Die Grundig AG
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Die Grundig AG
Die Grundig AG war ein vom Radiohändler Max Grundig gegründetes deutsches Unternehmen für Unterhaltungselektronik mit Sitz in Fürth und später Nürnberg. Es wurde zu einem Symbol des westdeutschen Wirtschaftswunders und galt lange Zeit als Traditionsunternehmen. Im April 2003 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Aus Grundig gingen u.a. die Grundig Intermedia und die Grundig Business Systems hervor, die den Markennamen bis heute weiter nutzen.
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1930
Auflösung 2003, seitdem Warenzeichen
Sitz Fürth, Nürnberg (bis 2003)
Mitarbeiter 1.260 (2003)[1]
Umsatz 300 Mio. Euro (2003)[1]
Website www.grundig.de
Geschichte
Altes Logo von Grundig mit Fürther Kleeblatt im Firmenlogo
Aufstieg vom Heinzelmann zum größten Rundfunkgerätehersteller Europas
Die Geschichte des Konzerns begann 1930 in Fürth mit der Gründung des Radio-Vertrieb Fürth, Grundig & Wurzer (RVF). Nach Kriegsende 1945 erkannte Max Grundig den Absatzmarkt für Radios und leitete die Produktion des Gerätebausatzes „Heinzelmann“[2] ein.
1947 wurde der Grundstein für ein Fabrik- und Verwaltungsgebäude an der Fürther Kurgartenstraße gelegt, das schon nach kurzer Bauzeit als Hauptfertigungsstandort fungierte. Ein sichtbares Zeichen für die Verbindung mit der Stadt Fürth war die Aufnahme des Fürther Wappens mit dem Kleeblatt in das Unternehmenslogo. Der Werkssender im Direktionsgebäude an der Fürther Kurgartenstraße (heute Rundfunkmuseum Fürth) sendete im September und Oktober 1951 das erste regelmäßige deutsche Fernsehprogramm der Nachkriegszeit.[3]
1951 wurden die ersten Fernsehempfänger in einer neuen Fabrikhalle gefertigt – der Standort und das Unternehmen wuchsen rasant. Grundig war zu dieser Zeit Europas größter Rundfunkgerätehersteller. Unternehmen aus Nürnberg, Frankfurt am Main und Karlsruhe wurden aufgekauft, darunter die Adlerwerke und Triumph. Beide Werke fusionierten 1956 zur Triumph-Adler AG und produzierten seither nur noch Büromaschinen, jedoch nicht unter der Bezeichnung Grundig, sondern mit eigenen Namen.
Grundig-Werk Nürnberg (2008)
1960 entstand das erste Grundig-Werk im Ausland – in Belfast (Nordirland) wurden Tonbandgeräte gefertigt. 1965 folgte eine Fabrik für Autoradios in Braga (Portugal). Auch auf der Fürther Hardhöhe und in Nürnberg-Langwasser entstanden neue Fertigungshallen. 1968 verkaufte die Grundig-Werke GmbH die Triumph-Adler AG an den US-amerikanischen Konzern Litton Industries und wurde ab 1972 als Grundig AG weitergeführt.
Spulenwickelei im Tonbandgerätewerk Bayreuth (1959)
Umsatzeinbruch und Einstieg von Philips
Zu Beginn der 1980er Jahre brach der Umsatz der Grundig AG erstmals ein. Die Gründe dafür waren vielfältig. Zudem kam zu dieser Zeit vermehrt japanische Unterhaltungselektronik auf die europäischen Märkte. 1983 lag die Beteiligung des niederländischen Elektrokonzerns Philips an der Grundig AG bei 24,5 %. Im Dezember 1983 meldete die Geschäftsführung einen Gruppenumsatz von 3,06 Milliarden DM. Der an die Max-Grundig-Stiftung abgeführte Gewinn betrug 44 Millionen DM. Im April 1984 erhöhte der Philips-Konzern seine Beteiligung auf 31,6 % und übernahm die Leitung der Grundig AG. Der bisherige Geschäftsführer und Unternehmensgründer Max Grundig schied aus der Unternehmensführung aus.[4] Im April 1984 billigte das Bundeskartellamt die Fusion zwischen Philips und Grundig unter der Bedingung, dass Grundig seinen Diktiergerätevertrieb verkaufen musste.
Verpacken fertiger Tonbandkoffergeräte im Werk Bayreuth (1959)
Niedergang und Konkurs
Der Philips-Konzern gab 1998 aufgrund unbefriedigender Entwicklung des Unternehmens Grundig an ein bayerisches Konsortium unter Führung von Anton Kathrein (persönlich haftender Gesellschafter der Kathrein Werke KG) ab. Ende Juni 2000 wurde der Unternehmenssitz von Fürth in das benachbarte Nürnberg verlegt. Das Unternehmen erreichte 2001 einen Umsatz in Höhe von 1,281 Milliarden Euro, machte dabei jedoch 150 Millionen Euro Verlust. Die Banken verlängerten daher im Herbst 2002 die Kredite nicht mehr, und der Grundig-Konzern musste am 14. April 2003 Insolvenz anmelden.[5]
Ende der 1980er Jahre hatte die Grundig AG noch über 28.000 Beschäftigte. 2003 waren im Unternehmen nur noch rund 3.500 Mitarbeiter angestellt. Die hohen Ausgaben für betriebliche Alterssicherungen stellten bei den Verhandlungen um einen potentiellen Investor ein entscheidendes Problem dar.
Lehrlingsausbildung im Werk Fürth (1959)
Anteilseigner an der Grundig AG waren die BEB (Bayerische Elektronik-Beteiligungs GmbH & Co. KG), bestehend aus Kathrein, Bayerische Landesbank Girozentrale, Bayerischer Sparkassen- und Giroverband, HypoVereinsbank AG und der Bayerischen Landesbank für Aufbaufinanzierung.
Überreste und Ausgliederungen
Im Januar 2004 wurde der Bereich Home Intermedia System (HIS) vom türkischen Elektronikhersteller Beko Elektronik, einer Tochter der Koç Holding, und dem britischen Unternehmen Alba Radio zu einem Kaufpreis von rund 80 Millionen Euro übernommen. Nach dem Versuch, mit Produkten „designed and developed in Germany“ wieder eine führende Marke in Deutschland und Europa zu werden, wurden zum Jahresende 2008 die Entwicklung in Nürnberg geschlossen und bei Grundig Elektronik in Istanbul weitere 450 Beschäftigte entlassen. Die Produktion der in Nürnberg verbliebenen Grundig Intermedia erfolgt seitdem in Istanbul bei Beko und zum Teil auch in Asien über Fremdunternehmen. Im Oktober 2006 und Januar 2007 wurden zwei eigene Fertigungslinien für LCD-Fernseher der Marke Grundig bei Beko Elektronik in Istanbul in Betrieb genommen. Zum 18. Dezember 2007 übernahm die türkische Beko Elektronik auch 50 % der Anteile von Alba Radio an der Grundig Multimedia B.V., der Muttergesellschaft der in Nürnberg ansässigen Grundig Intermedia. Beko Elektronik firmierte 2008 in Grundig Elektronik um, wurde aber 2009 vollständig von der ebenfalls zur Koç-Gruppe gehörigen Schwestergesellschaft Arçelik übernommen, die seitdem die Markenrechte hält. Der Umsatz mit dem Vertrieb von Produkten der Marke „Grundig“ im deutschsprachigen Raum ist seitdem stetig gewachsen, im Bereich mittelpreisiger Fernsehgeräte hat sich die Marke in Deutschland wieder fest etabliert.[6]
Der Bereich Bürogeräte wird selbständig von der Grundig Business Systems weitergeführt. Der ehemalige Geschäftsbereich Grundig Car InterMedia System wurde am 17. November 2003 von der Delphi Corporation übernommen. Neben den Bereichen Autoradio zählen auch OnBoard-Units für Mauterfassungssysteme zum Produktspektrum (Toll Collect). Zum 1. Mai 2004 wurde die Grundig SAT Systems (GSS) GmbH als Management-Buy-out gegründet. Sie übernahm die Tätigkeiten des ehemaligen Grundig-Bereichs „Kopfstationen und Satelliten-Systeme“.
Produkte
Zu den Kernprodukten der Grundig AG gehörten Geräte der Unterhaltungselektronik (z. B. Radios, Fernsehgeräte, Tonbandgeräte, Videorecorder, HiFi-Anlagen), Videoüberwachungs- und Einbruchmeldeanlagen (ehem. Grundig electronics GmbH), Messtechnik, Autoradios, Satelliten-Receiver usw., später auch Klein-Elektrogeräte (z. B. Rasierer, Haarschneidemaschinen, Haartrockner) und Büroelektronik (z. B. Diktiergeräte).
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1930
Auflösung 2003, seitdem Warenzeichen
Sitz Fürth, Nürnberg (bis 2003)
Mitarbeiter 1.260 (2003)[1]
Umsatz 300 Mio. Euro (2003)[1]
Website www.grundig.de
Geschichte
Altes Logo von Grundig mit Fürther Kleeblatt im Firmenlogo
Aufstieg vom Heinzelmann zum größten Rundfunkgerätehersteller Europas
Die Geschichte des Konzerns begann 1930 in Fürth mit der Gründung des Radio-Vertrieb Fürth, Grundig & Wurzer (RVF). Nach Kriegsende 1945 erkannte Max Grundig den Absatzmarkt für Radios und leitete die Produktion des Gerätebausatzes „Heinzelmann“[2] ein.
1947 wurde der Grundstein für ein Fabrik- und Verwaltungsgebäude an der Fürther Kurgartenstraße gelegt, das schon nach kurzer Bauzeit als Hauptfertigungsstandort fungierte. Ein sichtbares Zeichen für die Verbindung mit der Stadt Fürth war die Aufnahme des Fürther Wappens mit dem Kleeblatt in das Unternehmenslogo. Der Werkssender im Direktionsgebäude an der Fürther Kurgartenstraße (heute Rundfunkmuseum Fürth) sendete im September und Oktober 1951 das erste regelmäßige deutsche Fernsehprogramm der Nachkriegszeit.[3]
1951 wurden die ersten Fernsehempfänger in einer neuen Fabrikhalle gefertigt – der Standort und das Unternehmen wuchsen rasant. Grundig war zu dieser Zeit Europas größter Rundfunkgerätehersteller. Unternehmen aus Nürnberg, Frankfurt am Main und Karlsruhe wurden aufgekauft, darunter die Adlerwerke und Triumph. Beide Werke fusionierten 1956 zur Triumph-Adler AG und produzierten seither nur noch Büromaschinen, jedoch nicht unter der Bezeichnung Grundig, sondern mit eigenen Namen.
Grundig-Werk Nürnberg (2008)
1960 entstand das erste Grundig-Werk im Ausland – in Belfast (Nordirland) wurden Tonbandgeräte gefertigt. 1965 folgte eine Fabrik für Autoradios in Braga (Portugal). Auch auf der Fürther Hardhöhe und in Nürnberg-Langwasser entstanden neue Fertigungshallen. 1968 verkaufte die Grundig-Werke GmbH die Triumph-Adler AG an den US-amerikanischen Konzern Litton Industries und wurde ab 1972 als Grundig AG weitergeführt.
Spulenwickelei im Tonbandgerätewerk Bayreuth (1959)
Umsatzeinbruch und Einstieg von Philips
Zu Beginn der 1980er Jahre brach der Umsatz der Grundig AG erstmals ein. Die Gründe dafür waren vielfältig. Zudem kam zu dieser Zeit vermehrt japanische Unterhaltungselektronik auf die europäischen Märkte. 1983 lag die Beteiligung des niederländischen Elektrokonzerns Philips an der Grundig AG bei 24,5 %. Im Dezember 1983 meldete die Geschäftsführung einen Gruppenumsatz von 3,06 Milliarden DM. Der an die Max-Grundig-Stiftung abgeführte Gewinn betrug 44 Millionen DM. Im April 1984 erhöhte der Philips-Konzern seine Beteiligung auf 31,6 % und übernahm die Leitung der Grundig AG. Der bisherige Geschäftsführer und Unternehmensgründer Max Grundig schied aus der Unternehmensführung aus.[4] Im April 1984 billigte das Bundeskartellamt die Fusion zwischen Philips und Grundig unter der Bedingung, dass Grundig seinen Diktiergerätevertrieb verkaufen musste.
Verpacken fertiger Tonbandkoffergeräte im Werk Bayreuth (1959)
Niedergang und Konkurs
Der Philips-Konzern gab 1998 aufgrund unbefriedigender Entwicklung des Unternehmens Grundig an ein bayerisches Konsortium unter Führung von Anton Kathrein (persönlich haftender Gesellschafter der Kathrein Werke KG) ab. Ende Juni 2000 wurde der Unternehmenssitz von Fürth in das benachbarte Nürnberg verlegt. Das Unternehmen erreichte 2001 einen Umsatz in Höhe von 1,281 Milliarden Euro, machte dabei jedoch 150 Millionen Euro Verlust. Die Banken verlängerten daher im Herbst 2002 die Kredite nicht mehr, und der Grundig-Konzern musste am 14. April 2003 Insolvenz anmelden.[5]
Ende der 1980er Jahre hatte die Grundig AG noch über 28.000 Beschäftigte. 2003 waren im Unternehmen nur noch rund 3.500 Mitarbeiter angestellt. Die hohen Ausgaben für betriebliche Alterssicherungen stellten bei den Verhandlungen um einen potentiellen Investor ein entscheidendes Problem dar.
Lehrlingsausbildung im Werk Fürth (1959)
Anteilseigner an der Grundig AG waren die BEB (Bayerische Elektronik-Beteiligungs GmbH & Co. KG), bestehend aus Kathrein, Bayerische Landesbank Girozentrale, Bayerischer Sparkassen- und Giroverband, HypoVereinsbank AG und der Bayerischen Landesbank für Aufbaufinanzierung.
Überreste und Ausgliederungen
Im Januar 2004 wurde der Bereich Home Intermedia System (HIS) vom türkischen Elektronikhersteller Beko Elektronik, einer Tochter der Koç Holding, und dem britischen Unternehmen Alba Radio zu einem Kaufpreis von rund 80 Millionen Euro übernommen. Nach dem Versuch, mit Produkten „designed and developed in Germany“ wieder eine führende Marke in Deutschland und Europa zu werden, wurden zum Jahresende 2008 die Entwicklung in Nürnberg geschlossen und bei Grundig Elektronik in Istanbul weitere 450 Beschäftigte entlassen. Die Produktion der in Nürnberg verbliebenen Grundig Intermedia erfolgt seitdem in Istanbul bei Beko und zum Teil auch in Asien über Fremdunternehmen. Im Oktober 2006 und Januar 2007 wurden zwei eigene Fertigungslinien für LCD-Fernseher der Marke Grundig bei Beko Elektronik in Istanbul in Betrieb genommen. Zum 18. Dezember 2007 übernahm die türkische Beko Elektronik auch 50 % der Anteile von Alba Radio an der Grundig Multimedia B.V., der Muttergesellschaft der in Nürnberg ansässigen Grundig Intermedia. Beko Elektronik firmierte 2008 in Grundig Elektronik um, wurde aber 2009 vollständig von der ebenfalls zur Koç-Gruppe gehörigen Schwestergesellschaft Arçelik übernommen, die seitdem die Markenrechte hält. Der Umsatz mit dem Vertrieb von Produkten der Marke „Grundig“ im deutschsprachigen Raum ist seitdem stetig gewachsen, im Bereich mittelpreisiger Fernsehgeräte hat sich die Marke in Deutschland wieder fest etabliert.[6]
Der Bereich Bürogeräte wird selbständig von der Grundig Business Systems weitergeführt. Der ehemalige Geschäftsbereich Grundig Car InterMedia System wurde am 17. November 2003 von der Delphi Corporation übernommen. Neben den Bereichen Autoradio zählen auch OnBoard-Units für Mauterfassungssysteme zum Produktspektrum (Toll Collect). Zum 1. Mai 2004 wurde die Grundig SAT Systems (GSS) GmbH als Management-Buy-out gegründet. Sie übernahm die Tätigkeiten des ehemaligen Grundig-Bereichs „Kopfstationen und Satelliten-Systeme“.
Produkte
Zu den Kernprodukten der Grundig AG gehörten Geräte der Unterhaltungselektronik (z. B. Radios, Fernsehgeräte, Tonbandgeräte, Videorecorder, HiFi-Anlagen), Videoüberwachungs- und Einbruchmeldeanlagen (ehem. Grundig electronics GmbH), Messtechnik, Autoradios, Satelliten-Receiver usw., später auch Klein-Elektrogeräte (z. B. Rasierer, Haarschneidemaschinen, Haartrockner) und Büroelektronik (z. B. Diktiergeräte).
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