Tokyo Motor Show 2011-Wehe, wenn der Riese strauchelt
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Tokyo Motor Show 2011-Wehe, wenn der Riese strauchelt
Die einst stolze japanische Autobranche ist nicht erst seit Fukushima angeschlagen. Die Tokyo Motor Show zeigt deutlich: Vor allem der Auftritt von Toyota verstört.
Wer dieser Tage nach Tokio reist, kommt in eine pulsierende Metropole, wie man sie sich vorstellt angesichts einer Einwohnerzahl von fast neun Millionen Menschen. Die Verkehrsadern sind dick und verzweigt, über mehrspurigen Autobahnen kreuzen Hochbahnen, unter ihnen erschließen kleinere einzelne Viertel, oder kreuzen Schiffe auf Teilen der Meeresbucht Tokios beziehungsweise auf den Flüssen Sumida oder Tama, unter der Erde verzweigt sich ein U-Bahn-Netz schier unüberschaubaren Ausmaßes.
Fukushima und die Folgen
Und doch hielt diese Metropole vor gut acht Monaten den Atem an, starrte angstvoll in den Norden nach Fukushima, von wo aus sich radioaktive Strahlung auch Richtung Tokio hätte ausbreiten können. Der Strom wurde rationiert, teils abgeschaltet – unvorstellbar in einer Stadt, in der selbst die Klobrillen elektrisch beheizt werden. Auch die Leuchtreklamen, Symbole des ungebremsten Konsumrausches, gingen aus.
Die Wirtschaft brach ein. Die Autohersteller mussten die Produktion teils ganz einstellen, weil vor allem viele Zulieferer, die überwiegend im Norden angesiedelt waren, von Zerstörungen oder dem Zusammenbruch der Verkehrswege betroffen waren. Kaum waren die schlimmsten Folgen überwunden, ereignete sich in Thailand das schlimmste Hochwasser seit 50 Jahren. Erneut traf es die Autoindustrie, die auch dort viel produzieren lässt – und verkauft: Honda erwartet in Thailand in diesem Jahr einen Rückgang beim Absatz um 30 Prozent. Toyota hatte Anfang des Monats erklärt, 150 000 Autos in Thailand nicht bauen zu können, weil die Produktion bei Zulieferern unterbrochen sei.
Schlechte Stimmung auf der Messe
Es scheint, als hätte das Beben auch die japanische Autobranche nachhaltig erschüttert. Die Messe, die erstmals im stadtnahen Big-Sight-Komplex stattfindet, ist von enthusiastischem Autofest europäischer Provenienz jedenfalls wenig zu spüren: Der übermäßige Lärm vergangener Jahre ist passé, selbst die Vielzahl typisch japanischer verrückt-verspielter Studien ist auf ein Minimum zusammengeschnurrt.
Rätselhafter Riese Toyota
Am Stand von Toyota ist bis zur Pressekonferenz um 11:30 Uhr die Beleuchtung aus. Die Journalisten sollen am ersten Pressetag erst kommen, wenn Akio Toyoda, Präsident des einst größten Autoherstellers der Welt (2011 wohl nur noch drittgrößter), gesprochen hat. Aber seine Rede klingt für die meisten Zuhörer eher besorgniserregend. Toyoda spricht von „neuen Tiefen der Verzweiflung“, in die das Erdbeben Japan gestürzt habe, von Menschen ohne Zukunftshoffnung. Dagegen setzt Toyoda schlicht sein Bekenntnis zum Standort. In einer skurril anmutenden Wendung erklärt er dann die neue Toyota-Werbekampagne für Japan, in der die Anime-Figur Doreamon auftaucht. Der Comic-Held rettet das Leben seiner Freunde durch den Einsatz abgefahrener Gadgets. Hoffnung durch Zeichentrick? Über die ausgestellten Autos sagt Toyoda kein Wort.
Keine Linie
Eine Akzentuierung der wirklich wichtigen (neuen) Modelle oder auch Konzepte bleibt aus: Toyoda bricht zwar eine Lanze für Verbrennungsmotoren, auf der Messe stehen aber vor allem ein Elektro-IQ mit dem griffigen Namen FT-EV III, der Kompakt-Hybrid Aqua und das futuristisch gestaltete Wasserstoffauto FCV-R. Eigentlich tolle Ideen, aber ob das wirklich Toyotas Zukunftsvisionen sind? Einziges konkretes neues Modell ist das zusammen mit Subaru entwickelte kleine Sportcoupé „GT 86“, das unverständlicherweise nicht Celica heißen wird.
Vielleicht war Toyota schon nach der Lehmann-Pleite und einer verkorksten 2009er-Motorshow in Tokio vom Pfad des Erfolgs abgekommen. Es folgten mit den Rückrufpleiten schmerzhafte Kratzer im Zuverlässigkeits-Image und teure Ausbesserungen. Parallel beginnt der immer rasantere Aufstieg der Koreaner, die ungeniert das frühere Erfolgsrezept der Japaner erfolgreich kopieren: günstige Autos mit zeitgemäßer Technik und guter Zuverlässigkeit – untermauert mit siebenjährigen Garantieversprechen. Hinzu kommt appetitliches Design und ein Image auf der Überholspur: Bei VW wird offen Hyundai als gefährlicherer Gegner genannt.
Quelle
Wer dieser Tage nach Tokio reist, kommt in eine pulsierende Metropole, wie man sie sich vorstellt angesichts einer Einwohnerzahl von fast neun Millionen Menschen. Die Verkehrsadern sind dick und verzweigt, über mehrspurigen Autobahnen kreuzen Hochbahnen, unter ihnen erschließen kleinere einzelne Viertel, oder kreuzen Schiffe auf Teilen der Meeresbucht Tokios beziehungsweise auf den Flüssen Sumida oder Tama, unter der Erde verzweigt sich ein U-Bahn-Netz schier unüberschaubaren Ausmaßes.
Fukushima und die Folgen
Und doch hielt diese Metropole vor gut acht Monaten den Atem an, starrte angstvoll in den Norden nach Fukushima, von wo aus sich radioaktive Strahlung auch Richtung Tokio hätte ausbreiten können. Der Strom wurde rationiert, teils abgeschaltet – unvorstellbar in einer Stadt, in der selbst die Klobrillen elektrisch beheizt werden. Auch die Leuchtreklamen, Symbole des ungebremsten Konsumrausches, gingen aus.
Die Wirtschaft brach ein. Die Autohersteller mussten die Produktion teils ganz einstellen, weil vor allem viele Zulieferer, die überwiegend im Norden angesiedelt waren, von Zerstörungen oder dem Zusammenbruch der Verkehrswege betroffen waren. Kaum waren die schlimmsten Folgen überwunden, ereignete sich in Thailand das schlimmste Hochwasser seit 50 Jahren. Erneut traf es die Autoindustrie, die auch dort viel produzieren lässt – und verkauft: Honda erwartet in Thailand in diesem Jahr einen Rückgang beim Absatz um 30 Prozent. Toyota hatte Anfang des Monats erklärt, 150 000 Autos in Thailand nicht bauen zu können, weil die Produktion bei Zulieferern unterbrochen sei.
Schlechte Stimmung auf der Messe
Es scheint, als hätte das Beben auch die japanische Autobranche nachhaltig erschüttert. Die Messe, die erstmals im stadtnahen Big-Sight-Komplex stattfindet, ist von enthusiastischem Autofest europäischer Provenienz jedenfalls wenig zu spüren: Der übermäßige Lärm vergangener Jahre ist passé, selbst die Vielzahl typisch japanischer verrückt-verspielter Studien ist auf ein Minimum zusammengeschnurrt.
Rätselhafter Riese Toyota
Am Stand von Toyota ist bis zur Pressekonferenz um 11:30 Uhr die Beleuchtung aus. Die Journalisten sollen am ersten Pressetag erst kommen, wenn Akio Toyoda, Präsident des einst größten Autoherstellers der Welt (2011 wohl nur noch drittgrößter), gesprochen hat. Aber seine Rede klingt für die meisten Zuhörer eher besorgniserregend. Toyoda spricht von „neuen Tiefen der Verzweiflung“, in die das Erdbeben Japan gestürzt habe, von Menschen ohne Zukunftshoffnung. Dagegen setzt Toyoda schlicht sein Bekenntnis zum Standort. In einer skurril anmutenden Wendung erklärt er dann die neue Toyota-Werbekampagne für Japan, in der die Anime-Figur Doreamon auftaucht. Der Comic-Held rettet das Leben seiner Freunde durch den Einsatz abgefahrener Gadgets. Hoffnung durch Zeichentrick? Über die ausgestellten Autos sagt Toyoda kein Wort.
Keine Linie
Eine Akzentuierung der wirklich wichtigen (neuen) Modelle oder auch Konzepte bleibt aus: Toyoda bricht zwar eine Lanze für Verbrennungsmotoren, auf der Messe stehen aber vor allem ein Elektro-IQ mit dem griffigen Namen FT-EV III, der Kompakt-Hybrid Aqua und das futuristisch gestaltete Wasserstoffauto FCV-R. Eigentlich tolle Ideen, aber ob das wirklich Toyotas Zukunftsvisionen sind? Einziges konkretes neues Modell ist das zusammen mit Subaru entwickelte kleine Sportcoupé „GT 86“, das unverständlicherweise nicht Celica heißen wird.
Vielleicht war Toyota schon nach der Lehmann-Pleite und einer verkorksten 2009er-Motorshow in Tokio vom Pfad des Erfolgs abgekommen. Es folgten mit den Rückrufpleiten schmerzhafte Kratzer im Zuverlässigkeits-Image und teure Ausbesserungen. Parallel beginnt der immer rasantere Aufstieg der Koreaner, die ungeniert das frühere Erfolgsrezept der Japaner erfolgreich kopieren: günstige Autos mit zeitgemäßer Technik und guter Zuverlässigkeit – untermauert mit siebenjährigen Garantieversprechen. Hinzu kommt appetitliches Design und ein Image auf der Überholspur: Bei VW wird offen Hyundai als gefährlicherer Gegner genannt.
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