Begrenzte Rationalität
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Begrenzte Rationalität
Begrenzte Rationalität (oder eingeschränkte Rationalität) bezeichnet in der Wirtschaftswissenschaft ein Verhalten, das einerseits abgegrenzt wird von unbeschränkter Rationalität und Optimierung unter Nebenbedingungen, andererseits aber auch von Irrationalität. Das Konzept hat große Bedeutung im Rahmen des Paradigmas der Neuen Institutionenökonomie.
Wenn sich Entscheidungsträger rational unter Abwägung aller Informationen verhalten wollen, jedoch ihrer Rationalität durch Informationsbeschaffungskosten, Unsicherheit und Ungewissheit Grenzen gesetzt sind, liegt Optimierung unter Nebenbedingungen, also rationales Verhalten vor.
Als irrational bezeichnet man z. B. eine Entscheidung, wenn eine Person, ohne darüber nachzudenken und ohne jede vernünftige Entscheidungsgrundlage zu kennen und zu bewerten, dennoch mit Sicherheit das Optimum zu kennen meint. Irrational ist es auch, wenn man eine Präferenz für ein Gut A gegenüber einem Gut B hat, eine Präferenz für Gut B gegenüber Gut C, aber dennoch eine Präferenz von Gut C gegenüber Gut A.
Eingeschränkt rationales Verhalten entsteht, da die Individuen kognitiven Beschränkungen ausgesetzt sind. Selbst wenn sie ihren Nutzen optimieren möchten, können sie es nicht. Stattdessen wägen sie zwischen den Kosten für die Entscheidungsfindung und dem daraus vermutlich resultierenden Nutzen ab. Dementsprechend kann nicht mehr von reiner Nutzenmaximierung ausgegangen werden. Vielmehr ist der Nutzen eine Nebenbedingung, die zu einem gewissen Grad erreicht werden muss. So beschreibt Herbert Simon ein Verhalten als beschränkt rational, wenn man die Suche nach Alternativen beendet, wenn man eine Lösung gefunden hat, mit der man zufrieden ist (satisficing), ungeachtet dessen, dass es noch eine bessere geben könnte. Da die Suche nach einem Optimum vorzeitig gestoppt wird, muss man die beschränkte Rationalität von Optimierung unterscheiden.
Als eingeschränkte Rationalität gilt auch die Verwendung von einfachen und schnellen Heuristiken, die nicht alle Informationen verwenden, die zur Verfügung stehen. Dennoch können mit Hilfe solcher Heuristiken hervorragende Ergebnisse erzielt werden.
Geschichte
Eingeschränkte Rationalität ist ein durch den US-amerikanischen Sozialwissenschaftler Herbert Alexander Simon (1916–2001)[1] 1955/56 als bounded rationality eingeführtes Konzept bei der Entscheidungsfindung (Entscheidungstheorie). Eingeschränkte Rationalität bezeichnet die Tatsache, dass Entscheidungsprozesse aufgrund von Einschränkungen der kognitiven Fähigkeiten des Menschen immer nur begrenzt rational getroffen werden. Anders ausgedrückt: Aus Zeitmangel, Informationsmangel, Unfähigkeit oder anderen Gründen treffen wir Menschen Entscheidungen manchmal schlechter als unter Idealbedingungen möglich. Vollständig rationales Verhalten ist unmöglich.
Für ihre Forschungen auf diesem Gebiet haben Daniel Kahneman und Vernon L. Smith im Jahre 2002 den Wirtschaftsnobelpreis erhalten. Ihr langjähriger Kollege Amos Tversky war zum Zeitpunkt der Verleihung verstorben und wurde daher nicht ebenso geehrt.
Wiedererkennungsheuristik (Recognition Heuristic)
→ Hauptartikel: Rekognitionsheuristik
Die Rekognitions- oder Wiedererkennungsheuristik ist ein Modell der Urteils- und Entscheidungsfindung bei Mangel an Informationen. Sie besagt, dass wenn ein Objekt bekannt ist und ein anderes nicht und wenn die Bekanntheit mit dem gesuchten Kriterium positiv korreliert, dass dann das bekannte Objekt einen höheren Wert hinsichtlich des Kriteriums aufweist.
Beispiel: Welche Stadt ist größer: Berlin oder Bitterfeld?
In der Regel kennt man Berlin und nicht die andere Stadt. Die Bekanntheit der Stadt ist mit ihrer Größe positiv korreliert, sodass man die Wiedererkennungsheuristik anwenden kann.
Oft sind wahre Werte des Kriteriums nicht zugänglich, sodass man sich auf einen Mediator verlassen muss. Bei der Höhe der Forschungsgelder einer Universität wäre die Anzahl der Publikationen pro Jahr ein Mediator. Ein Mediator muss mit dem Kriterium positiv korrelieren, damit er Schlüsse auf den Wert des Kriteriums zulässt. Außerdem muss der Mediator mit der Wiedererkennung korrelieren. Dieses Modell der ökologischen Rationalität wird im unten aufgeführten Artikel von Goldstein und Gigerenzer genauer beschrieben.
Siehe auch
Neue Institutionenökonomik
Freie Marktwirtschaft
Vollkommener Markt
Marktpsychologie
Sozialökonomie
Rekognitionsheuristik
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Wenn sich Entscheidungsträger rational unter Abwägung aller Informationen verhalten wollen, jedoch ihrer Rationalität durch Informationsbeschaffungskosten, Unsicherheit und Ungewissheit Grenzen gesetzt sind, liegt Optimierung unter Nebenbedingungen, also rationales Verhalten vor.
Als irrational bezeichnet man z. B. eine Entscheidung, wenn eine Person, ohne darüber nachzudenken und ohne jede vernünftige Entscheidungsgrundlage zu kennen und zu bewerten, dennoch mit Sicherheit das Optimum zu kennen meint. Irrational ist es auch, wenn man eine Präferenz für ein Gut A gegenüber einem Gut B hat, eine Präferenz für Gut B gegenüber Gut C, aber dennoch eine Präferenz von Gut C gegenüber Gut A.
Eingeschränkt rationales Verhalten entsteht, da die Individuen kognitiven Beschränkungen ausgesetzt sind. Selbst wenn sie ihren Nutzen optimieren möchten, können sie es nicht. Stattdessen wägen sie zwischen den Kosten für die Entscheidungsfindung und dem daraus vermutlich resultierenden Nutzen ab. Dementsprechend kann nicht mehr von reiner Nutzenmaximierung ausgegangen werden. Vielmehr ist der Nutzen eine Nebenbedingung, die zu einem gewissen Grad erreicht werden muss. So beschreibt Herbert Simon ein Verhalten als beschränkt rational, wenn man die Suche nach Alternativen beendet, wenn man eine Lösung gefunden hat, mit der man zufrieden ist (satisficing), ungeachtet dessen, dass es noch eine bessere geben könnte. Da die Suche nach einem Optimum vorzeitig gestoppt wird, muss man die beschränkte Rationalität von Optimierung unterscheiden.
Als eingeschränkte Rationalität gilt auch die Verwendung von einfachen und schnellen Heuristiken, die nicht alle Informationen verwenden, die zur Verfügung stehen. Dennoch können mit Hilfe solcher Heuristiken hervorragende Ergebnisse erzielt werden.
Geschichte
Eingeschränkte Rationalität ist ein durch den US-amerikanischen Sozialwissenschaftler Herbert Alexander Simon (1916–2001)[1] 1955/56 als bounded rationality eingeführtes Konzept bei der Entscheidungsfindung (Entscheidungstheorie). Eingeschränkte Rationalität bezeichnet die Tatsache, dass Entscheidungsprozesse aufgrund von Einschränkungen der kognitiven Fähigkeiten des Menschen immer nur begrenzt rational getroffen werden. Anders ausgedrückt: Aus Zeitmangel, Informationsmangel, Unfähigkeit oder anderen Gründen treffen wir Menschen Entscheidungen manchmal schlechter als unter Idealbedingungen möglich. Vollständig rationales Verhalten ist unmöglich.
Für ihre Forschungen auf diesem Gebiet haben Daniel Kahneman und Vernon L. Smith im Jahre 2002 den Wirtschaftsnobelpreis erhalten. Ihr langjähriger Kollege Amos Tversky war zum Zeitpunkt der Verleihung verstorben und wurde daher nicht ebenso geehrt.
Wiedererkennungsheuristik (Recognition Heuristic)
→ Hauptartikel: Rekognitionsheuristik
Die Rekognitions- oder Wiedererkennungsheuristik ist ein Modell der Urteils- und Entscheidungsfindung bei Mangel an Informationen. Sie besagt, dass wenn ein Objekt bekannt ist und ein anderes nicht und wenn die Bekanntheit mit dem gesuchten Kriterium positiv korreliert, dass dann das bekannte Objekt einen höheren Wert hinsichtlich des Kriteriums aufweist.
Beispiel: Welche Stadt ist größer: Berlin oder Bitterfeld?
In der Regel kennt man Berlin und nicht die andere Stadt. Die Bekanntheit der Stadt ist mit ihrer Größe positiv korreliert, sodass man die Wiedererkennungsheuristik anwenden kann.
Oft sind wahre Werte des Kriteriums nicht zugänglich, sodass man sich auf einen Mediator verlassen muss. Bei der Höhe der Forschungsgelder einer Universität wäre die Anzahl der Publikationen pro Jahr ein Mediator. Ein Mediator muss mit dem Kriterium positiv korrelieren, damit er Schlüsse auf den Wert des Kriteriums zulässt. Außerdem muss der Mediator mit der Wiedererkennung korrelieren. Dieses Modell der ökologischen Rationalität wird im unten aufgeführten Artikel von Goldstein und Gigerenzer genauer beschrieben.
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Marktpsychologie
Sozialökonomie
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