Die Rosenthal GmbH
Braunschweig-aktuell :: Nachrichten :: Aufklärung :: Deutsche NS Geschichte :: Mittelalter & Co. Deutschland
Seite 1 von 1
Die Rosenthal GmbH
Die Rosenthal GmbH ist ein deutscher Hersteller von Porzellan und anderen Haushaltswaren. Sie gehört seit 2009 zum italienischen Konzern Sambonet Paderno Industrie.
Bodenmarke Rosenthal um 1900.
Rosenthal-Weihnachtsteller 1921, Entwurf von Jupp Wiertz
Geschichte
Das Unternehmen wurde 1879 gegründet und als Familienbetrieb geführt. Der Unternehmensgründer Philipp Rosenthal siedelte mit seiner Porzellanmalerei von Werl (Nordrhein-Westfalen) nach Selb in Bayern über, wo er im Schloss Erkersreuth seine Malereiwerkstatt industrialisierte. 1897 gründete Rosenthal die Unternehmung Bauer, Rosenthal & Co. in Kronach, um sie anlässlich der Gründung von Philipp Rosenthal & Co. AG 1897 zurück in den heimischen Konzern zu holen. 1908 kaufte Rosenthal die Porzellanmanufaktur Thomas in Marktredwitz sowie 1917 die Porzellanfabrik Zeidler & Co., die später als Marke Bahnhof Selb in Selb-Plößberg bekannt wurde und heute einer von zwei Sitzen des Porzellanikons ist.
1921 übernahm das Unternehmen die Krister Porzellan-Manufaktur in Waldenburg (Schlesien). Die Manufaktur ging 1945 verloren, die Marke wurde aber 1951 wiederbelebt. Erst 1971 erlosch sie endgültig.[2]
1934 musste sich Philipp Rosenthal wegen seiner jüdischen Abstammung aus der Unternehmung zurückziehen. Vorstand und Aufsichtsrat wandten sich gegen Rosenthal und setzten verschiedene Maßnahmen, um zu verhindern, dass Rosenthal seine Stimmanteile nutzen könnte, um die Zusammensetzung von Vorstand und Aufsichtsrat zu verändern. So wurde die Gauleitung um Unterstützung gebeten und Aktien mit Stimmanteilen an Personen verkauft, die Rosenthal nicht wohlgesinnt waren.[3] Das NS-Regime ging jedoch nicht direkt gegen ihn vor, um die Auslandsgeschäfte des Unternehmens nicht zu gefährden. Die leidlich verdeckte Arisierung machte sich Erbstreitigkeiten in der Familie zu nutze und drängte auch den von Rosenthal zum Nachfolger ausersehenen Stiefsohn aus dem Unternehmen. Philipp Rosenthals Tod 1937 ebnete seinen Enkeln und dem antisemitisch agierenden Vorstand endgültig den Weg.
Verputzen von Rohgeschirren mit dem Schwamm im Werk Selb 1956.
Im Jahr 1936 kaufte Rosenthal die Porzellanmanufaktur Waldershof sowie die Porzellanfabrik Thomas in Weidenberg-Sophienthal. 1939 wurde die Rosenthal Isolatoren GmbH (RIG) mit Niederlassungen in Erkersreuth (Selb) und Hennigsdorf bei Berlin gegründet. 1939 wandelte sich die Unternehmung zur Rosenthal Porzellan AG. Als die am 27. März 1941 erlassene Verordnung über Firmen von entjudeten Gewerbebetrieben (RGBl I 1941, S. 177) die Aufgabe des jüdischen Unternehmens- und Markennamens Rosenthal erzwang, intervenierte die arische Geschäftsleitung über den Propagandaminister Joseph Goebbels und erhielt die Ausnahmegenehmigung, den jüdischen Namen behalten zu dürfen.[4] Über verschiedene Stadien und Umstrukturierungen entstand der heutige Betrieb. 1965 wurde der einheitliche Name Rosenthal Glas & Porzellan AG gewählt und 1969 zu Rosenthal AG verkürzt.
Mit der Rückkehr des Juniors Philip Rosenthal aus dem Exil und seinem Eintritt in die Unternehmung 1950 gewann sie eine Pionierrolle im modernen Produktdesign. 1960 wurde in Nürnberg das Rosenthal Studio Haus eröffnet, woraus die erste Designladenkette der Welt hervorging.[5] In Zusammenarbeit mit Industriedesignern wie Raymond Loewy, Tapio Wirkkala, Timo_Sarpaneva und Luigi Colani entstand eine imposante Reihe von Produkten, von denen heute einige als Klassiker gelten.[6] Walter Gropius entwarf für Rosenthal das Teeservice TAC - und 1967 das Fabrikgebäude für das Thomas Glaswerk in Amberg, die sogenannte Glasmacherkathedrale (heute Kristallglasfabrik Amberg).
Ab 1997 gehörte die börsennotierte Rosenthal AG zu 90 % dem britisch-irischen Waterford Wedgwood Konzern. Rosenthal stellte in Deutschland den Marktführer für hochwertiges Geschirr und Kunsthandwerk aus Porzellan und Glas dar und war im Verbund mit Waterford Wedgwood Weltmarktführer. Im Jahr 2000 übernahm das Unternehmen die Marke Hutschenreuther und das Hutschenreuther-Werk B in Selb.[7]
Im Juni 2008 wurde öffentlich, dass Waterford Wedgwood aufgrund von Liquiditätsschwierigkeiten sein Rosenthal-Aktienpaket abstoßen wollte. Beschäftigt waren zu diesem Zeitpunkt ca. 1100 Mitarbeiter weltweit. Das Unternehmen stand durch den anschließenden Zusammenbruch von Waterford Wedgwood vor der Zahlungsunfähigkeit und musste am 9. Januar 2009 Insolvenz anmelden. Das anschließende Insolvenzverfahren der Rosenthal AG wurde am 1. April 2009 durch das Amtsgericht Hof eröffnet.[8] Am 20. Juli 2009 wurde der Verkauf an den italienischen Haushaltswarenhersteller Sambonet Paderno bekanntgegeben.[9] Die am 1. August 2009 gegründete Rosenthal GmbH bildet ein eigenständiges Unternehmen des Sambonet-Paderno-Konzerns. Der Sitz bleibt in Selb, Geschäftsführer ist Pierluigi Coppo.
Heutige Marken
Rosenthal studio-line, designorientiertes Geschirr und Kunstobjekte aus Porzellan und Glas
Rosenthal classic, klassisch gestaltetes Porzellan
Rosenthal meets Versace, Luxusporzellan in Zusammenarbeit mit Versace, seit 1992
Thomas, designorientiertes Gebrauchsporzellan
Hutschenreuther, Haushalts- und Hotelgeschirr
Arthur Krupp, günstige Zweitlinie für die Gastronomie[10]
Arzberg, seit 2013
Bodenmarke 1941. Sonderserien für Staat und Partei.
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Bodenmarke Rosenthal um 1900.
Rosenthal-Weihnachtsteller 1921, Entwurf von Jupp Wiertz
Geschichte
Das Unternehmen wurde 1879 gegründet und als Familienbetrieb geführt. Der Unternehmensgründer Philipp Rosenthal siedelte mit seiner Porzellanmalerei von Werl (Nordrhein-Westfalen) nach Selb in Bayern über, wo er im Schloss Erkersreuth seine Malereiwerkstatt industrialisierte. 1897 gründete Rosenthal die Unternehmung Bauer, Rosenthal & Co. in Kronach, um sie anlässlich der Gründung von Philipp Rosenthal & Co. AG 1897 zurück in den heimischen Konzern zu holen. 1908 kaufte Rosenthal die Porzellanmanufaktur Thomas in Marktredwitz sowie 1917 die Porzellanfabrik Zeidler & Co., die später als Marke Bahnhof Selb in Selb-Plößberg bekannt wurde und heute einer von zwei Sitzen des Porzellanikons ist.
1921 übernahm das Unternehmen die Krister Porzellan-Manufaktur in Waldenburg (Schlesien). Die Manufaktur ging 1945 verloren, die Marke wurde aber 1951 wiederbelebt. Erst 1971 erlosch sie endgültig.[2]
1934 musste sich Philipp Rosenthal wegen seiner jüdischen Abstammung aus der Unternehmung zurückziehen. Vorstand und Aufsichtsrat wandten sich gegen Rosenthal und setzten verschiedene Maßnahmen, um zu verhindern, dass Rosenthal seine Stimmanteile nutzen könnte, um die Zusammensetzung von Vorstand und Aufsichtsrat zu verändern. So wurde die Gauleitung um Unterstützung gebeten und Aktien mit Stimmanteilen an Personen verkauft, die Rosenthal nicht wohlgesinnt waren.[3] Das NS-Regime ging jedoch nicht direkt gegen ihn vor, um die Auslandsgeschäfte des Unternehmens nicht zu gefährden. Die leidlich verdeckte Arisierung machte sich Erbstreitigkeiten in der Familie zu nutze und drängte auch den von Rosenthal zum Nachfolger ausersehenen Stiefsohn aus dem Unternehmen. Philipp Rosenthals Tod 1937 ebnete seinen Enkeln und dem antisemitisch agierenden Vorstand endgültig den Weg.
Verputzen von Rohgeschirren mit dem Schwamm im Werk Selb 1956.
Im Jahr 1936 kaufte Rosenthal die Porzellanmanufaktur Waldershof sowie die Porzellanfabrik Thomas in Weidenberg-Sophienthal. 1939 wurde die Rosenthal Isolatoren GmbH (RIG) mit Niederlassungen in Erkersreuth (Selb) und Hennigsdorf bei Berlin gegründet. 1939 wandelte sich die Unternehmung zur Rosenthal Porzellan AG. Als die am 27. März 1941 erlassene Verordnung über Firmen von entjudeten Gewerbebetrieben (RGBl I 1941, S. 177) die Aufgabe des jüdischen Unternehmens- und Markennamens Rosenthal erzwang, intervenierte die arische Geschäftsleitung über den Propagandaminister Joseph Goebbels und erhielt die Ausnahmegenehmigung, den jüdischen Namen behalten zu dürfen.[4] Über verschiedene Stadien und Umstrukturierungen entstand der heutige Betrieb. 1965 wurde der einheitliche Name Rosenthal Glas & Porzellan AG gewählt und 1969 zu Rosenthal AG verkürzt.
Mit der Rückkehr des Juniors Philip Rosenthal aus dem Exil und seinem Eintritt in die Unternehmung 1950 gewann sie eine Pionierrolle im modernen Produktdesign. 1960 wurde in Nürnberg das Rosenthal Studio Haus eröffnet, woraus die erste Designladenkette der Welt hervorging.[5] In Zusammenarbeit mit Industriedesignern wie Raymond Loewy, Tapio Wirkkala, Timo_Sarpaneva und Luigi Colani entstand eine imposante Reihe von Produkten, von denen heute einige als Klassiker gelten.[6] Walter Gropius entwarf für Rosenthal das Teeservice TAC - und 1967 das Fabrikgebäude für das Thomas Glaswerk in Amberg, die sogenannte Glasmacherkathedrale (heute Kristallglasfabrik Amberg).
Ab 1997 gehörte die börsennotierte Rosenthal AG zu 90 % dem britisch-irischen Waterford Wedgwood Konzern. Rosenthal stellte in Deutschland den Marktführer für hochwertiges Geschirr und Kunsthandwerk aus Porzellan und Glas dar und war im Verbund mit Waterford Wedgwood Weltmarktführer. Im Jahr 2000 übernahm das Unternehmen die Marke Hutschenreuther und das Hutschenreuther-Werk B in Selb.[7]
Im Juni 2008 wurde öffentlich, dass Waterford Wedgwood aufgrund von Liquiditätsschwierigkeiten sein Rosenthal-Aktienpaket abstoßen wollte. Beschäftigt waren zu diesem Zeitpunkt ca. 1100 Mitarbeiter weltweit. Das Unternehmen stand durch den anschließenden Zusammenbruch von Waterford Wedgwood vor der Zahlungsunfähigkeit und musste am 9. Januar 2009 Insolvenz anmelden. Das anschließende Insolvenzverfahren der Rosenthal AG wurde am 1. April 2009 durch das Amtsgericht Hof eröffnet.[8] Am 20. Juli 2009 wurde der Verkauf an den italienischen Haushaltswarenhersteller Sambonet Paderno bekanntgegeben.[9] Die am 1. August 2009 gegründete Rosenthal GmbH bildet ein eigenständiges Unternehmen des Sambonet-Paderno-Konzerns. Der Sitz bleibt in Selb, Geschäftsführer ist Pierluigi Coppo.
Heutige Marken
Rosenthal studio-line, designorientiertes Geschirr und Kunstobjekte aus Porzellan und Glas
Rosenthal classic, klassisch gestaltetes Porzellan
Rosenthal meets Versace, Luxusporzellan in Zusammenarbeit mit Versace, seit 1992
Thomas, designorientiertes Gebrauchsporzellan
Hutschenreuther, Haushalts- und Hotelgeschirr
Arthur Krupp, günstige Zweitlinie für die Gastronomie[10]
Arzberg, seit 2013
Bodenmarke 1941. Sonderserien für Staat und Partei.
Quelle - literatur & Einzelnachweise
checker- Moderator
- Anzahl der Beiträge : 49390
Anmeldedatum : 03.04.11
Ort : Braunschweig
Braunschweig-aktuell :: Nachrichten :: Aufklärung :: Deutsche NS Geschichte :: Mittelalter & Co. Deutschland
Seite 1 von 1
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten
So Apr 28, 2024 7:24 am von Admin
» Füllstandanzeige
So Apr 28, 2024 7:16 am von Admin
» ebike controller tester - E-Scooter Fehlersuche Diagnose - Motor / Controller / Gashebel prüfen
Mo März 18, 2024 6:23 am von checker
» Einfach erklärt - Funktionsweiße, Fehlersuche und Tuning. Bürstenloser Nabenmotor
Mo März 18, 2024 6:15 am von checker
» Akne Filme Dr. Pimple Pooper
Sa März 02, 2024 4:50 am von Andy
» R.I.P. Manni
Sa Dez 30, 2023 6:31 am von checker
» R.i.P. Manfred Wüstefeld
So Dez 10, 2023 9:07 am von checker
» R.I.P. Holger
Fr Nov 03, 2023 9:33 pm von Andy
» R.I.P Rudolf HAASE
Do Sep 21, 2023 5:55 am von Andy