G. Schaub Apparatebau
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G. Schaub Apparatebau
Die G. Schaub Apparatebau-Gesellschaft mbH (auch: Schaub und ab 1955 Schaub-Lorenz) war ein deutscher Hersteller von Elektrogeräten, der 1921 in Berlin-Charlottenburg gegründet wurde und sich auf den Röhrenbau (Radios) spezialisiert hatte. Die Selbständigkeit der Firma endete bereits 1940 durch Übernahme seitens der durch die ITT Corporation beherrschten C. Lorenz AG. Die Marke Schaub blieb aber noch 15 Jahre erhalten. Nachdem Alcatel, Zwischeneigner ab 1986, den Betriebsteil „Unterhaltungs-Elektronik“ 1988 abgestoßen hatte, ging das Firmensegment im finnischen Telekommunikationskonzern Nokia auf.[1]
G. Schaub Apparatebau-Gesellschaft mbH
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1921
Auflösung 1940
Sitz Berlin, Deutschland
Schaub Rundfunkempfänger Pirolette Super (1951)
Firmengeschichte
Gründerjahre
Schaub-Lorenz Goldsuper Stereo 20
Schaub-Lorenz Touring 60 Universal
1921 gründete der Erfinder und Elektropionier Georg von Schaub in Berlin-Charlottenburg die G. Schaub Elektrizitätsgesellschaft m.b.H.. Er selbst übernahm die technische Leitung des Betriebes. Innerhalb von zwei Jahren entwickelte er und produzierte Detektorempfänger, zunächst noch einfachste Geräte zum Empfang von Hörfunksendungen, die über Kurz-, Mittel- oder Langwelle amplitudenmoduliert ausgestrahlt wurden.[2] Kurz darauf setzte er Röhrenempfänger, elektronenröhrenbestückte Empfangsgeräte, ab.
Ab Oktober 1925 firmierte von Schaub um. Es entstand die G. Schaub Apparatebau-Gesellschaft mbH. In Serie produzierte er nunmehr Radios, ab 1928 den Überlagerungsempfänger Superhet U 8 und ab 1932 eine fortentwickelte Version des Superhets in Modellvarianten, den Super 33. Dieser war mit Kurzwellenteilen ausgestattet. Der Betrieb florierte und sein Gesamtmarktanteil von 4,5 % hievte das Unternehmen in die Liga der großen Hersteller.
Mitte des Jahres 1934 wechselte von Schaub den Standort und nahm in einer aufgelassenen Maschinenfabrikhalle in Pforzheim-Dillweißenstein Sitz. 1936 wurde die Stadt Pforzheim Mitgesellschafter. 1937 präsentierte das Unternehmen den 591Dyn, einen optisch überzeugenden Einkreis-Geradeausempfänger mit seinerzeit hervorragender Tonqualität, was mit einem dynamischen Lautsprecher, einer Gegenkopplungsschaltung im NF-Verstärker und einem großräumigen Holzgehäuses bewirkt wurde. Der Super 229 II als Folgeprodukt erhielt den Namen „Spitzkühler“.[3]
Verlust der Selbständigkeit (C. Lorenz AG)
Kofferradio
Ultraschall-Fernbedienung ITT ca. 1976
1940 positionierte sich die in Berlin ansässige C. Lorenz AG und schickte sich an, Schaubs hochproduktive Apparatebau-Firma zu übernehmen, um die Entwicklung und Herstellung von Rundfunkempfängern voranzutreiben.[4] Der Übernahme spielte in die Karten, dass Schaubs Unternehmen teilstaatlich war und damit gut Einfluss seitens der zentralistisch in Berlin gebündelte Machtstruktur des Dritten Reiches genommen werden konnte.[5] Berlin verlangte nach Aufrüstung der Wehrmacht, weshalb eine Fusion der beiden Firmen für die Rüstungsproduktion gelegen kam. Ab 1941 wurden keine funktechnischen Geräte für den zivilen Bedarf mehr hergestellt. Die Einzelmarke Schaub ging unter. Der Luftangriff auf Pforzheim am 23. Februar 1945 zerstörte den Industriestandort Dillweißenstein nahezu vollständig.
Nach Kriegsende musste das Unternehmen mit lediglich 50 Mitarbeitern den Wiederaufbau beginnen. Die amerikanische Besatzungsmacht erlaubte zunächst lediglich Reparaturarbeiten an elektrischen Aggregaten, lockerte die Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Aufschwung aber bereits im Folgejahr. Schaub begann wieder zu fertigen und brachte neben dem Vorkriegssortiment den Zweikreiser auf den Markt. Die Belegschaft stieg bis 1949 auf 800 Mitarbeiter. Lorenz andererseits hatte in West-Berlin mit der Berlin-Blockade zu kämpfen, da der Güterverkehr mit den westlichen Besatzungszonen unterbrochen worden war. Die Firma musste auf den restaurierten Standort Schaubs in Pforzheim ausweichen. Ab 1950 wurde ausschließlich dort produziert. Zur verwaltungstechnischen Vereinfachung verlegte das Unternehmen seinen Sitz nach Stuttgart. Ab 1952 verzahnte man das technische Typenprogramm der beiden Firmen und gliederte den Gesamt-Vertrieb bei Schaub ein. 1955 wurde die Schaub Apparatebau zu einer Abteilung der C. Lorenz AG. Sie erhielt als rechtlich unselbständige Zweigniederlassung damit eine eigenverantwortliche Geschäftsführung.
Schaub-Lorenz
Schaub-Lorenz Fertigungswerk Rastatt im Jahr 1959
Mitte 1955 hieß die Marke Schaub-Lorenz. Es handelte sich lediglich um einen Markennamen, denn bereits 1930 hatte sich Lorenz durch mehrheitlichen Aktienverkauf an die Standard Elektrizitätsgesellschaft (SEG) eigener Hoheitsrechte begeben. Die SEG wiederum gehörte dem amerikanischen Unternehmen ITT, sodass die Firma ITT-Schaub-Lorenz hieß. Mittels Direkt- und ITT-Vertriebs konnte ein Exportanteil von 28 % erreicht werden. Die Firma zählte 1200 Mitarbeiter.
1958 fusionierten die beiden ITT-Tochtergesellschaften C. Lorenz AG und Standard Elektrik AG, ebenfalls ein Unternehmen der Nachrichtentechnik, zur Standard Elektrik Lorenz AG (SEL), was für Schaub Apparatebau bedeutete, dass er im SEL-Segment Rundfunk, Fernsehen, Phono aufging. Zur Entlastung des Standorts Dillweißenstein wurde im Mai 1959 das neue Fertigungwerk Rastatt in Betrieb genommen. Bis zu seiner Schließung im Jahr 1978 wurde Rastatt zum zentralen Rundfunkwerk der qualitativ hochwertigen Marken Schaub-Lorenz und Graetz (Fernsehgeräte, Radios, Autoradios, Kassettenrecorder, Weltempfänger und Lautsprecherboxen). Der Traditionsbetrieb Graetz war 1961 mit 13 Produktionsstandorten zum Verbund der SEL dazugekommen. Billiggeräte wurden in Fernost hergestellt. Ab 1979 geht das Segment in der ITT-Audio-Video-Elektronik auf.
Ende 1986 wurde SEL mit der französischen Compagnie Générale d'Electricité (CGE) und Alcatel verbunden. Anfang 1988 ging die Unterhaltungs-Elektronik an Nokia.
Quelle
G. Schaub Apparatebau-Gesellschaft mbH
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1921
Auflösung 1940
Sitz Berlin, Deutschland
Schaub Rundfunkempfänger Pirolette Super (1951)
Firmengeschichte
Gründerjahre
Schaub-Lorenz Goldsuper Stereo 20
Schaub-Lorenz Touring 60 Universal
1921 gründete der Erfinder und Elektropionier Georg von Schaub in Berlin-Charlottenburg die G. Schaub Elektrizitätsgesellschaft m.b.H.. Er selbst übernahm die technische Leitung des Betriebes. Innerhalb von zwei Jahren entwickelte er und produzierte Detektorempfänger, zunächst noch einfachste Geräte zum Empfang von Hörfunksendungen, die über Kurz-, Mittel- oder Langwelle amplitudenmoduliert ausgestrahlt wurden.[2] Kurz darauf setzte er Röhrenempfänger, elektronenröhrenbestückte Empfangsgeräte, ab.
Ab Oktober 1925 firmierte von Schaub um. Es entstand die G. Schaub Apparatebau-Gesellschaft mbH. In Serie produzierte er nunmehr Radios, ab 1928 den Überlagerungsempfänger Superhet U 8 und ab 1932 eine fortentwickelte Version des Superhets in Modellvarianten, den Super 33. Dieser war mit Kurzwellenteilen ausgestattet. Der Betrieb florierte und sein Gesamtmarktanteil von 4,5 % hievte das Unternehmen in die Liga der großen Hersteller.
Mitte des Jahres 1934 wechselte von Schaub den Standort und nahm in einer aufgelassenen Maschinenfabrikhalle in Pforzheim-Dillweißenstein Sitz. 1936 wurde die Stadt Pforzheim Mitgesellschafter. 1937 präsentierte das Unternehmen den 591Dyn, einen optisch überzeugenden Einkreis-Geradeausempfänger mit seinerzeit hervorragender Tonqualität, was mit einem dynamischen Lautsprecher, einer Gegenkopplungsschaltung im NF-Verstärker und einem großräumigen Holzgehäuses bewirkt wurde. Der Super 229 II als Folgeprodukt erhielt den Namen „Spitzkühler“.[3]
Verlust der Selbständigkeit (C. Lorenz AG)
Kofferradio
Ultraschall-Fernbedienung ITT ca. 1976
1940 positionierte sich die in Berlin ansässige C. Lorenz AG und schickte sich an, Schaubs hochproduktive Apparatebau-Firma zu übernehmen, um die Entwicklung und Herstellung von Rundfunkempfängern voranzutreiben.[4] Der Übernahme spielte in die Karten, dass Schaubs Unternehmen teilstaatlich war und damit gut Einfluss seitens der zentralistisch in Berlin gebündelte Machtstruktur des Dritten Reiches genommen werden konnte.[5] Berlin verlangte nach Aufrüstung der Wehrmacht, weshalb eine Fusion der beiden Firmen für die Rüstungsproduktion gelegen kam. Ab 1941 wurden keine funktechnischen Geräte für den zivilen Bedarf mehr hergestellt. Die Einzelmarke Schaub ging unter. Der Luftangriff auf Pforzheim am 23. Februar 1945 zerstörte den Industriestandort Dillweißenstein nahezu vollständig.
Nach Kriegsende musste das Unternehmen mit lediglich 50 Mitarbeitern den Wiederaufbau beginnen. Die amerikanische Besatzungsmacht erlaubte zunächst lediglich Reparaturarbeiten an elektrischen Aggregaten, lockerte die Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Aufschwung aber bereits im Folgejahr. Schaub begann wieder zu fertigen und brachte neben dem Vorkriegssortiment den Zweikreiser auf den Markt. Die Belegschaft stieg bis 1949 auf 800 Mitarbeiter. Lorenz andererseits hatte in West-Berlin mit der Berlin-Blockade zu kämpfen, da der Güterverkehr mit den westlichen Besatzungszonen unterbrochen worden war. Die Firma musste auf den restaurierten Standort Schaubs in Pforzheim ausweichen. Ab 1950 wurde ausschließlich dort produziert. Zur verwaltungstechnischen Vereinfachung verlegte das Unternehmen seinen Sitz nach Stuttgart. Ab 1952 verzahnte man das technische Typenprogramm der beiden Firmen und gliederte den Gesamt-Vertrieb bei Schaub ein. 1955 wurde die Schaub Apparatebau zu einer Abteilung der C. Lorenz AG. Sie erhielt als rechtlich unselbständige Zweigniederlassung damit eine eigenverantwortliche Geschäftsführung.
Schaub-Lorenz
Schaub-Lorenz Fertigungswerk Rastatt im Jahr 1959
Mitte 1955 hieß die Marke Schaub-Lorenz. Es handelte sich lediglich um einen Markennamen, denn bereits 1930 hatte sich Lorenz durch mehrheitlichen Aktienverkauf an die Standard Elektrizitätsgesellschaft (SEG) eigener Hoheitsrechte begeben. Die SEG wiederum gehörte dem amerikanischen Unternehmen ITT, sodass die Firma ITT-Schaub-Lorenz hieß. Mittels Direkt- und ITT-Vertriebs konnte ein Exportanteil von 28 % erreicht werden. Die Firma zählte 1200 Mitarbeiter.
1958 fusionierten die beiden ITT-Tochtergesellschaften C. Lorenz AG und Standard Elektrik AG, ebenfalls ein Unternehmen der Nachrichtentechnik, zur Standard Elektrik Lorenz AG (SEL), was für Schaub Apparatebau bedeutete, dass er im SEL-Segment Rundfunk, Fernsehen, Phono aufging. Zur Entlastung des Standorts Dillweißenstein wurde im Mai 1959 das neue Fertigungwerk Rastatt in Betrieb genommen. Bis zu seiner Schließung im Jahr 1978 wurde Rastatt zum zentralen Rundfunkwerk der qualitativ hochwertigen Marken Schaub-Lorenz und Graetz (Fernsehgeräte, Radios, Autoradios, Kassettenrecorder, Weltempfänger und Lautsprecherboxen). Der Traditionsbetrieb Graetz war 1961 mit 13 Produktionsstandorten zum Verbund der SEL dazugekommen. Billiggeräte wurden in Fernost hergestellt. Ab 1979 geht das Segment in der ITT-Audio-Video-Elektronik auf.
Ende 1986 wurde SEL mit der französischen Compagnie Générale d'Electricité (CGE) und Alcatel verbunden. Anfang 1988 ging die Unterhaltungs-Elektronik an Nokia.
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