Adam Yauch ( Beastie-Boys-Mitbegründer ) gestorben
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Adam Yauch ( Beastie-Boys-Mitbegründer ) gestorben
«Punk war ihre Lebenshaltung»
Gestern ist Beastie-Boys-Mitbegründer Adam Yauch im Alter von 47 Jahren gestorben. Musikjournalist Philip Wegmüller spricht über den Humor der New Yorker Band und ihr musikalisches Erbe.
Herr Wegmüller, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie vom Tod Adam Yauchs erfuhren?
Zunächst sind es Erinnerungen, die hochkamen. Ich konnte die Beastie Boys ganz am Anfang meiner journalistischen Laufbahn interviewen. Das war 1992 in Fribourg. Dieses Interview war ein sehr lustiges Erlebnis. Die Band sprüht ja bekanntlich nicht nur in ihrer Musik vor Lebenslust, Humor und Selbstironie, auch das Gespräch mit den dreien war sehr witzig. Obendrein habe ich sie als sehr intelligente junge Männer kennengelernt.
Was bedeuten die Beastie Boys für die Musikwelt?
Für die Musikgeschichte sind die Beastie Boys sehr wichtig. Die drei waren an vielen Fronten immer wieder Pioniere. Man kann sie gar als Avantgardisten betrachten. Sie haben vieles losgetreten, was danach von anderen aufgegriffen wurde. Sprich: Ironische Videoclips, ein eigenes Plattenlabel, ein eigenes Magazin oder die Arbeit mit dem Internet. Sie waren Ende der Neunziger beispielsweise eine der ersten Bands, welche ihre Songs zum Gratis-Download zur Verfügung stellten. Daneben fielen die Beastie Boys immer wieder durch ihren Humor, ihre Lebenslust, aber auch durch ihre Intelligenz und Kreativität auf. Ich habe den Werdegang der Band über die vergangenen zwei Jahrzehnte stets verfolgt. Es ist sehr tragisch, dass einer von ihnen nun gestorben ist.
Ihr Sound beinhaltete Punk-Elemente, war bisweilen kantig. Trotzdem gelten sie als sehr einflussreich für den Hip Hop.
Die Band war in den 1980ern als eine der ersten in der Kunst des Samplings versiert. Die meisten Leute kennen die Beastie Boys dank ihres ersten Hits «Fight for Your Right». Ihr Meisterwerk war aber genau genommen ihr zweites Album, «Paul’s Boutique». Damit stiessen sie zwar die Fans etwas vor den Kopf, zeigten sich aber musikalisch reifer. Sie waren plötzlich nicht mehr nur die Spass-Hedonisten von «Licenced to Ill», sondern drei Musiker, die ein Sampling-Kunstwerk geschaffen hatten. Daneben zeichnen sich die Beastie Boys auch durch ihre Schrankenlosigkeit aus. Sie hatten nie Berührungsängste mit anderen Sparten. Ursprünglich kamen die drei ja aus dem Punk. Ich glaube, dass Punk für sie nicht bloss der Gitarrensound und die dilettantische Musik auf drei Akkorden war. Punk war ihre Lebenshaltung. Unter diesem Vorzeichen haben sie sich mit Elektro und Rock befasst, in diesem Geist haben sie ihre erste Rap-Platte produziert und später auch mit anderen Stilen experimentiert. Die Beastie Boys waren stets neugierig.
Zu Beginn ihrer Laufbahn galten sie auch als Exoten. Weshalb?
Anfangs ihrer Karriere waren die Beastie Boys eine Band, die schwierig einzuordnen war. Sie wurden zunächst auch nicht ernst genommen. Sie galten primär als One-Hit-Wonder, als Spass-Act. Aber dieser Spass und auch ihre Selbstironie waren nur eine Facette der Band. Sie befasste sich sehr ernsthaft mit diversen Musikstilen, dazu zeigte sie stets eine grosse Erfurcht vor der Musiktradition ihrer Heimatstadt New York: Disco, Rap und Punk. Man muss auch sehen, dass die Beastie Boys die ersten Weissen waren, die sich auf eine glaubwürdige Art im Hip Hop versuchten. Ich glaube, vor ihnen wäre kein weisser Rapper ernst genommen worden. Es ist auch das Verdienst der Beastie Boys, dass Rap und Hip Hop für den Mainstream akzeptabel wurden.
Dank den Clips zu «Fight for Your Right» und «Sabotage» wurden die Beastie Boys als Klamauk-Band bekannt. Sie bewiesen aber auch Tiefgang.
Man kann die Beastie Boys als Gesamtkunstwerk aus Politaktivismus, Videokunst und unbändiger Musiklust betrachten. Man kann sie durchaus als politische Band sehen. Die Beastie Boys haben sich zum Krieg im Irak genauso geäussert wie zu den Terroranschlägen von New York. Sie waren auch bezüglich Tibet aktiv. Meines Erachtens waren die Beastie Boys dabei immer sehr glaubwürdig, weil sie ihren Aktivismus mit einer gewissen Leichtigkeit und Humor betrieben. Tiefgang kann man den dreien aber auch musikalisch attestieren. Sie sind grosse Kenner der Musikstile und der Musikgeschichte. Sie haben mit Computern gearbeitet, aber auch ihre eigenen Instrumente gespielt.
Hatte Adam Yauch eine bestimmte Rolle innerhalb der Band?
Ich habe eben versucht, mich zu erinnern, ob er mir beim Interview damals speziell auffiel. Ich weiss aber nur noch, dass ich einem Sperrfeuer von Sprüchen ausgesetzt war. Als noch junger Journalist hatte ich selbstverständlich mein Drehbuch für das Interview. Dieses musste ich aber schnell einmal über Bord werfen. Die Beastie Boys hatten die Qualitäten eines Comedy-Acts.
Ihr letztes Album «Hot Sauce Committee Part Two» erschien vergangenes Jahr. Wie wird es mit den Beastie Boys wohl weitergehen?
Man weiss ja seit dem Tod von Tupac Shakur, dass auch nach dem Ableben eines Rap-Stars noch viel Material veröffentlicht wird. Ich denke, die Beastie Boys werden noch einige unvollendete Stücke haben. Für «Hot Sauce Committee Part Two» hatten sie bekanntlich viel zu viele Songs eingespielt. Ich denke, dass die beiden übrigen Bandmitglieder Mike D und Ad Rock auf würdevolle Art und Weise mit diesem Material umgehen werden. Vermutlich werden sie dies auf Beastie-Boys-typische Art machen. Als Adam Yauch 2009 seine Krebserkrankung bekanntgab, war dies ja schon eine halbe Comedy-Show, die über Youtube ausgestrahlt wurde. Yauch witzelte, dass die anderen beiden Boys endlich Zeit hätten, ein Country-Album aufzunehmen. Ich hoffe, dass Adam Yauch weiterlachen kann, auf welcher Wolke er auch immer sitzt.
Quelle
Gestern ist Beastie-Boys-Mitbegründer Adam Yauch im Alter von 47 Jahren gestorben. Musikjournalist Philip Wegmüller spricht über den Humor der New Yorker Band und ihr musikalisches Erbe.
Herr Wegmüller, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie vom Tod Adam Yauchs erfuhren?
Zunächst sind es Erinnerungen, die hochkamen. Ich konnte die Beastie Boys ganz am Anfang meiner journalistischen Laufbahn interviewen. Das war 1992 in Fribourg. Dieses Interview war ein sehr lustiges Erlebnis. Die Band sprüht ja bekanntlich nicht nur in ihrer Musik vor Lebenslust, Humor und Selbstironie, auch das Gespräch mit den dreien war sehr witzig. Obendrein habe ich sie als sehr intelligente junge Männer kennengelernt.
Was bedeuten die Beastie Boys für die Musikwelt?
Für die Musikgeschichte sind die Beastie Boys sehr wichtig. Die drei waren an vielen Fronten immer wieder Pioniere. Man kann sie gar als Avantgardisten betrachten. Sie haben vieles losgetreten, was danach von anderen aufgegriffen wurde. Sprich: Ironische Videoclips, ein eigenes Plattenlabel, ein eigenes Magazin oder die Arbeit mit dem Internet. Sie waren Ende der Neunziger beispielsweise eine der ersten Bands, welche ihre Songs zum Gratis-Download zur Verfügung stellten. Daneben fielen die Beastie Boys immer wieder durch ihren Humor, ihre Lebenslust, aber auch durch ihre Intelligenz und Kreativität auf. Ich habe den Werdegang der Band über die vergangenen zwei Jahrzehnte stets verfolgt. Es ist sehr tragisch, dass einer von ihnen nun gestorben ist.
Ihr Sound beinhaltete Punk-Elemente, war bisweilen kantig. Trotzdem gelten sie als sehr einflussreich für den Hip Hop.
Die Band war in den 1980ern als eine der ersten in der Kunst des Samplings versiert. Die meisten Leute kennen die Beastie Boys dank ihres ersten Hits «Fight for Your Right». Ihr Meisterwerk war aber genau genommen ihr zweites Album, «Paul’s Boutique». Damit stiessen sie zwar die Fans etwas vor den Kopf, zeigten sich aber musikalisch reifer. Sie waren plötzlich nicht mehr nur die Spass-Hedonisten von «Licenced to Ill», sondern drei Musiker, die ein Sampling-Kunstwerk geschaffen hatten. Daneben zeichnen sich die Beastie Boys auch durch ihre Schrankenlosigkeit aus. Sie hatten nie Berührungsängste mit anderen Sparten. Ursprünglich kamen die drei ja aus dem Punk. Ich glaube, dass Punk für sie nicht bloss der Gitarrensound und die dilettantische Musik auf drei Akkorden war. Punk war ihre Lebenshaltung. Unter diesem Vorzeichen haben sie sich mit Elektro und Rock befasst, in diesem Geist haben sie ihre erste Rap-Platte produziert und später auch mit anderen Stilen experimentiert. Die Beastie Boys waren stets neugierig.
Zu Beginn ihrer Laufbahn galten sie auch als Exoten. Weshalb?
Anfangs ihrer Karriere waren die Beastie Boys eine Band, die schwierig einzuordnen war. Sie wurden zunächst auch nicht ernst genommen. Sie galten primär als One-Hit-Wonder, als Spass-Act. Aber dieser Spass und auch ihre Selbstironie waren nur eine Facette der Band. Sie befasste sich sehr ernsthaft mit diversen Musikstilen, dazu zeigte sie stets eine grosse Erfurcht vor der Musiktradition ihrer Heimatstadt New York: Disco, Rap und Punk. Man muss auch sehen, dass die Beastie Boys die ersten Weissen waren, die sich auf eine glaubwürdige Art im Hip Hop versuchten. Ich glaube, vor ihnen wäre kein weisser Rapper ernst genommen worden. Es ist auch das Verdienst der Beastie Boys, dass Rap und Hip Hop für den Mainstream akzeptabel wurden.
Dank den Clips zu «Fight for Your Right» und «Sabotage» wurden die Beastie Boys als Klamauk-Band bekannt. Sie bewiesen aber auch Tiefgang.
Man kann die Beastie Boys als Gesamtkunstwerk aus Politaktivismus, Videokunst und unbändiger Musiklust betrachten. Man kann sie durchaus als politische Band sehen. Die Beastie Boys haben sich zum Krieg im Irak genauso geäussert wie zu den Terroranschlägen von New York. Sie waren auch bezüglich Tibet aktiv. Meines Erachtens waren die Beastie Boys dabei immer sehr glaubwürdig, weil sie ihren Aktivismus mit einer gewissen Leichtigkeit und Humor betrieben. Tiefgang kann man den dreien aber auch musikalisch attestieren. Sie sind grosse Kenner der Musikstile und der Musikgeschichte. Sie haben mit Computern gearbeitet, aber auch ihre eigenen Instrumente gespielt.
Hatte Adam Yauch eine bestimmte Rolle innerhalb der Band?
Ich habe eben versucht, mich zu erinnern, ob er mir beim Interview damals speziell auffiel. Ich weiss aber nur noch, dass ich einem Sperrfeuer von Sprüchen ausgesetzt war. Als noch junger Journalist hatte ich selbstverständlich mein Drehbuch für das Interview. Dieses musste ich aber schnell einmal über Bord werfen. Die Beastie Boys hatten die Qualitäten eines Comedy-Acts.
Ihr letztes Album «Hot Sauce Committee Part Two» erschien vergangenes Jahr. Wie wird es mit den Beastie Boys wohl weitergehen?
Man weiss ja seit dem Tod von Tupac Shakur, dass auch nach dem Ableben eines Rap-Stars noch viel Material veröffentlicht wird. Ich denke, die Beastie Boys werden noch einige unvollendete Stücke haben. Für «Hot Sauce Committee Part Two» hatten sie bekanntlich viel zu viele Songs eingespielt. Ich denke, dass die beiden übrigen Bandmitglieder Mike D und Ad Rock auf würdevolle Art und Weise mit diesem Material umgehen werden. Vermutlich werden sie dies auf Beastie-Boys-typische Art machen. Als Adam Yauch 2009 seine Krebserkrankung bekanntgab, war dies ja schon eine halbe Comedy-Show, die über Youtube ausgestrahlt wurde. Yauch witzelte, dass die anderen beiden Boys endlich Zeit hätten, ein Country-Album aufzunehmen. Ich hoffe, dass Adam Yauch weiterlachen kann, auf welcher Wolke er auch immer sitzt.
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Beastie Boy Adam Yauch tot
Beastie Boy Adam Yauch tot
Veröffentlicht am 05.05.2012 von euronewsde
http://de.euronews.com/ Als Mitbegründer des Hip-Hop schrieben die Beastie Boys um Adam Yauch Musikgeschichte. Jetzt ist Yauch im Alter von nur 47 Jahren an Krebs gestorben. Bereits im Jahr 2009 war bei ihm ein Ohrspeicheldrüsentumor diagnostiziert worden.
Der Bassist hatte vor mehr als 30 Jahren eine Punkrock-Band gegründet, aus der schließlich die Beastie Boys hervorgingen. Zu den größten Erfolgen der New Yorker gehört der Titel "You Gotta Fight for Your Right To Party!"
Veröffentlicht am 05.05.2012 von euronewsde
http://de.euronews.com/ Als Mitbegründer des Hip-Hop schrieben die Beastie Boys um Adam Yauch Musikgeschichte. Jetzt ist Yauch im Alter von nur 47 Jahren an Krebs gestorben. Bereits im Jahr 2009 war bei ihm ein Ohrspeicheldrüsentumor diagnostiziert worden.
Der Bassist hatte vor mehr als 30 Jahren eine Punkrock-Band gegründet, aus der schließlich die Beastie Boys hervorgingen. Zu den größten Erfolgen der New Yorker gehört der Titel "You Gotta Fight for Your Right To Party!"
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