Die Naturfreunde
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Die Naturfreunde
Die Naturfreunde oder genauer die Naturfreunde Internationale, kurz NFI, ist eine international tätige Umwelt-, Kultur-, Freizeit- und Touristikorganisation. Die Wurzeln der Naturfreunde liegen in der Arbeiterbewegung im späten 19. Jahrhundert. Sie verstehen sich als „Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur“. In ihrer Satzung bekennen sie sich zum demokratischen Sozialismus und sind somit von überwiegend bürgerlichen Gebirgs- und Wandervereinen oder den kurze Zeit später entstandenen jugendlichen Wandervögeln abzugrenzen.
Bekannt sind sie vor allem durch ihr europaweites Netz von fast 1000 Naturfreundehäusern: preisgünstigen, naturnah gelegenen, öffentlichen Gast- und Übernachtungsstätten, die für Einzelgäste und Gruppen zur Verfügung stehen. Naturfreunde-Organisationen bestehen in 48 Ländern, hauptsächlich in Europa. Mit einer halben Million Einzel-Mitgliedern gehören die Naturfreunde zu den weltweit größten NGOs.
Geschichte
Schild über dem Eingang Naturfreundehaus Boßler
Die Naturfreunde wurden im September 1895 von dem sozialistischen Lehrer Georg Schmiedl in Wien ins Leben gerufen. Die Idee entstand bei einer Wanderung Gleichgesinnter am Anninger im Wienerwald. Von Österreich aus wurde 1905 die Naturfreunde-Internationale gegründet. 1933 hatten die Naturfreunde rund 200.000 Mitglieder in 22 Ländern. Während der nationalsozialistischen Herrschaft war die Organisation in Deutschland verboten, die Mitglieder wurden verfolgt, die Naturfreundehäuser beschlagnahmt. Heutzutage zählen die Naturfreunde unter dem Dachverband Naturfreunde Internationale (NFI), 500.000 Mitglieder in 48 Ländern, darunter fast 100.000 in Deutschland. Die Jugendorganisationen sind in den International Young Naturefriends (IYNF) organisiert.
Der Verband setzt sich seit seiner Gründung für gerechte Arbeits- und Lebensbedingungen – gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur ein. Auf dem internationalen Naturfreunde-Kongress 1972 in Genf heißt es in den Leitsätzen zum Umweltschutz: „Alle ökonomischen Maßnahmen sind ökologischen Notwendigkeiten unterzuordnen.“ Die Naturfreunde hatten früh erkannt, dass das Ökosystem des Planeten aus dem „natürlichen Gleichgewicht“ zu geraten drohe. Diese rot-grünen Ur-Ideen tauchten zum Beispiel im UN-Leitbild der nachhaltigen Entwicklung wieder auf.
Das Signet der Naturfreunde ist ein Handschlag samt drei Alpenrosen, entworfen von Karl Renner, dem späteren Staatskanzler und Bundespräsidenten Österreichs. Der Gruß der Naturfreunde lautet „Berg frei!“, im Gegensatz zum „Berg Heil!“ der Alpenvereine.
Mitglieder
Mitglieder der NFI sind verschiedene Naturfreunde-Organisationen in folgenden 48 Ländern:[1]
Europa Afrika Asien Nordamerika Südamerika Australien-Ozeanien
Albanien
Belgien *
Dänemark
Deutschland
Finnland
Frankreich
Mazedonien
Griechenland
Italien **
Kroatien
Litauen
Niederlande
Österreich
Polen
Madeira (Portugal)
Rumänien
Schweden
Schweiz
Slowakei
Tschechien ***
Ungarn
Vereinigtes Königreich
Zypern
Algerien
Benin
Burkina Faso
Gambia
Guinea
Mali
Marokko
Niger
Senegal
Togo
Georgien
Iran
Israel
Nepal
Pakistan
Kanada
USA
Chile
Australien
(*) In Belgien gibt es zwei Mitgliedsorganisationen: eine in Flandern und eine in Wallonien
(**) In Italien gibt es ebenfalls zwei Mitgliedsorganisationen: eine für „Gesamt-Italien“ und eine speziell für Südtirol
(***) In Tschechien gibt es zwei Mitgliedsorganisationen: Naturfreunde Tschechien[2] und die Naturfreundejugend International[3]
NaturFreunde Deutschlands
Naturfreunde auf der Wir-haben-es-satt!-Demonstration 2013.
In der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) kämpfte man nach dem Zweiten Weltkrieg um Wiederzulassung der Naturfreunde-Organisation. Man hatte sich den Namen „Antifaschistische Touristenbewegung (ATB)“ gegeben, jedoch erfolglos. Nach der Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED nannte man sich in „Einheitstouristenbewegung (ETB)“ um.[4][5] Auch nach einer weiteren Umbenennung in „Natur- und Heimatfreunde“ wurde eine Neuzulassung von der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) nach wie vor verwehrt, da sie für den Bereich Kultur und Sport eine andere Organisationsstruktur vorsah: Es kam zu Gründungen der FDJ, der BSGs und des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands. Die Naturfreunde mussten sich auf diese Organisationen verteilen.
Am 21. Dezember 1989 nutzten Mitglieder des „Fachausschusses Touristik und Wandern des Kulturbundes“ die Zeitung Neues Deutschland für einen Aufruf zur „Neu“-Gründung der „Naturfreunde der DDR“. 150 Menschen folgten diesem Aufruf und gründeten am 3. März 1990 in Königstein/Sächsische Schweiz unter Anwesenheit des Generalsekretärs der Naturfreunde-Internationale Frieder Stede und des Bundesvorsitzenden der Naturfreunde (West) Claus Woyrosta den Touristenverband „Naturfreunde der DDR“.[5] Am 29. September 1990 kam es schließlich zum formellen Zusammenschluss mit dem Touristenverein „Die Naturfreunde - Bundesgruppe Deutschland“.
Die NaturFreunde Deutschlands (NFD) bezeichnen sich heute als politischen Freizeitverband und sind den Idealen des demokratischen Sozialismus sowie der Nachhaltigkeit verpflichtet. Im Untertitel nennen sie sich „Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur“. Sie haben in Deutschland 75.000 Mitglieder in 630 Ortsgruppen, die auch mehr als 400 Naturfreundehäuser bewirtschaften.[6] Als Nichtregierungsorganisation engagieren sie sich schwerpunktmäßig für eine Umwelt- und Klimaschutzpolitik, die soziale und ökologische Fragen verknüpft. Sie waren eine der Gründungsorganisationen der Ostermarschbewegung. Vorsitzender ist Michael Müller.
Die Naturfreundejugend Deutschlands ist die Jugendorganisation des Vereines. Die Landesverbände sind in ihrer Arbeit recht unterschiedlich. Die Naturfreundejugend Berlin zum Beispiel arbeitet zu den Themen Antirassismus, Geschlechterverhältnis und Antimilitarismus. Zu den Arbeitsfeldern der Naturfreundejugend NRW gehören Antifaschismus und progressive Pädagogik. Auf Bundesebene sind die Themen Politische Partizipation von Kindern und Jugendlichen, (interkulturelle) nachhaltige Kinder- und Jugendreisen aktuell.
Naturfreunde Österreich
Von den Naturfreunden mitorganisiert: Der Boulder Worldcup Wien 2010
100 Jahre NaturFreunde Deutschlands: deutsche Sonderbriefmarke von 2005
Die Naturfreunde Österreich, früher „Touristenverein die Naturfreunde“ (TVN), wurden 1895 in Wien als Arbeiterorganisation zur Pflege des Wanderns und der Touristik gegründet. Von Österreich aus wurde 1905 die Naturfreunde Internationale gegründet, deren 1. Sekretär der Österreicher Leopold Happisch war. 1934 wurden die Naturfreunde in Österreich verboten, nach Kriegsende 1945 wiedergegründet. Die Naturfreunde Österreich verstehen sich heute sowohl als Freizeit-, Alpin- und Umweltorganisation. Es gibt 9 Landes- und 460 Ortsgruppen.
Die Naturfreundejugend Österreich arbeitet unter dem Namen Friends und dem Motto Das Leben fängt draußen an. Das Freizeitangebot der Jugendorganisation richtet sich an Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Familien. Die Bundesgeschäftsführung befindet sich in Wels in Oberösterreich. Die Tätigkeitsschwerpunkte liegen in den drei Bereichen Klettern+Bergsport, Wintersport und Natur+Umwelt. Von besonderer Bedeutung sind die erlebnispädagogisch orientierten Aus- und Weiterbildungsangebote der friends Outdoor-Akademie für ehrenamtlich tätige Mitglieder.
Naturfreunde Schweiz
Die Naturfreunde Schweiz NFS sind einer der rund 50 Mitglieder- und Partnerverbände innerhalb der internationalen Naturfreunde-Bewegung (= Naturfreunde Internationale NFI). Es waren einige Dutzend junger Arbeiter und Handwerker, die in der Schweiz ab 1905 erste Naturfreunde-Sektionen gründeten. Bereits im Jahr 1912 bauten diese am Säntis eine erste Naturfreunde-Hütte; ab 1920 wurde der Hüttenbau intensiviert und es entstanden die NF-Häuser Flühli, Gorneren (Kiental), Reutsperre (Rosenlaui) und Cristolais (Engadin). In der Zeit zwischen 1920 und 1950 profilierten sich die Schweizer Naturfreunde vor allem als sozialistische Kulturbewegung. Zu ihren ideellen Werten gehörten die Selbsthilfe, das Lernen von der Natur und die Stärkung von Körper und Geist. Konkret sah die Bewegung ihre Aufgabe darin, all jenen Zugang zu Freizeit, Sport und Tourismus zu verschaffen, die dies allein nicht vermochten. In diesem Kontext zu verstehen ist der traditionelle Gruss, den Naturfreunde untereinander austauschten: „Berg frei!“[7] Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 und des faschistischen Dollfußregimes in Österreich 1934 wurden die dortigen Naturfreunde-Organisationen verboten, ihr Vermögen konfisziert und die NF-Häuser beschlagnahmt. Als Reaktion darauf wurde der Hauptsitz der Naturfreunde Internationale NFI von Wien nach Zürich verlegt (wo er bis 1988 blieb).
Ab den 1950er Jahren öffnete sich die in der Schweiz bis dahin sozialistisch ausgerichtete Organisation und erreichte mit ihren Freizeitangeboten breitere gesellschaftliche Schichten. In der Folge der zunehmend spür- und sichtbar werdenden negativen Folgen des wirtschaftlichen Wachstums positionierten sich die Naturfreunde Schweiz ab den 1980er Jahren zudem verstärkt auch als Umweltverband. Mit ihren Freizeit-Angeboten im Natursportbereich, ihrem Engagement für zwischenmenschliche Kontakte und nachhaltige Entwicklung, den Leiter-Ausbildungskursen und den für alle offen stehenden Naturfreunde-Häusern gelten die NFS heute als ein Verband für einen sozial gerechten, erschwinglichen und ökologisch vertretbaren Tourismus. Als Beitrag für einen nachhaltigen Tourismus haben die NFS im 1999 den Kulturweg Alpen lanciert. Es handelt sich dabei um ein Weitwanderprojekt quer durch die Schweiz, vom Lac Léman ins Val Müstair (detailliert dokumentiert im Buch Kulturweg Alpen). Einen weiteren Beitrag zum Weitwandern und zu regionaler Entwicklung in der Schweiz leisteten die NFS zuvor mit dem Projekt Pässespaziergang – Wandern auf alten Wegen zwischen Uri und Piemont. Das gleichnamige Buch erschien 1996. Die Naturfreunde Schweiz NFS sind zudem Herausgeberin der Zeitschrift „Naturfreund“.
Naturfreundehäuser
→ Hauptartikel: Naturfreundehäuser
Die Naturfreunde haben im Verlauf von fast hundert Jahren mehr als 1000 Häuser errichtet. In Deutschland gibt es über 400 Naturfreundehäuser.[8] Die Breite des Angebotes reicht von der einfachen Berghütte bis hin zum hotelartigen Naturfreundehaus, von Selbstversorgung bis hin zu ausgearbeiteten Ferienangeboten und Arrangements.
Bekannte Naturfreunde
Deutschland
Doris Barnett[9][10]
Willy Brandt (deutscher Bundeskanzler 1969–1974)
Herbert Brückner
Christine Buchholz
Edelgard Bulmahn[10]
Marco Bülow[10]
Siegmund Ehrmann
Petra Ernstberger[10]
Saskia Esken
Charlotte Eisenblätter (deutsche Widerstandskämpferin)
Georg Elser (deutscher Widerstandskämpfer;[11] Mitgliedschaft bei den Naturfreunden umstritten[12])
Felix Fechenbach (politischer Journalist und Dichter)
Peter Friedrich (deutscher Politiker, MdB von 2005 bis 2011)[10]
Karl Gerold (Journalist, Mitherausgeber der Frankfurter Rundschau)
Otto Grotewohl (Ministerpräsident der DDR)
Winfried Hermann (Verkehrsminister Baden-Württemberg seit 2011)[13]
Uwe Hiksch (deutscher Politiker, derzeit Bundeskassierer der Naturfreunde Deutschlands)
Sigmar Gabriel
Annette Groth[10]
Uli Grötsch
Gustav Herzog[10]
Thomas Hitschler
Anton Hofreiter
Inge Höger[14]
Fritz Lamm (Sozialist und Vorstandsmitglied der NaturFreunde)[15]
Jo Leinen (deutscher Politiker und Mitglied des Europaparlaments seit 1999)
Paul Löbe (deutscher Politiker, MdB 1949–1953)[10]
Michael Müller (deutscher Politiker, MdB 1983-2009, derzeit Vorsitzender der Naturfreunde Deutschland)[16]
Franz Müntefering (deutscher Politiker, MdB)[10]
Max Porzig (deutscher Richter und Politiker)
Magnus Poser (deutscher Widerstandskämpfer)
Ernst Reuter (Oberbürgermeister West-Berlins 1948–1953)
Fritz Rück (deutscher Publizist, sozialistischer Politiker)
Thomas Jurk
Oliver Kaczmarek[10]
Gabriele Katzmarek
Roderich Kiesewetter
Anette Kramme[17]
Christine Lambrecht[10]
Christian Lange[10]
Gabriele Lösekrug-Möller[10]
Katja Mast[10]
Hilde Mattheis[10]
Andrea Nahles[10]
Joachim Poß[18]
Florian Pronold
Stefan Rebmann
Gerold Reichenbach
Andreas Rimkus (Politiker)
Martin Rosemann
René Röspel[10]
Hermann Scheer (deutscher Politiker)[19]
Carl Schreck (deutscher Politiker, Mitglied des Reichstags 1920-1933)[20]
Margarete Steffin (Schauspielerin, Schriftstellerin, Bertolt Brecht)
Martin Schulz (deutscher Politiker, Präsident des Europaparlaments)
Sabine Wils (deutsche Politikerin, MdEP 2009-2014)
Lore Wolf (deutsche kommunistische Journalistin)
Annette Sawade
Axel Schäfer
Nina Scheer
Marianne Schieder[10]
Ulla Schmidt[10]
Carsten Schneider
Stefan Schwartze
Carsten Sieling
Ute Vogt[10]
Österreich
Heinz Fischer (österreichischer Bundespräsident)
Viktor Frankl (österreichischer Neurologe und Psychiater)
Bruno Kreisky (österreichischer Bundeskanzler, 1970–1983)
Karl Renner (österreichischer Bundespräsident)
Ulli Sima (österreichische Politikerin)
Schweiz
Theo Pinkus (Schweizer Kommunist)
Publikationen
Von den Wiener Naturfreunden wurde von 1896 bis 1934 die Monatszeitschrift Der Naturfreund herausgegeben. Titelzusatz des Blattes war Mittheilungen des Touristen-Vereines "Die Naturfreunde" in Wien.[21]
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Bekannt sind sie vor allem durch ihr europaweites Netz von fast 1000 Naturfreundehäusern: preisgünstigen, naturnah gelegenen, öffentlichen Gast- und Übernachtungsstätten, die für Einzelgäste und Gruppen zur Verfügung stehen. Naturfreunde-Organisationen bestehen in 48 Ländern, hauptsächlich in Europa. Mit einer halben Million Einzel-Mitgliedern gehören die Naturfreunde zu den weltweit größten NGOs.
Geschichte
Schild über dem Eingang Naturfreundehaus Boßler
Die Naturfreunde wurden im September 1895 von dem sozialistischen Lehrer Georg Schmiedl in Wien ins Leben gerufen. Die Idee entstand bei einer Wanderung Gleichgesinnter am Anninger im Wienerwald. Von Österreich aus wurde 1905 die Naturfreunde-Internationale gegründet. 1933 hatten die Naturfreunde rund 200.000 Mitglieder in 22 Ländern. Während der nationalsozialistischen Herrschaft war die Organisation in Deutschland verboten, die Mitglieder wurden verfolgt, die Naturfreundehäuser beschlagnahmt. Heutzutage zählen die Naturfreunde unter dem Dachverband Naturfreunde Internationale (NFI), 500.000 Mitglieder in 48 Ländern, darunter fast 100.000 in Deutschland. Die Jugendorganisationen sind in den International Young Naturefriends (IYNF) organisiert.
Der Verband setzt sich seit seiner Gründung für gerechte Arbeits- und Lebensbedingungen – gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur ein. Auf dem internationalen Naturfreunde-Kongress 1972 in Genf heißt es in den Leitsätzen zum Umweltschutz: „Alle ökonomischen Maßnahmen sind ökologischen Notwendigkeiten unterzuordnen.“ Die Naturfreunde hatten früh erkannt, dass das Ökosystem des Planeten aus dem „natürlichen Gleichgewicht“ zu geraten drohe. Diese rot-grünen Ur-Ideen tauchten zum Beispiel im UN-Leitbild der nachhaltigen Entwicklung wieder auf.
Das Signet der Naturfreunde ist ein Handschlag samt drei Alpenrosen, entworfen von Karl Renner, dem späteren Staatskanzler und Bundespräsidenten Österreichs. Der Gruß der Naturfreunde lautet „Berg frei!“, im Gegensatz zum „Berg Heil!“ der Alpenvereine.
Mitglieder
Mitglieder der NFI sind verschiedene Naturfreunde-Organisationen in folgenden 48 Ländern:[1]
Europa Afrika Asien Nordamerika Südamerika Australien-Ozeanien
Albanien
Belgien *
Dänemark
Deutschland
Finnland
Frankreich
Mazedonien
Griechenland
Italien **
Kroatien
Litauen
Niederlande
Österreich
Polen
Madeira (Portugal)
Rumänien
Schweden
Schweiz
Slowakei
Tschechien ***
Ungarn
Vereinigtes Königreich
Zypern
Algerien
Benin
Burkina Faso
Gambia
Guinea
Mali
Marokko
Niger
Senegal
Togo
Georgien
Iran
Israel
Nepal
Pakistan
Kanada
USA
Chile
Australien
(*) In Belgien gibt es zwei Mitgliedsorganisationen: eine in Flandern und eine in Wallonien
(**) In Italien gibt es ebenfalls zwei Mitgliedsorganisationen: eine für „Gesamt-Italien“ und eine speziell für Südtirol
(***) In Tschechien gibt es zwei Mitgliedsorganisationen: Naturfreunde Tschechien[2] und die Naturfreundejugend International[3]
NaturFreunde Deutschlands
Naturfreunde auf der Wir-haben-es-satt!-Demonstration 2013.
In der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) kämpfte man nach dem Zweiten Weltkrieg um Wiederzulassung der Naturfreunde-Organisation. Man hatte sich den Namen „Antifaschistische Touristenbewegung (ATB)“ gegeben, jedoch erfolglos. Nach der Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED nannte man sich in „Einheitstouristenbewegung (ETB)“ um.[4][5] Auch nach einer weiteren Umbenennung in „Natur- und Heimatfreunde“ wurde eine Neuzulassung von der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) nach wie vor verwehrt, da sie für den Bereich Kultur und Sport eine andere Organisationsstruktur vorsah: Es kam zu Gründungen der FDJ, der BSGs und des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands. Die Naturfreunde mussten sich auf diese Organisationen verteilen.
Am 21. Dezember 1989 nutzten Mitglieder des „Fachausschusses Touristik und Wandern des Kulturbundes“ die Zeitung Neues Deutschland für einen Aufruf zur „Neu“-Gründung der „Naturfreunde der DDR“. 150 Menschen folgten diesem Aufruf und gründeten am 3. März 1990 in Königstein/Sächsische Schweiz unter Anwesenheit des Generalsekretärs der Naturfreunde-Internationale Frieder Stede und des Bundesvorsitzenden der Naturfreunde (West) Claus Woyrosta den Touristenverband „Naturfreunde der DDR“.[5] Am 29. September 1990 kam es schließlich zum formellen Zusammenschluss mit dem Touristenverein „Die Naturfreunde - Bundesgruppe Deutschland“.
Die NaturFreunde Deutschlands (NFD) bezeichnen sich heute als politischen Freizeitverband und sind den Idealen des demokratischen Sozialismus sowie der Nachhaltigkeit verpflichtet. Im Untertitel nennen sie sich „Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur“. Sie haben in Deutschland 75.000 Mitglieder in 630 Ortsgruppen, die auch mehr als 400 Naturfreundehäuser bewirtschaften.[6] Als Nichtregierungsorganisation engagieren sie sich schwerpunktmäßig für eine Umwelt- und Klimaschutzpolitik, die soziale und ökologische Fragen verknüpft. Sie waren eine der Gründungsorganisationen der Ostermarschbewegung. Vorsitzender ist Michael Müller.
Die Naturfreundejugend Deutschlands ist die Jugendorganisation des Vereines. Die Landesverbände sind in ihrer Arbeit recht unterschiedlich. Die Naturfreundejugend Berlin zum Beispiel arbeitet zu den Themen Antirassismus, Geschlechterverhältnis und Antimilitarismus. Zu den Arbeitsfeldern der Naturfreundejugend NRW gehören Antifaschismus und progressive Pädagogik. Auf Bundesebene sind die Themen Politische Partizipation von Kindern und Jugendlichen, (interkulturelle) nachhaltige Kinder- und Jugendreisen aktuell.
Naturfreunde Österreich
Von den Naturfreunden mitorganisiert: Der Boulder Worldcup Wien 2010
100 Jahre NaturFreunde Deutschlands: deutsche Sonderbriefmarke von 2005
Die Naturfreunde Österreich, früher „Touristenverein die Naturfreunde“ (TVN), wurden 1895 in Wien als Arbeiterorganisation zur Pflege des Wanderns und der Touristik gegründet. Von Österreich aus wurde 1905 die Naturfreunde Internationale gegründet, deren 1. Sekretär der Österreicher Leopold Happisch war. 1934 wurden die Naturfreunde in Österreich verboten, nach Kriegsende 1945 wiedergegründet. Die Naturfreunde Österreich verstehen sich heute sowohl als Freizeit-, Alpin- und Umweltorganisation. Es gibt 9 Landes- und 460 Ortsgruppen.
Die Naturfreundejugend Österreich arbeitet unter dem Namen Friends und dem Motto Das Leben fängt draußen an. Das Freizeitangebot der Jugendorganisation richtet sich an Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Familien. Die Bundesgeschäftsführung befindet sich in Wels in Oberösterreich. Die Tätigkeitsschwerpunkte liegen in den drei Bereichen Klettern+Bergsport, Wintersport und Natur+Umwelt. Von besonderer Bedeutung sind die erlebnispädagogisch orientierten Aus- und Weiterbildungsangebote der friends Outdoor-Akademie für ehrenamtlich tätige Mitglieder.
Naturfreunde Schweiz
Die Naturfreunde Schweiz NFS sind einer der rund 50 Mitglieder- und Partnerverbände innerhalb der internationalen Naturfreunde-Bewegung (= Naturfreunde Internationale NFI). Es waren einige Dutzend junger Arbeiter und Handwerker, die in der Schweiz ab 1905 erste Naturfreunde-Sektionen gründeten. Bereits im Jahr 1912 bauten diese am Säntis eine erste Naturfreunde-Hütte; ab 1920 wurde der Hüttenbau intensiviert und es entstanden die NF-Häuser Flühli, Gorneren (Kiental), Reutsperre (Rosenlaui) und Cristolais (Engadin). In der Zeit zwischen 1920 und 1950 profilierten sich die Schweizer Naturfreunde vor allem als sozialistische Kulturbewegung. Zu ihren ideellen Werten gehörten die Selbsthilfe, das Lernen von der Natur und die Stärkung von Körper und Geist. Konkret sah die Bewegung ihre Aufgabe darin, all jenen Zugang zu Freizeit, Sport und Tourismus zu verschaffen, die dies allein nicht vermochten. In diesem Kontext zu verstehen ist der traditionelle Gruss, den Naturfreunde untereinander austauschten: „Berg frei!“[7] Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 und des faschistischen Dollfußregimes in Österreich 1934 wurden die dortigen Naturfreunde-Organisationen verboten, ihr Vermögen konfisziert und die NF-Häuser beschlagnahmt. Als Reaktion darauf wurde der Hauptsitz der Naturfreunde Internationale NFI von Wien nach Zürich verlegt (wo er bis 1988 blieb).
Ab den 1950er Jahren öffnete sich die in der Schweiz bis dahin sozialistisch ausgerichtete Organisation und erreichte mit ihren Freizeitangeboten breitere gesellschaftliche Schichten. In der Folge der zunehmend spür- und sichtbar werdenden negativen Folgen des wirtschaftlichen Wachstums positionierten sich die Naturfreunde Schweiz ab den 1980er Jahren zudem verstärkt auch als Umweltverband. Mit ihren Freizeit-Angeboten im Natursportbereich, ihrem Engagement für zwischenmenschliche Kontakte und nachhaltige Entwicklung, den Leiter-Ausbildungskursen und den für alle offen stehenden Naturfreunde-Häusern gelten die NFS heute als ein Verband für einen sozial gerechten, erschwinglichen und ökologisch vertretbaren Tourismus. Als Beitrag für einen nachhaltigen Tourismus haben die NFS im 1999 den Kulturweg Alpen lanciert. Es handelt sich dabei um ein Weitwanderprojekt quer durch die Schweiz, vom Lac Léman ins Val Müstair (detailliert dokumentiert im Buch Kulturweg Alpen). Einen weiteren Beitrag zum Weitwandern und zu regionaler Entwicklung in der Schweiz leisteten die NFS zuvor mit dem Projekt Pässespaziergang – Wandern auf alten Wegen zwischen Uri und Piemont. Das gleichnamige Buch erschien 1996. Die Naturfreunde Schweiz NFS sind zudem Herausgeberin der Zeitschrift „Naturfreund“.
Naturfreundehäuser
→ Hauptartikel: Naturfreundehäuser
Die Naturfreunde haben im Verlauf von fast hundert Jahren mehr als 1000 Häuser errichtet. In Deutschland gibt es über 400 Naturfreundehäuser.[8] Die Breite des Angebotes reicht von der einfachen Berghütte bis hin zum hotelartigen Naturfreundehaus, von Selbstversorgung bis hin zu ausgearbeiteten Ferienangeboten und Arrangements.
Bekannte Naturfreunde
Deutschland
Doris Barnett[9][10]
Willy Brandt (deutscher Bundeskanzler 1969–1974)
Herbert Brückner
Christine Buchholz
Edelgard Bulmahn[10]
Marco Bülow[10]
Siegmund Ehrmann
Petra Ernstberger[10]
Saskia Esken
Charlotte Eisenblätter (deutsche Widerstandskämpferin)
Georg Elser (deutscher Widerstandskämpfer;[11] Mitgliedschaft bei den Naturfreunden umstritten[12])
Felix Fechenbach (politischer Journalist und Dichter)
Peter Friedrich (deutscher Politiker, MdB von 2005 bis 2011)[10]
Karl Gerold (Journalist, Mitherausgeber der Frankfurter Rundschau)
Otto Grotewohl (Ministerpräsident der DDR)
Winfried Hermann (Verkehrsminister Baden-Württemberg seit 2011)[13]
Uwe Hiksch (deutscher Politiker, derzeit Bundeskassierer der Naturfreunde Deutschlands)
Sigmar Gabriel
Annette Groth[10]
Uli Grötsch
Gustav Herzog[10]
Thomas Hitschler
Anton Hofreiter
Inge Höger[14]
Fritz Lamm (Sozialist und Vorstandsmitglied der NaturFreunde)[15]
Jo Leinen (deutscher Politiker und Mitglied des Europaparlaments seit 1999)
Paul Löbe (deutscher Politiker, MdB 1949–1953)[10]
Michael Müller (deutscher Politiker, MdB 1983-2009, derzeit Vorsitzender der Naturfreunde Deutschland)[16]
Franz Müntefering (deutscher Politiker, MdB)[10]
Max Porzig (deutscher Richter und Politiker)
Magnus Poser (deutscher Widerstandskämpfer)
Ernst Reuter (Oberbürgermeister West-Berlins 1948–1953)
Fritz Rück (deutscher Publizist, sozialistischer Politiker)
Thomas Jurk
Oliver Kaczmarek[10]
Gabriele Katzmarek
Roderich Kiesewetter
Anette Kramme[17]
Christine Lambrecht[10]
Christian Lange[10]
Gabriele Lösekrug-Möller[10]
Katja Mast[10]
Hilde Mattheis[10]
Andrea Nahles[10]
Joachim Poß[18]
Florian Pronold
Stefan Rebmann
Gerold Reichenbach
Andreas Rimkus (Politiker)
Martin Rosemann
René Röspel[10]
Hermann Scheer (deutscher Politiker)[19]
Carl Schreck (deutscher Politiker, Mitglied des Reichstags 1920-1933)[20]
Margarete Steffin (Schauspielerin, Schriftstellerin, Bertolt Brecht)
Martin Schulz (deutscher Politiker, Präsident des Europaparlaments)
Sabine Wils (deutsche Politikerin, MdEP 2009-2014)
Lore Wolf (deutsche kommunistische Journalistin)
Annette Sawade
Axel Schäfer
Nina Scheer
Marianne Schieder[10]
Ulla Schmidt[10]
Carsten Schneider
Stefan Schwartze
Carsten Sieling
Ute Vogt[10]
Österreich
Heinz Fischer (österreichischer Bundespräsident)
Viktor Frankl (österreichischer Neurologe und Psychiater)
Bruno Kreisky (österreichischer Bundeskanzler, 1970–1983)
Karl Renner (österreichischer Bundespräsident)
Ulli Sima (österreichische Politikerin)
Schweiz
Theo Pinkus (Schweizer Kommunist)
Publikationen
Von den Wiener Naturfreunden wurde von 1896 bis 1934 die Monatszeitschrift Der Naturfreund herausgegeben. Titelzusatz des Blattes war Mittheilungen des Touristen-Vereines "Die Naturfreunde" in Wien.[21]
Quelle - literatur & Einzelnachweise
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