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Neonazismus: Wer schützt wen ?

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Neonazismus: Wer schützt wen ? Empty Neonazismus: Wer schützt wen ?

Beitrag  Gast Di Jan 03, 2012 10:31 am

Der Jah­res­rück­blick 2011 offen­bart neben vielen anderen besorg­nis­er­re­genden Ent­wick­lungen auch das ganze Ausmaß der Blut­spur, die der Neo­na­zismus und Ras­sismus in unserem Land legen konnte, sowie die jah­re­lange enge Ver­stri­ckung des Ver­fas­sungs­schutzes (VS) mit dem brauen Sumpf.



Die Fas­sungs­lo­sig­keit der Bevöl­ke­rung dar­über, dass nament­lich bekannte Rechts­ex­tre­misten fast 13 Jahre lang als mobiles Exe­ku­ti­ons­kom­mando unge­hin­dert durch die Lande ziehen und min­des­tens 10 Men­schen gezielt hin­richten konnten, sowie die Tat­sache, dass außer ihnen seit 1990 über 150 Men­schen von Neo­nazis und frem­den­feind­lich ein­ge­stellten Tätern ermordet wurden, ohne dass der Staat darauf ener­gisch und wirksam rea­giert hat, ver­langen gebie­te­risch schnelle, umfas­sende und wahr­heits­ge­mäße Ant­worten auf die drän­gende Frage nach den Ursa­chen für diesen größten Geheimdienst-​Skandal der bun­des­deut­schen Nachkriegsgeschichte.

Es sei daran erin­nert, dass schon in den 80er Jahren in West­deutsch­land ins­ge­samt 35 Men­schen durch rechte Gewalt ums Leben kamen. Das Phä­nomen ist also kei­nes­wegs neu — ganz anders als jetzt immer wieder als Ent­las­tungs­ar­gu­ment behauptet wird.

Wie auf fast allen Gebieten des gesell­schaft­li­chen Lebens der Bun­des­re­pu­blik haben wir es auch beim Ver­fas­sungs­schutz mit nach­hal­tigen Folgen der von der Adenauer-​Regierung betrie­benen und zu ver­ant­wor­tenden beden­ken­losen Restau­ra­tion des Verwaltungs-​, Justiz-​, Geheimdienst-​, Polizei– und sons­tigen Behör­den­ap­pa­rates unter nahezu rest­loser Ein­be­zie­hung des "bewährten Fach­per­so­nals" der unter­ge­gan­genen ver­bre­che­ri­schen Nazi-​Diktatur, auch vieler aufs Schwerste Belas­teter, zu tun.

Das Bun­desamt für Ver­fas­sungs­schutz (BfV) wurde zum großen Teil von belas­teten Alt-​Nazis, die schon unter Hitler Ange­hö­rige der Gestapo, der SS, des SD oder der Justiz waren, auf­ge­baut und anti­kom­mu­nis­tisch geprägt. Bereits vorher gab es die von der US-​Army betrie­bene Tar­nein­rich­tung namens "Amt für Ver­fas­sungs­schutz", deren Auf­gabe es war, Infor­ma­tionen über die KPD zu sammeln.

Unter Verfassungsschutz-​Präsident Hubert Schr­üb­bers (1955 bis 1972) waren beson­ders viele ver­ant­wort­liche Posi­tionen im BfV mit ehe­ma­ligen SS und SD-​Angehörigen besetzt worden. Erst nachdem seine eigene Tätig­keit als Nazi-​Jurist bekannt geworden war, trat er schließ­lich zurück.

Die Ver­fol­gung von Kom­mu­nisten und Men­schen dieses Umfeldes in den 50er und 60er Jahren, an der der VS unter Alt-​Nazi Schr­üb­bers maß­geb­lich betei­ligt war, hatte prä­genden Ein­fluss auf die wei­tere Ent­wick­lung und Arbeit dieses Inlands-​Geheimdienstes. Mit Hilfe der "Regel­an­frage" wurden etwa 3,5 Mil­lionen Bewer­be­rinnen und Bewerber für den öffent­li­chen Dienst vom VS auf poli­ti­sche Zuver­läs­sig­keit durchleuchtet.

Es kam schät­zungs­weise zu 11 000 Berufs­ver­bots– und 2200 Dis­zi­pli­nar­ver­fahren, zu 1250 Ableh­nungen von Bewer­bungen und 265 Ent­las­sungen. Tau­sende Men­schen, die als Leh­re­rinnen, Lehrer, in der Sozi­al­ar­beit, in der Brief­zu­stel­lung, als Lok­führer oder in der Rechts­pflege tätig waren oder sich auf solche Berufe vor­be­rei­teten und bewarben, erhielten im Ergebnis des Wir­kens des VS Berufsverbot.

Der Lehrer Michael Czasz­koczy zum Bei­spiel - er hatte von 2003 bis 2007 Berufs­verbot — ant­wor­tete kürz­lich auf die Frage, in wel­cher Form die Bespit­ze­lung kri­ti­scher Oppo­si­tio­neller heute noch existiere:


"In meinem Fall hat der Ver­fas­sungs­schutz seit meinem 18. Lebens­jahr mehr als 20 Jahre lang Erkennt­nisse gesam­melt, weil ich mich in anti­fa­schis­ti­schen Gruppen enga­giert habe.

Obgleich der Ver­wal­tungs­ge­richtshof im letzt­in­stanz­li­chen Urteil ver­deut­licht hat, es sei nicht nach­voll­ziehbar, wie es in einem Rechts­staat zu sol­chen Ein­griffen kommen kann, habe ich die Akten nicht ein­sehen können. Unter anderem wird heute noch fleißig des­wegen wei­ter­ge­sam­melt weil ich mich gegen Berufs­ver­bote einsetze."

Dr. Rolf Gössner, Rechts­an­walt, Publi­zist, Vize­prä­si­dent der Inter­na­tio­nalen Liga für Men­schen­rechte und selbst seit Jahr­zehnten unter Beob­ach­tung des VS, erklärte dazu in einem Inter­view mit SoZ-​Sozialistische Zei­tung vom 30.November 2011:


"Auf­grund dieser prä­genden anti­kom­mu­nis­ti­schen und anti­so­zia­lis­ti­schen Aus­rich­tung ist es heute schwer vor­stellbar, dass aus­ge­rechnet dieser Geheim­dienst, der schon früh­zeitig und bis in die jüngste Zeit die 'Gefahren des Kom­mu­nismus' und 'Links­ex­tre­mismus' üerstei­gert und die des Neo­na­zismus sträf­lich ver­harm­loste, zu einem Garanten für die Ein­däm­mung dieser Gefahr werden könnte. Die Befürch­tungen sind gerecht­fer­tigt - schon in den 80er und 90er Jahren ver­sagten die VS-​Ämter auf ganzer Linie:

Weder konn­tern sie die Zunahme rechter Orga­ni­sa­tionen und Akti­vi­täten vor­her­sagen und erklären, noch die Zunahme rechter Gewalt­taten. Zudem baga­tel­li­sierten sie lange Zeit die orga­ni­sa­to­ri­schen Qua­li­täten rechter Grup­pie­rungen - obwohl es längst starke Ansätze zur Orga­ni­sie­rung und Ver­net­zung gab. Offenbar setzt sich diese Ver­ham­lo­sung und Blind­heit auf dem rechten Auge bis heute fort."

Die fast täg­li­chen Pres­se­mel­dungen mit Details über die Seri­en­morde machen deut­lich, wie groß das Ver­sagen der deut­schen Sicher­heits­be­hörden gewesen ist. Seit Wochen bemühen sich Ermitttler um Auf­klä­rung und scheinen immer fas­sungs­loser zu sein über die Abgründe, die sich ihnen auf­trun. Das bisher Bekannte ist ein Super-​GAU für Ver­fas­sungs­schutz und Polizei, der nicht ohne tief­grei­fende Folgen für die Sicher­heits­dienste und ohne Bestra­fung der Ver­ant­wort­li­chen für diesen Super– GAU bleiben darf.

Ständig wurde behauptet, man sei auf die Infor­manten in der Nazi-​Szene ange­wiesen, um über Anschlag­pläne und ter­ro­ris­ti­sche Struk­turen unter­richtet zu sein. Immer wieder gaben Ver­fas­sungs­schützer und Bun­des­re­gie­rung Ent­war­nung: Rechts­ter­ro­ris­ti­sche Struk­turen seien "nicht feststellbar".

Der­weil beging die Neonazi-​Zelle einen Mord nach dem anderen und der VS sah, auch als die Neo-​Nazis den Song "Döner Killer" brüllten, zwi­schen ihnen noch immer keine Ver­bin­dung bzw. wollte keine Ver­bin­dung sehen.

Noch im Sommer nach dem Amok­lauf von Aners Beh­ring Breivik in Nor­wegen erklärte der Bun­des­in­nen­mi­nister, es gebe keine Hin­weise auf rechts­ter­ro­ris­ti­sche Akti­vi­täten in Deutsch­land. Mitt­ler­weile ist auch er recht klein­laut geworden und sah sich gezwungen, Rechts­ter­ro­rismus in der BRD einzuräumen.

Das ekla­tante Ver­sagen des VS war kein Fehl­ver­halten ein­zelner Ange­hö­riger des VS, son­dern hatte seine Ursa­chen im Füh­rungs­system. Es geht weniger um Unfä­hig­keit und Pannen, als viel­mehr um ideo­lo­gi­sche Scheu­klappen, Igno­ranz und Ver­harm­lo­sung des neo­na­zis­ti­schen Spek­trums. Bedro­hungen und Gefahren für Demo­kratie und Ver­fas­sung werden immer noch in erster Linie mit "Linksextremismus/​-​terrorismus" und "Islamismus/​islamistischen Ter­ro­rismus" assoziiert.

Statt Koor­di­na­tion und Koope­ra­tion gab es Unent­schlos­sen­heit, Pflicht­ver­ges­sen­heit und grobe Fahr­läs­sig­keit bis in die oberen Kom­man­dohöhen. Wich­tige Infor­ma­tionen über die Szene behielten ein­zelne Lan­des­ämter aus nicht nach­voll­zieh­baren Gründen der Geheim­hal­tung für sich. Wer für wen als V-​Man arbei­tete und ob die Berichte etwas nutzten, war selbst unter den Geheimen oft nicht klar.

Und das Bun­desamt für Ver­fas­sungs­schutz kann heute nicht einmal genau sagen, wie viele Rechts­ex­treme so wie die Zwi­ckauer Zelle der­zeit noch unter­ge­taucht sind. Letz­teres ist des­halb beson­ders beun­ru­hi­gend, weil gewalt­be­reite Rechts­ex­treme offen ihre Sym­pa­thie mit den Hand­lungen des Mörder-​Trios bekundet haben und des­halb mit Nach­ah­mern unter ihnen gerechnet werden muss.

Und für dieses unge­heu­er­liche und fol­gen­schwere jah­re­lange Nicht wissen (wollen) bzw. Nichtstun, das eigent­lich nur erklär­lich ist, wenn man eine orga­ni­sierte Abschir­mung und Begüns­ti­gung der Täter aus den Reihen der Sicher­heits­be­hörden unter­stellt, unter­hält der Steu­er­zahler das Bun­desamt für Ver­fas­sungs­schutz mit 2641 Beschäf­tigten, dessen Zuschuss aus dem Bun­des­haus­halt 174 Mil­lionen Euro betrug (Stand: 2010). Ferner gibt es noch 16 Lan­des­be­hörden für Ver­fas­sungs­schutz, die den Länder-​Innenministern unterstehen.

Nach Medi­en­be­richten sind in der NPD bis zu 100 V-​Leute des VS aktiv. Die Zahl liege "im oberen zwei­stel­ligen Bereich" und damit noch höher als 2003, als bis zu 15 Pro­zent der Mit­glieder in Landes– und Bun­des­vor­ständen der NPD für den Staat spit­zelten, berichtet der Kölner Stadt-​Anzeiger unter Beru­fung auf Ber­liner Sicher­heits­kreise. Die Zahl sei von füh­renden Koali­ti­ons­kreisen bestä­tigt worden.

Mitt­ler­weile ist all­ge­mein bekannt, dass es sich bei den V-​Leuten nicht um gute Leute han­delt, die in die Szene ein­ge­schleust werden, son­dern um Rechts­ex­treme, die Infor­ma­tionen von zwei­fel­haftem Wert an den Staat ver­kaufen. In der Studie des DISS "Fatale Effekte des V-​Leute-​Unwesens" heißt es, das Agieren der V-​Leute habe gezeigt, dass sie nicht als "Agents pro­vo­ka­teurs" gewirkt hätten, son­dern es sich bei ihnen um Per­sonen han­dele, die man nicht anstiften könne, weil sie ohnehin zu allem bereit seien.

Des­halb wäre es auch voll­kommen unsinnig, von einer Steue­rung der NPD durch den Ver­fas­sungschutz zu spre­chen. Man müsse sich umge­kehrt fragen, ob nicht der VS von NPD-​Funktionären mani­pu­liert worden sei.(http://​dis​kursiv​.de/​2​0​1​1​/​1​1​/​1​7​/​f​a​t​a​l​e​-​e​f​f​e​k​t​e​-​d​e​s​-​v​-​l​e​u​t​e​-​u​n​w​e​s​e​ns/)

So haben zum Bei­spiel die V-​Leute Wolf­gang Frenz und Udo Holt­mann aus NRW die NPD jahr­zehn­te­lang mit auf­ge­baut, an füh­renden Stellen die Ziel­set­zung und Akti­vi­täten der Partei ent­schei­dend mit­be­stimmt und ras­sis­tisch geprägt. Sie und andere haben also das Beob­ach­tungs­feld, das sie für den VS von innen aus­kund­schaften sollen, als V-​Leute selbst mitgestaltet.

Nach eigenen Aus­sagen bestä­tigten sie sich auch als "Dop­pel­agenten", indem sie ver­suchten, ihrer­seits den VS aus­zu­spähen und ihn ledig­lich mit Spiel­ma­te­rial zu ver­sorgen, d.h. mit Infor­ma­tionen, die von der NPD gefil­tert wurden.

Dr. Rolf Gössner erklärte dazu in seinem Inter­view:


"Im Laufe der Jahre ent­stand ein regel­rechtes Netz­werk aus Spit­zeln und Agent pro­vo­ka­teurs in der Neonazi-​Szene - ein undurch­dring­li­ches Gestrüpp aus braunen Par­teien, Neonazi-​Gruppen, Ver­fas­sungs­schutz und seinen dubiosen Zuträ­gern. Die infil­trie­renden Akti­vi­täten des VS in den gewalt­be­reiten Neonazi-​Szenen bergen große Gefahren:

Über seine ange­wor­benen, gedun­genen und bezahlten V-​Leute - im rechts­ex­tre­mis­ti­schen Spek­trum han­delt es sich um hart gesot­tene Neo­nazis, gna­den­lose Ras­sisten, nicht selten um Gewalt­täter - ver­strickt sich der VS fast zwangs­läufig in kri­mi­nelle Machen­schaften, wobei auch Straf­taten geduldet oder indi­rekt geför­dert werden.

Brand­stif­tung, Tot­schlag, Mord­auf­rufe, Waf­fen­handel, Grün­dung einer ter­ro­ris­ti­schen Ver­ei­ni­gung - das sind nur einige der Straf­taten, die "Ver­trau­ens­männer" des VS im Schutz ihrer Tar­nung begingen und begehen. Und ihre V-​Mann-​Führer in den VS-​Etagen gehen mit ihnen nicht selten ziem­lich ver­trau­ens­selig bis kum­pel­haft um.

Das Erschre­ckernste, was ich bei den Recher­chen erfahren musste, ist, dass der VS seine kri­mi­nell gewor­denen V-​Leute oft genug deckt und sys­te­ma­tisch gegen poli­zei­liche Ermitt­lungen abschirmt, um sie weiter abschöpfen zu können - anstatt sie unver­züg­lich abzu­schalten. Mit ver­fas­sungs­schüt­ze­ri­scher Rücken­de­ckung können sich diese Kri­min­mellen im Dienst des Staates in ihrem rechten Treiben ermu­tigt fühlen und unan­ge­fochten wei­ter­ma­chen wie bisher. Dieses Ver­halten nennt man psy­chi­sche Unter­stüt­zung und Bei­hilfe zu Straf­taten. Das ist zwar strafbar, doch die VS-​Verantwortlichen sind dafür nie zur Rechen­schaft gezogen worden - selbst wenn dadurch unbe­tei­ligte Per­sonen schwer geschä­digt wurden.

Der Staat hat also die rechts­ex­tre­mis­ti­schen Szenen und Par­teien über seine bezahlten Spitzel mit­fi­nan­ziert und gestärkt. So wurde der VS über sein V-​Leute-​Netz selbst Teil des Neonazi-​Problems, jeden­falls konnte er kaum etwas zu dessen Bekäm­f­pung beitragen."


Bei­spiel: Wie die Ber­liner Zei­tung unter Beru­fung auf Sicher­heits­kreise berichtet soll das Lan­desamt für Ver­fas­sungs­schutz (LfV) Thü­ringen Anfang 1998 den Neo­nazi Tino Brandt über die gegen ihn gerich­teten Obser­va­ti­ons­maß­nahmen der Polizei auf dem Lau­fenden gehalten haben. Brandt war damals als V-​Mann "Otto" für den VS Tätig.

Dem Neo­nazi sei mit­ge­teilt worden, dass die Polizei ihn aus einer ange­mie­teten Woh­nung in der Nähe seines Rudol­städter Hauses heraus über­wache. Auch hätten seine Ver­bin­dungs­führer des Ver­fas­sungs­schutzes Brandt die Fahr­zeuge beschrieben, die von dem poli­zei­li­chen Obser­va­ti­ons­team benutzt werden.

Nach dem Abtau­chen des Neo­nazi –Trios hatte Brandt in der Szene Spen­den­samm­lungen orga­ni­siert. Er stand im Kon­takt mit rechts­ex­tremen Gesin­nungs­freunden aus Jena, die direkten Zugang zum Mörder-​Trio hatten.

Das Thü­ringer Lan­desamt für Ver­fas­sungs­schutz wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. Es gebe dazu keine Stel­lung­nahme, sagte eine Spre­cherin in Erfurt.

Es ist ohnehin besorg­nis­er­re­gend, dass unter den Augen des Bun­des­in­nen­mi­nis­ters, des Prä­si­denten des Bun­des­amtes für Ver­fas­sungs­schutz sowie des Thü­ringer Innen­mi­nis­ters ein Mann sechs Jahre lang Chef des Thü­ringer Ver­fas­sungs­schutzes sein konnte, von dem Markus Bern­hardt am 17.November 2011 im huma​nis​ten​team​.info schrieb:


"Eine Schlüs­sel­figur. Welche Rolle spielte Helmut Roewer tat­säch­lich? Ver­schie­dene Indi­zien spre­chen für rechte Gesin­nung des ehe­ma­ligen Thü­ringer Verfassungsschutzchefs.

Die bis­he­rigen Erkennt­nisse zu dem von den Neo­fa­schisten Uwe Mundlos, Uwe Böhn­hardt und Beate Zschäpe geführten 'Natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Unter­grund' (NSU) spre­chen dafür, dass die von den Behörden gedul­deten - wenn nicht gar geför­derten - Ter­ror­akte ihren Ursprung in den 1990er Jahren in Thü­ringen hatten. Dies und deren wei­tere Ent­wick­lung war offenbar maß­geb­lich mit dem skan­dal­um­wit­terten dama­ligen Behör­den­leiter Helmut Roewer verbunden.

Der ehe­ma­lige Bundeswehr-​Panzeroffizier, der heute im als rechts­ex­trem ein­ge­stuften Ares-​Verlag aus Graz publi­ziert, war von 1994 bis Herbst 2000 Prä­si­dent des Thü­ringer Ver­fas­sungs­schutzes. Er fühlte sich offenbar seit jeher berufen, den Kampf gegen die poli­ti­sche Linke auf­zu­nehmen, wäh­rend die Beob­ach­tung der 'rechten Szene' unter seiner Lei­tung kos­ten­in­tensiv, aber wenig ergiebig war…

So gilt als gesi­chert, dass der Geheim­dienst Kenntnis von den neo­fa­schis­ti­schen Akti­vi­täten der spä­teren 'NSU'-Terroristen Böhn­hardt, Mundlos und Zschäpe hatte, die bereits vor ihrem Unter­tau­chen 1998 zur rechten Stamm­kli­entel in Jena gehörten und schon im Oktober 1996 mit anti­se­mi­ti­schen Aktionen und ein Jahr darauf mit Bom­ben­bas­te­leien von sich reden machten.

Allein beim Thü­ringer VS, der die NSU angeb­lich aus den Augen ver­loren hatte, tauchten nun über Nacht 24 Akten­ordner dazu auf. Die Behörde bleibt jedoch die Ant­wort auf die Frage schuldig, wie es den drei Ter­ro­risten über­haupt gelingen konnte, im Januar 1998 wäh­rend und nach einer Haus­durch­su­chung und unter den Augen des V-​Mannes Tino Brandt - oder mit dessen Hilfe - unterzutauchen.

Brandt galt damals als füh­render Kopf des neo­fa­schis­ti­schen "Thü­ringer Heimatschutzes'(THS) und war zugleich in der NPD aktiv. Er wurde von 1994 bis zu seiner Ent­tar­nung 2001 als VS-​Informant mit ins­ge­samt etwa 200 000 D-​Mark für seine Zusam­men­ar­beit mit dem Inlands­ge­heim­dienst belohnt (jW berichtete).

Viele V-​Männer gaben an, dass sie Teile ihres Gehaltes in den Aufbau von Neonazi-​Strukturen ein­ves­tiert haben. Allein in Thü­ringen flossen zwi­schen 1994 und 2000 über 1,5 Mil­lionen Mark an Spitzelgehältern

Die Glaub­wür­dig­keit der Ein­las­sungen Roewers, der behauptet, dass es in letzter Zeit Ver­suche gegeben habe, in seine Woh­nung ein­zu­dringen, ist nicht beson­ders hoch. Im Jahr 2000 war er unter anderem sus­pen­diert worden, weil er höchst eigen­willig mit der Zah­lung von Hono­raren für die V-​Leute der Behörde han­tiert haben soll.

Ein gegen ihn geführter Prozeß wegen Untreue war 2008 auf­grund seiner angeb­lich dau­er­haften Ver­hand­lungs­un­fä­hig­keit erst vor­läufig - und 2010 gegen Zah­lung einer Geld­strafe von 3000 Euro end­gültig ein­ge­stellt worden.

Unter Lei­tung Roewers pro­du­zierte der Thü­ri­gner VS sei­ner­zeit einen Film zu 'poli­ti­schem Extre­mismus' für den Schul­un­ter­richt. Darin wurden auto­nome Anti­fa­schisten als gewalt­be­reit dif­fa­miert; aus­ge­rechnet der V-​Mann und 'THS'-Kopf Tino Brandt gab aber in dem Streifen ein Bekenntnis zu prin­zi­pi­eller Gewalt­lo­sig­keit ab.

Für die Affi­nität zu Lieblings-​V-​Leuten wie Brandt spre­chen auch andere Details im Fall Roewer: In einem 2010 im Ares-​Verlag erschie­nenen Buch ver­tritt er z.B. die Prä­ven­tiv­kriegsthese für den deut­schen Über­fall auf die Sowjet­union 1941, d.h. die in Bun­des­wehr und deut­schen Amts­stuben äußerst popu­läre Auf­fas­sung, Hitler sei mit seinem Über­fall nur einem Angriff Sta­lins zuvorgekommen.

Außerdem war Roewers bereits 1999 mit der öffent­li­chen Äuße­rung auf­ge­fallen, dass der soge­nannte Natio­nal­so­zia­lismus 'gute und auch schlechte Seiten' gehabt habe und Neo­nazis im Gegen­satz zu Anti­fa­schisten 'unpro­ble­ma­ti­sche Gruppen seien." (http://​www​.jun​ge​welt​.de/​2​0​1​1​/11 – 17/053.php)

Obwohl die Politik krampf­haft bemüht ist, die offen­sicht­liche Kum­panei zwi­schen Ver­fas­sungs­schutz und Neo­na­zismus sowie die Ver­stri­ckung der Inlands­ge­heim­dienste in rechte Morde und Bom­ben­an­schläge zu bestreiten, gibt es immer neue Ver­öf­fent­li­chungen, die dar­über infor­mieren, dass der Ver­fas­sungs­schutz detail­lierte Kenntnis über die Zwi­ckauer Zelle hatte.

So berichtet SPIEGEL ONLINE vom 31.Dezember 2011:


"Der Ver­fas­sungs­schutz war wesent­lich besser über die Akti­vi­täten von Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhn­hardt im Unter­grund infor­miert als bis­lang bekannt. So hatten die Beamten schon im Früh­jahr 1999 ver­läss­liche Hin­weise, dass sich das Trio in Chem­nitz ver­steckt hielt.

Sie wussten auch, dass es bewaff­nete Über­fälle plante. Das räumt das Bun­desamt für Ver­fas­sungs­schutz in einem amt­lich geheim­ge­hal­tenen Unter­su­chungs­be­richt ein, der dem SPIEGEL vor­liegt… Dem Geheim­be­richt zufolge war der Ver­fas­sungs­schutz den Neo­nazis mehr­mals auf der Spur, ver­säumte es aber zuzugreifen.

Bei den Ermitt­lern 'ver­dich­teten sich spä­tes­tens seit Mitte März 1999 die Infor­ma­tionen, dass sich die Gesuchten im Raum Chem­nitz auf­halten sollten", heißt es in dem Unter­su­chungs­be­richt. Die im Früh­jahr 2000 gestar­tete "Ope­ra­tion Ter­zett" der Ver­fas­sungs­schützer aus Thü­ringen und Sachsen führte die Fahnder sogar bis zu einer Woh­nung in der Bern­hard­strße in Chem­nitz, in der zwei mut­maß­liche Unter­stützer wohnten und die Uwe Böhn­hardt und Beate Zschäpe besuchten.

Aus dem Unter­su­chungs­be­richt geht auch hervor, dass die Ver­fas­sungs­schützer schon früh Hin­weise darauf hatten, dass das Trio im Unter­gund kri­mi­nell aktiv war.

Es würde nach meinem Dafür­halten zu kurz greifen, die Ursache für den größten Geheimdienst-​Skandal der BRD allein dem Ver­fas­sungs­schutz anlasten zu wollen. Wenn Geheim­dienste, Polizei und Justiz die Gefahr des Neo­na­zismus jah­re­lang ver­harm­losen und ent­spre­chend han­deln, die Neo­nazis mit großen Poli­zei­auf­ge­boten vor dem aktiven Wider­stand der auf­ge­brachten Bevöl­ke­rung gegen Auf­mär­sche und andere Pro­vo­ka­tionen der NPD schützen und anti­fa­schis­ti­sche Gege­gen­de­mons­tranten nie­der­knüp­peln, kri­mi­na­li­sieren und in Haft nehmen, dann han­deln sie im poli­ti­schen Auftrag.

Des­halb müssen sich auch die Bun­des­re­gie­rung und Lan­des­re­gie­rungen im Zuge der Auf­klä­rung der skan­da­lösen Gescheh­nisse um den Rechts­ter­ro­rismus in unserem Land fragen lassen, welche poli­ti­sche Ver­ant­wor­tung sie für die ent­stan­dene Lage tragen und welche jah­re­langen Ver­säum­nisse auf ihr Konto gehen.

Es darf nicht zuge­lassen werden, dass die drin­gend not­wen­dige Auf­klä­rung wieder an die Grenzen des Rechts­staates stößt, weil Geheim­dienste im Spiel sind. Eine rück­halt­lose und unab­hän­gige Auf­klä­rung ver­trägt sich nicht mit Geheim­hal­tung und Vertuschung !

"Kommt es nicht, wie von Links­frak­tion und Grünen im Bun­destag gefor­dert, zu einem Unter­su­chungs­aus­schuss", warnt Markus Bern­hardt in junge Welt vom 30. Dezember 2011, "der umfass­sende Akten­ein­sicht ver­langen, Zeugen laden und sie unter Wahr­heits­pflicht ver­nehmen kann, steht zu befürchten, dass der größte Geheim­dienst­skandal der bun­des­deut­schen Nach­kriegs­ge­schichte nicht auf­ge­klärt wird.

Von 1998 stam­mende Beweis­stücke - dar­unter bei dem spä­teren Zwi­ckauer Trio gefun­dene Rohr­bomben, mit denen ein Spreng­stoff­ab­gleich mög­lich gewesen wäre - wurden von den Behörden auf­grund einer 2003 ein­ge­tre­tenen Ver­jäh­rung vernichtet.

Die Lan­des­ämter für Ver­fas­sungs­schutz in Thü­ringen und Hessen wei­gern ich, die Rolle ihrer jewei­ligen Mit­ar­beiter, Behör­den­leiter und V-​Leute auf­zu­klären. Die eta­blierte Politik weicht die durch his­to­ri­sche Erfah­rungen begrün­dete Tren­nung zwi­schen Polizei und Geheim­diensten nach und nach auf, indem sie etwa ein 'Lage­zen­trum Rechts­ex­tre­mismus' mit Beamten von Geheim­diensten, Lan­des­kri­mi­nal­äm­tern und BKA einrichtet."

Der Rechts­ex­perte der Links­frak­tion im Bun­destag, Wolf­gang Neskovic, Bun­des­richter a.D. und Mit­glied im Par­la­men­ta­ri­schen Kon­troll­gre­mium für die Geheim­dienste, wirft CDU und SPD feh­lenden Auf­klä­rungs­willen bei den Ermitt­lungen gegen die rechts­ter­ro­ris­ti­sche NSU vor.

Es sei beschä­mend, wie sehr SPD und CDU sich der Pflicht zur zügigen Auf­klä­rung ent­zögen, erklärte er im Inter­view der Nach­rich­ten­agentur dapd. Die beiden Par­teien blo­ckierten sowohl die Ein­set­zung eines Son­der­er­mitt­lers als auch die Ein­set­zung eines Untersuchungsausschusses.

Auch der Vor­sitt­zende des Zen­tral­rats der Juden in Deutsch­land, Dieter Graumann, hat den deut­schen Sicher­heits­be­hörden Untä­tig­keit bei der Auf­klä­rung der noe­fa­schis­ti­schen Mord­serie vor­ge­worfen. "Die Ermittler scheinen in eine Art Win­ter­schlaf ver­sunken zu sein", sagte er am 30.Dezember 2011 dem West­ber­liner Tages­spiegel.

Es sei ein Desaster, dass nach zwei Mona­tenm noch immer keine wei­teren Erkennt­nisse vor­liegen. Die Behörden hätten "schon ein ganzes Jahr­zehnt gepennt, und noch immer tappen wir voll­kommen im dun­keln". Drin­gend geklärt werden muss nach Mei­nung vieler Kri­tiker vor allem, ob es Ver­säum­nisse auf seiten des Ver­fas­sungs­schutzes oder gar eine Zusam­men­ar­beit mit Faschisten gegeben hat.

Unter­dessen warf der Rats­vor­sit­zende der Evan­ge­li­schen Kirche in Deutsch­land (EKD), Präses Niko­laus Schneider, den Behörden eben­falls vor, in den ver­gan­genen Jahren den Rechts­ex­tre­mismus unter­schätzt zu haben. "Ich meine, das ist doch erschre­ckend zu sehen, dass es dort offen­sicht­lich ein orga­ni­siertes Netz­werk gibt und ´die Straf­ver­fol­gungs­be­hörden und der Ver­fas­sungs­schutz das gar nicht sehen wollten", sagte Schneider im Deutsch­land­funk zu der Mord­serie des Zwi­ckauer Neonazi-​Trios. Das Vor­gehen der Ermittler sei "verwunderlich".

Im Zusam­men­hang mit der neuen Debatte über ein NPD-​Verbot warnte Schneider davor, das Pro­blem des Rechts­ex­tre­mismus auf juris­ti­sche Fragen zu redu­zieren. Es müsse gefragt werden, was hinter dem Gedan­kengut stecke, das zum Rechts­ex­tre­mismus führt. "Also, es ist ja offen­sicht­lich so, dass vor allen Dingen arbeits­lose junge Männer dort anfällig sind", sagte Schneider. Des­halb sei ein kri­ti­scher Punkt, wie mit Arbeits­lo­sig­keit umge­gangen und was in Jugend­ar­beit inves­tiert werde.

Diesen Erklä­rungen ver­ant­wor­tungs­be­wusster Per­sön­lich­keiten habe ich nichts hinzuzufügen.
http://www.meinpolitikblog.de/neonazismus-wer-schtzt-wen

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