Regierungsviertel durch die drei Kompanien nicht verteidigt und sein Schießbefehl nicht befolgt werden würde. Gleichzeitig fand unter Eberts Leitung in der Reichskanzlei eine Kabinettssitzung statt, auf der beschlossen wurde, dass die Regierung aus Berlin fliehen und ein Aufruf zum Generalstreik erfolgen solle. Beide Beschlüsse wurden mit Mehrheit, nicht einstimmig gefasst. Der bürgerliche Vizekanzler Schiffer schloss sich mit seinen Ministern nicht der Flucht an, während der Aufruf zum Generalstreik nur von den sozialdemokratischen Ministern unterzeichnet wurde. Um 6:15 Uhr wurde die Sitzung unterbrochen, und die Minister flüchteten mit im Hof bereitgestellten Autos. Zehn Minuten später marschierte die Brigade Ehrhardt mit Gesang durch das Brandenburger Tor.[6]

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Marinebrigade Ehrhardt; nach Besetzung Berlins

Die sozialdemokratischen Mitglieder der Regierung begaben sich zunächst nach Dresden zu Noskes altem „Städteeroberer“, dem dortigen Wehrkreisbefehlshaber Georg Maercker. Sie nahmen an, dort sicher zu sein. Maercker hatte jedoch schon telegrafisch aus Berlin den Befehl erhalten, die Minister bei ihrer Ankunft in „Schutzhaft“ zu nehmen. Nur die zufällige Anwesenheit des Vorsitzenden der Deutschen Volkspartei, Heinze, konnte Maercker von seinem Vorhaben abbringen. Dennoch zogen es Ebert und Noske vor, weiter nach Stuttgart zu fliehen, wo das Militär bisher ruhig geblieben war.[7] In Berlin blieben nur wenige Regierungspolitiker zurück, darunter Justizminister und Vizekanzler Eugen Schiffer (DDP) und der Zentrumsvorsitzende Karl Trimborn, die später die Verhandlungen mit den Putschisten führten.

Die meuternden Truppen proklamierten Kapp zum Reichskanzler. Mit beteiligt am Putsch waren der ehemalige Berliner Polizeipräsident Traugott von Jagow, Oberst Max Bauer, Major Waldemar Pabst und der Pfarrer und DNVP-Politiker Gottfried Traub.

In einer Besprechung zwischen Noske, dem Chef der Heeresleitung Walther Reinhardt und dem Chef des Truppenamtes Hans von Seeckt sprach sich nur Reinhardt für den Einsatz regierungstreuer Truppen gegen die Putschisten aus, während Seeckt dies ablehnte. Häufig wird Seeckts Antwort mit den Worten „Truppe schießt nicht auf Truppe“ bzw. „Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr“ zitiert. Auch wenn dafür Belege fehlen,[8] äußerte er sich sinngemäß so, da er befürchtete, dass dies die Zerstörung der von ihm aufgebauten Reichswehr bedeuten würde.[9] Seeckt meldete sich zu Beginn des Putsches krank und beteiligte sich von zu Hause aus insgeheim an dessen Liquidierung. Die Truppen des Gruppenkommandos 1 in den östlichen und nördlichen Teilen des Reiches folgten anfangs weitgehend den Befehlen ihres unmittelbaren Vorgesetzten Lüttwitz, während die des Gruppenkommandos 2 in Westdeutschland sich abwartend verhielten. Ähnlich gespalten war die Reichswehrführung in Berlin.

Der Kapp-Putsch oder Kapp-Lüttwitz-Putsch 1024px-Kapp_demo
Demonstration in Berlin gegen den Kapp-Putsch

Am Vormittag des 13. März wurde ein Aufruf des Pressechefs der Reichskanzlei, Ulrich Rauscher, zum Generalstreik im Namen des Reichspräsidenten und der SPD-Minister und -Fraktion verbreitet; dem schlossen sich am Nachmittag der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (ADGB) und die Arbeitsgemeinschaft freier Angestelltengewerkschaften (AfA) an. Die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) sprach sich ebenfalls gegen den Putsch aus, forderte jedoch die Proletarier zunächst auf, mit der Teilnahme an Aktionen noch zu warten. Der Wortlaut des Aufrufes war folgender:

„Arbeiter! Genossen! Wir haben die Revolution nicht gemacht, um uns heute wieder einem blutigen Landsknechtsregime zu unterwerfen. Wir paktieren nicht mit den Baltikumsverbrechern!.....Es geht um Alles! Darum sind die schärfsten Abwehrmittel geboten. .... Legt die Arbeit nieder! Streikt! Schneidet dieser reaktionären Clique die Luft ab! Kämpft mit jedem Mittel für die Erhaltung der Republik! Lasst allen Zwist beiseite. Es gibt nur ein Mittel gegen die Diktatur Wilhelms II: Lahmlegung jedes Wirtschaftslebens! Keine Hand darf sich mehr rühren! Kein Proletarier darf der Militärdiktatur helfen! Generalstreik auf der ganze Linie! Proletarier, vereinigt euch! Nieder mit der Gegenrevolution!“

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Extrablatt-Schlagzeile des Berliner Lokal-Anzeiger vom Mittag des 13. März

Die Mitglieder der DNVP solidarisierten sich mit den Putschisten und unterstützten zum Teil aktiv den Umsturzversuch. Auch Teile der DVP sympathisierten mit den Putschisten. Die Parteiführung unter Gustav Stresemann fasste den Beschluss, den Putsch nicht zu verurteilen, gleichwohl stellte sie in ihrer Erklärung vom 13. März die Forderung nach einer baldigen Überleitung zu geordneten Verhältnissen auf.

Am 14. März korrigierte die KPD ihre Haltung vom Vortag und rief zur Beteiligung am Generalstreik auf. Dies lag zum Teil auch daran, dass sich einzelne Bezirke der Partei bereits am Streik beteiligten.

In Thüringen, Sachsen und im Ruhrgebiet (siehe Ruhraufstand) versuchten linksgerichtete Gruppen wie die USPD, den Generalstreik in eine zweite Revolution überzuleiten. Dazu wurden bewaffnete Formationen gebildet, die etwa im Ruhrgebiet (Rote Ruhrarmee) zwischen 50.000 und 120.000 Mann umfassten.

Es gelang den Kapp-Putschisten in den folgenden Tagen nicht, sich an der Macht zu halten. Sie fanden nicht ausreichend Unterstützung und stießen in der Berliner Ministerialverwaltung auf Widerstand. So unterstützte der Deutsche Beamtenbund ab dem 15. März den Streik. Zudem fehlte es den Militärs an Einigkeit über ihre eigentlichen Ziele. Die überstürzte Natur des Putsches wird auch daran deutlich, dass die Putschisten keine Ministerlisten vorbereitet hatten.

Einen großen Anteil am Misslingen des Putsches hatte jedoch zweifelsohne der Generalstreik – der größte in der deutschen Geschichte. Dieser Generalstreik erfasste am Sonntag, dem 14. März, bereits vollständig Berlin und breitete sich am Montag über die ganze Republik aus. Es gab keinen Eisenbahnverkehr, in den Städten keine Straßenbahnen und Busse, keine Post, keine Telefonvermittlung, keine Zeitungen, alle Fabriken und alle Behörden waren geschlossen. In Berlin gab es nicht einmal mehr Wasser, Gas oder elektrisches Licht. Dieser Generalstreik führte zur völligen Lahmlegung der öffentlichen Versorgung und führte den Putschisten schnell die Aussichtslosigkeit ihres Unterfangens vor Augen. Er nahm ihnen jede Möglichkeit zu regieren.

Am 17. März schließlich floh Kapp nach Schweden. Von Lüttwitz übernahm nun als Militärdiktator die Regierung und wollte als solcher gegen die Aufstände vorgehen. Jedoch kam es bereits am selben Tag zu Verhandlungen im Berliner Justizministerium, bei denen die Parteienvertreter Lüttwitz die weitgehende Erfüllung seiner Forderungen als Gegenleistung für die unblutige Beendigung des Putsches anboten. Zudem stellten sie ihren Einsatz für eine Amnestie in Aussicht. Sie handelten dabei ohne Rückendeckung der Reichsregierung in Stuttgart, die Verhandlungen stets abgelehnt hatte. Da Lüttwitz auch den Rückhalt in der Reichswehr weitgehend verloren hatte, willigte er in die Bedingungen ein und trat zurück. Die Vereinbarung wurde am gleichen Tag in einer Pressemitteilung verbreitet. Der Putschversuch war nach fünf Tagen beendet. Lüttwitz verließ, begleitet von Erich Ludendorff, den die Putschisten mehrfach zur Beratung eingeladen hatten, die Reichskanzlei.
Folgen
Siehe auch: Ruhraufstand

Weil die Regierung die Brigade Ehrhardt nach der Flucht Kapps gegen die weiter streikenden Arbeiter zu Hilfe rief, konnte sie noch eine Zeit lang weiter bestehen. Die ebenfalls eingesetzte schwer bewaffnete Sicherheitspolizei (Sipo) setzte Bomben aus Flugzeugen und schwere Maschinengewehre zur Aufstandsbekämpfung ein.

Die den Generalstreik unterstützenden Gewerkschaften einigten sich am 18. März auf ein gemeinsames Neun-Punkte-Programm mit weitgehenden Forderungen, darunter die Sozialisierung von Betrieben und Enteignung von Großagrariern, zudem eine Regierungsumbildung. Andernfalls wollten sie den Streik fortsetzen. Am 26. März trat das Kabinett Bauer zurück, und eine neue Regierung unter Hermann Müller (SPD) wurde gebildet (Kabinett Müller I). Eine Beteiligung der Gewerkschaften an der Regierung kam nicht zustande, so hatte der ADGB-Vorsitzende Carl Legien das ihm von Ebert angebotene Amt des Reichskanzlers abgelehnt. Der neue Reichskanzler Müller ernannte Hans von Seeckt zum neuen Chef der Heeresleitung, nachdem General Reinhardt aus Solidarität mit dem nicht mehr haltbaren und wegen „Begünstigung der Konterrevolution“ zum Rücktritt gezwungen Reichswehrminister Noske ebenfalls zurückgetreten war.

In Ostpreußen hatten sich alle höheren Verwaltungsbeamten mit Ausnahme des Königsberger Oberbürgermeisters Hans Lohmeyer dem Unternehmen von Kapp angeschlossen. Nach dessen Scheitern entließ die Staatsregierung den Oberpräsidenten, drei Regierungspräsidenten und die meisten Landräte. Nicht entlassen wurden OB Lohmeyer, der Regierungspräsident v. Oppen (Allenstein) und die Landräte v. Gottberg (Bartenstein), Frhr. zu Innhausen und Knyphausen (Rastenburg), Neumann (Pr. Eylau) und Frhr. v. Mirbach (Neidenburg).

In der Reichstagswahl vom 6. Juni 1920 verlor die Weimarer Koalition aus SPD, Zentrum und DDP ihre absolute Mehrheit, und mit dem Kabinett Fehrenbach wurde eine bürgerliche Minderheitsregierung gebildet. Als Gewinner gingen aus der Wahl sowohl die USPD als auch die DNVP und die DVP hervor. Die am 2. August 1920 verabschiedete Amnestie stellte alle Putschteilnehmer mit Ausnahme der „Urheber“ und „Führer“ straffrei, sofern sie nicht aus „Rohheit“ oder „Eigennutz“ gehandelt hatten. Gleiche Bestimmungen galten für die linken Aufständischen. In der Reichswehr wurden nach Militärgerichtsverfahren 48 Offiziere ihres Amtes enthoben, die meisten Verfahren wurden eingestellt oder endeten mit einem Freispruch.

Viele führende Beteiligte des Putsches setzten sich in die – infolge der dortigen Regierungsübernahme Gustav von Kahrs am 16. März gebildete – konservative „Ordnungszelle“ Bayern ab, wo sie sich in rechtsgerichteten Organisationen und Wehrverbänden engagierten. Der frühere Chef der Brigade Ehrhardt gründete in München als Quasi-Nachfolgeorganisation die Organisation Consul, die in der Folgezeit für zahlreiche Fememorde an republikanischen Politikern verantwortlich war.

Am 21. Dezember 1921 verurteilte das Reichsgericht Traugott von Jagow zur Mindeststrafe von fünf Jahren Festungshaft (die mildeste und ehrenhafteste Form des Freiheitsentzuges bei Vergehen und Verbrechen). In diesem Urteil hieß es einerseits sinngemäß, dass § 81 Abs. I Nr. 2 StGB (Hochverrat) die jeweils gültige Verfassung des Deutschen Reichs und damit auch die neue Weimarer Verfassung schützen solle. Auf der anderen Seite hieß es: „Bei der Strafzumessung sind dem Angeklagten [gemeint ist Traugott von Jagow], der unter dem Bann selbstloser Vaterlandsliebe und eines verführerischen Augenblicks dem Rufe von Kapp gefolgt ist, mildernde Umstände zugebilligt worden.“

Das Verfahren gegen zwei Mitangeklagte wurde am gleichen Tag eingestellt. Diese drei Verfahren waren die einzigen Strafverfahren gegen die Putschisten. Zwar stellte sich Kapp nach seiner Flucht im April 1922 todkrank dem Reichsgericht, jedoch verstarb er vor seinem Prozess am 12. Juni 1922 in Untersuchungshaft.
Gedenken

Für die bei den Kämpfen an zahlreichen Orten im Deutschen Reich ums Leben gekommenen Aufständischen, Soldaten, Polizisten und Zivilisten wurden bereits in den ersten Jahren danach Gedenkorte und Denkmale eingerichtet. Eine umfangreiche Auswahl:

„Denkmal der Märzgefallenen“ von Walter Gropius, errichtet am 1. Mai 1922 auf dem Historischen Friedhof in Weimar für eine Arbeiterin und acht Arbeiter
Gedenktafel im Steinbruch des Galgenberges in Halle (Saale) für die Toten der dort erfolgten Kämpfe
Friedhof Hannover-Stöcken Abteilung 64 A: 1–8 und 13 (Gräber für 14 Opfer des Kapp-Putsches)
Ehrenmal auf dem Südfriedhof in Gera; gestaltet 1921 von Selmar Werner (Gräber für 14 der 15 in Gera gefallenen Arbeiter)
Gedenktafel am ehemaligen Standort des Rathauses Schöneberg am Berliner Kaiser-Wilhelm-Platz für die Opfer des Putsches
Gedenkstein für die Opfer des Kapp-Putsches in Berlin-Köpenick
Gedenkstein für Alexander Futran auf dem Futran-Platz in der Köpenicker Altstadt in Berlin
Gedenkstein für die Opfer des Köpenicker Blutsonntages am 21. März 1920 auf dem Futran-Platz in Köpenick in Berlin
Inschrift am Rathausportal in Suhl (Im grünen Wald die rote Stadt, die ein zerschossen’ Rathaus hatt’)
Gedenkstein zur Niederschlagung des Kapp-Putsches (Einstellung der Kampfhandlungen) in Zickra (Ortsteil von Berga/Elster)
Gedenktafel am Spremberger Turm in Cottbus
Gedenkstein für die Opfer des Kapp-Putsches vor dem (damals als Kaserne genutzten) Schloss Gottorf (Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum), Schleswig
Gedenktafel für die Opfer im Harburger Blutsonntag an der Schule Woellmerstraße in Hamburg-Heimfeld, der damaligen Stadt Harburg (Elbe) (siehe auch: Rudolf Berthold)
Gedenktafel, die an die bewaffneten Kämpfe in Riesa erinnert (Dr.-Külz-Straße)
Gedenkstätte, die an die Tötung von fünf unbewaffneten Bürgern in Eisenach erinnert (Frankfurter Straße)
Grabstätte der Schöneberger Opfer des Kapp-Putsches auf dem Friedhof Eythstraße in Berlin-Schöneberg (Gräber für drei Opfer ohne Angehörige)
Gedenkstein auf dem Neuen Friedhof in Senftenberg
Gedenktafel in Bad Kösen am Ort von Erschießungen
Gedenkstein für die von Kapp-Putschisten umgebrachten Arbeiter Karl Behrend, Max Hagen, Bernhard Birkhahn, Erwin Haack und Ernst Wulff in Greifswald

Ehrengräber und Gedenktafeln im Ruhrgebiet/Rheinisch-Westfälischen Industriegebiet:

Ehrengrab, Friedhof Wiescherstraße in Herne
Gedenkstein für die Opfer in Bochum-Laer (ehemaliger Friedhof, jetzt Park Dannenbaumstraße)
Gedenkstein für die Opfer auf dem Friedhof in Bochum-Werne
Gedenktafeln aus den 1930er und 1980er Jahren am Wasserturm Steeler Straße in Essen
Gedenktafel auf dem Südwestfriedhof Essen
Ehrengrab und Gedenkstein für die Opfer in Haltern (im Waldgebiet Haard, südlich von Haltern)
Ehrengrab auf dem Gelsenkirchener Südfriedhof
Ehrengrab auf dem Westfriedhof in Oberhausen
Ehrengrab auf dem Friedhof Bottrop-Kirchhellen
Mahnmal für die ermordeten Arbeiter der Roten Ruhrarmee in Dortmund auf dem Nordfriedhof
Ehrengrab auf dem Friedhof in Dinslaken (Flurstraße)
Gedenkstein auf einem Massengrab in der Haard, Hünxe-Bruckhausen
Ehrengrab auf dem Friedhof Duisburg-Walsum
Ehrengrab mit Statue auf dem Rembergfriedhof in Hagen
Gedenktafel am Bahnhof der Stadt Wetter (Ruhr) für die dort erfolgten Kämpfe[10]
nachträglich eingerichtetes"„Grab“ für die in Wetter getöteten Arbeiterkämpfer sowie eine Bürgerin auf dem Areal der bestatteten Freikorpskämpfer auf dem Friedhof Wetter
Ehrengrab in Bommern
Gedenktafel in Pelkum am Ort von Erschießungen
Ehrengrab auf dem Friedhof Pelkum
Ehrengrab auf dem Friedhof Wiescherhöfen
Ehrengrab mit Statue auf dem Friedhof Bergkamen
Gedenksteine für zwei Massengräber in der Haard bei Olfen-Eversum
Gedenksteine und -tafel auf dem Ehrenfriedhof an der Königshöhe in Wuppertal-Elberfeld

Ehrung von Freikorpsangehörigen:

Ehrenmal in Essen für in den Kämpfen getötete Freikorps- und Reichswehrangehörigen sowie Polizisten, in der Zeit der Nationalsozialisten eingeweiht
Ehrenmal und -grab für gefallene Polizisten, Südwest-Friedhof, Essen
Ehrengrab für die Gefallenen des Freikorps Loewenfeld, Friedhof Bottrop-Kirchhellen
Benennung der Loewenfeldstraße, Bottrop-Kirchhellen


Filmische Rezeption

Der Bayerische Rundfunk rekonstruierte im Jahr 2011 die Ereignisse rund um den Kapp-Putsch für das Dokudrama Die Konterrevolution – Der Kapp-Lüttwitz-Putsch. Unter der Regie von Bernd Fischerauer spielten u. a. Hans Michael Rehberg (General v. Lüttwitz), Jürgen Tarrach (Friedrich Ebert) und Michael Rotschopf (Waldemar Pabst). Die Erstausstrahlung fand am 20. Mai 2011 im Programm BR-alpha statt.[11][12]

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