Der Digitalfernsehtrick

Ihr Fernseher bleibt bald schwarz!“

Die Umstellung auf das digitale Sat-Fernsehen machten Betrüger sich zunutze und überlisteten zahlreiche Bürger.

Kein Fernsehempfang? Für viele Leute eine Horrorvorstellung! Wie praktisch, dass unangefordert ein Techniker-Trio an der Tür klingelt und anbietet, sich die Sache mal anzusehen...

So geschehen in zahlreichen Haushalten in Braunschweig, insbesondere in Lehndorf und in der Weststadt. Die vermeintlichen Fernsehtechniker gaben an, im Auftrag von Mobilfunkanbietern unterwegs zu sein und überprüfen zu wollen, ob der Fernsehempfang demnächst noch funktioniere.

Hintergrund: Am 30. April wird das analoge Satelliten-Fernsehen abgeschaltet. Wer eine Schüssel auf dem Dach hat und noch analog empfängt, bei dem bleibt der Fernseher dann schwarz. Die Unsicherheit vieler Bürger haben die Betrüger genutzt, um daraus Kapital zu schlagen.

Die Männer schauten sich Empfangsgeräte, Telefonanschluss und Kabel an – und kassierten in einem Fall gleich 300 Euro in bar. Der 87-jährigen Bewohnerin erzählten sie, die notwendigen Kabelarbeiten würden bald gemacht. Falls sie nicht zahlen wolle, bliebe ihr Fernseher demnächst schwarz.

In anderen Fällen erfragten die Betrüger die Kontodaten der Bewohner, und ein paar Tage später flatterten zu deren Überraschung DSL-Verträge von Mobilfunkanbietern ins Haus. Die Täter hatten es auf die Provision angelegt.

Insgesamt fünf Tatverdächtige hat die Polizei nun ausfindig gemacht. Die Ermittlungen laufen. Grande warnt: „Gut möglich, dass weitere Täter nach einem ähnlichen Muster vorgehen und die Unsicherheit der Bürger ausnutzen.“ Rund ein Dutzend Fälle sind bereits bekannt, die Opfer haben Anzeige erstattet.

Philipp Röttelbach vom Fachgeschäft Radio Ferner schätzt, dass noch rund 6000 Braunschweiger Haushalte analogen Sat-Empfang haben und in den kommenden Wochen umrüsten müssen. Er erklärt: „Wichtig ist ein digitales Endgerät. Ein digitaler Receiver ist ab 80 Euro zu bekommen.“ Sollte ohnehin der Neukauf eines Fernsehers anstehen, wäre der Kauf eines Flachbildfernsehers mit integriertem DVB-S Empfänger anzuraten.

In einigen Fällen müsse auch die Schüssel umgerüstet werden, so Röttelbach weiter: „In den meisten Fällen reicht es, das so genannte LNB an der Satellitenschüssel durch ein digitales zu ersetzen.“

Engpässe bei den Endgeräten seien nicht zu erwarten, so der Fachmann. Nur wer seine Anlage umrüsten will, müsse sich zügig entscheiden: „Viele Monteure haben inzwischen lange Vorlaufzeiten.“

Röttelbach betont auch: Mit einem DSL-Vertrag habe die gesamte Umstellung erstmal nichts zu tun: „Sicher gibt es inzwischen auch die Möglichkeit digitales Fernsehen über einen Internetanschluß zu empfangen (IPTV), dies ist aber immer mit laufenden Kosten verbunden. Die Umrüstung einer Satellitenanlage amortisiert sich meist innerhalb kürzester Zeit und ist mit keinerlei laufenden Kosten verbunden.“

Nicht betroffen von der Umstellung sind alle Bürger mit Kabelanschluss, DVB-T-Gerät oder Internet-Fernsehen.

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