1899: Großbrand bei Karstadt oder die größte Feuersbrunst in Braunschweig vor dem WW2
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1899: Großbrand bei Karstadt oder die größte Feuersbrunst in Braunschweig vor dem WW2
Rudolph Karstadt, Gründer des gleichnamigen Warenhaus-Konzerns, hatte im Jahr 1890 seine vierte Filiale in Braunschweig an der Neuen Straße eröffnen können. Acht Jahre später wurde an der Stephanstraße 6 ein weiterer Erweiterungsbau eröffnet. Das Gebäudeensemble galt als das damals modernste Warenhaus der Stadt mit großen, elektrisch beleuchteten Schaufenstern und einer großzügigen Inneneinrichtung.
Am 17. Mai 1899 kam es in dem knapp einem Jahr alten Neubau zur einer Brandkatastrophe, die als eine der schlimmsten Feuersbrünste der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg in die Geschichte der Stadt einging.
Kurz vor Ladenschluss, gegen etwa 19.45 Uhr, entdeckt ein zufällig vorbei kommender Radfahrer in einem der ostwärts gelegenen Schaufenster an der Schuhstraße ein Feuer. Er eilt zur Hauptwache der Feuerwehr in der Münzstraße und alarmiert dort die Einsatzkräfte. Zu diesem Zeitpunkt meldet auch bereits die Turmwache ein erhebliches Feuer in der Schuhstraße. Innerhalb kurzer Zeit, gegen 19.55 Uhr, trifft bereits der erste Löschtrupp am Brandort ein. Dort waren durch das sich rasch ausbreitende Feuer bereits mehrere Schaufensterscheiben zerborsten. Der Brand breitete sich durch das geräumige Treppenhaus bereits in die oberen Stockwerke aus. Die wenigen Kunden, die sich zu diesem Zeitpunkt noch im Haus befinden, eilen durch die Eingänge und Notausgänge aus dem Haus. Die Angestellten der obersten Stockwerke werden jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits vom Feuer eingeschlossen. Flammen, Funken und die starke Rauchentwicklung versperren den Weg zu den Notausgängen. Die Eingeschlossenen geraten in Panik, einige stürzen sich aus den Fenstern im dritten Stockwerk. Andere flüchten auf das Dach eines Nebengebäudes und können von dort mit der Drehleiter der Feuerwehr gerettet werden.
Neben der Berufsfeuerwehr sind an der Brandbekämpfung auch fünf Bürgerfeuerwehren und vier Turnerfeuerwehren beteiligt. Diese haben zusammen 23 Strahlrohre im Einsatz, die durch zwei Dampfdruckspritzen und zehn Handdruckspritzen versorgt werden. Gegen 22 Uhr war dann die unmittelbare Gefahr vorbei, und die Freiwilligen Feuerwehren zogen sich zurück. Auch die von der Rüninger Mühle herangeschaffte Dampfdruckspritze (Bild) wurde abgezogen. Die Berufsfeuerwehr hielt noch Brandwache.
Auch die Braunschweiger Polizeikräfte hatte alle Hände voll zu tun, um die tausenden von Schaulustigen, die durch die Alarmglocken der Kirchen und den hellen Feuerschein angelockt wurden, in Griff zu kriegen. Schließlich mussten sogar Soldaten bei der weiträumigen Absperrung des Geländes mithelfen.
Nach dem völligen Verlöschen des Brandes begannen die Aufräumungsarbeiten. Dabei wurde auch zur Gewissheit, dass die fünf noch vermissten Schneiderinnen aus der obersten Etage in den Flammen umgekommen waren. Auch die Personen, die aus dem Fenster sprangen, überlebten nicht. Somit waren sieben Tote zu beklagen. Das Kaufhaus wurde völlig verwüstet, elf Nachbargebäude wiesen zum Teil erhebliche Gebäudeschäden auf.
In der Folgezeit war der Brand noch lange ein Gesprächsthema. Vor allem die Tatsache, dass sich die Brandursache nicht vollständig aufklären ließ, wohl aber in der Elektrik des Schaufenster lag, entflammte eine Diskussion über die Brandschutzbestimmungen und die elektrische Beleuchtung von Schaufenstern, die z.T. als “außerordentlich Gefährlich” angesehen wurde.
Die Feuerwehr erhielt bald darauf eine zweite Dampfdruckspritze und eine zweite Drehleiter der Firma Magirus, da man den lebensrettenden Wert dieser Geräte erkannt hatte.
Bis zur Wiedereröffnung der Karstadt-Filiale vergingen zwei Jahre. Ab dem 2. April 1901 wurde dann wieder verkauft.
Quelle
Am 17. Mai 1899 kam es in dem knapp einem Jahr alten Neubau zur einer Brandkatastrophe, die als eine der schlimmsten Feuersbrünste der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg in die Geschichte der Stadt einging.
Kurz vor Ladenschluss, gegen etwa 19.45 Uhr, entdeckt ein zufällig vorbei kommender Radfahrer in einem der ostwärts gelegenen Schaufenster an der Schuhstraße ein Feuer. Er eilt zur Hauptwache der Feuerwehr in der Münzstraße und alarmiert dort die Einsatzkräfte. Zu diesem Zeitpunkt meldet auch bereits die Turmwache ein erhebliches Feuer in der Schuhstraße. Innerhalb kurzer Zeit, gegen 19.55 Uhr, trifft bereits der erste Löschtrupp am Brandort ein. Dort waren durch das sich rasch ausbreitende Feuer bereits mehrere Schaufensterscheiben zerborsten. Der Brand breitete sich durch das geräumige Treppenhaus bereits in die oberen Stockwerke aus. Die wenigen Kunden, die sich zu diesem Zeitpunkt noch im Haus befinden, eilen durch die Eingänge und Notausgänge aus dem Haus. Die Angestellten der obersten Stockwerke werden jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits vom Feuer eingeschlossen. Flammen, Funken und die starke Rauchentwicklung versperren den Weg zu den Notausgängen. Die Eingeschlossenen geraten in Panik, einige stürzen sich aus den Fenstern im dritten Stockwerk. Andere flüchten auf das Dach eines Nebengebäudes und können von dort mit der Drehleiter der Feuerwehr gerettet werden.
Neben der Berufsfeuerwehr sind an der Brandbekämpfung auch fünf Bürgerfeuerwehren und vier Turnerfeuerwehren beteiligt. Diese haben zusammen 23 Strahlrohre im Einsatz, die durch zwei Dampfdruckspritzen und zehn Handdruckspritzen versorgt werden. Gegen 22 Uhr war dann die unmittelbare Gefahr vorbei, und die Freiwilligen Feuerwehren zogen sich zurück. Auch die von der Rüninger Mühle herangeschaffte Dampfdruckspritze (Bild) wurde abgezogen. Die Berufsfeuerwehr hielt noch Brandwache.
Auch die Braunschweiger Polizeikräfte hatte alle Hände voll zu tun, um die tausenden von Schaulustigen, die durch die Alarmglocken der Kirchen und den hellen Feuerschein angelockt wurden, in Griff zu kriegen. Schließlich mussten sogar Soldaten bei der weiträumigen Absperrung des Geländes mithelfen.
Nach dem völligen Verlöschen des Brandes begannen die Aufräumungsarbeiten. Dabei wurde auch zur Gewissheit, dass die fünf noch vermissten Schneiderinnen aus der obersten Etage in den Flammen umgekommen waren. Auch die Personen, die aus dem Fenster sprangen, überlebten nicht. Somit waren sieben Tote zu beklagen. Das Kaufhaus wurde völlig verwüstet, elf Nachbargebäude wiesen zum Teil erhebliche Gebäudeschäden auf.
In der Folgezeit war der Brand noch lange ein Gesprächsthema. Vor allem die Tatsache, dass sich die Brandursache nicht vollständig aufklären ließ, wohl aber in der Elektrik des Schaufenster lag, entflammte eine Diskussion über die Brandschutzbestimmungen und die elektrische Beleuchtung von Schaufenstern, die z.T. als “außerordentlich Gefährlich” angesehen wurde.
Die Feuerwehr erhielt bald darauf eine zweite Dampfdruckspritze und eine zweite Drehleiter der Firma Magirus, da man den lebensrettenden Wert dieser Geräte erkannt hatte.
Bis zur Wiedereröffnung der Karstadt-Filiale vergingen zwei Jahre. Ab dem 2. April 1901 wurde dann wieder verkauft.
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