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Die Persönlichkeitsstörung

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Die Persönlichkeitsstörung Empty Die Persönlichkeitsstörung

Beitrag  checker Mo Aug 03, 2015 1:58 am

Persönlichkeitsstörungen sind schwere Störungen der Persönlichkeit und des Verhaltens, bei denen bestimmte Merkmale der Persönlichkeitsstruktur in besonderer Weise ausgeprägt, unflexibel oder wenig angepasst sind. Sie bezeichnen Erlebens- und Verhaltensmuster aufgrund von Entwicklungsbedingungen in der Kindheit und späteren Lebensabschnitten, genetischen Faktoren oder erworbenen Hirnschäden. Diese Verhaltensmuster weichen von einem flexiblen, situationsangemessenen Erleben und Verhalten in charakteristischer Weise ab. Die persönliche und soziale Funktions- und Leistungsfähigkeit ist meistens beeinträchtigt.

Persönlichkeitsstörungen werden nach charakteristischen Merkmalen unterteilt, wobei jedoch häufig Überschneidungen vorkommen. In Psychiatrie und klinischer Psychologie wurden verschiedene Typologien oder Klassifikationssysteme entwickelt, wie ICD-10 und DSM-IV. Nach ICD-10 gehören die Persönlichkeitsstörungen zum Symptomkomplex psychische und Verhaltensstörungen.

Geschichte der Diagnose Persönlichkeitsstörungen

Der Begriff „Persönlichkeitsstörung“ wurde ursprünglich synonym mit dem Begriff „Psychopathie“ verwendet.[1] Bereits Pinel (1809) unterschied zwischen Psychotikern und Psychopathen und benutzte dabei den Begriff manie sans delire. wobei er Psychopathie als Beeinträchtigung der affektiven Funktionen bei ungestörten Verstandeskräften definierte.[2] Morel (1857) glaubte an die Degenerationslehre: dass gewohnheitsmäßige Dissozialität wohl durch die Umwelt entstünde, dann aber in einer Art Lamarckismus genetisch weitergegeben werden könne. Das erste Diathese-Stress-Modell der Persönlichkeitsstörungen wurde von Magnan & Lagrain (1895) vorgestellt, die vererbten neurophysiologischen Faktoren eine entscheidende Rolle für das Risiko (die Vulnerabilität) zusprachen, eine Persönlichkeitsstörung zu entwickeln, die aber erst durch psychosoziale Stressoren wirken könnten. Richard Freiherr von Krafft-Ebing veröffentlichte 1886 ein vielfach aufgelegtes Standardwerk mit dem Titel „Psychopathia Sexualis“.[3]

Der Begriff Psychopathie wurde vor allem durch die Monographie von J. L. A. Koch Psychopathische Minderwertigkeiten (1891) geprägt. Koch, Julius Ludwig August (1891), (1892). Koch war ebenfalls Anhänger einer genetischen Degenerationslehre und beschrieb verschiedene Störungstypen wie zart Besaitete oder Stadt- und Weltverbesserer.[4] Diese Form der genetischen Degenerationslehre diente im Dritten Reich in Deutschland als Begründung für eugenische Säuberungsaktionen. Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert erfolgt ein Paradigmenwechsel weg von der Degenerationslehre hin zur Konstitutionslehre. Besonders die deutschen Psychiater Kraepelin und Kretschmer brachten konstitutionelle Faktoren wie Triebstärke oder Körperbau mit verschiedenen Störungen in Verbindung. Kretschmer untersuchte dabei typische Körperbauformen und damit korrelierende Risiken für psychische Erkrankungen.[5] Mit Kurt Schneiders Die psychopathischen Persönlichkeiten (1923) verschwindet in der Terminologie die wertende Begrifflichkeit und es sind in seinen zehn verschiedenen Typen bereits die meisten der heute bekannten Persönlichkeitsstörungen enthalten.[6] Erst 1980 wurde durch die Einführung des DSM-III der Begriff „Psychopathie“ durch „Persönlichkeitsstörung“ ersetzt. Psychopathie bezeichnet dagegen in der heutigen forensisch-psychiatrischen Nomenklatur eine schwere Störung des Sozialverhaltens, die Bezüge zur Dissozialen/Antisozialen Persönlichkeitsstörung aufweist.
Cluster-Einteilung nach DSM-IV und ICD-10
Kategorisierung ICD-10 DSM-IV
Cluster A
sonderbar, exzentrisch paranoide PS (F60.0)
schizoide PS (F60.1) paranoide PS
schizoide PS
schizotypische PS
Cluster B
dramatisch, emotional emotional instabile PS: vom Borderline-Typ
oder vom impulsiven Typ (F 60.3)
histrionische PS (F60.4)
dissoziale PS (F60.2) Borderline-PS
histrionische PS
antisoziale PS
narzisstische PS
Cluster C
ängstlich, vermeidend ängstliche PS (F60.6)
abhängige PS (F60.7)
anankastische PS (F60.5)
passiv-aggressive PS (F60.Cool selbstunsichere PS
dependente PS
zwanghafte PS
(passiv-aggressive PS)

Die schizotypische Persönlichkeitsstörung oder schizotype Störung wird nach der multiaxialen Bewertung des DSM-IV ebenfalls als Persönlichkeitsstörung (Achse II) gewertet. Im ICD-10 wird sie unter der Kodierung F21 (Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen) gelistet. Dort heißt es: „Entwicklung und Verlauf entsprechen gewöhnlich einer Persönlichkeitsstörung.“ (ICD 10, 2002)
Klassifizierung nach ICD-10
Paranoide Persönlichkeitsstörung

Die paranoide Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.0) ist gekennzeichnet durch Misstrauen (bis hin zur häufigen Annahme von Verschwörungen, um Ereignisse zu erklären), Streitsucht, dauernden Groll und starke Selbstbezogenheit. Handlungen oder Äußerungen anderer Personen werden häufig als feindlich missgedeutet.
Schizoide Persönlichkeitsstörung

Im ICD-10 wird die schizoide Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.1) (nicht zu verwechseln mit schizotypische Persönlichkeitsstörung) so beschrieben: „Eine Persönlichkeitsstörung, die durch einen Rückzug von affektiven, sozialen und anderen Kontakten mit übermäßiger Vorliebe für Phantasie, einzelgängerisches Verhalten und in sich gekehrte Zurückhaltung gekennzeichnet ist. Es besteht nur ein begrenztes Vermögen, Gefühle auszudrücken und Freude zu erleben.“
Dissoziale Persönlichkeitsstörung

Typisch für die dissoziale Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.2) sind Verantwortungslosigkeit und Missachtung sozialer Normen, Regeln und Verpflichtungen, fehlendes Schuldbewusstsein sowie geringes Einfühlungsvermögen in andere. Oft besteht eine niedrige Schwelle für aggressives oder gewalttätiges Verhalten, eine geringe Frustrationstoleranz sowie mangelnde Lernfähigkeit aufgrund von Erfahrung. Beziehungen zu anderen Menschen werden eingegangen, sind jedoch nicht stabil.

Menschen mit dissozialer Persönlichkeitsstörung kommen häufiger als im Bevölkerungsdurchschnitt mit dem Gesetz in Konflikt. Der ältere Begriff Psychopathie für diese Störung wird in der aktuellen deutschsprachigen Literatur nicht mehr verwendet.
Emotional instabile Persönlichkeitsstörung

Die ICD-10 unterscheidet zwei Erscheinungsformen der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung: Emotional instabile Persönlichkeitsstörung: Impulsiver Typ (F60.30), vorwiegend gekennzeichnet durch emotionale Instabilität und mangelnde Impulskontrolle, und der Borderline-Typus (F60.31). Der Merkmalskatalog der American Psychiatric Association (DSM-IV) spricht dagegen von einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (Diagnose-Nr. 301.83) ohne solche Unterformen.

Die wesentlichen Merkmale der Borderline-Persönlichkeitsstörung sind nach ICD 10 impulsive Handlungen ohne Berücksichtigung der Konsequenzen; häufige, unvorhersehbare und launenhafte Stimmungsschwankungen; Neigung zu intensiven und instabilen Beziehungen, oft mit der Folge emotionaler Krisen; Störungen und Unsicherheit bezüglich des Selbstbildes, Zielen und inneren Präferenzen; anhaltendes Gefühl der Leere; heftige Zornesausbrüche mit teilweise gewalttätigem Verhalten gegen andere oder gegen sich selbst: autoaggressive Verhaltensweisen und mangelnde Impulskontrolle, welche ein überdauerndes Erlebens- und Verhaltensmuster darstellen. Ferner besteht eine Tendenz zu streitsüchtigem Verhalten und Konflikten mit anderen, insbesondere, wenn impulsive Handlungen unterbunden oder getadelt werden. Ein wichtiges Kennzeichen dieser Störung ist die große Angst vor dem Alleinsein. Menschen mit dieser Erkrankung haben gelegentlich ausgeprägte Trennungsängste, Verlustängste oder Angst vor Isolation, obwohl kein konkreter Grund dazu gegeben ist.
Histrionische Persönlichkeitsstörung

Kennzeichnend für die histrionische Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.4) sind Übertreibung, theatralisches Verhalten, Tendenz zur Dramatisierung, Oberflächlichkeit, labile Stimmungslage, gesteigerte Beeinflussbarkeit, dauerndes Verlangen nach Anerkennung und der Wunsch, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, erhöhte Kränkbarkeit sowie ein übermäßiges Interesse an körperlicher Attraktivität.

Personen mit dieser Struktur verfügen oftmals über hohes schauspielerisches Talent, sie schreiben sich für viele Lebenslagen eigene Rollen zu, die sie perfekt inszenieren. Falls sie in Situationen, denen sie Bedeutung beimessen, nicht die gewünschte Aufmerksamkeit bekommen, kann dies eine bedrohliche Situation für sie darstellen, in der sie sich hilflos und ausgeschlossen fühlen. Besonders in größerer Gesellschaft kann dies verheerende Reaktionen hervorrufen, denn oftmals greifen diese Persönlichkeiten zu drastischen, schockierenden Mitteln, die mitunter gefährlich werden können. Menschen mit histrionischer Persönlichkeitsstörung haben die Tendenz zu lügen, erfinden besonders extreme Geschichten oder "selbst erlebte Abenteuer", um die Aufmerksamkeit anderer zu erzwingen. Von ihrem Umfeld werden diese Persönlichkeiten häufig als unglaubwürdig eingeschätzt.
Anankastische (zwanghafte) Persönlichkeitsstörung

Die anankastische (zwanghafte) Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.5) ist gekennzeichnet durch Gefühle von Zweifel, Perfektionismus, übertriebener Gewissenhaftigkeit, ständige Kontrollen, allgemein große Vorsicht und Starrheit in Denken und Handeln, die sich als Unflexibilität, Pedanterie und Steifheit zeigt.

Typisch ist des Weiteren die übermäßige Beschäftigung mit Details und Regeln, so dass die eigentliche Aktivität oftmals in den Hintergrund tritt. Es können beharrliche und unerwünschte Gedanken oder Impulse auftreten, die nicht die Schwere einer Zwangsstörung erreichen.

Die Fähigkeit zum Ausdruck von Gefühlen ist häufig vermindert. In zwischenmenschlichen Beziehungen wirken Betroffene dementsprechend kühl und rational. Die Anpassungsfähigkeit an die Gewohnheiten und Eigenheiten der Mitmenschen ist eingeschränkt. Vielmehr wird die eigene Prinzipien- und Normentreue von anderen erwartet.

Menschen mit zwanghafter Persönlichkeitsstörung sind meist übermäßig leistungsorientiert und perfektionistisch. Daher erweisen sie sich im Arbeitsleben als fleißig, übermäßig gewissenhaft und übergenau, wobei der überstrenge Perfektionismus die Aufgabenerfüllung mitunter verhindert. Ihre Angst vor Fehlern behindert die Entscheidungsfähigkeit der Betroffenen. Etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung ist von einer anankastischen Persönlichkeitsstörung betroffen.
Ängstliche Persönlichkeitsstörung

Die ängstliche Persönlichkeitsstörung (auch: ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung, ICD-10: F60.6) ist gekennzeichnet durch übermäßige Sorge bis hin zur Überzeugung, abgelehnt zu werden, unattraktiv oder minderwertig zu sein. Folgen sind andauernde Angespanntheit und Besorgtsein, der Lebensstil ist wegen des starken Bedürfnisses nach Sicherheit starken Einschränkungen unterworfen. Teilweise sind Betroffene überempfindlich gegenüber Ablehnung oder Kritik.
Abhängige (asthenische) bzw. dependente Persönlichkeitsstörung

Die abhängige Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.7) ist geprägt durch mangelnde Fähigkeit zu eigenen Entscheidungen, ständiges Appellieren an die Hilfe anderer, Abhängigkeit von und unverhältnismäßige Nachgiebigkeit gegenüber anderen, Angst, nicht für sich selbst sorgen zu können und der Angst, von einer nahestehenden Person verlassen zu werden und hilflos zu sein.
Schizotypische Persönlichkeitsstörung

Die schizotypische Persönlichkeitsstörung oder schizotype Störung (nicht zu verwechseln mit der schizoiden Persönlichkeitsstörung) zeichnet sich aus durch ein tiefgreifendes Verhaltensdefizit im zwischenmenschlichen oder psychosozialen Bereich. Dies äußert sich in Verhaltenseigentümlichkeiten, mangelnder Fähigkeit zu engen persönlichen Beziehungen und Verzerrungen in Denken und Wahrnehmung. Das Auftreten ist oft schrullig und exzentrisch. Im ICD-10 wird diese Störung den „schizophrenen und wahnhaften Störungen“ (F2x) zugeordnet, im DSM-IV den Persönlichkeitsstörungen, wo sie zusammen mit der schizoiden und der paranoiden Persönlichkeitsstörung dem „schizophrenen Spektrum“ zugeordnet wird.
Narzisstische Persönlichkeitsstörung

→ Hauptartikel: Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Die narzisstische Persönlichkeitsstörung zeichnet sich durch ein gesteigertes Verlangen nach Anerkennung und Überschätzung der eigenen Fähigkeiten aus. Da Betroffene oftmals extrem unsicher sind, bauen sie ein Größenselbst auf und suchen ständig neue Bestätigung, um ihr Selbstwertgefühl weiter zu stärken. Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung werden oftmals als arrogant, überheblich, snobistisch oder herablassend beschrieben. Sie können leistungsstark (in Schule, Beruf, Hobby) sein und haben bisweilen gepflegte und statusbewusste Umgangsformen. Betroffene sind immer auf der Suche nach Bewunderung und Anerkennung, wobei sie anderen Menschen wenig echte Aufmerksamkeit schenken. Es fällt ihnen schwer, auf die Bedürfnisse anderer Menschen einzugehen und sie verfügen über ein unrealistisches Selbstbild, wodurch sie unfähig sind, sich anzunehmen. Sie haben ein übertriebenes Gefühl von Wichtigkeit, hoffen eine Sonderstellung einzunehmen und zu verdienen. Betroffene sind häufig sehr stolz und besitzen eine hohe Anspruchshaltung an sich selbst. Betroffene zeigen ein meist ausbeutendes Verhalten und einen Mangel an Empathie. Es können wahnhafte Störungen mit Größenideen auftreten. Die Betroffenen überschätzen ihre eigenen Fähigkeiten und zerstören aus Missgunst, was Andere aufgebaut haben. Zudem zeigen Betroffene eine auffällige Empfindlichkeit gegenüber negativer Kritik, die sie oft global verstehen, was in ihnen Gefühle der Wut, Scham oder Demütigung hervorruft. Häufig wird deshalb, gerade im familiären Bereich, ein Netz aus Intrigen gesponnen, um sich ins rechte Licht zu rücken. Dies geschieht meist aus Selbstschutz und Angst vor weiterer Kritik. Hierbei werden durch teils erfundene oder übertriebene Geschichten kritische Menschen herabgestuft.

Die Wahrnehmung für tatsächliche Gegebenheiten ist zudem oft stark verschwommen und wird zugunsten der narzisstischen Persönlichkeit entweder geschönt oder es werden Teile der Realität bewusst verfälscht oder weggelassen, um das Ziel der Anerkennung wiederherzustellen, die deren Meinung nach ins Wanken geraten ist oder sein könnte. Häufig wird hier auch mit großem Selbstmitleid gearbeitet und ein Jammern und Flehen eingeflochten, um die Fürsorge der Mitmenschen zu wecken und die Unschuld zu bekräftigen.

Ein Hang zur Mythomanie ist fließend. Für Außenstehende ist es sehr schwer, die Wahrheit innerhalb der Intrigen zu erkennen, da bei der narzisstischen Persönlichkeit meist eine ausgefeilte und sehr subtile Lebenstaktik, die hart erarbeitet wurde, dahinter steht. Erhalten Betroffene genug Selbstvertrauen durch ihre Umwelt, sind sie in der Lage, große Erfolge zu erzielen. Üben Narzissten eine leitende Funktion aus, leiden die Untergebenen sehr; wenn möglich entziehen sie sich ihrem Einfluss.

Einige Tiefenpsychologen meinen, dass bei Betroffenen die ideale Vorstellung von sich selbst mit dem realen Selbst in gewisser Weise verschmolzen ist. Weiter ist das Selbst gespalten in Ideal-Selbst und entwertetes Selbst. Diese Selbstrepräsentanzen werden auf äußere Objekte projiziert.

Häufigkeit in der Gesamtbevölkerung: etwa 1,0 Prozent, wobei beachtet werden muss, dass verschiedene Klassifizierungsverfahren und unterschiedliche Diagnosen diesen Wert zwischen 0,5 und 2,5 Prozent schwanken lassen.

Die narzisstische Persönlichkeitsstörung wird im ICD 10 nur unter der Rubrik „Andere spezifische Persönlichkeitsstörungen (F 60.Cool“ aufgeführt, jedoch nur im Anhang I der Ausgabe „Forschungskriterien“ weiter charakterisiert, obwohl sie als Persönlichkeitsdiagnose häufig gebraucht wird. Im anderen großen, multiaxialen Klassifikationssystem, dem DSM-IV der American Psychiatric Association, wird die narzisstische Persönlichkeitsstörung auf Achse-II aufgeführt, genauer im Cluster B, der die „launisch, dramatisch, emotionalen“ Persönlichkeitsstörungen beinhaltet, so zum Beispiel die Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Siehe auch: Narzissmus (Psychopathologie)
Passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung

Die passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung ist gekennzeichnet durch ein tiefgreifendes Muster negativistischer Einstellungen und passiven Widerstandes gegenüber Anregungen und Leistungsanforderungen, die von anderen Menschen kommen. Sie fällt insbesondere durch passive Widerstände gegenüber Anforderungen im sozialen und beruflichen Bereich auf und durch die häufig ungerechtfertigte Annahme, missverstanden, ungerecht behandelt oder übermäßig in die Pflicht genommen zu werden. Ein eigener DSM-Code existiert nicht und in der ICD-10 und ihren Vorläuferinnen wird die Störung nur in F60.8 aufgeführt, jedoch nur in der Ausgabe „Forschungskriterien“ im Anhang I durch Kriterien genauer beschrieben.
Kombinierte Persönlichkeitsstörung

Kombinierte Persönlichkeitsstörungen führen häufig zu Beeinträchtigungen, weisen aber nicht die spezifischen Symptombilder der in F60.- beschriebenen Störungen auf. Dies führt dazu, dass es häufig schwieriger ist, diese zu diagnostizieren.

Beispiele:

Kombinierte Persönlichkeitsstörungen mit unterschiedlichen Merkmalen aus der unter F60.- aufgeführten Störungen, allerdings ohne ein vorherrschendes Symptombild, das eine genauere Diagnose ermöglichen würde.

Störende Persönlichkeitsänderungen, die nicht in F60.- oder F62.- einzuordnen sind und/oder Zweitdiagnosen zu bisher bestehenden Angst- oder Affektstörungen.

Persönlichkeitsentwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen

Bei Kindern und Jugendlichen finden sich in seltenen Fällen Vorformen oder Risikokonstellationen von Persönlichkeitsstörungen. Da die Entwicklung der Persönlichkeit noch nicht vollendet ist, wird hier eher von einer Persönlichkeitsentwicklungsstörung gesprochen.
Häufigkeit

Die Prävalenz von Persönlichkeitsstörungen ist nur begrenzt erforscht, dementsprechend ungewiss und diesbezügliche Angaben schwanken stark. In Deutschland wurde bisher nur eine einzige Studie hierzu durchgeführt, laut der etwa 9,4 Prozent der Gesamtbevölkerung an einer Persönlichkeitsstörung leidet. Der Anteil Betroffener unter psychiatrischen Patienten ist mit 40-60 Prozent allerdings deutlich größer, wobei innerhalb dieser Bevölkerungsgruppe die ängstliche Persönlichkeitsstörung häufigste Diagnose ist, die paranoide und schizoide Persönlichkeitsstörung hingegen am seltensten. Auch die Frage nach der Geschlechterverteilung von Persönlichkeitsstörungen ist nicht ausreichend geklärt. Es gibt jedoch Indizien dafür, dass sie sich bei bestimmten Störungen erheblich unterscheidet. So sind um die 80 Prozent der Menschen mit dissozialer Persönlichkeitsstörung männlich.[7]
Ursachen

Es existiert keine einheitliche Vorstellung über die Ursachen oder die Entstehung von Persönlichkeitsstörungen. Die Entwicklung der gesunden und gestörten Persönlichkeit wird als Ergebnis komplexer Wechselwirkungen aus Umweltfaktoren (Eltern, soziales Umfeld) und Anlagefaktoren (genetisch) gesehen.

Die verschiedenen Erklärungsansätze der Psychologie bewerten einzelne Aspekte stärker als andere, ergänzen sich jedoch im Großen und Ganzen. Aus Sicht der Tiefenpsychologie werden Störungen in der kindlichen Entwicklung als ursächlich oder begünstigend für die Ausbildung von Persönlichkeitsstörungen angenommen. Beispielsweise werden ein dysfunktionales soziales Umfeld und eventuelle traumatische Erlebnisse als belastende Faktoren angesehen. Die klassische Psychoanalyse wertet die Prozesse der Identitätsentwicklung stärker. Lerntheoretische Ansätze betonen, dass Persönlichkeitsstörungen im Kern ein gelerntes Verhalten darstellen. Prinzipien des operanten Konditionierens (Beeinflussen durch positive oder negative Verstärkung) sowie des Modell-Lernens, dem Lernen am Beispiel, führen demnach dazu, dass bereits angelegte Verhaltensgrundlagen verstärkt werden. Diese Verhaltenstheorie ist im Grunde der Ansatz für die moderne Verhaltenstherapie, die beispielsweise bei der Behandlung der Borderline-Symptomatik empirisch belegte Behandlungserfolge aufweist.
Begleiterkrankungen

Große Überlappungen bestehen zwischen Persönlichkeitsstörungen und dem Konsum von Drogen. Während 16,4 % der Betroffenen mit einer Persönlichkeitsstörung einen problematischen Alkoholkonsum aufweisen und 5,5 % illegale Drogen konsumieren, haben umgekehrt 28,6 % der Personen mit problematischem Alkoholkonsum und 47,7 % der Personen mit einem problematischen Drogenkonsum zumindest eine Persönlichkeitsstörung.[8]
Behandlung

Die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen erfolgt in erster Linie mit psychotherapeutischen Verfahren, wie psychoanalytischer oder tiefenpsychologischer (nach Peter Fonagy oder Otto F. Kernberg) Therapie sowie mit kognitiver Verhaltenstherapie (nach Aaron T. Beck oder Marsha M. Linehan). Auch kommen in einigen Fällen Medikamente, meist Psychopharmaka, zum Einsatz. Diese bewirken jedoch nur eine Abmilderung von Symptomen; so können beispielsweise einige Antidepressiva, Antipsychotika bzw. Neuroleptika impulsive Handlungen oder selbstverletzende Handlungen reduzieren. Bei gleichzeitig bestehenden anderen psychiatrischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen, sollten diese mitbehandelt werden, hier sind antidepressiv wirksame Medikamente durchaus indiziert. Je nach Ausgangslage können sich Therapien über Jahre hinziehen und stellen somit große Ansprüche an die Therapeuten wie auch die Patienten. In einigen Fällen treten Suizidalität und/oder selbstverletzendes Verhalten auf, bei anderen die Tendenz zu Drogenmissbrauch, oder Delinquenz und Gewalttätigkeit. Sehr häufig kommt es im Rahmen einer Persönlichkeitsstörung zu Depressionen, seltener sind psychotische Symptome. All diese Faktoren erschweren die therapeutische Arbeit.

Es ist fraglich, ob Persönlichkeitsstörungen mit psychiatrisch-psychotherapeutischen Interventionen so behandelt werden können, dass eine vollständige Heilung eintritt. Oftmals wird darauf hingewiesen, dass die Behandlung eine Besserung der psychischen Störung oder die Lösung konkreter, zum Behandlungszeitpunkt bestehender Alltagsprobleme zum Ziel hat. In verschiedenen Studien zum Behandlungserfolg von Persönlichkeitsstörungen konnten Therapieeffekte nachgewiesen werden, nach denen die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung nicht mehr gerechtfertigt war. Aber auch hier kann nicht von einer vollständigen Genesung gesprochen werden, lediglich von einer starken Verbesserung.
Abgrenzung des Begriffs der Persönlichkeitsstörung von den Begriffen Neurosenstruktur und Neurosendisposition

Der Begriff der Persönlichkeitsstörung ist eng verwandt aber nicht identisch mit den Begriffen der Neurosenstruktur und der Neurosendisposition.

Kritik am Begriff der Persönlichkeitsstörung

Peter Fiedler übt aus einer verhaltenstherapeutisch orientierten klinisch-psychologischen Perspektive Kritik am Konzept der Persönlichkeitsstörungen.

Mit Hilfe eines Zitats des Philosophen und Psychiaters Karl Jaspers beschreibt er das Stigmatisierungsproblem: „Menschlich aber bedeutet die Feststellung des Wesens eines Menschen eine Erledigung, die bei näherer Betrachtung beleidigend ist und die Kommunikation abbricht“. Die Festschreibung einer gesamten Persönlichkeit als „gestört“ sei ethisch zweifelhaft. Insbesondere führt Fiedler an, dass Personen mit Persönlichkeitsstörungen sich auf charakteristisch gestörte Art und Weise in zwischenmenschlichen Interaktionen verhalten. Erst auf dieser Ebene trete die Störung zu Tage, die Betroffenen selbst empfänden sich als Person oft nicht als gestört (Ich-Syntonie).

Somit erfolge durch die „Diagnose“ einer Persönlichkeitsstörung eine Umdeutung des Geschehens durch den „gesunden“ Interaktionspartner, und zwar derart, dass der abweichende Interaktionspartner per „Charakter-Diagnose“ allein verantwortlich für die Störung gemacht wird. Diese Umdeutung des Geschehens stelle letztlich eine Pseudoerklärung dar: Die Person in ihrer Gesamtheit ist gestört und die Person ist das Störende, die Ursache der Störung. Mögliche Störungen des sozialen Systems, der Interaktion, der Gesellschaft gerieten aus dem Blickfeld.

Verhaltenstherapeutisch orientierte Klinische Psychologen (im deutschen Sprachraum u. a. Rainer Sachse, Bochum) betrachten Persönlichkeitsstörungen primär als „Interaktionsstörungen“. Im englischen Sprachraum verstehen z. B. Beck, Freeman et al.[9] Persönlichkeitsstörungen als eine Kombination von grundlegenden Gedanken über sich selbst (z. B.: „Ich bin hilflos.“) und entsprechenden interaktionellen Verhaltensstrategien (z. B. Anhänglichkeit), die in charakteristischer und unflexibler Weise die soziale Interaktion bestimmen und somit zu Folgeproblemen führen können.

Quelle - literatur & Einzelnachweise
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