Japanische Regierung legt großes AKW still
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Japanische Regierung legt großes AKW still
Es sind düstere Zeiten für Japans Atomindustrie: Die Regierung hat einen Stromkonzern angewiesen, eines der größten AKW im Land abzuschalten. Zu hoch sei die Gefahr einer Katastrophe bei einem Erdbeben, fürchten Experten. In einem Tepco-Kraftwerk ist es am Freitag erneut zu einer Panne gekommen.
Tokio - Es gab Zeiten, da badeten Japaner mancherorts an malerischen Küsten mit Aussicht auf Kernkraftwerke - ohne groß darüber nachzudenken. Nach der Atomkatastrophe in Fukushima hat sich die unbesorgte Haltung vieler Bürger jedoch geändert. Das Desaster am havarierten AKW hat nicht nur den Betreiber Tepco in eine tiefe Krise gestürzt. Insgesamt sind für die japanische Atomindustrie bittere Zeiten angebrochen.
Jetzt hat die japanische Regierung den Stromkonzern Chubu Electric Power angewiesen, drei Reaktoren der Atomanlage Hamaoka stillzulegen, bis zusätzliche Vorkehrungen für den Fall eines schweren Erdbebens und Tsunamis getroffen wurden. Das meldete die Nachrichtenagentur Kyodo am Freitag. Lokalen Medien zufolge könnte dies zwei Jahre dauern. Die Entscheidung könnte sogar das endgültige Aus für eines der größten Atomkraftwerke des Landes bedeuten. Die Reaktoren 1 und 2 hatte der Konzern bereits zuvor abgeschaltet.
Dabei hatte die Regierung noch kurz vor der Naturkatastrophe in Japan vom 11. März und den dramatischen Folgen für das AKW Fukushima I noch voll auf die Atomkarte gesetzt: Im Interesse des Klimaschutzes wolle man die Emissionen von Kohlendioxid reduzieren, hieß es meistens seitens der Atomenergie-Kommission, als Argument für den Bau neuer Kernkraftwerke. Etwa ein Drittel der Energie in Japan kommt aus den insgesamt 54 Kernkraftwerken.
Noch zu Beginn des Jahres hatte die Regierung weitere Mittel für den Schnellen Brüter Monju bestätigt. Der umstrittene Reaktor war nach einem Störfall 1995 abgeschaltet worden, wurde später aber wieder als neuer Star der Atomindustrie gefeiert.
Folgen der Fukushima-Katastrophe
Lange Zeit blieb Japans Glaube an die Atomkraft unerschüttert. Doch die Katastrophe von Fukushima hat die Regierung offenbar zum Umdenken gezwungen. Wie Kyodo meldet, hat eine Studie im Auftrag der Regierung nun gezeigt, wie hoch die Erdbebengefahr im Land ist: Demzufolge liege die Wahrscheinlichkeit für ein Beben der Stärke 8 in Zentraljapan in den nächsten 30 Jahren bei 87 Prozent, schreibt die Nachrichtenagentur. Welche schweren Folgen eine solche Naturkatastrophe haben kann, zeigt die Lage in Fukushima mehr als eindrücklich.
Hamaoka liegt nur 170 Kilometer südwestlich von Tokio, nahe der 36.000-Einwohner-Stadt Omaezaki am Pazifik. Anti-Atom-Aktivisten fordern schon lange, es abzuschalten. Das AKW gilt wegen seiner Lage an einer tektonischen Verwerfung seit langem als das gefährlichste des Landes. Mehrfach hat es zudem bereits Störfälle gegeben. Bis zum Bau einer Seemauer und anderer Maßnahmen zum Schutz vor Tsunamis und Erdbeben soll das AKW nun außer Betrieb bleiben.
Der Betreiber Chubu Electric Power hatte eigentlich vor, den für eine Inspektion abgestellten Reaktor 3 der Anlage demnächst wieder hochzufahren. Diesen Plan wies der Ministerpräsident Naoto Kan jetzt aber zurück. Grundlage der Regierungsentscheidung sei die Prognose von Experten, die Region könne von einem starken Erdbeben getroffen werden. "Es ist eine Entscheidung, die beim Nachdenken über die Sicherheit für die Menschen getroffen wurde", wurde Kan von Kyodo zitiert.
Unterdessen ist ein weiterer Störfall im weltweit größten AKW bekannt geworden, das ebenfalls in Japan liegt: Ein Ventil im Kraftwerk Kashiwazaki-Kariwa habe nicht funktioniert, zitierte Kyodo den Betreiber Tepco. Das Ventil sei wichtig, wenn im Notfall Wasser zum Reaktor gepumpt werden müsse. Es sei unwahrscheinlich, so Tepco, dass wegen des Defekts im Kraftwerk Kashiwazaki-Kariwa an der Westküste radioaktive Substanzen freigesetzt wurden.
Die japanische Regierung kritisierte Tepcos Vorgehen bei den Entschädigungszahlungen. Der Konzern unternehme nicht genug, um die von der Havarie des Kraftwerks Fukushima betroffenen Menschen zu unterstützen. Es sei den Kunden nicht zu vermitteln, wenn Tepco die Strompreise erhöhen wolle, um die Entschädigungen zu zahlen, zitierte Kyodo den Regierungssprecher Yukio Edano. Der Konzern müsse sich bemühen, dies aus eigener Tasche zu leisten, bevor er sich von der Regierung und den Kunden helfen lasse.
Edano kündigte an, die Regierung werde wohl keine Richtlinien für die Entschädigungen veröffentlichen können, bevor Tepcos Bilanz für 2010 bekannt sei. Sie solle am 17. Mai veröffentlicht werden. Schätzungen zufolge müsse Tepco insgesamt umgerechnet 25 bis 33 Milliarden Euro Entschädigungen zahlen, hieß es bei Kyodo.
Am zerstörten Atomkraftwerk Fukushima I gingen am Freitag die Arbeiten an Reaktor 1 weiter. Tepco ließ wieder mehr Wasser - acht statt sechs Tonnen pro Stunde - in den inneren Reaktorbehälter (Containment) strömen. In den nächsten Wochen soll so lange Wasser eingefüllt werden, bis der Wasserspiegel oberhalb der Brennstäbe im Reaktordruckbehälter liegt. Damit will Tepco eine stabile Kühlung der überhitzten Stäbe erreichen. Aus der zerstörten Anlage waren zeitweise große Mengen radioaktiv kontaminierter Brühe ins nahe Meer geflossen, als die Reaktorbehälter zur Kühlung mit tonnenweise Wasser begossen wurden.
Aktueller Status Fukuschima Reaktor
Quelle
Tokio - Es gab Zeiten, da badeten Japaner mancherorts an malerischen Küsten mit Aussicht auf Kernkraftwerke - ohne groß darüber nachzudenken. Nach der Atomkatastrophe in Fukushima hat sich die unbesorgte Haltung vieler Bürger jedoch geändert. Das Desaster am havarierten AKW hat nicht nur den Betreiber Tepco in eine tiefe Krise gestürzt. Insgesamt sind für die japanische Atomindustrie bittere Zeiten angebrochen.
Jetzt hat die japanische Regierung den Stromkonzern Chubu Electric Power angewiesen, drei Reaktoren der Atomanlage Hamaoka stillzulegen, bis zusätzliche Vorkehrungen für den Fall eines schweren Erdbebens und Tsunamis getroffen wurden. Das meldete die Nachrichtenagentur Kyodo am Freitag. Lokalen Medien zufolge könnte dies zwei Jahre dauern. Die Entscheidung könnte sogar das endgültige Aus für eines der größten Atomkraftwerke des Landes bedeuten. Die Reaktoren 1 und 2 hatte der Konzern bereits zuvor abgeschaltet.
Dabei hatte die Regierung noch kurz vor der Naturkatastrophe in Japan vom 11. März und den dramatischen Folgen für das AKW Fukushima I noch voll auf die Atomkarte gesetzt: Im Interesse des Klimaschutzes wolle man die Emissionen von Kohlendioxid reduzieren, hieß es meistens seitens der Atomenergie-Kommission, als Argument für den Bau neuer Kernkraftwerke. Etwa ein Drittel der Energie in Japan kommt aus den insgesamt 54 Kernkraftwerken.
Noch zu Beginn des Jahres hatte die Regierung weitere Mittel für den Schnellen Brüter Monju bestätigt. Der umstrittene Reaktor war nach einem Störfall 1995 abgeschaltet worden, wurde später aber wieder als neuer Star der Atomindustrie gefeiert.
Folgen der Fukushima-Katastrophe
Lange Zeit blieb Japans Glaube an die Atomkraft unerschüttert. Doch die Katastrophe von Fukushima hat die Regierung offenbar zum Umdenken gezwungen. Wie Kyodo meldet, hat eine Studie im Auftrag der Regierung nun gezeigt, wie hoch die Erdbebengefahr im Land ist: Demzufolge liege die Wahrscheinlichkeit für ein Beben der Stärke 8 in Zentraljapan in den nächsten 30 Jahren bei 87 Prozent, schreibt die Nachrichtenagentur. Welche schweren Folgen eine solche Naturkatastrophe haben kann, zeigt die Lage in Fukushima mehr als eindrücklich.
Hamaoka liegt nur 170 Kilometer südwestlich von Tokio, nahe der 36.000-Einwohner-Stadt Omaezaki am Pazifik. Anti-Atom-Aktivisten fordern schon lange, es abzuschalten. Das AKW gilt wegen seiner Lage an einer tektonischen Verwerfung seit langem als das gefährlichste des Landes. Mehrfach hat es zudem bereits Störfälle gegeben. Bis zum Bau einer Seemauer und anderer Maßnahmen zum Schutz vor Tsunamis und Erdbeben soll das AKW nun außer Betrieb bleiben.
Der Betreiber Chubu Electric Power hatte eigentlich vor, den für eine Inspektion abgestellten Reaktor 3 der Anlage demnächst wieder hochzufahren. Diesen Plan wies der Ministerpräsident Naoto Kan jetzt aber zurück. Grundlage der Regierungsentscheidung sei die Prognose von Experten, die Region könne von einem starken Erdbeben getroffen werden. "Es ist eine Entscheidung, die beim Nachdenken über die Sicherheit für die Menschen getroffen wurde", wurde Kan von Kyodo zitiert.
Unterdessen ist ein weiterer Störfall im weltweit größten AKW bekannt geworden, das ebenfalls in Japan liegt: Ein Ventil im Kraftwerk Kashiwazaki-Kariwa habe nicht funktioniert, zitierte Kyodo den Betreiber Tepco. Das Ventil sei wichtig, wenn im Notfall Wasser zum Reaktor gepumpt werden müsse. Es sei unwahrscheinlich, so Tepco, dass wegen des Defekts im Kraftwerk Kashiwazaki-Kariwa an der Westküste radioaktive Substanzen freigesetzt wurden.
Die japanische Regierung kritisierte Tepcos Vorgehen bei den Entschädigungszahlungen. Der Konzern unternehme nicht genug, um die von der Havarie des Kraftwerks Fukushima betroffenen Menschen zu unterstützen. Es sei den Kunden nicht zu vermitteln, wenn Tepco die Strompreise erhöhen wolle, um die Entschädigungen zu zahlen, zitierte Kyodo den Regierungssprecher Yukio Edano. Der Konzern müsse sich bemühen, dies aus eigener Tasche zu leisten, bevor er sich von der Regierung und den Kunden helfen lasse.
Edano kündigte an, die Regierung werde wohl keine Richtlinien für die Entschädigungen veröffentlichen können, bevor Tepcos Bilanz für 2010 bekannt sei. Sie solle am 17. Mai veröffentlicht werden. Schätzungen zufolge müsse Tepco insgesamt umgerechnet 25 bis 33 Milliarden Euro Entschädigungen zahlen, hieß es bei Kyodo.
Am zerstörten Atomkraftwerk Fukushima I gingen am Freitag die Arbeiten an Reaktor 1 weiter. Tepco ließ wieder mehr Wasser - acht statt sechs Tonnen pro Stunde - in den inneren Reaktorbehälter (Containment) strömen. In den nächsten Wochen soll so lange Wasser eingefüllt werden, bis der Wasserspiegel oberhalb der Brennstäbe im Reaktordruckbehälter liegt. Damit will Tepco eine stabile Kühlung der überhitzten Stäbe erreichen. Aus der zerstörten Anlage waren zeitweise große Mengen radioaktiv kontaminierter Brühe ins nahe Meer geflossen, als die Reaktorbehälter zur Kühlung mit tonnenweise Wasser begossen wurden.
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