Stobwasser-Weltweites Netz ausgelegt
Braunschweig-aktuell :: Nachrichten :: Historiche Vergangenheit Braunschweig :: Mittelalter & Co Braunschweig
Seite 1 von 1
Stobwasser-Weltweites Netz ausgelegt
Werkverzeichnis im Internet bringt Lackwaren von Stobwasser ins Bewusstsein zurück
Braunschweig. „Was heute die Rolexuhr ist, war damals die Stobwasser-Schnupftabaksdose“, sagt Detlev Richter. Der Münchner ist weltweit anerkannter Fachmann, keiner kennt sich mit der Geschichte der Braunschweiger Lackkunstmanufaktur so aus wie er. Ein Werkverzeichnis im Internet erlaubt nun weltweit den Zugriff auf sein gesammeltes Wissen.
Die Internetdatenbank, in der rund 3000 Objekte aus Museums- und Privatbesitz nebst genauer Beschreibungen aufgelistet sind, bezeichnet dabei nur die „Spitze eines Eisberges“. Denn Richter hat schon vor einem Vierteljahrhundert damit begonnen, das verschüttete und vergessene Wissen über ein glorreiches Kapitel Braunschweiger Wirtschafts- und Kunsthandwerksgeschichte aufzuarbeiten. Durch Zufall hatte Richter eine erste Stobwasser-Dose in die Hand bekommen – und kam fortan von dem Thema nicht mehr los. „Ich bin Illustrator von Beruf, die Qualität der Malerei, dieser feine Pinselstrich haben mich begeistert“, schwärmt er. So wurde er zum Sammler und mehr und mehr zum Kenner.
Der Anfang allerdings war schwer. „Niemand wusste etwas, angeblich gab es keine Dokumente.“ Richter fand dennoch einiges: in Berlin, in Braunschweig und sogar in Weimar. Drei Jahre dauerte die Recherche. Auf der Suche nach einem Sponsor für sein erstes Fachbuch zum Thema traf Richter auf Richard Borek, seither konnte er immer wieder auf die ideelle und finanzielle Unterstützung der Borek-Stiftung zählen. Außerdem auf die der Stiftung Nord/LB-Öffentliche sowie der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, die eine eigene Buchreihe zur Geschichte des Braunschweigischen Kunsthandwerks aufgelegt haben. Fürstenberg spielt da eine wichtige Rolle, aber auch Stobwasser. 2005 erschien eine aufwendig aufgemachte Monografie über die Lackkunst aus Braunschweig und Berlin.
Im Jahr 2009 begann Detlev Richter im Auftrag der Borek Stiftung seine Grundlagenarbeit für die Datenbank. „Ein Sammelgebiet kann nur entwickelt werden, wenn es transparent ist“, erläutert Richard Borek. Was für Münzen oder Briefmarken gilt, gilt auch für die Stobwasser-Kunst. Ein umfassender Überblick und eine qualitative Einordnung fehlten bislang. Aus Verbundenheit zu Braunschweig hat Borek selbst eine größere Sammlung zusammengetragen, die über viele Jahre gemeinsam mit museumseigenen Stücken im Städtischen Museum am Löwenwall ausgestellt worden war. Er hofft, dass nach dem Umbau dort oder an anderer Stelle wieder ein Platz gefunden wird.
Bis dahin sind die Lackkunstwerke (Dosen, Tabletts oder auch Möbel) im Internet zu bewundern (www.werkverzeichnis-stobwasser.de). Diejenigen, die bekannt sind, aber vielleicht bald auch neue Stücke, die bislang vor der Fachwelt verborgen in einem Schrank standen. Mittels Internetformular können sie ebenfalls einen Weg in die Datenbank finden – vorausgesetzt, dass es sich um noch nicht verzeichnete Gegenstände oder ein neues Motiv handelt. Richter geht davon aus, dass bestimmt weitere 3000 Stobwasser-Produkte in der Welt verstreut sind, geschätzt die Hälfte davon in neuer Variation.
Service
Der Begriff „Stobwasser“ steht bis heute für von der Familie Stobwasser ab dem späten 18. Jahrhundert in Braunschweig, Wolfenbüttel und später auch in Berlin hergestellten Lackarbeiten, insbesondere jedoch für die von hervorragenden Malern verzierten und mit unzähligen Lackschichten versehenen Schnupftabaksdosen. Diese als „Stobwasserdosen“ weltweit bekannten Kunsthandwerksarbeiten sind nach wie vor gesucht und erzielen auf Auktionen hohe Preise. Eine Dose in mittlerer Erhaltung mit passendem Boden und Deckel sowie Signatur kostet zwischen 1000 und 3000 Euro.
Quelle
Weiteres dazu findet sich hier:
Stobwasser (Manufaktur)
Stobwasser ist der Name einer Familie, die 1763 in Braunschweig eine Manufaktur für Lackwaren begründete, die dort bis 1863 bestand
„Stobwasser“ als Gattungsbegriff
„Stobwasser“ wird heute als Oberbegriff für insbesondere in Braunschweig hergestellte Gegenstände verwendet, die nach der besonderen Stobwasserschen Technik und mit hohem kunsthandwerklichem Anspruch hergestellt wurden. Dabei kann die lackierte Grundlage dieser Gegenstände sowohl Pappmaché als auch Holz oder Metall sein.
Gründung in Braunschweig
Um die Exportwirtschaft in Stadt und Fürstentum Braunschweig zu beleben, aber auch um Handwerker und Unternehmer anzulocken, gewährte Herzog Karl I. diesen besondere Vergünstigungen. So kam es während seiner Regentschaft zu zahlreichen Unternehmensgründungen, von denen einige, wie die Porzellanmanufaktur Fürstenberg, noch heute existieren. So kam auch der aus Lobenstein in Thüringen stammende Georg Heinrich Stobwasser (1717-1776) nach Braunschweig und gründete dort im Jahre 1763 zusammen mit seinem Vater Georg Siegmund Eustachius Stobwasser eine Manufaktur als „Lackierwarenfabrik“. Aufgrund der hohen Qualität der Waren und der dadurch bedingten großen Nachfrage durch den Braunschweiger Hof, die höfische Gesellschaft, Militärs und die Kaufmannschaft, entwickelte sich die neue „Fabrik“ schnell zu einem für die damalige Zeit großen Unternehmen, das fast hundert Mitarbeiter beschäftigte und ihre Produkte bald auch überregional und international absetzte.
Von Dingen des täglichen Gebrauchs zu Luxusgütern
Mit der aus China abgeleiteten mehrschichtigen Lackmaltechnik wurden Haushaltsgegenstände, wie z. B. Geschirr, Etuis, Dosen, Schachteln, Tabletts, aber auch Kannen und Leuchter hergestellt. Das Haupterzeugnis des Kunsthandwerksbetriebes waren jedoch flache Schnupftabakdosen sowie Tabakpfeifen, bei denen sogar der Meerschaum (Sepiolith) durch Pappmaché ersetzt wurde. Darüber hinaus wurden auch qualitativ hochwertige Möbel für Höfe in ganz Europa gefertigt.
Künstlerischer Leiter des Unternehmens wurde Georg Heinrichs Sohn Johann Heinrich Stobwasser (1740-1829), dieser hatte in jahrelangen Versuchen einen eigenen Lack entwickelt, der zu seiner Zeit als einzigartig galt. Die Manufaktur band bald eine große Anzahl hoch qualifizierter Maler an sich, wie z. B. den Miniaturenmaler Friedrich Georg Weitsch (1758-1828), die die Stobwasser'schen Miniaturmotive (u. a. idealisierte, romantische Landschaften, historische und mythologische Szenen nach italienischem, französischem oder niederländischen Vorbild) auf die Gegenstände auftrugen. Besonders beliebt waren die Stobwasser'schen Schnupftabakdosen – nicht zuletzt wohl auch wegen ihrer z. T. erotischen Darstellungen, die unter einem doppelten Boden verborgen lagen.
Schutz vor Nachahmern
Mit der Qualität stieg die Nachfrage und mit ihr vergrößerte sich das Absatzgebiet; allmählich ging die Manufaktur dazu über, Luxusgüter herzustellen. Das wiederum führte dazu, dass andere Unternehmer versuchten Stobwasser-Artikel zu kopieren oder nachzuahmen. Um sich vor dieser Form der Produktpiraterie zu schützen, durfte die Stobwassersche Manufaktur ab 1775 aufgrund eines herzoglichen Privilegs Karls I. ein eigenes Warenzeichen in Form eines springendes Pferdes in Verbindung mit einem „St.“ (für Stobwasser) verwenden. Dennoch blieben viele Erzeugnisse unsigniert oder waren (meist innen) in rot mit „Stobwassersche Fabrik“ oder diversen Zusätzen versehen, sodass dies heute die Zuordnung z. T. erschwert.
Zweigniederlassung in Berlin
Das Unternehmen florierte und sein Ruf drang bald nach Berlin, an den Hof König Friedrichs des Großen. Dieser versuchte daraufhin, Stobwasser nach Berlin abzuwerben, doch es wurde 1772/73 lediglich eine Zweigniederlassung gegründet, in der man sich auf die Herstellung lackierter Lampen spezialisierte. Sie wurde zunächst von Louise Guérin, einer Schwester Christan Heinrich Stobwassers und deren französischem Ehemann geführt, bevor ihr Bruder ebenfalls nach Berlin übersiedelte, um das Unternehmen zu leiten. Das Stammhaus in Braunschweig ging 1832 an die beiden Mitarbeiter A. W. Meyer und C. Wried über und wurde fortan als „Stobwassersche Fabrik Meyer & Wried – Braunschweig“ weiter geführt.
Höhepunkt und Niedergang
Anfang des 19. Jahrhunderts schließlich machte die Berliner Filiale mehr Umsatz als das Stammhaus; die Verkaufsräume wurden von der Wilhelmstraße in die Straße „Unter den Linden“ verlegt. Der Umsatz stieg weiter, denn mittlerweile gehörte der internationale Hochadel zur Stammkundschaft.
Doch schließlich erschwerte die immer weiter und schneller fortschreitende Industrialisierung den Absatz der kunsthandwerklichen Erzeugnisse der Stobwasserschen Manufakturen in Braunschweig und Berlin. Dies führte dazu, dass das Braunschweiger Stammhaus im Jahre 1863 aufgelöst wurde. Aber auch in Berlin musste die Produktion allmählich umgestellt werden, sodass zunehmend auf die Produktion von Beleuchtungskörpern umgestellt wurde, nachdem Stobwasser sich um Verbesserungen der neuen Petroleumlampen verdient gemacht hatte. Um 1900 schließlich war Stobwasser einer der wichtigsten Lampenhersteller Deutschlands.
Stobwasserhaus in Braunschweig
Das in der Echternstraße in Braunschweig befindliche „Stobwasserhaus“, ab 1771 Sitz der Manufaktur wurde im Zweiten Weltkrieg, im Gegensatz zu den meisten anderen Fachwerkhäusern in dieser Straße, nicht zerstört und dient heute sozialen Zwecken. Am 18. Juni 1815 gründete ein Kreis um Christian Heinrich (Eustachius) Stobwasser hier die Braunschweiger Bibelgesellschaft.
Sammlung
Mit mehr als 200 „Stobwasser-Artikeln“ befindet sich die weltweit größte - zur Zeit nicht öffentlich zugängliche - Sammlung heute im Städtischen Museum Braunschweig.
Quelle-Literatur & Einzelnachweise
Braunschweig. „Was heute die Rolexuhr ist, war damals die Stobwasser-Schnupftabaksdose“, sagt Detlev Richter. Der Münchner ist weltweit anerkannter Fachmann, keiner kennt sich mit der Geschichte der Braunschweiger Lackkunstmanufaktur so aus wie er. Ein Werkverzeichnis im Internet erlaubt nun weltweit den Zugriff auf sein gesammeltes Wissen.
Die Internetdatenbank, in der rund 3000 Objekte aus Museums- und Privatbesitz nebst genauer Beschreibungen aufgelistet sind, bezeichnet dabei nur die „Spitze eines Eisberges“. Denn Richter hat schon vor einem Vierteljahrhundert damit begonnen, das verschüttete und vergessene Wissen über ein glorreiches Kapitel Braunschweiger Wirtschafts- und Kunsthandwerksgeschichte aufzuarbeiten. Durch Zufall hatte Richter eine erste Stobwasser-Dose in die Hand bekommen – und kam fortan von dem Thema nicht mehr los. „Ich bin Illustrator von Beruf, die Qualität der Malerei, dieser feine Pinselstrich haben mich begeistert“, schwärmt er. So wurde er zum Sammler und mehr und mehr zum Kenner.
Der Anfang allerdings war schwer. „Niemand wusste etwas, angeblich gab es keine Dokumente.“ Richter fand dennoch einiges: in Berlin, in Braunschweig und sogar in Weimar. Drei Jahre dauerte die Recherche. Auf der Suche nach einem Sponsor für sein erstes Fachbuch zum Thema traf Richter auf Richard Borek, seither konnte er immer wieder auf die ideelle und finanzielle Unterstützung der Borek-Stiftung zählen. Außerdem auf die der Stiftung Nord/LB-Öffentliche sowie der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, die eine eigene Buchreihe zur Geschichte des Braunschweigischen Kunsthandwerks aufgelegt haben. Fürstenberg spielt da eine wichtige Rolle, aber auch Stobwasser. 2005 erschien eine aufwendig aufgemachte Monografie über die Lackkunst aus Braunschweig und Berlin.
Im Jahr 2009 begann Detlev Richter im Auftrag der Borek Stiftung seine Grundlagenarbeit für die Datenbank. „Ein Sammelgebiet kann nur entwickelt werden, wenn es transparent ist“, erläutert Richard Borek. Was für Münzen oder Briefmarken gilt, gilt auch für die Stobwasser-Kunst. Ein umfassender Überblick und eine qualitative Einordnung fehlten bislang. Aus Verbundenheit zu Braunschweig hat Borek selbst eine größere Sammlung zusammengetragen, die über viele Jahre gemeinsam mit museumseigenen Stücken im Städtischen Museum am Löwenwall ausgestellt worden war. Er hofft, dass nach dem Umbau dort oder an anderer Stelle wieder ein Platz gefunden wird.
Bis dahin sind die Lackkunstwerke (Dosen, Tabletts oder auch Möbel) im Internet zu bewundern (www.werkverzeichnis-stobwasser.de). Diejenigen, die bekannt sind, aber vielleicht bald auch neue Stücke, die bislang vor der Fachwelt verborgen in einem Schrank standen. Mittels Internetformular können sie ebenfalls einen Weg in die Datenbank finden – vorausgesetzt, dass es sich um noch nicht verzeichnete Gegenstände oder ein neues Motiv handelt. Richter geht davon aus, dass bestimmt weitere 3000 Stobwasser-Produkte in der Welt verstreut sind, geschätzt die Hälfte davon in neuer Variation.
Service
Der Begriff „Stobwasser“ steht bis heute für von der Familie Stobwasser ab dem späten 18. Jahrhundert in Braunschweig, Wolfenbüttel und später auch in Berlin hergestellten Lackarbeiten, insbesondere jedoch für die von hervorragenden Malern verzierten und mit unzähligen Lackschichten versehenen Schnupftabaksdosen. Diese als „Stobwasserdosen“ weltweit bekannten Kunsthandwerksarbeiten sind nach wie vor gesucht und erzielen auf Auktionen hohe Preise. Eine Dose in mittlerer Erhaltung mit passendem Boden und Deckel sowie Signatur kostet zwischen 1000 und 3000 Euro.
Quelle
Weiteres dazu findet sich hier:
Stobwasser (Manufaktur)
Stobwasser ist der Name einer Familie, die 1763 in Braunschweig eine Manufaktur für Lackwaren begründete, die dort bis 1863 bestand
„Stobwasser“ als Gattungsbegriff
„Stobwasser“ wird heute als Oberbegriff für insbesondere in Braunschweig hergestellte Gegenstände verwendet, die nach der besonderen Stobwasserschen Technik und mit hohem kunsthandwerklichem Anspruch hergestellt wurden. Dabei kann die lackierte Grundlage dieser Gegenstände sowohl Pappmaché als auch Holz oder Metall sein.
Gründung in Braunschweig
Um die Exportwirtschaft in Stadt und Fürstentum Braunschweig zu beleben, aber auch um Handwerker und Unternehmer anzulocken, gewährte Herzog Karl I. diesen besondere Vergünstigungen. So kam es während seiner Regentschaft zu zahlreichen Unternehmensgründungen, von denen einige, wie die Porzellanmanufaktur Fürstenberg, noch heute existieren. So kam auch der aus Lobenstein in Thüringen stammende Georg Heinrich Stobwasser (1717-1776) nach Braunschweig und gründete dort im Jahre 1763 zusammen mit seinem Vater Georg Siegmund Eustachius Stobwasser eine Manufaktur als „Lackierwarenfabrik“. Aufgrund der hohen Qualität der Waren und der dadurch bedingten großen Nachfrage durch den Braunschweiger Hof, die höfische Gesellschaft, Militärs und die Kaufmannschaft, entwickelte sich die neue „Fabrik“ schnell zu einem für die damalige Zeit großen Unternehmen, das fast hundert Mitarbeiter beschäftigte und ihre Produkte bald auch überregional und international absetzte.
Von Dingen des täglichen Gebrauchs zu Luxusgütern
Mit der aus China abgeleiteten mehrschichtigen Lackmaltechnik wurden Haushaltsgegenstände, wie z. B. Geschirr, Etuis, Dosen, Schachteln, Tabletts, aber auch Kannen und Leuchter hergestellt. Das Haupterzeugnis des Kunsthandwerksbetriebes waren jedoch flache Schnupftabakdosen sowie Tabakpfeifen, bei denen sogar der Meerschaum (Sepiolith) durch Pappmaché ersetzt wurde. Darüber hinaus wurden auch qualitativ hochwertige Möbel für Höfe in ganz Europa gefertigt.
Künstlerischer Leiter des Unternehmens wurde Georg Heinrichs Sohn Johann Heinrich Stobwasser (1740-1829), dieser hatte in jahrelangen Versuchen einen eigenen Lack entwickelt, der zu seiner Zeit als einzigartig galt. Die Manufaktur band bald eine große Anzahl hoch qualifizierter Maler an sich, wie z. B. den Miniaturenmaler Friedrich Georg Weitsch (1758-1828), die die Stobwasser'schen Miniaturmotive (u. a. idealisierte, romantische Landschaften, historische und mythologische Szenen nach italienischem, französischem oder niederländischen Vorbild) auf die Gegenstände auftrugen. Besonders beliebt waren die Stobwasser'schen Schnupftabakdosen – nicht zuletzt wohl auch wegen ihrer z. T. erotischen Darstellungen, die unter einem doppelten Boden verborgen lagen.
Schutz vor Nachahmern
Mit der Qualität stieg die Nachfrage und mit ihr vergrößerte sich das Absatzgebiet; allmählich ging die Manufaktur dazu über, Luxusgüter herzustellen. Das wiederum führte dazu, dass andere Unternehmer versuchten Stobwasser-Artikel zu kopieren oder nachzuahmen. Um sich vor dieser Form der Produktpiraterie zu schützen, durfte die Stobwassersche Manufaktur ab 1775 aufgrund eines herzoglichen Privilegs Karls I. ein eigenes Warenzeichen in Form eines springendes Pferdes in Verbindung mit einem „St.“ (für Stobwasser) verwenden. Dennoch blieben viele Erzeugnisse unsigniert oder waren (meist innen) in rot mit „Stobwassersche Fabrik“ oder diversen Zusätzen versehen, sodass dies heute die Zuordnung z. T. erschwert.
Zweigniederlassung in Berlin
Das Unternehmen florierte und sein Ruf drang bald nach Berlin, an den Hof König Friedrichs des Großen. Dieser versuchte daraufhin, Stobwasser nach Berlin abzuwerben, doch es wurde 1772/73 lediglich eine Zweigniederlassung gegründet, in der man sich auf die Herstellung lackierter Lampen spezialisierte. Sie wurde zunächst von Louise Guérin, einer Schwester Christan Heinrich Stobwassers und deren französischem Ehemann geführt, bevor ihr Bruder ebenfalls nach Berlin übersiedelte, um das Unternehmen zu leiten. Das Stammhaus in Braunschweig ging 1832 an die beiden Mitarbeiter A. W. Meyer und C. Wried über und wurde fortan als „Stobwassersche Fabrik Meyer & Wried – Braunschweig“ weiter geführt.
Höhepunkt und Niedergang
Anfang des 19. Jahrhunderts schließlich machte die Berliner Filiale mehr Umsatz als das Stammhaus; die Verkaufsräume wurden von der Wilhelmstraße in die Straße „Unter den Linden“ verlegt. Der Umsatz stieg weiter, denn mittlerweile gehörte der internationale Hochadel zur Stammkundschaft.
Doch schließlich erschwerte die immer weiter und schneller fortschreitende Industrialisierung den Absatz der kunsthandwerklichen Erzeugnisse der Stobwasserschen Manufakturen in Braunschweig und Berlin. Dies führte dazu, dass das Braunschweiger Stammhaus im Jahre 1863 aufgelöst wurde. Aber auch in Berlin musste die Produktion allmählich umgestellt werden, sodass zunehmend auf die Produktion von Beleuchtungskörpern umgestellt wurde, nachdem Stobwasser sich um Verbesserungen der neuen Petroleumlampen verdient gemacht hatte. Um 1900 schließlich war Stobwasser einer der wichtigsten Lampenhersteller Deutschlands.
Stobwasserhaus in Braunschweig
Das in der Echternstraße in Braunschweig befindliche „Stobwasserhaus“, ab 1771 Sitz der Manufaktur wurde im Zweiten Weltkrieg, im Gegensatz zu den meisten anderen Fachwerkhäusern in dieser Straße, nicht zerstört und dient heute sozialen Zwecken. Am 18. Juni 1815 gründete ein Kreis um Christian Heinrich (Eustachius) Stobwasser hier die Braunschweiger Bibelgesellschaft.
Sammlung
Mit mehr als 200 „Stobwasser-Artikeln“ befindet sich die weltweit größte - zur Zeit nicht öffentlich zugängliche - Sammlung heute im Städtischen Museum Braunschweig.
Quelle-Literatur & Einzelnachweise
Andy- Admin
- Anzahl der Beiträge : 36197
Anmeldedatum : 03.04.11
Braunschweig-aktuell :: Nachrichten :: Historiche Vergangenheit Braunschweig :: Mittelalter & Co Braunschweig
Seite 1 von 1
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten
Heute um 4:25 am von Andy
» END OF GREEN
Heute um 4:21 am von Andy
» zozyblue
Heute um 4:18 am von Andy
» MAGNUM
Heute um 4:14 am von Andy
» Natasha Bedingfield
Heute um 4:12 am von Andy
» ... TRAKTOR ...
Heute um 4:10 am von Andy
» = Azillis =
Heute um 4:07 am von Andy
» Alice Cooper
Heute um 4:04 am von Andy
» Art of Trance
Heute um 4:02 am von Andy