Das Deutsche Ausland-Institut (DAI)
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Das Deutsche Ausland-Institut (DAI)
Das Deutsche Ausland-Institut (DAI) wurde 1917 als „Museum und Institut zur Kunde des Auslandsdeutschtums“ vom Unternehmer Theodor Wanner in Stuttgart gegründet. Neben seiner Hauptaufgabe – der umfassenden Dokumentation aller deutschen Volkstumsgruppen im Ausland – widmete es sich der Beratung und Betreuung Auswanderwilliger. Es wurde überwiegend vom Reichsinnenministerium finanziert, daneben vom Außenministerium, zu kleineren Teilen vom Land Württemberg und der Stadt Stuttgart. Beim DAI wurden die Zeitschriften „Der Auslanddeutsche. Halbmonatsschrift für Auslanddeutschtum und Auslandkunde“[1] sowie eine „Schriftenreihe des deutschen Auslandsinstituts“ herausgegeben. Das Institut stand bis zur Übernahme durch die Nationalsozialisten in der Tradition des Liberalismus auf dem Boden der Weimarer Republik.[2]
Zeit des Nationalsozialismus
Am 8. März 1933 war der Generalsekretär des DAI, Fritz Wertheimer,[3] seit 1918 Generalsekretär des DAI, durch die örtliche SA der Zutritt zum DAI aufgrund Wertheimers jüdischer Abstammung verwehrt worden. Der von NS-Kreisen ebenso abgelehnte Vorstandsvorsitzende des DAI, Theodor Wanner, war wiederum am 13. März 1933 in seiner Wohnung überfallen worden.[4][5] In den folgenden zehn Tagen war Wertheimer auf einer geplanten Vortragsreise, bei der er, diesmal in Wilhelmshaven und Kiel vor Admiralen der Reichsmarine, routiniert über das Deutschtum sprach. Wertheimer wurde nach seiner Rückkehr gezwungen, Urlaub zu nehmen.
Hans Steinacher, der im April 1933 zum Vorsitzenden des Vereins für das Deutschtum im Ausland (VDA) gewählte österreichische Nationalsozialist, und Robert Ernst, Vorsitzender des Schutzbundes für die Grenz- und Auslandsdeutschen, wurden anschließend Mitte Juni vom Reichsinnenministerium, welches das DAI überwiegend finanzierte, mit der Reorganisation des DAI in Stuttgart beauftragt. Ernst meldete dem württembergischen Ministerpräsidenten Christian Mergenthaler am 21. Juni 1933 die erfolgreiche, nur vorübergehende Übertragung der Institutsleitung auf Steinacher, Ernst und einen "Dr. Krehl".[6] Fortan wurde das DAI von „im Volkstumskampf bewährten“ Siebenbürger Sachsen Richard Csaki als Generalsekretär und dem neuen Stuttgarter Oberbürgermeister und Nationalsozialisten Karl Strölin als Präsident geführt, der für die Stadt 1936 den NS-Ehrentitel Stadt der Auslandsdeutschen holte.
Die Tätigkeitsfelder des DAIs änderten sich. Anstelle der abnehmenden Auswandererberatung wurden zunehmend Auslandskontakte zu „volksdeutschen“ Organisationen und Einzelpersonen geknüpft. Der Etat des DAIs stieg vor allem von 1933 bis 1938 stark an, dann schloss sich das DAI enger an die Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften bzw. die Volksdeutsche Mittelstelle an, die für den Nationalsozialismus eine zentrale Rolle in der Abstimmung der Volkstumsforschung spielten.[7] Der Nationalsozialist Hans Joachim Beyer gab von 1937 bis 1944 die Zeitschrift Auslandsdeutsche Volksforschung (ab 1939: nur Volksforschung) als Vierteljahrsschrift des DAI im Enke Verlag heraus. 1942–1943 wird Heinz Kloß als (Mit-)Hg. der Zeitschrift Volksforschung genannt. Der Wert dieser Publikationen wurde von den Regierenden hoch eingeschätzt, von bestimmten Artikeln gab es Sonderdrucke in hoher Auflage.
1941 übernahm der Nationalsozialist Hermann Rüdiger die Leitung, der schon vorher die Schriftleitung des „Auslandsdeutschen“ hatte. Zwei Jahre später, 1943 wurde das DAI, wie die gesamte Volkstumsforschung, formell der Volksdeutschen Mittelstelle unterstellt; damit stellte sich das DAI endgültig unter den direkten Einfluss der SS.
Das DAI beteiligte sich während der Zeit des Nationalsozialismus an staatsnahen Tätigkeiten. Es trieb revisionistische Propaganda, leitete Informationen über das Ausland und dort lebende Deutsche an Nazistellen weiter, beteiligte sich an der „ethnischen Neuordnung“ Osteuropas und engagierte sich in der sogenannten Sippenkunde. Für "Verdienste um das Auslandsdeutschtum" vergab es großzügig Ehrungen, z. B. den „Deutschen Ring“, zuletzt 1934 an Adolf Hitler, und goldene und silberne „Ehrenplaketten“.
Nach dem Krieg wurde das DAI von den amerikanischen Besatzungsbehörden als „belastet“ eingestuft. Diese Qualifizierung hinderte aber weder eine Wiedereröffnung unter dem neuen Titel Institut für Auslandsbeziehungen, noch schadete sie einer weiteren Karriere der beim DAI beschäftigten "Volkstumswissenschaftler".
Quelle
Zeit des Nationalsozialismus
Am 8. März 1933 war der Generalsekretär des DAI, Fritz Wertheimer,[3] seit 1918 Generalsekretär des DAI, durch die örtliche SA der Zutritt zum DAI aufgrund Wertheimers jüdischer Abstammung verwehrt worden. Der von NS-Kreisen ebenso abgelehnte Vorstandsvorsitzende des DAI, Theodor Wanner, war wiederum am 13. März 1933 in seiner Wohnung überfallen worden.[4][5] In den folgenden zehn Tagen war Wertheimer auf einer geplanten Vortragsreise, bei der er, diesmal in Wilhelmshaven und Kiel vor Admiralen der Reichsmarine, routiniert über das Deutschtum sprach. Wertheimer wurde nach seiner Rückkehr gezwungen, Urlaub zu nehmen.
Hans Steinacher, der im April 1933 zum Vorsitzenden des Vereins für das Deutschtum im Ausland (VDA) gewählte österreichische Nationalsozialist, und Robert Ernst, Vorsitzender des Schutzbundes für die Grenz- und Auslandsdeutschen, wurden anschließend Mitte Juni vom Reichsinnenministerium, welches das DAI überwiegend finanzierte, mit der Reorganisation des DAI in Stuttgart beauftragt. Ernst meldete dem württembergischen Ministerpräsidenten Christian Mergenthaler am 21. Juni 1933 die erfolgreiche, nur vorübergehende Übertragung der Institutsleitung auf Steinacher, Ernst und einen "Dr. Krehl".[6] Fortan wurde das DAI von „im Volkstumskampf bewährten“ Siebenbürger Sachsen Richard Csaki als Generalsekretär und dem neuen Stuttgarter Oberbürgermeister und Nationalsozialisten Karl Strölin als Präsident geführt, der für die Stadt 1936 den NS-Ehrentitel Stadt der Auslandsdeutschen holte.
Die Tätigkeitsfelder des DAIs änderten sich. Anstelle der abnehmenden Auswandererberatung wurden zunehmend Auslandskontakte zu „volksdeutschen“ Organisationen und Einzelpersonen geknüpft. Der Etat des DAIs stieg vor allem von 1933 bis 1938 stark an, dann schloss sich das DAI enger an die Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften bzw. die Volksdeutsche Mittelstelle an, die für den Nationalsozialismus eine zentrale Rolle in der Abstimmung der Volkstumsforschung spielten.[7] Der Nationalsozialist Hans Joachim Beyer gab von 1937 bis 1944 die Zeitschrift Auslandsdeutsche Volksforschung (ab 1939: nur Volksforschung) als Vierteljahrsschrift des DAI im Enke Verlag heraus. 1942–1943 wird Heinz Kloß als (Mit-)Hg. der Zeitschrift Volksforschung genannt. Der Wert dieser Publikationen wurde von den Regierenden hoch eingeschätzt, von bestimmten Artikeln gab es Sonderdrucke in hoher Auflage.
1941 übernahm der Nationalsozialist Hermann Rüdiger die Leitung, der schon vorher die Schriftleitung des „Auslandsdeutschen“ hatte. Zwei Jahre später, 1943 wurde das DAI, wie die gesamte Volkstumsforschung, formell der Volksdeutschen Mittelstelle unterstellt; damit stellte sich das DAI endgültig unter den direkten Einfluss der SS.
Das DAI beteiligte sich während der Zeit des Nationalsozialismus an staatsnahen Tätigkeiten. Es trieb revisionistische Propaganda, leitete Informationen über das Ausland und dort lebende Deutsche an Nazistellen weiter, beteiligte sich an der „ethnischen Neuordnung“ Osteuropas und engagierte sich in der sogenannten Sippenkunde. Für "Verdienste um das Auslandsdeutschtum" vergab es großzügig Ehrungen, z. B. den „Deutschen Ring“, zuletzt 1934 an Adolf Hitler, und goldene und silberne „Ehrenplaketten“.
Nach dem Krieg wurde das DAI von den amerikanischen Besatzungsbehörden als „belastet“ eingestuft. Diese Qualifizierung hinderte aber weder eine Wiedereröffnung unter dem neuen Titel Institut für Auslandsbeziehungen, noch schadete sie einer weiteren Karriere der beim DAI beschäftigten "Volkstumswissenschaftler".
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