„An sich war das Regieren einfach nur super-mega-geil“
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„An sich war das Regieren einfach nur super-mega-geil“
Einige Betrachtungen von HC zur österreichischen Innenpolitik, gemacht an den Gestaden des Schwarzen Meeres in naher Zukunft.
Konsterniert ließ HC. seinen Blick über Theoderichshafen (für Ignoranten: Sewastopol) schweifen. Zuerst war er ja über das Exil-Angebot von Dauerpräsident Viktor Janukowitsch erfreut gewesen. Nur dass die Wirklichkeit nicht ganz den Erwartungen entsprach. Die Wanzen überall – krabbelnde wie elektronische –, der zerbröselnde Plattenbau und die grauen Wellen am Hafen – wo das doch eigentlich Schwarzes Meer heißt! In Linz müsste man halt sein, oder in Simmering oder gar in Knittelfeld ...
Dabei hatte alles so gut angefangen. Wie er von Wahlsieg zu Wahlsieg geeilt war – dank der Altparteien, der Skandale (der anderen, versteht sich), Griechenland, der Ausländer – halt, Muslime, es gab ja auch solche, die schon wussten, wo sie das blaue Kreuz machen mussten.
Zuletzt der Erfolg bei den Nationalratswahlen 2012 (vorgezogen, eine gute Idee von der Laura. Der Kickl war ganz hingerissen). Die FPÖ als stärkste Partei und er Chef einer Minderheitsregierung. Die natürlich von den Roten unterstützt wurde, nur einige wenige haben gemotzt. Aber der Boulevard hat ihnen schon gezeigt, wo Gott wohnt. Dann die Sanktionen der EU und die Weigerung, den Andi Mölzer zum Kommissar zu machen. Die Wellen der Empörung schlugen hoch.
Alles nur Peanuts...
Zugegebenermaßen gab es ein paar Brösel. Die Besetzung der Ministerien war mühsam gewesen, weil es unter den verdienten Funktionären und Säbelfechtern überraschend wenig Qualifizierte gab (genau genommen fast gar keine). Der Rücktritt des Verteidigungsministers wegen dessen Waffengeschäften mit dem Iran und die aufgebauschte Affäre wegen des Sponsorings seiner Homepage durch die Kameradschaft IV waren auch lästig.
Alles nur Peanuts, wie ihm die Gebrüder Scheuch versichert hatten, und die Marie Le Pen hatte ihm sogar einen Brief geschrieben. Auf Französisch zwar, die ist halt schon zu alt, um eine vernünftige Sprache zu lernen.
Aber an sich war das Regieren einfach nur super-mega-geil. Einführung einer zehnprozentigen Flat Tax (da haben die Slowaken blöd aus der Wäsche geschaut und alle zwei BZÖler haben dafür gestimmt); garantierte jährliche Pensionserhöhung im doppelten Ausmaß der Inflationsrate (die war ja anfangs nur einstellig) und Verlängerung der Hacklerregelung bis zum St. Nimmerleins-Tag (die SPÖ musste da einfach mitgehen und auch ein BZÖler; nur die ÖVP war dagegen, asozial wie immer).
Und dann die Verschwörung
Auflösung der Korruptionsstaatsanwaltschaft (erstens Bürokratieabbau, zweitens haben die sich erfrecht, unsere Wahlkampffinanzierung überprüfen zu wollen). Neuer Präsident des Rechnungshofs wurde übrigens unser Parteikassier. Herabsetzung des Wahlalters auf zehn Jahre (Zustimmung der Grünen!), unbefristete Aussetzung des EU-Mitgliedsbeitrags (Zustimmung beider BZÖler und der SPÖ, ein paar komische Briefe aus Resteuropa, eine Huldigung von Attac).
Das mit der Banken-Sonderabgabe mussten wir leider zurücknehmen, weil ausgerechnet die Bank pleite ging, bei der wir unsere Gelder hatten (nach Rücknahme unfreundlicher Brief von Attac). Nun ja, mit dem Budget ist sich das nicht ganz ausgegangen (Defizit von 150 Prozent).
Und dann geschah das Ungeheuerliche: Eine Verschwörung des internationalen Finanzkapitals, der Bilderberger, der Freimaurer, der Jesuiten, der – äh – Ostküste. Die Rating-Agenturen mit ihrem D-Minus, der Spread (was auch immer das sein soll) zu den Deutschen verzwanzigfacht.
Die germanischen Brüder wollten nicht mehr zahlen und die EU wollte uns Vorschriften machen. Natürlich sofort ein Volksbegehren für den EU-Austritt. Aber die Wähler waren schon von der feindlichen Propaganda verführt und haben falsch abgestimmt. Der Janukowitsch hat schon recht, zu viel Demokratie ist ein Fehler.
Die Nationalratswahlen 2015 – vorgezogen, weil wer hat mich verraten? Die Sozialdemokraten! – sind dann nicht ganz nach Wunsch verlaufen. Immerhin kamen wir in Kärnten über die Vier-Prozent-Hürde (eine große Familie, die Scheuchs).
Danach fing es mit den Dolchstößen aus den eigenen Reihen an, die Gönner wollten nicht mehr spenden. Selbst in Ottakring haben sie mich blöd angeredet. Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn mich der Kickl nicht zum Janukowitsch vermittelt hätte.
Genau gesehen ist das Büro doch gar nicht so schlecht, auch das Haus und die Wellen – Feldgrau ist eine schöne und traditionsreiche Farbe. Nur die Teilnahme an den jährlichen Feiern zum Sieg im Großen Vaterländischen Krieg sind eine Zumutung.
Wie Griechenland, nur ohne Meer
Andererseits hat mir der Hadumar ein Mail geschickt, wonach es in Österreich jetzt so aussieht wie in Griechenland (nur ohne Sonne und Meer). Und mein Denkmal gleich neben dem für Che Guevara wollen sie auch schleifen.
Am besten ich schreibe meine Memoiren weiter – in Stabreimen. Es gibt dafür auch schon einen Vertrag: ein Band mit dem Titel „An den Ufern des Schwarzen Meeres. Exilgedichte von der Römerzeit bis heute“. Klingt doch gut, abgesehen vom vielen Platz für einen gewissen Ovid. Sicher ein Protektionskind der Altparteien. Der Kickl soll mal googeln, wer das ist und den Skandal dann in seiner „Krone“-Kolumne anprangern.
Quelle
Konsterniert ließ HC. seinen Blick über Theoderichshafen (für Ignoranten: Sewastopol) schweifen. Zuerst war er ja über das Exil-Angebot von Dauerpräsident Viktor Janukowitsch erfreut gewesen. Nur dass die Wirklichkeit nicht ganz den Erwartungen entsprach. Die Wanzen überall – krabbelnde wie elektronische –, der zerbröselnde Plattenbau und die grauen Wellen am Hafen – wo das doch eigentlich Schwarzes Meer heißt! In Linz müsste man halt sein, oder in Simmering oder gar in Knittelfeld ...
Dabei hatte alles so gut angefangen. Wie er von Wahlsieg zu Wahlsieg geeilt war – dank der Altparteien, der Skandale (der anderen, versteht sich), Griechenland, der Ausländer – halt, Muslime, es gab ja auch solche, die schon wussten, wo sie das blaue Kreuz machen mussten.
Zuletzt der Erfolg bei den Nationalratswahlen 2012 (vorgezogen, eine gute Idee von der Laura. Der Kickl war ganz hingerissen). Die FPÖ als stärkste Partei und er Chef einer Minderheitsregierung. Die natürlich von den Roten unterstützt wurde, nur einige wenige haben gemotzt. Aber der Boulevard hat ihnen schon gezeigt, wo Gott wohnt. Dann die Sanktionen der EU und die Weigerung, den Andi Mölzer zum Kommissar zu machen. Die Wellen der Empörung schlugen hoch.
Alles nur Peanuts...
Zugegebenermaßen gab es ein paar Brösel. Die Besetzung der Ministerien war mühsam gewesen, weil es unter den verdienten Funktionären und Säbelfechtern überraschend wenig Qualifizierte gab (genau genommen fast gar keine). Der Rücktritt des Verteidigungsministers wegen dessen Waffengeschäften mit dem Iran und die aufgebauschte Affäre wegen des Sponsorings seiner Homepage durch die Kameradschaft IV waren auch lästig.
Alles nur Peanuts, wie ihm die Gebrüder Scheuch versichert hatten, und die Marie Le Pen hatte ihm sogar einen Brief geschrieben. Auf Französisch zwar, die ist halt schon zu alt, um eine vernünftige Sprache zu lernen.
Aber an sich war das Regieren einfach nur super-mega-geil. Einführung einer zehnprozentigen Flat Tax (da haben die Slowaken blöd aus der Wäsche geschaut und alle zwei BZÖler haben dafür gestimmt); garantierte jährliche Pensionserhöhung im doppelten Ausmaß der Inflationsrate (die war ja anfangs nur einstellig) und Verlängerung der Hacklerregelung bis zum St. Nimmerleins-Tag (die SPÖ musste da einfach mitgehen und auch ein BZÖler; nur die ÖVP war dagegen, asozial wie immer).
Und dann die Verschwörung
Auflösung der Korruptionsstaatsanwaltschaft (erstens Bürokratieabbau, zweitens haben die sich erfrecht, unsere Wahlkampffinanzierung überprüfen zu wollen). Neuer Präsident des Rechnungshofs wurde übrigens unser Parteikassier. Herabsetzung des Wahlalters auf zehn Jahre (Zustimmung der Grünen!), unbefristete Aussetzung des EU-Mitgliedsbeitrags (Zustimmung beider BZÖler und der SPÖ, ein paar komische Briefe aus Resteuropa, eine Huldigung von Attac).
Das mit der Banken-Sonderabgabe mussten wir leider zurücknehmen, weil ausgerechnet die Bank pleite ging, bei der wir unsere Gelder hatten (nach Rücknahme unfreundlicher Brief von Attac). Nun ja, mit dem Budget ist sich das nicht ganz ausgegangen (Defizit von 150 Prozent).
Und dann geschah das Ungeheuerliche: Eine Verschwörung des internationalen Finanzkapitals, der Bilderberger, der Freimaurer, der Jesuiten, der – äh – Ostküste. Die Rating-Agenturen mit ihrem D-Minus, der Spread (was auch immer das sein soll) zu den Deutschen verzwanzigfacht.
Die germanischen Brüder wollten nicht mehr zahlen und die EU wollte uns Vorschriften machen. Natürlich sofort ein Volksbegehren für den EU-Austritt. Aber die Wähler waren schon von der feindlichen Propaganda verführt und haben falsch abgestimmt. Der Janukowitsch hat schon recht, zu viel Demokratie ist ein Fehler.
Die Nationalratswahlen 2015 – vorgezogen, weil wer hat mich verraten? Die Sozialdemokraten! – sind dann nicht ganz nach Wunsch verlaufen. Immerhin kamen wir in Kärnten über die Vier-Prozent-Hürde (eine große Familie, die Scheuchs).
Danach fing es mit den Dolchstößen aus den eigenen Reihen an, die Gönner wollten nicht mehr spenden. Selbst in Ottakring haben sie mich blöd angeredet. Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn mich der Kickl nicht zum Janukowitsch vermittelt hätte.
Genau gesehen ist das Büro doch gar nicht so schlecht, auch das Haus und die Wellen – Feldgrau ist eine schöne und traditionsreiche Farbe. Nur die Teilnahme an den jährlichen Feiern zum Sieg im Großen Vaterländischen Krieg sind eine Zumutung.
Wie Griechenland, nur ohne Meer
Andererseits hat mir der Hadumar ein Mail geschickt, wonach es in Österreich jetzt so aussieht wie in Griechenland (nur ohne Sonne und Meer). Und mein Denkmal gleich neben dem für Che Guevara wollen sie auch schleifen.
Am besten ich schreibe meine Memoiren weiter – in Stabreimen. Es gibt dafür auch schon einen Vertrag: ein Band mit dem Titel „An den Ufern des Schwarzen Meeres. Exilgedichte von der Römerzeit bis heute“. Klingt doch gut, abgesehen vom vielen Platz für einen gewissen Ovid. Sicher ein Protektionskind der Altparteien. Der Kickl soll mal googeln, wer das ist und den Skandal dann in seiner „Krone“-Kolumne anprangern.
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