Wolfgang Menge ist tot
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Wolfgang Menge ist tot
TV-Legende Wolfgang Menge
Der Mann, der die Wirklichkeit ins Fernsehen holte
Mit Sendungen wie "Ein Herz und eine Seele" schrieb er Fernsehgeschichte, mit TV-Filmen wie "Smog" und "Das Millionenspiel" bewies er visionäres Gespür: Jetzt ist der Drehbuchautor und Moderator Wolfgang Menge im Alter von 88 Jahren gestorben.
Hamburg/Berlin - Er begeisterte das Fernsehpublikum durch TV-Serien wie "Ein Herz und eine Seele" mit der Hauptfigur Ekel Alfred oder durch das visionäre Spektakel "Das Millionenspiel". Am Mittwoch ist der bekannte TV-Autor Wolfgang Menge im Alter von 88 Jahren in einem Berliner Krankenhaus gestorben. Das sagte ein Sprecher seiner Familie am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa.
Wolfgang Menge wurde am 10. April 1924 in Berlin geboren. Während des Krieges legte er das Abitur ab und wurde anschließend, trotz seiner jüdischen Mutter, zum Kriegsdienst einberufen. Nach dem Krieg wandte er sich zunächst dem Journalismus zu. Bereits als Journalist legte Menge erste Arbeiten für Rundfunk und Fernsehen vor, in denen er seine besondere Begabung bewies, aktuelle politische Probleme auf unterhaltsame Weise bewusst zu machen.
In Zusammenarbeit mit dem Regisseur Jürgen Roland brachte Wolfgang Menge als Autor die nach dem Vorbild der US-amerikanischen Serie "Dragnet" entwickelte Reihe "Stahlnetz" ins bundesdeutsche Fernsehen: Authentische Kriminalfälle wurden in eine fernsehgerechte Form gebracht.
Erfolg hatte Menge später unter anderem mit "Das Millionenspiel", seiner beklemmend realistischen Fernsehparodie auf die menschenverachtende Sensationsgier, 1970 entstanden nach Robert Sheckleys Kurzgeschichte "The Prize Of Peril". Sieben Tage lässt sich darin der Kandidat Bernhard Lotz (Jörg Pleva) von einem Killer-Kommando (den Anführer spielte ausgerechnet Dieter Hallervorden) durch die Bundesrepublik hetzen, die Fernsehkameras und den Moderator (kein anderer als Dieter Thomas Heck) immer auf den Fersen. Ihm winkt ein Gewinn von einer Million D-Mark.
Im Dokumentarspiel "Smog", 1973 entstanden unter der Regie von Wolfgang Petersen, thematisierte Menge die Folgen einer Umweltkatastrophe, schon bevor die Ökobewegung in der Bundesrepublik überhaupt politisches Gewicht erlangt hatte. Zugleich etablierte Menge mit solch gesellschaftspolitisch aufgeladenen, Aufmerksamkeit bündelnden Fernsehstücken ein Genre, das später unter dem Begriff Eventmovie für Furore sorgte.
Mitbegründer von "3 nach 9"
Menge schrieb mehrere Beiträge für die Krimi-Serie "Tatort", für die er auch die Figur des Zollfahnders Kressin entwickelte - der gilt bis heute als der Siebziger-Jahre-Hipster unter den "Tatort"-Ermittlern. Menge war Mitbegründer der erfolgreichen Bremer Talkshow "3 nach 9" und gehörte von 1974 bis 1982 (und dann noch einmal 1988) zu deren Moderatorenteam.
Sein wohl größter Erfolg aber war "Ein Herz und eine Seele", die nach dem Vorbild von Johnny Speights BBC-Serie "Till Death Us Do Part" entstandene Polit-Satire um den Spießbürger Alfred Tetzlaff (gespielt von Heinz Schubert), die zunächst nur in den dritten Programmen lief, Ende 1973 dann aber auch ins erste Programm übernommen wurde.
Ähnliches Aufsehen wie "Ein Herz und eine Seele" erregte zwei Jahrzehnte später Menges Satire-Serie "Motzki" über einen Berliner Frührentner, der wöchentlich im ARD-Abendprogramm seine Ossi-Vorurteile gegenüber seiner aus der Ex-DDR stammenden Schwägerin verbreiten durfte.
Ende der Neunziger wagte sich Menge gar an eine Neuauflage des Ekels Alfred: Der Schauspieler Jaecki Schwarz trat als Arnold Tetzlaff die Nachfolge des legendären TV-Nörglers Alfred Tetzlaff an und war ab Frühjahr 1998 in der reaktivierten Familienserie, nun unter dem Titel "Das Wort zum Sonntag", Freitagabend in der ARD zu erleben, wo er in altbekannter Spießermanier, mit seiner Frau Edith (gespielt von Rotraud Schindler) an der Seite, über aktuelle politische Probleme und den modernen Zeitgeist herziehen durfte.
Für Lebenswerk geehrt
Im Oktober 2002 wurde Wolfgang Menge mit dem Deutschen Fernsehpreis für sein Lebenswerk geehrt. Die Jury würdigte damit seine realitätsnahen wie visionären Geschichten, mit denen er das deutsche Fernsehen wie kein anderer geprägt habe.
Menges entscheidender Beitrag zur bundesdeutschen Fernsehgeschichte war mit Sicherheit "Ein Herz und eine Seele". Keine andere deutsche Fernsehreihe brachte die sozialen Konflikte der Ära Willy Brandts derart gut auf den Punkt und ist bis heute derart frisch geblieben. Anlässlich eines Auftritts von Thilo Sarrazin bei "Beckmann" fragte die "FAZ" noch 2010, ob der Autor von "Deutschland schafft sich ab" mit seinem "xenophoben Altmänner-Gemecker nicht einfach eine Figur von Wolfgang Menge ist". Immer wieder werden einzelne Episoden von "Ein Herz und eine Seele" in den dritten ARD-Programmen wiederholt, immer wieder bietet die Serie Stoff für Bühnenadaptionen.
Zuletzt erlebte Wolfgang Menge 2012 gar eine Hamburger Theateradaption von Jürgen Rolands Fernsehklassiker "Polizeirevier Davidwache", für den er das Drehbuch verfasst hatte - den Machern des Stücks gab er freie Hand: "Macht mit dem Ding, was ihr wollt."
Eine Antwort so knurrig, dass sie fast von Ekel Alfred hätte sein können - der allerdings war nie derart generös.
sha/dpa
Quelle
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1756552/Wolfgang-Menge-ist-tot#/beitrag/video/1756552/Wolfgang-Menge-ist-tot
Der Mann, der die Wirklichkeit ins Fernsehen holte
Mit Sendungen wie "Ein Herz und eine Seele" schrieb er Fernsehgeschichte, mit TV-Filmen wie "Smog" und "Das Millionenspiel" bewies er visionäres Gespür: Jetzt ist der Drehbuchautor und Moderator Wolfgang Menge im Alter von 88 Jahren gestorben.
Hamburg/Berlin - Er begeisterte das Fernsehpublikum durch TV-Serien wie "Ein Herz und eine Seele" mit der Hauptfigur Ekel Alfred oder durch das visionäre Spektakel "Das Millionenspiel". Am Mittwoch ist der bekannte TV-Autor Wolfgang Menge im Alter von 88 Jahren in einem Berliner Krankenhaus gestorben. Das sagte ein Sprecher seiner Familie am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa.
Wolfgang Menge wurde am 10. April 1924 in Berlin geboren. Während des Krieges legte er das Abitur ab und wurde anschließend, trotz seiner jüdischen Mutter, zum Kriegsdienst einberufen. Nach dem Krieg wandte er sich zunächst dem Journalismus zu. Bereits als Journalist legte Menge erste Arbeiten für Rundfunk und Fernsehen vor, in denen er seine besondere Begabung bewies, aktuelle politische Probleme auf unterhaltsame Weise bewusst zu machen.
In Zusammenarbeit mit dem Regisseur Jürgen Roland brachte Wolfgang Menge als Autor die nach dem Vorbild der US-amerikanischen Serie "Dragnet" entwickelte Reihe "Stahlnetz" ins bundesdeutsche Fernsehen: Authentische Kriminalfälle wurden in eine fernsehgerechte Form gebracht.
Erfolg hatte Menge später unter anderem mit "Das Millionenspiel", seiner beklemmend realistischen Fernsehparodie auf die menschenverachtende Sensationsgier, 1970 entstanden nach Robert Sheckleys Kurzgeschichte "The Prize Of Peril". Sieben Tage lässt sich darin der Kandidat Bernhard Lotz (Jörg Pleva) von einem Killer-Kommando (den Anführer spielte ausgerechnet Dieter Hallervorden) durch die Bundesrepublik hetzen, die Fernsehkameras und den Moderator (kein anderer als Dieter Thomas Heck) immer auf den Fersen. Ihm winkt ein Gewinn von einer Million D-Mark.
Im Dokumentarspiel "Smog", 1973 entstanden unter der Regie von Wolfgang Petersen, thematisierte Menge die Folgen einer Umweltkatastrophe, schon bevor die Ökobewegung in der Bundesrepublik überhaupt politisches Gewicht erlangt hatte. Zugleich etablierte Menge mit solch gesellschaftspolitisch aufgeladenen, Aufmerksamkeit bündelnden Fernsehstücken ein Genre, das später unter dem Begriff Eventmovie für Furore sorgte.
Mitbegründer von "3 nach 9"
Menge schrieb mehrere Beiträge für die Krimi-Serie "Tatort", für die er auch die Figur des Zollfahnders Kressin entwickelte - der gilt bis heute als der Siebziger-Jahre-Hipster unter den "Tatort"-Ermittlern. Menge war Mitbegründer der erfolgreichen Bremer Talkshow "3 nach 9" und gehörte von 1974 bis 1982 (und dann noch einmal 1988) zu deren Moderatorenteam.
Sein wohl größter Erfolg aber war "Ein Herz und eine Seele", die nach dem Vorbild von Johnny Speights BBC-Serie "Till Death Us Do Part" entstandene Polit-Satire um den Spießbürger Alfred Tetzlaff (gespielt von Heinz Schubert), die zunächst nur in den dritten Programmen lief, Ende 1973 dann aber auch ins erste Programm übernommen wurde.
Ähnliches Aufsehen wie "Ein Herz und eine Seele" erregte zwei Jahrzehnte später Menges Satire-Serie "Motzki" über einen Berliner Frührentner, der wöchentlich im ARD-Abendprogramm seine Ossi-Vorurteile gegenüber seiner aus der Ex-DDR stammenden Schwägerin verbreiten durfte.
Ende der Neunziger wagte sich Menge gar an eine Neuauflage des Ekels Alfred: Der Schauspieler Jaecki Schwarz trat als Arnold Tetzlaff die Nachfolge des legendären TV-Nörglers Alfred Tetzlaff an und war ab Frühjahr 1998 in der reaktivierten Familienserie, nun unter dem Titel "Das Wort zum Sonntag", Freitagabend in der ARD zu erleben, wo er in altbekannter Spießermanier, mit seiner Frau Edith (gespielt von Rotraud Schindler) an der Seite, über aktuelle politische Probleme und den modernen Zeitgeist herziehen durfte.
Für Lebenswerk geehrt
Im Oktober 2002 wurde Wolfgang Menge mit dem Deutschen Fernsehpreis für sein Lebenswerk geehrt. Die Jury würdigte damit seine realitätsnahen wie visionären Geschichten, mit denen er das deutsche Fernsehen wie kein anderer geprägt habe.
Menges entscheidender Beitrag zur bundesdeutschen Fernsehgeschichte war mit Sicherheit "Ein Herz und eine Seele". Keine andere deutsche Fernsehreihe brachte die sozialen Konflikte der Ära Willy Brandts derart gut auf den Punkt und ist bis heute derart frisch geblieben. Anlässlich eines Auftritts von Thilo Sarrazin bei "Beckmann" fragte die "FAZ" noch 2010, ob der Autor von "Deutschland schafft sich ab" mit seinem "xenophoben Altmänner-Gemecker nicht einfach eine Figur von Wolfgang Menge ist". Immer wieder werden einzelne Episoden von "Ein Herz und eine Seele" in den dritten ARD-Programmen wiederholt, immer wieder bietet die Serie Stoff für Bühnenadaptionen.
Zuletzt erlebte Wolfgang Menge 2012 gar eine Hamburger Theateradaption von Jürgen Rolands Fernsehklassiker "Polizeirevier Davidwache", für den er das Drehbuch verfasst hatte - den Machern des Stücks gab er freie Hand: "Macht mit dem Ding, was ihr wollt."
Eine Antwort so knurrig, dass sie fast von Ekel Alfred hätte sein können - der allerdings war nie derart generös.
sha/dpa
Quelle
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1756552/Wolfgang-Menge-ist-tot#/beitrag/video/1756552/Wolfgang-Menge-ist-tot
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