Nach zweijähriger Bauzeit wird die Fallersleber-Tor-Brücke endlich fertig

Mitte November dürfen Autos und Straßenbahn wieder fahren – Gehweg ist schon nächste Woche frei



Im Sommer standen die Menschen oft Ellbogen an Ellbogen auf das Geländer gestützt, den Blick auf die Baustelle gerichtet: Die Arbeiten an der Fallersleber-Tor-Brücke waren zwei Jahre lang ein "Ausflugsziel" von Rentnern und Familien. Nun ist die Brücke fast fertig.

"Ich komme seit zwei Jahren jeden Tag hierher", erzählt Johann Bulger. Genüsslich zieht der 79-Jährige an seiner Zigarette. Dann erklärt der ehemalige Gerüstbauer: "Ich habe doch noch nie zuvor gesehen, wie eine Brücke gebaut wird."

Zwei Jahre lang war die Verbindungsstraße zwischen Hagenmarkt und Hagenring wegen der Brückenarbeiten zerschnitten – ein Ärgernis für viele Autofahrer, Anwohner und Geschäftsleute. Gestern bestätigte die Stadtverwaltung: Man sei im Zeitplan, Mitte November werde die Brücke fertig. Bereits Anfang kommender Woche wird der Gehweg auf der Nordseite freigegeben. Fußgänger und Radfahrer sind damit die ersten, die über die Brücke fahren dürfen. Die provisorische Holzbrücke wird abgerissen.

Johann Bulger hat bei seinem gestrigen Ausflug gesehen, wie die Ausbetonierung des Gleisbetts vorbereitet wird. In den nächsten Tagen werden Fahrbahn und Gehwege asphaltiert. Auch die Geländer müssen noch komplettiert werden. Nicht zu vergessen: Der Fußweg unter der Brücke entlang der Oker, der beide Seiten des Botanischen Gartens miteinander verbinden soll. Es gibt also noch viel zu tun.

Das heißt auch: Es gibt noch viel zu gucken für Johann Bulger und alle anderen "Schaulustigen". Auch Aaron, Simon, Caspar und Freyar werden noch einige Male dort stehen und sich die Nasen plattdrücken – so wie am Donnerstag, als Julia Altenhoff mit den vier Kindern zur Baustelle kam. "Wenn wir einen Spaziergang machen, ist die Brücken-Baustelle immer unser Ziel", erzählt die 37-Jährige. "Die Jungs interessiert, was die Bagger machen. Am Abend werden die Fortschritte auf der Baustelle dann dem Vater berichtet", sagt sie lachend.

Die Zuschauer werden ihre Brücken-Baustelle vielleicht vermissen – viele andere werden erleichtert sein, wenn die Hauptverkehrsstraße endlich wieder frei befahrbar ist. Vor zwei Jahren ist die alte Brücke abgerissen worden. Ein Bauwerk von Max Möller aus dem Jahr 1904, an das nur noch ein Träger erinnert, der am TU-Hochhaus aufgestellt wurde. Die Brücke war marode, im Frühjahr 2007 hatte der Rat der Stadt den Neubau beschlossen. Der Bau wurde mit 3,7 Millionen Euro deutlich teurer als geplant, mehrfach verzögerten sich die Arbeiten. Zwei Jahre später als ursprünglich geplant wird die Brücke nun fertig – 15000 Fahrzeuge pro Tag werden in Kürze wieder darüber rollen.

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