Freimaurer-Mozart war es sicher nicht!
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Freimaurer-Mozart war es sicher nicht!
Nicht nur der Text der Bundeshymne hat immer wieder für Kontroversen gesorgt, sondern auch die Musik. Die Bestandsaufnahme einer jahrzehntelangen Debatte.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stand Österreich ohne Hymne da. Die alte Kaiserhymne Joseph Haydns war politisch nicht tragbar, zu oft war sie mit dem Text "Deutschland, Deutschland, über alles . . ." gesungen worden. Dr. Felix Hurdes, der erste Generalsekretär der ÖVP, meinte zurecht, dass das Ausland die Haydn-Hymne als Provokation empfinden würde. Als Unterrichtsminister machte er sich mit Ministerratsbeschluss vom 9. April 1946 auf die Suche nach einer neuen Hymne. Man wollte Melodie und Text uno actu festlegen.
Im Rahmen eines Wettbewerbs langten rund 1800 Vorschläge ein, von denen 200 in die engere Wahl gezogen wurden. Genau 29 Vorschläge wurden am 14. Oktober 1946 im Kammersaal des Wiener Musikvereins vorgetragen. Die Jury aus Vertretern von Kunst und Wissenschaft sowie der Bundesländer entschied sich mit überwältigender Mehrheit für das Freimaurer-Bundeslied "Brüder reicht die Hand zum Bunde". Es erhielt 107 Punkte. Unter den eingesandten Texten führte der abgeänderte Text von Ottokar Kernstocks "Sei gesegnet ohne Ende . . ." mit 78 Punkten.
"Sei gesegnet ohne Ende" - das war die Bundeshymne der 1930er Jahre. Ursprünglich hatte das Werk "Deutschösterreichische Volkshymne" geheißen. Kernstocks deutschnationale Gesinnung war auch aus anderen Werken bekannt. In einem seiner Gedichte heißt es: "Bleib, edles Wien, der Himmel walt’s / des Deutschtums Zitadelle!"; während des Ersten Weltkriegs schrieb er Kriegslyrik: "Steirische Holzer holzt mir gut / mit Büchsenkolben die Serbenbrut! / Steirische Jäger trefft mir glatt / den russischen Zottelbären aufs Blatt!"
Die "Wiener Zeitung" berichtete über die Wahl des Freimaurer-Bundesliedes am 23. Oktober 1946 in einem redaktionellen Einspalter auf Seite 1. Der Titel: "Mozart’s Bundeslied wird neue Bundeshymne." Wenig Aufhebens um eine doch recht weitreichende Entscheidung. Damals war man noch davon überzeugt, dass Mozart die Melodie komponiert hatte.
Freimaurer-Ursprung
Allerdings war der freimaurerische Ursprung manchen ein Dorn im Auge. Die katholische Wochenzeitung "Die Furche" bezeichnete es als "geschmacklose Idee", dass man das Volk sein "Vaterlandslied" nach den Takten eines Freimaurerliedes anstimmen lassen wollte, und auch die "Salzburger Nachrichten" äußerten Bedenken.
Felix Hurdes ließ daraufhin vom Mozart-Experten Ernst Weizmann ein Gutachten anfertigen, auf das er später in seiner Argumentation im Ministerrat zurückgriff. Zwar sei das "Bundeslied" von Mozart als Schlusschoral zu einer Freimaurer-Kantate komponiert worden, doch habe das Freimaurertum damals "einen vollkommen anders gearteten Charakter" gehabt. "Es handelte sich damals um einen weltumspannenden Menschheitsbund der Humanität, in dem selbst höchste kirchliche Würdenträger Mitglieder waren. Keinesfalls hatte das Freimaurertum des 18. Jahrhunderts jene antikatholische Färbung, die es 100 Jahre später annahm, und es ist bezeichnend, dass Juden zu Mozarts Zeit keine Freimaurer sein konnten, weil sie den damals hiefür erforderlichen Eid auf das Evangelium Johannis nicht ableisten konnten."
Das zuletzt genannte Argument ist leicht zu widerlegen. Im Buch "Brüder, reicht die Hand zum Bunde" von Günter Kodek, Verlag Löcker, werden die Mitglieder der Wiener Freimaurer-Logen 1742 bis 1848 aufgezählt. Unter ihnen finden sich zahlreiche Juden.
Suche nach Text
Anschließend würdigte Hurdes im Ministerrat die zahlreichen Messen, Litaneien, Vespern, Oratorien und Kirchenkantaten Mozarts und verwies im Besonderen auf das berühmte Requiem. "Wir können nicht annehmen, dass der Komponist dieses erhabensten Werkes der Glaubenstiefe zu gleicher Zeit einer antireligiösen Vereinigung angehört haben kann. Dass Mozart selbst ein religiöses Leben geführt hat, ist erwiesen."
Doch "Die Furche" gab nicht auf und spielte ein weiteres Atout aus. Mozarts Urheberschaft sei keineswegs erwiesen, und einen "echten Haydn" wolle man doch nicht gegen einen "falschen Mozart" eintauschen. Nun verlegte sich die Bundesregierung auf die Argumentation, dass die Hymne höchstwahrscheinlich doch von Mozart stammt.
In einem zweiten Anlauf machte man sich auf die Suche nach einem Text, dieses Mal nicht in einem groß angelegten Preisausschreiben - es wurden vielmehr einige Schriftsteller gezielt eingeladen, einen Text zu verfassen. Die "Wiener Zeitung" vom 26. Februar 1947 berichtete über das Ergebnis auf Seite 2:
"Text der neuen Bundeshymne genehmigt.
Vor Beginn des Ministerrates war im Bundeskanzleramt ein kleiner Chor der Wiener Sängerknaben (. . .) erschienen, der den versammelten Regierungsmitgliedern die neue österreichische Bundeshymne nach den beiden Texten von Paula Preradović und Dr. Siegmund Guggenberger vortrug. Der Ministerrat beschloss, den Text der Dichterin Paula Preradović nach Vornahme einiger kleiner textlichen Änderungen als offiziellen Text der österreichischen Bundeshymne zu genehmigen."
Quelle
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stand Österreich ohne Hymne da. Die alte Kaiserhymne Joseph Haydns war politisch nicht tragbar, zu oft war sie mit dem Text "Deutschland, Deutschland, über alles . . ." gesungen worden. Dr. Felix Hurdes, der erste Generalsekretär der ÖVP, meinte zurecht, dass das Ausland die Haydn-Hymne als Provokation empfinden würde. Als Unterrichtsminister machte er sich mit Ministerratsbeschluss vom 9. April 1946 auf die Suche nach einer neuen Hymne. Man wollte Melodie und Text uno actu festlegen.
Im Rahmen eines Wettbewerbs langten rund 1800 Vorschläge ein, von denen 200 in die engere Wahl gezogen wurden. Genau 29 Vorschläge wurden am 14. Oktober 1946 im Kammersaal des Wiener Musikvereins vorgetragen. Die Jury aus Vertretern von Kunst und Wissenschaft sowie der Bundesländer entschied sich mit überwältigender Mehrheit für das Freimaurer-Bundeslied "Brüder reicht die Hand zum Bunde". Es erhielt 107 Punkte. Unter den eingesandten Texten führte der abgeänderte Text von Ottokar Kernstocks "Sei gesegnet ohne Ende . . ." mit 78 Punkten.
"Sei gesegnet ohne Ende" - das war die Bundeshymne der 1930er Jahre. Ursprünglich hatte das Werk "Deutschösterreichische Volkshymne" geheißen. Kernstocks deutschnationale Gesinnung war auch aus anderen Werken bekannt. In einem seiner Gedichte heißt es: "Bleib, edles Wien, der Himmel walt’s / des Deutschtums Zitadelle!"; während des Ersten Weltkriegs schrieb er Kriegslyrik: "Steirische Holzer holzt mir gut / mit Büchsenkolben die Serbenbrut! / Steirische Jäger trefft mir glatt / den russischen Zottelbären aufs Blatt!"
Die "Wiener Zeitung" berichtete über die Wahl des Freimaurer-Bundesliedes am 23. Oktober 1946 in einem redaktionellen Einspalter auf Seite 1. Der Titel: "Mozart’s Bundeslied wird neue Bundeshymne." Wenig Aufhebens um eine doch recht weitreichende Entscheidung. Damals war man noch davon überzeugt, dass Mozart die Melodie komponiert hatte.
Freimaurer-Ursprung
Allerdings war der freimaurerische Ursprung manchen ein Dorn im Auge. Die katholische Wochenzeitung "Die Furche" bezeichnete es als "geschmacklose Idee", dass man das Volk sein "Vaterlandslied" nach den Takten eines Freimaurerliedes anstimmen lassen wollte, und auch die "Salzburger Nachrichten" äußerten Bedenken.
Felix Hurdes ließ daraufhin vom Mozart-Experten Ernst Weizmann ein Gutachten anfertigen, auf das er später in seiner Argumentation im Ministerrat zurückgriff. Zwar sei das "Bundeslied" von Mozart als Schlusschoral zu einer Freimaurer-Kantate komponiert worden, doch habe das Freimaurertum damals "einen vollkommen anders gearteten Charakter" gehabt. "Es handelte sich damals um einen weltumspannenden Menschheitsbund der Humanität, in dem selbst höchste kirchliche Würdenträger Mitglieder waren. Keinesfalls hatte das Freimaurertum des 18. Jahrhunderts jene antikatholische Färbung, die es 100 Jahre später annahm, und es ist bezeichnend, dass Juden zu Mozarts Zeit keine Freimaurer sein konnten, weil sie den damals hiefür erforderlichen Eid auf das Evangelium Johannis nicht ableisten konnten."
Das zuletzt genannte Argument ist leicht zu widerlegen. Im Buch "Brüder, reicht die Hand zum Bunde" von Günter Kodek, Verlag Löcker, werden die Mitglieder der Wiener Freimaurer-Logen 1742 bis 1848 aufgezählt. Unter ihnen finden sich zahlreiche Juden.
Suche nach Text
Anschließend würdigte Hurdes im Ministerrat die zahlreichen Messen, Litaneien, Vespern, Oratorien und Kirchenkantaten Mozarts und verwies im Besonderen auf das berühmte Requiem. "Wir können nicht annehmen, dass der Komponist dieses erhabensten Werkes der Glaubenstiefe zu gleicher Zeit einer antireligiösen Vereinigung angehört haben kann. Dass Mozart selbst ein religiöses Leben geführt hat, ist erwiesen."
Doch "Die Furche" gab nicht auf und spielte ein weiteres Atout aus. Mozarts Urheberschaft sei keineswegs erwiesen, und einen "echten Haydn" wolle man doch nicht gegen einen "falschen Mozart" eintauschen. Nun verlegte sich die Bundesregierung auf die Argumentation, dass die Hymne höchstwahrscheinlich doch von Mozart stammt.
In einem zweiten Anlauf machte man sich auf die Suche nach einem Text, dieses Mal nicht in einem groß angelegten Preisausschreiben - es wurden vielmehr einige Schriftsteller gezielt eingeladen, einen Text zu verfassen. Die "Wiener Zeitung" vom 26. Februar 1947 berichtete über das Ergebnis auf Seite 2:
"Text der neuen Bundeshymne genehmigt.
Vor Beginn des Ministerrates war im Bundeskanzleramt ein kleiner Chor der Wiener Sängerknaben (. . .) erschienen, der den versammelten Regierungsmitgliedern die neue österreichische Bundeshymne nach den beiden Texten von Paula Preradović und Dr. Siegmund Guggenberger vortrug. Der Ministerrat beschloss, den Text der Dichterin Paula Preradović nach Vornahme einiger kleiner textlichen Änderungen als offiziellen Text der österreichischen Bundeshymne zu genehmigen."
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