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Die Polte Armaturen- und Maschinenfabrik OHG ( Magdeburg )

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Die Polte Armaturen- und Maschinenfabrik OHG ( Magdeburg ) Empty Die Polte Armaturen- und Maschinenfabrik OHG ( Magdeburg )

Beitrag  Andy Di Sep 20, 2016 9:05 pm

Die Polte Armaturen- und Maschinenfabrik OHG in Magdeburg war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein bedeutender Hersteller von Großarmaturen sowie einer der größten Munitionsproduzenten der Welt.[1] Der Konzern war einer der wichtigsten Arbeitgeber Magdeburgs,[2] Vorreiter bei der Errichtung sanitärer und sozialer Einrichtungen für Angestellte und Arbeiter[3] und international für die ingenieurtechnische Qualität seiner Erzeugnisse geschätzt.[4] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er vor allem wegen der massenhaften Beschäftigung von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen (ab Juni 1943 bis Kriegsende) bekannt. Die während des Krieges nicht zerstörten oder von der sowjetischen Besatzungsmacht als Reparationen abtransportierten Teile der Polte-Werke gingen später im VEB Schwerarmaturenwerk „Erich Weinert“ bzw. dem daraus entstehenden VEB Magdeburger Armaturenwerke „Karl Marx“ auf.

Die Polte Armaturen- und Maschinenfabrik OHG ( Magdeburg ) 220px-Polte_Werke_Logo

Geschichtlicher Überblick

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Porträt des 1911 verstorbenen deutschen Industriellen und Rüstungsproduzenten Kommerzienrat Eugen Polte, Foto aus dem Jubiläumskatalog der Polte-Werke von 1935[5]

Gegründet 1873 als Metallgießerei und Armaturenfabrik unter der Firma Jürgens & Co. wurde das Unternehmen 1885 von Eugen Polte übernommen und 1887 als Armaturenfabrik Polte ins Handelsregister eingetragen.[7] Unter dem Namen Polte firmierte die Gesellschaft (hier im Weiteren Polte-Werke genannt) von 1885 bis 1945. Während dieses 60-jährigen Zeitraumes blieb die Firma ein Familienunternehmen und war eigentümergeführt. Ab 1917 bestand sie in der Rechtsform einer oHG.

In zeitgenössischen Katalogen, Preislisten und Angeboten trat die Firma wahlweise unter Namen wie Polte Metallwarenfabrik, Polte Armaturen- und Maschinenfabrik, Polte Werkzeugmaschinen, Polte Aluminiumfabrik, Polte Armaturen- und Wassermesserfabriken, Polte Patronen-, Munitionsmaschinen- und Armaturenfabrik, Polte Armaturen- und Patronenfabrik oder Polte Munitionsfabrik - mit oder ohne den Zusatz Magdeburg - auf. Bereits seit 1913 gehörte die C. Louis Strube AG[8] aus Magdeburg zu den Polte-Werken. Ab 1931 wurden rund ein Dutzend weiterer Produktionsstätten außerhalb Magdeburgs, vorwiegend im damaligen Mitteldeutschland, als Zweigstellen oder Tochterunternehmen übernommen, errichtet oder gepachtet und betrieben.
Gründung 1885

Das Unternehmen ging auf eine Gründung des Magdeburger Metallwarenunternehmers Heinrich Jürgens zurück, der 1873 in Magdeburg eine Armaturenfabrik mit Eisengießerei im Magdeburger Stadtteil Sudenburg gründete. Mit Handelsregister-Eintrag vom 2. Mai 1885 wurde Eugen Polte als neuer Eigentümer ab 1. April 1885 bestätigt.[9]

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Ansicht des Alten Werks in der Halberstädter Straße in Magdeburg[6]

Die Polte Armaturen- und Maschinenfabrik OHG ( Magdeburg ) 1024px-Polte_Werk_Poltestr.
Ansicht des neuen Werks II in der Poltestraße (heute Liebknechtstraße) in Magdeburg[6]

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Bodenstempel (Punzierung) einer 7,7-cm-Geschosshülse, vermutlich für Feldkanone, Produktionsjahr 1917

Bei Übernahme des Betriebes waren 23 Personen beschäftigt. Zunächst wurde die Produktion von Armaturen für Gas- und Wasserleitungen sowie für Dampfkessel mit dem übernommenen Maschinenbestand weitergeführt. Schnell konnte das Unternehmen mittels neu entwickelter Herstellungsverfahren seine Produktpalette ausweiten. Bereits nach kurzer Zeit wurde Polte zu einem bedeutenden Lieferanten von Ausstattung im Feuerlöschwesen (Schlauchkupplungen, Saugkörbe, Stand- und Strahlrohre).[10]

Neuentwickelte Maschinen zur Herstellung von Metallkörpern nach dem Zieh- und Walzverfahren wurden in eigenen Werkstätten gebaut und folgend in der Produktion eingesetzt. So konnte Polte auch Aufträge für Groß- und Schwerarmaturen, sowie für Hochdruckarmaturen für den Einsatz auf Bohranlagen und Ölfeldern ausführen. Ebenso wurde die Produktion von Aluminium-Kochgeschirren und -Haushaltsgegenständen aufgenommen.

Der Versuch, auch noch in die homogene Verbleiung von Apparaten für die chemische Industrie einzusteigen, misslang. Zwei Jahre nach der Firmenübernahme, 1887, wurden 70 Personen beschäftigt. Im Jahr 1890 arbeiteten bereits 700 Arbeiter und Angestellte in den Betrieben.
Munitionsproduzent

1889 erhielt die Firma vom preußischen Kriegsministerium einen ersten großen Auftrag für die Herstellung von 40 Millionen Patronenhülsen des Kalibers 7,92 x 57 mm für das damals neue Armeegewehr 98, dem waffentechnischen Nachfolger des veralteten 88'er Waffenverschlusssystems und Vorgänger des späteren Karabiners 98. Die zur Produktion angeschafften Werkzeugmaschinen aus dem Ausland erwiesen sich als untauglich zur Massenproduktion. Erst nach wesentlichen Konstruktionsänderungen konnte der Auftrag trotz kurzfristiger Liefertermine zur Zufriedenheit des Ministeriums ausgeführt werden. In der Folge wurde Polte zu einem der wichtigsten Lieferanten für Munitions- und Geschosshülsen der deutschen Armee.[3] Zulieferer für die wichtigen Messingnäpfchen war die spätere Hirsch Kupfer- und Messingwerk AG in Finow, deren Eigentümer Gustav Hirsch mit Eugen Polte befreundet war.[11]

Um auch die größeren Geschosshülsen automatisiert herstellen zu können, entwickelte Eugen Polte das dazu bislang gebräuchliche Ziehverfahren zu einem Kugelwalzverfahren weiter, bei dem rollende Kugeln die Umgestaltung der Messingröhren in einem Walzvorgang übernahmen.[12] Neben einer Vereinfachung der Herstellung führte das neue Verfahren auch zu einer Festigkeitserhöhung der Hülsen. Polte entwickelte weitere, ergänzende Präzisionsmaschinen und war damit in der Lage, ganze Fertigungslinien zur automatisierten Herstellung von Geschosshülsen zu verkaufen.[3]

1914 war die Zahl der Beschäftigten auf 4000 gestiegen und die Polte-Werke gehörten bereits zu den größten Munitionsproduzenten Europas. Neben den ursprünglichen Fabrikationsanlagen waren neue Gebäude entstanden. Bei Erwerb des Unternehmens umfasste das Fabrikgelände an der damaligen Halberstädter Straße in Magdeburg-Sudenburg 1.278 Quadratmeter (davon 640 Quadratmeter bebaut), 1910 waren es 23.539 Quadratmeter (davon 8.043 bebaut).[13]

Die Polte Armaturen- und Maschinenfabrik OHG ( Magdeburg ) 800px-Polte-Werke%2C_Messestand%2C_1934
Stand der Polte-Werke auf der Braunen Messe in Magdeburg, 1934, aus: Polte Armaturen-und Maschinenfabrik, Katalog, Ausgabe 1935.[5]

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Patente für Polte-Entwicklungen des Deutschen Reichs, Österreichs und der Schweiz aus den Jahren 1901–1938[14]

Exporteur

Die hohe Qualität Polte'scher Ingenieurerzeugnisse[16] schuf bald einen weltweiten Absatzmarkt. In den ersten Jahren wurden vor allem Armaturen und Feuerwehrzubehör exportiert. 1893 erfolgte eine Beteiligung an der World’s Columbian Exposition (19. Weltausstellung) in Chicago.[17] Später wurden auch Hülsen exportiert. So stellten die Polte-Werke bereits auf der Pariser Weltausstellung 1900 Munitionshülsen aus.[18] Das Unternehmen war damals der einzige deutsche Rüstungsproduzent, der im Grand Palais an der Seine vertreten war.[19]

Bald wurden auch ganze Munitions-Produktionsanlagen weltweit angeboten und verkauft. Ständig waren ausländische Kunden in Magdeburg, um sich vor Ort über die in Fachkreisen geschätzten Produktionsverfahren zu informieren.[3] Auch auf der Weltausstellung St. Louis 1904 war Polte vertreten. Hier wurden Feuerwehrzubehör sowie Geschosshülsen (für Schiffsgeschütze) und Patronenhülsen (eine tägliche Produktionskapazität von 250.000 Stück für Infanteriemunition wurden im Ausstellungskatalog angegeben) ausgestellt.[20]
Erster Weltkrieg und Nachkriegszeit

Nach dem Tod von Eugen Polte 1911 übernahm zunächst seine Witwe, Luise Polte, das Unternehmen. Sie wurde auch Geschäftsführerin, übte dieses Amt jedoch nicht aktiv aus, sondern überließ geschäftliche Entscheidungen hauptsächlich angestellten Direktoren.[21] Bereits 1913 wurde die C. Louis Strube AG mehrheitlich übernommen und als Maschinen- und Armaturenfabrik Magdeburg-Buckau AG in die Produktion der Polte-Werke integriert.

Da zu Beginn des Ersten Weltkriegs die Kapazitäten zur Rüstungsproduktion erheblich ausgebaut werden mussten, wurde ein neues Fabrikgelände in der damaligen Magdeburger Wilhelmsstadt (heute Stadtfeld West) gekauft und bebaut. Gelegen war das neue Werk (Werk II) an einer nach dem verstorbenen Eugen Polte benannten Straße (heute: Liebknechtstraße).[3] Auch die Geschäftsleitung zog in den neuen Gebäudekomplex um. 1916 betrug das Gesamtfirmengelände 113.811 m², es wurden etwa 12.000 Arbeiter und Angestellte[22] beschäftigt.

Im Jahr 1917 übertrug Luise Polte ihre Anteile zu gleichen Teilen auf ihre beiden Töchter, Margarete Nathusius[23] und Katharina Freifrau von Gillern.[24] Seitdem firmierten die Polte-Werke in der Rechtsform einer offenen Handelsgesellschaft (oHG). 1918 traten Arnulf Freiherr von Gillern[25] und der Tabakfabrikant Gottlob Moritz Nathusius[26] in die Geschäftsleitung der Firma ein.[3]

Das Ende des Ersten Weltkriegs brachte tiefgreifende Änderungen für die Polte-Werke mit sich.[5] Der Betrieb der überwiegend auf Munitions- und Rüstungsproduktion spezialisierten Werke musste fast vollkommen eingestellt werden. Von den 1918 noch rund 12.000 Beschäftigten (davon 9.000 Frauen[10]) wurden etwa 11.750 entlassen.[27] Infolgedessen wurde das Stammwerk in Sudenburg 1919 stillgelegt. Da die Munitionsproduktion komplett eingestellt werden musste, wurde erneut der Armaturen- und Maschinenbau wesentliches Geschäftsfeld. Erschwert wurde die Fortführung dieses Geschäftszweigs durch die gemäß dem Versailler Vertrag angeordnete Vernichtung sämtlicher der Fabrikation von Rüstungsbedarf dienenden Maschinen - was auch parallel genutzte Maschinen der Armaturenproduktion betraf.[3] Unter Leitung von Gottlob Nathusius und den Direktoren von Handorf und Verlohr gelang die schwierige Umstellung auf „Friedensproduktion“.[21]

Die Polte Armaturen- und Maschinenfabrik OHG ( Magdeburg ) 800px-Polte%2Cintern_Patente_3
Internationale Patente für Polte-Erfindungen aus den Jahren 1925–1932[15]

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Eisengießerei und Großformerei, ca. 1935, aus: Polte Armaturen-und Maschinenfabrik, Katalog, Ausgabe 1935[5]

1920 wurde dem Unternehmen mitgeteilt, dass sie von der Interalliierten Militär-Kontrollkommission zur Herstellung von Heeresbedarf als einzige deutsche Firma für Produktion von Munition für Infanteriewaffen und Artilleriehülsen für Heer und Marine zugelassen werden würde. 1924 konnte deshalb wieder eine begrenzte Fertigung von Patronen aufgenommen werden. Die Rüstungskapazität der Werke wurde von 1924 bis 1933 dennoch durchschnittlich nur zu 10 % ausgenutzt[21] Somit blieb auch die Versorgung der zunächst nur 7 Divisionen des 100.000-Mann-Heeres unzureichend.[28] Nach deren Erhöhung auf 21 Divisionen Anfang der 1930er Jahre hatte das Heer Bedarf an 250 Millionen Patronen, den die Fertigung bei Polte mit genehmigten 10 Millionen Patronen bei Weitem nicht decken konnte.[29]

Das Produktionsspektrum bei Nichtrüstungsartikeln dagegen wurde in der Zwischenkriegszeit deutlich ausgebaut.[3] In der Armaturenfabrik wurden Absperrorgane, Hydranten, Groß- und Kleinarmaturen hergestellt. Die Metallwarenfabrik produzierte Reinaluminium-Haus- und Küchengeräte sowie gestanzte und gedrückte Massenartikel für verschiedene industrielle Zwecke aus Kupfer, Messing und Aluminium. Die verschiedenen Gießereien produzierten Gussstücke und Modelle für die eigene Produktion, in der Werkzeugmaschinenfabrik wurden Spezialwerkzeuge angefertigt. 1924 wurden bereits wieder 2.400 Arbeiter und Angestellte beschäftigt.[3] 1927 konnte auch das stillgelegte Stammwerk in der Sudenburg teilweise wieder in Betrieb genommen werden. Von 1924 bis 1926 wurden Erweiterungsbauten errichtet, unter anderem durch den renommierten Berliner Industriearchitekten Bruno Buch.

1926 trat Martin Nathusius in die Geschäftsleitung des Unternehmens ein; in der Folge schied Gottlob Moritz Nathusius 1929 aus der Gesellschaft aus, um sich seinem eigenen Geschäft zu widmen. Margarete Nathusius trat 1935 als Gesellschafterin der Polte-Werke aus[21] und überließ ihre Anteile den beiden Söhnen Hans[30] und Alfred Nathusius.[31] Hans Nathusius, der bereits 1930 in die Firma eingetreten war, wurde 1935 auch stellvertretender Geschäftsführer. Franz Alexander von Pritzelwitz[32] war stellvertretender Betriebsleiter.[33]

Die Polte Armaturen- und Maschinenfabrik OHG ( Magdeburg ) 800px-Polte-Werke%2C_Versandhalle%2C_1935
Versandhalle mit Gleisanschluss, ca. 1935, aus: Polte Armaturen-und Maschinenfabrik, Katalog, Ausgabe 1935[5]

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Im Frühjahr 1934 arbeiteten 7000 Beschäftigte in den Magdeburger Polte-Werken, die sich im Rahmen der nun folgenden nationalsozialistischen Aufrüstungspolitik zum größten Munitionshersteller Europas entwickeln sollten.[34] Erneut wurde die Produktion von Munition und Munitionsmaschinen zum wesentlichen Geschäftszweck der Firma. 1936 wurden mit der Herstellung von Armaturen nur 6 Millionen Reichsmark Umsatz erzielt, mit der von Rüstungsmaterialien dagegen bereits 82 Millionen.[10] Schon 1931 hatte das Reichswehrministerium die Polte-Geschäftsleitung aufgefordert, im Rahmen des ersten und zweiten Rüstungsprogrammes der Weimarer Republik weitere Fabrikationsstellen in Mitteldeutschland zu errichten.[21]

Die Polte Armaturen- und Maschinenfabrik OHG ( Magdeburg ) 1024px-Polte-Werke%2C_LKW_Fuhrpark%2C_1935
Diesel-LKW-Fuhrpark der Polte-Fabriken vor den Werksgaragen, ca. 1935, aus: Polte Armaturen-und Maschinenfabrik, Katalog, Ausgabe 1935[5]

Die Polte Armaturen- und Maschinenfabrik OHG ( Magdeburg ) 800px-Polte-Werksfeuerwehr_1935
Polte-Fabriken Werkfeuerwehr mit Magirus-Löschzug, ca. 1935, aus: Polte Armaturen-und Maschinenfabrik, Katalog, Ausgabe 1935[5]

1935 begingen die Polte-Werke ihr 50-jähriges Bestehen mit einer großen Feier. Mehrere Tausend Gäste erlebten an diesem Tag unter anderem 17 aufspielende Kapellen, darunter auch das Otto Kermbach Orchester unter der Leitung von Otto Kermbach.[21]

Am 4. September 1936 verkündete Hermann Göring die Vorstellungen des Reichskanzlers Hitler zum „Vierjahresplan“: Die deutsche Wirtschaft sollte innerhalb von 4 Jahren kriegsfähig gemacht werden, vor allem die Produktionszahlen der Rüstungsindustrie betreffend. Wichtigster, teilweise alleiniger Abnehmer vieler Rüstungsunternehmen wurden oberste Militärbehörden des Deutschen Reiches. Das betraf auch die Polte-Werke, die Rüstungsprodukte nur noch vereinzelt ins Ausland lieferten.[35]

Die Zusammenarbeit zwischen dem Staat und den Polte-Werken gestaltete sich allerdings noch enger. Zunehmend wurde das Reich zum Miteigentümer bei der Produktion. Bereits ab 1934 hatte es, vertreten durch das Oberkommando des Heeres (OKH), das Oberkommando der Marine (OKM) oder die Luftfahrt-Anlagen GmbH (LAG)[36] mit dem Unternehmen Mantelverträge zum Aufbau neuer Werke für die Produktion von Patronenhülsen und Geschossen abgeschlossen. Rechtlich dem Deutschen Reich als Eigentum zugeordnet, wurden diese Betriebe de facto als Tochtergesellschaften der Polte-Werke geführt.[7]

So wuchsen die Polte-Werke bis 1945 zu einem Rüstungskonzern mit mehreren Tochtergesellschaften, Zweig- und Nebenbetrieben. In allen Werken, die von der Polte oHG betrieben wurden, arbeiteten bei Kriegsende rund 30.000 Menschen, davon etwa die Hälfte in vier Fabriken in Magdeburg.[7]

Abnahmestellen des Heeres und der Marine sowie eine Bauaufsicht Luft waren ständig in den Werken stationiert. Auch ausländische Militär-Kommissionen erschienen zu Abnahmen.[21]

Martin Nathusius legte 1939 aus gesundheitlichen Gründen die Firmenleitung nieder. Sein Sohn Hans Nathusius führte die Polte-Werke gemeinsam mit dem Mitgesellschafter Arnulf Freiherr von Gillern weiter. Nachdem von Gillern verstarb, wurde Hans Nathusius am 1. Februar 1944 Allein-Geschäftsführer des Konzerns.

Ab 1938 begannen die Polte-Werke vermehrt, ausländische Arbeiter für ihre Betriebe anzuwerben. Mit Beginn des Krieges wurden in fast allen privaten und kommunalen Unternehmen Magdeburgs dann auch Zwangsarbeiter eingesetzt, um den entstehenden Mangel an einheimischen Arbeitskräften auszugleichen und Arbeitskosten zu reduzieren.[37] Auch bei den Polte-Werken wurden ab 1939 solche ausländischen Zwangsarbeiter herangezogen.[10] Zusammen mit Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen betrug der Anteil zwangsverpflichteter ausländischer Hilfskräfte (häufig als Ostarbeiter bezeichnet) bei Kriegsende rund 50 % der gesamten Belegschaft der Polte-Werke.[21][38]

Die Polte-Werke beschäftigten ab 1943 zunehmend auch KZ-Häftlinge. Dazu wurden nach entsprechendem Antrag[39] beim SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA) von der SS sogenannte KZ-Außenlager in unmittelbarer Nähe der Produktionsstandorte eingerichtet. Im November 1944 führte das für Planung und Koordinierung des Häftlingseinsatzes verantwortliche Polte-Geschäftsleitungsmitglied Pritzelwitz in einem Tätigkeitsbericht aus:

„… habe ich durch die Schaffung von Unterbringungsmöglichkeiten für rund 5.600 Häftlinge die Grundlage für weitere Leistungssteigerungen im Infanterie- und Flakprogramm gegeben.“[33]

Das erste solche Lager, das im Auftrag der Polte-Werke errichtet wurde, entstand als KZ-Außenlager Grüneberg im Juni 1943 bei der Silva Metallwerk GmbH.[7] In der Folgezeit entstanden fünf weitere KZ-Außenlager für Fabriken der Polte-Werke, zum Beispiel das Außenlager Duderstadt des KZ Buchenwald. 755 ungarische Jüdinnen mussten dort Zwangsarbeit leisten. Viele der Gefangenen wurden ab dem 13. April 1945 bei einem Todesmarsch ermordet. Der KZ-Gedenkstein am Stadion Neue Welt erinnert hieran.[40]

Während der siebentägigen Belagerung von Magdeburg im April 1945 durch US-amerikanische Truppen wurde das „Alte Werk“ im Stadtteil Sudenburg (Maschinenbau, Lehrwerkstatt, Hydrantenbau) durch Granatbeschuss und Bomben völlig zerstört. Das Gelände in der Poltestraße (heutige Liebknechtstraße) wurde am 19. April 1945 von US-amerikanischen Truppen besetzt. Einige Wochen später übernahmen es britische Einheiten und übergaben es im Juli 1945 den sowjetischen Militärbehörden, die die Werke als Eigentum der Roten Garnison Magdeburg kennzeichneten. Fast alle Maschinen und Fertigungseinrichtungen wurden in die UdSSR abtransportiert.

Weiteres dazu im Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Polte-Werke
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