Börsenabsturz: Facebooks Fiasko
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Börsenabsturz: Facebooks Fiasko
Der "Facebook-Fluch" setzt sich fort: Nach der elektronischen Panne zum Börsenstart stürzte die neue Aktie des sozialen Netzwerks am zweiten Tag dramatisch ab. Kritiker bemängeln, der Handelsplatz Wall Street sei außer Kontrolle geraten.
Die Wall Street hat ein neues Ratespiel: Wie tief kann die Facebook-Aktie trudeln? Viele tippen auf 30 Dollar, andere auf 20 Dollar. Pessimisten wetten sogar hämisch auf "sechs bis sieben Dollar", ein Siebtel des kurzzeitigen Höchstpreises - ein Wert, den sie anhand der Bewertung anderer Silicon-Valley-Riesen wie Apple und Google herleiten.
So schnell geht das. Am Donnerstag noch war Facebook der größte, tollste, coolste Börsengang der Tech-Geschichte. Dann kam das Fiasko vom Freitag, als verdiente Verluste sowie Software-Pannen bei der Nasdaq das Debüt dieser "überhypten" Aktie, wie ein Trader Facebook ärgerlich abtat, vermasselten und für Horror in den Brokerhäusern sorgten.
Der "Facebook-Fluch" setzte sich am Montag fort. Da rasselte der Kurs nur noch tiefer in den Keller. Anfangs brach er sogar um 13 Prozent ein und stürzte bis auf 33 Dollar, fünf Dollar unter dem Ausgabepreis. Nur mühsam stabilisierte er sich dann, um knapp über 34 Dollar zu schließen - ein Minus von 30 Prozent, gemessen am kurzen Höchstwert vom Freitag.
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg allein setzte mit seinem Aktienpaket somit in zwei Tagen rund zwei Milliarden Dollar in den Sand. "Die Facebook-Aktie", spottete das Klatschblog "Gawker", "torkelt heftiger umher als ein Betrunkener im Facebook-Fotoalbum eines Collegestudenten."
Noch rätselt die Wall Street, was den Milliarden-Flop verursacht hat. Viele Finger weisen auf die Nasdaq, deren Software vom Ansturm am Freitag überfordert war, zeitweise einfror und bei den Tradern Panik auslöste. Andere monieren, dass Facebook sowieso überbewertet gewesen sei, ein imaginäres Wunderkind, das sich als ein verwöhntes Blag entpuppt habe - ein Argument, das sich durch die Talfahrt am Montag zu erhärten schien.
"Schlechteste Darbietung einer Börse bei einem Listing"
Das "Facebook-Desaster" (CNBC) offenbart eine alte, unveränderte Schwachstelle der Wall Street - die explosive Kombination von Elektronik und Psychologie. Auch bestätigt es die von den jüngsten Milliardenverlusten bei JP Morgan Chase (JPM) neu aufgeschreckten Kritiker, die die ganze Wall Street für ein Pulverfass halten.
Das Facebook-Desaster schlägt genau in diese Kerbe: Sieht es doch jetzt so aus, als wenn es entweder ein totales Versagen der Beteiligten oder eine missglückte Abzocke war - oder beides. "Das Vertrauen in den Markt", gestand der frühere Nasdaq-Vize David Weild im TV-Sender Fox Business ein, "wird so nicht gestärkt."
Nasdaq-Chef Robert Greifeld hatte sich zwar für die Computerpannen entschuldigt, doch die Empörung ist unvermindert hoch. "Dies ist wohl die schlechteste Darbietung einer Börse aller Zeiten bei einem Listing", sagte Thomas Joyce, Chef der Finanzfirma Knight Capital, auf CNBC.
Einige hatten Glück im Unglück. Jared White, ein Trader beim Brokerhaus Great Point Capital, hatte am Freitag 30.000 Facebook-Aktien zu 43 Dollar bestellt. Doch die Nasdaq verbuchte die Order nie. "Ich dachte, ich hätte 120.000 Dollar oder mehr verloren", sagte er dem "Wall Street Journal". Anders als sein Kollege, der 158.000 Dollar verspielte, kam er so davon: "Ich wurde vom Blitz getroffen und überlebte."
Neben der Börsenaufsicht SEC ermittelt jetzt auch die Finra, die Selbstregulierungsbehörde der US-Börsen. Die Nasdaq kündigte außerdem an, ihr Prozedere für neue Listings umzustellen. Hinterher ist man immer schlauer.
Auch werden wieder ähnliche Zweifel laut, wie es sie nach dem "Flash-Crash" vom 6. Mai 2010 gab, als der Dow Jones um 1000 Punkte abstürzte. Auch da hatten sich die komplexen Computer mit einem außergewöhnlichen Trading-Event unerwartet überfordert gezeigt.
"Ich will die Parkett-Broker zurück. Menschen können so was einfach besser"
Die Computerisierung der Börsen ist ein altes Reizthema, das durch solche Vorfälle gerne neu belebt wird. Die Nasdaq läuft vollelektronisch, und auch die Konkurrenzbörse NYSE - die sich ebenfalls um das Facebook-Listing bemüht hatte - beschäftigt immer weniger Händler. "Ich will, dass die Parkett-Broker zurückkommen", sagte Trader White. "Menschen können so was einfach besser."
Andere geben im Fall Facebook den Banken die Schuld, die den Börsengang managten und den im Nachhinein zu hohen Ausgabepreis von 38 Dollar festgesetzt hatten. Insgesamt waren 33 Institute beteiligt, allen voran Morgan Stanley. "Die Konsortialführer haben das völlig vergeigt", sagte der Analyst Michael Pachter (Wedbush Securities) dem "Wall Street Journal". "Diese Sache hätte nur halb so groß sein dürfen."
Morgan Stanley hatte am Freitag noch massiv mit Aktienkäufen auf eigene Kasse eingegriffen, um den Facebook-Kurs zu stützen. Am Montag ließ es dem Schicksal aber offenbar freien Lauf. In den ersten Minuten raste der Kurs abwärts wie eine Achterbahn, nur um sich nach einem nervösen Nachmittag mühsam bei 34 Dollar zu fangen.
Dabei kam wohl auch immer mehr die Achillesferse von Facebook zur Geltung - seine unklare Geschäftslage. Vor diesem Hintergrund schien vielen der Ausgabepreis von 38 Dollar unverhältnismäßig hoch. "Wir halten die derzeitige Bewertung von Facebook für unattraktiv", schrieb Analyst Richard Greenfield (BTIG) in einer Research-Note am Montag.
"Die Wall Street sieht täglich instabiler aus"
Was manche Börsianer überdies verstört: Kein einziges Mitglied der Facebook-Führungsriege äußerte sich, um den Markt zu beruhigen - ein fast schon despektierliches Zeichen. Keine Interviews, keine Statements, und auch Zuckerberg verschwand sofort wieder, nachdem er am Freitag die elektronische Nasdaq-Glocke geläutet hatte. Das einzige, was die Welt danach zu sehen bekam, waren die Fotos von seiner Überraschungshochzeit.
Das Facebook-Drama reibt Salz in offene Wunden. Gerade erst hatte die Branche den ersten Schock des JP-Morgan-Chase-Skandals verwunden, dessen Verluste inzwischen auf bis zu sechs Milliarden Dollar vermutet werden.
Es wirkte wie pure Ironie, dass JPM-Chef Jamie Dimon am Montag zur exakt gleichen Minute, da Facebook seinen Nasdaq-Sturzflug begann, in einem New Yorker Ballsaal auftrat, erstmals seit der Affäre um die missratenen Derivaten-Spekulationen. Bei einer Investorenkonferenz gab er bekannt, dass JPM sein Aktienrückkaufprogramm einfriere, um notgedrungen Geld zu sparen.
"JP Morgan verliert mehr als sechs Milliarden", twitterte Ex-Arbeitsminister Robert Reich dazu. "Die Wall Street sieht täglich instabiler aus."
Quelle
Die Wall Street hat ein neues Ratespiel: Wie tief kann die Facebook-Aktie trudeln? Viele tippen auf 30 Dollar, andere auf 20 Dollar. Pessimisten wetten sogar hämisch auf "sechs bis sieben Dollar", ein Siebtel des kurzzeitigen Höchstpreises - ein Wert, den sie anhand der Bewertung anderer Silicon-Valley-Riesen wie Apple und Google herleiten.
So schnell geht das. Am Donnerstag noch war Facebook der größte, tollste, coolste Börsengang der Tech-Geschichte. Dann kam das Fiasko vom Freitag, als verdiente Verluste sowie Software-Pannen bei der Nasdaq das Debüt dieser "überhypten" Aktie, wie ein Trader Facebook ärgerlich abtat, vermasselten und für Horror in den Brokerhäusern sorgten.
Der "Facebook-Fluch" setzte sich am Montag fort. Da rasselte der Kurs nur noch tiefer in den Keller. Anfangs brach er sogar um 13 Prozent ein und stürzte bis auf 33 Dollar, fünf Dollar unter dem Ausgabepreis. Nur mühsam stabilisierte er sich dann, um knapp über 34 Dollar zu schließen - ein Minus von 30 Prozent, gemessen am kurzen Höchstwert vom Freitag.
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg allein setzte mit seinem Aktienpaket somit in zwei Tagen rund zwei Milliarden Dollar in den Sand. "Die Facebook-Aktie", spottete das Klatschblog "Gawker", "torkelt heftiger umher als ein Betrunkener im Facebook-Fotoalbum eines Collegestudenten."
Noch rätselt die Wall Street, was den Milliarden-Flop verursacht hat. Viele Finger weisen auf die Nasdaq, deren Software vom Ansturm am Freitag überfordert war, zeitweise einfror und bei den Tradern Panik auslöste. Andere monieren, dass Facebook sowieso überbewertet gewesen sei, ein imaginäres Wunderkind, das sich als ein verwöhntes Blag entpuppt habe - ein Argument, das sich durch die Talfahrt am Montag zu erhärten schien.
"Schlechteste Darbietung einer Börse bei einem Listing"
Das "Facebook-Desaster" (CNBC) offenbart eine alte, unveränderte Schwachstelle der Wall Street - die explosive Kombination von Elektronik und Psychologie. Auch bestätigt es die von den jüngsten Milliardenverlusten bei JP Morgan Chase (JPM) neu aufgeschreckten Kritiker, die die ganze Wall Street für ein Pulverfass halten.
Das Facebook-Desaster schlägt genau in diese Kerbe: Sieht es doch jetzt so aus, als wenn es entweder ein totales Versagen der Beteiligten oder eine missglückte Abzocke war - oder beides. "Das Vertrauen in den Markt", gestand der frühere Nasdaq-Vize David Weild im TV-Sender Fox Business ein, "wird so nicht gestärkt."
Nasdaq-Chef Robert Greifeld hatte sich zwar für die Computerpannen entschuldigt, doch die Empörung ist unvermindert hoch. "Dies ist wohl die schlechteste Darbietung einer Börse aller Zeiten bei einem Listing", sagte Thomas Joyce, Chef der Finanzfirma Knight Capital, auf CNBC.
Einige hatten Glück im Unglück. Jared White, ein Trader beim Brokerhaus Great Point Capital, hatte am Freitag 30.000 Facebook-Aktien zu 43 Dollar bestellt. Doch die Nasdaq verbuchte die Order nie. "Ich dachte, ich hätte 120.000 Dollar oder mehr verloren", sagte er dem "Wall Street Journal". Anders als sein Kollege, der 158.000 Dollar verspielte, kam er so davon: "Ich wurde vom Blitz getroffen und überlebte."
Neben der Börsenaufsicht SEC ermittelt jetzt auch die Finra, die Selbstregulierungsbehörde der US-Börsen. Die Nasdaq kündigte außerdem an, ihr Prozedere für neue Listings umzustellen. Hinterher ist man immer schlauer.
Auch werden wieder ähnliche Zweifel laut, wie es sie nach dem "Flash-Crash" vom 6. Mai 2010 gab, als der Dow Jones um 1000 Punkte abstürzte. Auch da hatten sich die komplexen Computer mit einem außergewöhnlichen Trading-Event unerwartet überfordert gezeigt.
"Ich will die Parkett-Broker zurück. Menschen können so was einfach besser"
Die Computerisierung der Börsen ist ein altes Reizthema, das durch solche Vorfälle gerne neu belebt wird. Die Nasdaq läuft vollelektronisch, und auch die Konkurrenzbörse NYSE - die sich ebenfalls um das Facebook-Listing bemüht hatte - beschäftigt immer weniger Händler. "Ich will, dass die Parkett-Broker zurückkommen", sagte Trader White. "Menschen können so was einfach besser."
Andere geben im Fall Facebook den Banken die Schuld, die den Börsengang managten und den im Nachhinein zu hohen Ausgabepreis von 38 Dollar festgesetzt hatten. Insgesamt waren 33 Institute beteiligt, allen voran Morgan Stanley. "Die Konsortialführer haben das völlig vergeigt", sagte der Analyst Michael Pachter (Wedbush Securities) dem "Wall Street Journal". "Diese Sache hätte nur halb so groß sein dürfen."
Morgan Stanley hatte am Freitag noch massiv mit Aktienkäufen auf eigene Kasse eingegriffen, um den Facebook-Kurs zu stützen. Am Montag ließ es dem Schicksal aber offenbar freien Lauf. In den ersten Minuten raste der Kurs abwärts wie eine Achterbahn, nur um sich nach einem nervösen Nachmittag mühsam bei 34 Dollar zu fangen.
Dabei kam wohl auch immer mehr die Achillesferse von Facebook zur Geltung - seine unklare Geschäftslage. Vor diesem Hintergrund schien vielen der Ausgabepreis von 38 Dollar unverhältnismäßig hoch. "Wir halten die derzeitige Bewertung von Facebook für unattraktiv", schrieb Analyst Richard Greenfield (BTIG) in einer Research-Note am Montag.
"Die Wall Street sieht täglich instabiler aus"
Was manche Börsianer überdies verstört: Kein einziges Mitglied der Facebook-Führungsriege äußerte sich, um den Markt zu beruhigen - ein fast schon despektierliches Zeichen. Keine Interviews, keine Statements, und auch Zuckerberg verschwand sofort wieder, nachdem er am Freitag die elektronische Nasdaq-Glocke geläutet hatte. Das einzige, was die Welt danach zu sehen bekam, waren die Fotos von seiner Überraschungshochzeit.
Das Facebook-Drama reibt Salz in offene Wunden. Gerade erst hatte die Branche den ersten Schock des JP-Morgan-Chase-Skandals verwunden, dessen Verluste inzwischen auf bis zu sechs Milliarden Dollar vermutet werden.
Es wirkte wie pure Ironie, dass JPM-Chef Jamie Dimon am Montag zur exakt gleichen Minute, da Facebook seinen Nasdaq-Sturzflug begann, in einem New Yorker Ballsaal auftrat, erstmals seit der Affäre um die missratenen Derivaten-Spekulationen. Bei einer Investorenkonferenz gab er bekannt, dass JPM sein Aktienrückkaufprogramm einfriere, um notgedrungen Geld zu sparen.
"JP Morgan verliert mehr als sechs Milliarden", twitterte Ex-Arbeitsminister Robert Reich dazu. "Die Wall Street sieht täglich instabiler aus."
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