Das Gewandhaus
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Das Gewandhaus
Unter Gewandhaus oder Tuchhalle versteht man seit dem Mittelalter
ein hallenartiges Messe- oder Lagerhaus der Tuchmacherzunft. Die
Bezeichnung „Gewandhaus“ leitet sich von der Handelsware der
Wandschneider ab, die „gewendetes" also gefaltet aufbewahrtes Tuch
einkauften und es in Abschnitten verkauften.
Parallel kursiert auch die Bezeichnung Manghaus – die Mange oder Mangel ist die Glättmaschine der Färber.
Das Gewandhaus am Altstadtmarkt in Braunschweig diente ursprünglich als Lager-, Verkaufs- und Gildehaus der Gilde der Gewandschneider. Die Bezeichnung „Gewandhaus“
leitet sich von der Handelsware der Wandschneider ab, die „gewendetes"
also gefaltet aufbewahrtes Tuch einkauften und es in Abschnitten
verkauften.
In der gotischen
Halle und den daran angrenzenden Gewölben des Gebäudes sind heute zwei
Restaurants ansässig, das Obergeschoss wird seit 1910 von der IHK Braunschweig genutzt.
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, der ersten Blütezeit der
Altstadt Braunschweigs als Handelsmetropole des Mittelalters, reichten
die Räumlichkeiten in den Häusern der Handwerker und Kaufleute sowie auf
den Höfen der Innungen nicht mehr aus, um die in der Stadt
hergestellten Güter zu lagern. Insbesondere traf dies auf die
braunschweigischen Tuchwaren zu. Aus diesem Grunde entschloss sich die
Bürgerschaft dafür ein neues, großzügiges Gebäude zu errichten, das
gleichzeitig auch als Sitz der städtischen Kaufleute und der wichtigsten
Zünfte dienen sollte. Damit wurde es zugleich Gildehaus und Börse.
Das Gewandhaus war mit Sicherheit bereits vor dem Jahr 1268 vorhanden
– erst ab diesem Jahr begann der Rat der Stadt seine „Verhandlungen“ in
Ratsbüchern schriftlich festzuhalten. Erstmalig urkundlich erwähnt wird
es dort 1307. Im Jahre 1329 erhielt es einen Weinkeller und wurde 1352
mit einem Schankprivileg versehen, was den Gewölbekeller zum ältesten
Gastronomiekeller Niedersachsens macht. Im Mittelalter genoss man dort Bier, Wein und Braunschweiger Mumme.
Im Laufe der Jahre trug das Gebäude verschiedene Bezeichnungen, so u.a.: Kophus (Kaufhaus), Klederhof (Kleiderhof), Gildehaus, Tuchhaus, Klederhus, Wandhus und domus pannicidorum; letztendlich blieb jedoch „Gewandhaus“ der Name, der die Zeiten bis heute überstand.
Im Jahre 1368, als der Rat der Stadt noch über kein eigenes Zeughaus verfügte, wurden hier auch die Kanonen der Stadt Braunschweig untergebracht.
Die Gewandschneider verkauften im Gewandhaus ihr Tuch abschnitt- oder
ballenweise in den sogenannten "Wandbuden". Um Käufer wie auch Verkäufer
vor Betrügern zu schützen, wurde bereits im 16. Jahrhundert ein
„genormtes“ Längenmaß in Braunschweig eingeführt: die „Braunschweiger Elle“. Sie misst 57,07 cm und befindet sich seit alters her gegenüber dem Gewandhaus fest verankert am zweiten Pfeiler des Altstadtrathauses.
Die Gewandschneider verkauften im Gewandhaus ihr Tuch abschnitt- oder
ballenweise in den sogenannten "Wandbuden". Um Käufer wie auch
Verkäufer vor Betrügern zu schützen, wurde bereits im 16. Jahrhundert
ein „genormtes“ Längenmaß in Braunschweig eingeführt: die „Braunschweiger Elle“. Sie misst 57,07 cm und befindet sich seit alters her gegenüber dem Gewandhaus fest verankert am zweiten Pfeiler des Altstadtrathauses.
Neben Handels- diente das Gewandhaus auch Repräsentationszwecken. Es
war ein Ort für Versammlungen und Festlichkeiten. Macht und Reichtum der
Gewandschneider, die die älteste und vornehmste Gilde der Stadt
stellten, drücken sich im Bau des Gewandhauses aus.
Die Gewandschneider verkauften im Gewandhaus ihr Tuch abschnitt- oder
ballenweise in den sogenannten "Wandbuden". Um Käufer wie auch
Verkäufer vor Betrügern zu schützen, wurde bereits im 16. Jahrhundert
ein „genormtes“ Längenmaß in Braunschweig eingeführt: die „Braunschweiger Elle“. Sie misst 57,07 cm und befindet sich seit alters her gegenüber dem Gewandhaus fest verankert am zweiten Pfeiler des Altstadtrathauses.
Neben Handels- diente das Gewandhaus auch Repräsentationszwecken. Es
war ein Ort für Versammlungen und Festlichkeiten. Macht und Reichtum der
Gewandschneider, die die älteste und vornehmste Gilde der Stadt
stellten, drücken sich im Bau des Gewandhauses aus.
Der erste Umbau des im Laufe der Zeit baufällig gewordenen Gebäudes
erfolgte von 1588 bis 1592 nach Entwürfen und unter der Aufsicht des
Generalbaumeisters Hans Lampe. Auf ihn geht die Umgestaltung des Ostgiebels als Schaufassade zurück.
Der von dem Hildesheimer Baumeister Wolter im Jahr 1590 gestaltete Westgiebel zeichnet sich durch gotisierende Elemente aus und ist eher schlicht gestaltet, während der in den Jahren 1590-1591 von den Bildhauern Balthasar Kircher und Jürgen Röttger geschaffene Ostgiebel schon im Stil der Renaissance gehalten ist. Dieser Ostgiebel zählt zu den bedeutendsten Werken der Renaissancebaukunst in Niedersachsen.
Im Laufe der Zeit durchlief das Gewandhaus nun verschiedene
Zweckbestimmungen: So war es nach dem Umbau z.T. Kornspeicher und
schließlich Lager für allerlei Dinge. Im 19. Jahrhundert wurde das
Gewandhaus als Magazin und Weinhandlung, während der Braunschweiger Messen als Verkaufslokal genutzt. Mit dem Caspari-Vertrag aus dem Jahr 1858 ging es in Staatsbesitz über und wurde im Jahr 1907 an die Stadt Braunschweig verkauft.
Im Jahr 1905 traten die Eigentümer jener Gebäude, die direkt an die
Südseite des Gewandhauses angrenzten mit dem Vorhaben an die Stadt
heran, diese größtenteils kleinen, baufälligen und noch aus dem
Mittelalter stammenden Fachwerkhäuser
abreißen zu lassen, um dort Neubauten errichten zu können. Dies hätte
baulich u. U. erhebliche Nachteile für das Gewandhaus mit sich bringen
können und deshalb wurde nach längeren Verhandlungen zwischen der Stadt,
der herzoglichen Regierung und der IHK, erzielte man 1906 folgende
Lösung: Die IHK Braunschweig erwarb die alten Häuser auf der Südseite,
um dort ein Dienstgebäude für sich errichten zu können. Die Stadt
Braunschweig wiederum erwarb das Gewandhaus, das Eigentum des
sogenannten „Kammergutes“ der herzoglichen Regierung war, mit der
Verpflichtung, die künstlerisch und kunstgeschichtlich wertvollen
Gebäudeteile dauerhaft zu erhalten. Des Weiteren räumt die Stadt der IHK
gegen Übernahme der Unterhaltung des baulichen Zustandes sowie der zu
zahlenden Steuern auf unbestimmte Zeit ein Nießbrauchsrecht an dem Gebäude ein.
Kurz darauf wurden die Buden und Fachwerkhäuser in der Straße Garküche
abgerissen. Anstelle dieser wurde ein Neubau für die Industrie- und
Handelskammer errichtet, der weitgehend an die Architektur des
Gewandhauses angepasst wurde. Die neuen Diensträume der IHK wurden im
Jahre 1910 ihrer Bestimmung übergeben.
Als Folge zahlreicher Luftangriffe im Jahr 1944 brannte das
Gewandhaus vollständig aus, lediglich die Ostfassade blieb stehen. Die
ursprünglich an der aus Bruchsteinen erbauten Nordseite des Gewandhauses
stehende Häuserzeile aus sieben seit dem Jahr 1470 erbauten
Fachwerkhäusern wurde ebenfalls im Jahr 1944 vollständig zerstört. Der
obere Teil des Ostgiebels stürzte schließlich in einer Sturmnacht des
Jahres 1946 in sich zusammen. Danach begannen zunächst die
Sicherungsmaßnahmen an den traurigen Resten des Gebäudes.
In den Jahren 1948 bis 1950 wurde das Gewandhaus durch die Architekten und Bildhauer Friedrich Wilhelm Kraemer, Jakob Hofmann, Kurt Edzard und Karl Paul Egon Schiffers
rekonstruiert und teilweise mit modernen Formen ergänzt. So trägt einer
der Maskenköpfe am Ostgiebel des Gewandhauses die Gesichtszüge von Pablo Picasso und ein anderer ist ein Selbstporträt
eines der beteiligten Bildhauer. Unter allen steinernen Köpfen waren
ursprünglich steinerne Reliefs, die Gehänge aus Früchten darstellten,
angebracht. Bei der Rekonstruktion wurde das Früchterelief unter dem im
Giebeldreieck angebrachten Kopf rechts neben dem unteren
Korbbogenfenster durch ein steinernes Relief eines Ordensbündels
ersetzt. In einer Broschüre des Jahres 1953 über den Wiederaufbau des
Gewandhauses wird die Intention des betreffende Bildhauers im Jahr 1946
folgendermaßen erklärt: „... was zur Zeit geopfert worden wäre, das
sei der Idealismus der Jugend gewesen und so hängte er als Opfer der
Gutgläubigkeit ein Bündel von Orden und Ehrenzeichen an die
entsprechende Stelle."
Friedrich Wilhelm Kraemer restaurierte die Nordwand des Gewandhauses,
die durch die unregelmäßige Anordnung der Fenster sowohl in der
Waagerechten als auch Senkrechten und deren wechselnden Abständen und
unterschiedlichen Größen der langgestreckten Nordmauer ein auffälliges
und abwechslungsreiches Aussehen verleihen.
Bei dem sich am nordwestlichen Teil der Gewandhausfront anschließenden Fachwerkhaus, das sich schräg gegenüber dem Chor der Martinikirche befindet, handelt es sich um das ehemalige Rüninger Zollhaus aus dem Jahre 1643. Nachdem es in Rüningen
abgebaut worden war, wurde es in den Jahren 1948–1950 am Altstadtmarkt
wieder aufgebaut, um teilweise die Lücke zu schließen, die der
Bombenkrieg 1944 hinterlassen hatte. Das Zollhaus wurde nachträglich in
Höhe und Aussehen den Krambuden angepasst, die sich seit 1470 an der
Nordseite des Gewandhauses befanden.
An dieses Fachwerkhaus schließt sich das im Jahr 1590 erbaute Renaissanceportal der ehemaligen Apotheke am Hagenmarkt
an. Dieses Portal trägt eine Wappenkartusche mit dem Braunschweiger
Löwen in der über der Schulter des Löwen ein kleines mit Messern
besetztes Rad zu sehen ist. Dieses Rad ist eines der Attribute der
heiligen Katharina, die die Schutzpatronin des Weichbildes Hagen und der Braunschweiger Katharinenkirche ist.
Im Jahr 1976 wurde die Fassade des Gewandhauses renoviert.
Die Ostfassade ist aus einem Quadrat mit einem aufgesetzten gleichseitigen Dreieck gebildet. Sie ist als Schauwand
gestaltet und in vier Stockwerke unterteilt, die durch Säulen in drei
Achsen gegliedert werden und sich als niedrige Gesimse präsentieren.
Die niedrigen Geschosse im Inneren des Gebäudes mussten mit den
steilen Linien einer Giebelfassade in Einklang gebracht werden. Dies
erreichten die Bildhauer durch die Betonung der Mittelachse und durch
die geschickte Verbindung vertikaler und horizontaler Elemente.
Das unterste Gesims ist eine offene Halle, die als von drei Korbbögen getragene Arkade
gestaltet ist. Vertikal werden die sich darüber anschließenden drei
Gesimse durch schlanke Säulen gegliedert, die rechts und links paarig
angeordnete, rechteckige Fenster zeigen und in der Mitte die Achse
betonende Fenster mit Korbbögen aufweisen.
Darüber ist ein ebenfalls in vier Geschosse gegliederter Giebel aufgesetzt, der mit ornamentierten Pilastern und Hermen
geschmückt ist. Auch hier sind in der Mitte Fenster mit Korbbögen
eingesetzt, die von je zwei schmalen rechteckigen Fenstern flankiert
werden. Über diesen ist das Stadtwappen mit dem Braunschweiger Löwen an
einem durch Triangulatur bestimmten Fixpunkt in einer Kartusche angebracht. Neben dem Wappen trägt der Giebel noch zwei Inschrifttafeln: Zum einen Anno 1590, zum anderen eine Tafel mit der Inschrift Quod tibi hoc alteri („was für dich, das auch für andere").
Auf den Enden der Gesimse befinden sich die Figuren zweier Krieger
mit Hellebarden in der Hand, darüber - abwechselnd mit kleinen Obelisken - Personifikationen der Tugenden Hoffnung (Spes) und Tapferkeit (Fortitudo). Gekrönt wird der Giebel von einer Figur der Gerechtigkeit (Justitia), die Waage und Schwert in den Händen hält.
Einen ähnlichen Aufbau wie der Giebel des Gewandhauses zeigt das im Jahr 1592 erbaute Haus zum Ritter in Heidelberg
und noch 1892 diente der Giebelaufbau als Vorlage für die
nachempfundenen Renaissance-Elemente eines Bankhauses an der
Braunschweiger Martinikirche. Auch die Fassaden des 1891/92 erbauten Viktoriahauses in Dresden (1945 zerstört) waren aus dem Vorbild des Gewandhaus-Ostgiebels entwickelt worden.
In den Jahren 1857 und 1858 wurde der Ostgiebel restauriert.
In einer Broschüre über den Wiederaufbau des Gewandhauses aus dem
Jahr 1953 wird der harmonische Aufbau des Ostgiebels des Gewandhauses
folgendermaßen beschrieben: Selten ist in einem deutschen
Renaissancebau Reichtum und Prunk so schlicht dargeboten, strenge
Formbildung so reizvoll gelockert worden wie in diesem Stück einer
spezifisch deutschen ‚Klassik' .
Quelle-Literatur & weiterführende Links
ein hallenartiges Messe- oder Lagerhaus der Tuchmacherzunft. Die
Bezeichnung „Gewandhaus“ leitet sich von der Handelsware der
Wandschneider ab, die „gewendetes" also gefaltet aufbewahrtes Tuch
einkauften und es in Abschnitten verkauften.
Parallel kursiert auch die Bezeichnung Manghaus – die Mange oder Mangel ist die Glättmaschine der Färber.
Das Gewandhaus am Altstadtmarkt in Braunschweig diente ursprünglich als Lager-, Verkaufs- und Gildehaus der Gilde der Gewandschneider. Die Bezeichnung „Gewandhaus“
leitet sich von der Handelsware der Wandschneider ab, die „gewendetes"
also gefaltet aufbewahrtes Tuch einkauften und es in Abschnitten
verkauften.
In der gotischen
Halle und den daran angrenzenden Gewölben des Gebäudes sind heute zwei
Restaurants ansässig, das Obergeschoss wird seit 1910 von der IHK Braunschweig genutzt.
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, der ersten Blütezeit der
Altstadt Braunschweigs als Handelsmetropole des Mittelalters, reichten
die Räumlichkeiten in den Häusern der Handwerker und Kaufleute sowie auf
den Höfen der Innungen nicht mehr aus, um die in der Stadt
hergestellten Güter zu lagern. Insbesondere traf dies auf die
braunschweigischen Tuchwaren zu. Aus diesem Grunde entschloss sich die
Bürgerschaft dafür ein neues, großzügiges Gebäude zu errichten, das
gleichzeitig auch als Sitz der städtischen Kaufleute und der wichtigsten
Zünfte dienen sollte. Damit wurde es zugleich Gildehaus und Börse.
Das Gewandhaus war mit Sicherheit bereits vor dem Jahr 1268 vorhanden
– erst ab diesem Jahr begann der Rat der Stadt seine „Verhandlungen“ in
Ratsbüchern schriftlich festzuhalten. Erstmalig urkundlich erwähnt wird
es dort 1307. Im Jahre 1329 erhielt es einen Weinkeller und wurde 1352
mit einem Schankprivileg versehen, was den Gewölbekeller zum ältesten
Gastronomiekeller Niedersachsens macht. Im Mittelalter genoss man dort Bier, Wein und Braunschweiger Mumme.
Im Laufe der Jahre trug das Gebäude verschiedene Bezeichnungen, so u.a.: Kophus (Kaufhaus), Klederhof (Kleiderhof), Gildehaus, Tuchhaus, Klederhus, Wandhus und domus pannicidorum; letztendlich blieb jedoch „Gewandhaus“ der Name, der die Zeiten bis heute überstand.
Im Jahre 1368, als der Rat der Stadt noch über kein eigenes Zeughaus verfügte, wurden hier auch die Kanonen der Stadt Braunschweig untergebracht.
Die Gewandschneider verkauften im Gewandhaus ihr Tuch abschnitt- oder
ballenweise in den sogenannten "Wandbuden". Um Käufer wie auch Verkäufer
vor Betrügern zu schützen, wurde bereits im 16. Jahrhundert ein
„genormtes“ Längenmaß in Braunschweig eingeführt: die „Braunschweiger Elle“. Sie misst 57,07 cm und befindet sich seit alters her gegenüber dem Gewandhaus fest verankert am zweiten Pfeiler des Altstadtrathauses.
Die Gewandschneider verkauften im Gewandhaus ihr Tuch abschnitt- oder
ballenweise in den sogenannten "Wandbuden". Um Käufer wie auch
Verkäufer vor Betrügern zu schützen, wurde bereits im 16. Jahrhundert
ein „genormtes“ Längenmaß in Braunschweig eingeführt: die „Braunschweiger Elle“. Sie misst 57,07 cm und befindet sich seit alters her gegenüber dem Gewandhaus fest verankert am zweiten Pfeiler des Altstadtrathauses.
Neben Handels- diente das Gewandhaus auch Repräsentationszwecken. Es
war ein Ort für Versammlungen und Festlichkeiten. Macht und Reichtum der
Gewandschneider, die die älteste und vornehmste Gilde der Stadt
stellten, drücken sich im Bau des Gewandhauses aus.
Die Gewandschneider verkauften im Gewandhaus ihr Tuch abschnitt- oder
ballenweise in den sogenannten "Wandbuden". Um Käufer wie auch
Verkäufer vor Betrügern zu schützen, wurde bereits im 16. Jahrhundert
ein „genormtes“ Längenmaß in Braunschweig eingeführt: die „Braunschweiger Elle“. Sie misst 57,07 cm und befindet sich seit alters her gegenüber dem Gewandhaus fest verankert am zweiten Pfeiler des Altstadtrathauses.
Neben Handels- diente das Gewandhaus auch Repräsentationszwecken. Es
war ein Ort für Versammlungen und Festlichkeiten. Macht und Reichtum der
Gewandschneider, die die älteste und vornehmste Gilde der Stadt
stellten, drücken sich im Bau des Gewandhauses aus.
Der erste Umbau des im Laufe der Zeit baufällig gewordenen Gebäudes
erfolgte von 1588 bis 1592 nach Entwürfen und unter der Aufsicht des
Generalbaumeisters Hans Lampe. Auf ihn geht die Umgestaltung des Ostgiebels als Schaufassade zurück.
Der von dem Hildesheimer Baumeister Wolter im Jahr 1590 gestaltete Westgiebel zeichnet sich durch gotisierende Elemente aus und ist eher schlicht gestaltet, während der in den Jahren 1590-1591 von den Bildhauern Balthasar Kircher und Jürgen Röttger geschaffene Ostgiebel schon im Stil der Renaissance gehalten ist. Dieser Ostgiebel zählt zu den bedeutendsten Werken der Renaissancebaukunst in Niedersachsen.
Im Laufe der Zeit durchlief das Gewandhaus nun verschiedene
Zweckbestimmungen: So war es nach dem Umbau z.T. Kornspeicher und
schließlich Lager für allerlei Dinge. Im 19. Jahrhundert wurde das
Gewandhaus als Magazin und Weinhandlung, während der Braunschweiger Messen als Verkaufslokal genutzt. Mit dem Caspari-Vertrag aus dem Jahr 1858 ging es in Staatsbesitz über und wurde im Jahr 1907 an die Stadt Braunschweig verkauft.
Im Jahr 1905 traten die Eigentümer jener Gebäude, die direkt an die
Südseite des Gewandhauses angrenzten mit dem Vorhaben an die Stadt
heran, diese größtenteils kleinen, baufälligen und noch aus dem
Mittelalter stammenden Fachwerkhäuser
abreißen zu lassen, um dort Neubauten errichten zu können. Dies hätte
baulich u. U. erhebliche Nachteile für das Gewandhaus mit sich bringen
können und deshalb wurde nach längeren Verhandlungen zwischen der Stadt,
der herzoglichen Regierung und der IHK, erzielte man 1906 folgende
Lösung: Die IHK Braunschweig erwarb die alten Häuser auf der Südseite,
um dort ein Dienstgebäude für sich errichten zu können. Die Stadt
Braunschweig wiederum erwarb das Gewandhaus, das Eigentum des
sogenannten „Kammergutes“ der herzoglichen Regierung war, mit der
Verpflichtung, die künstlerisch und kunstgeschichtlich wertvollen
Gebäudeteile dauerhaft zu erhalten. Des Weiteren räumt die Stadt der IHK
gegen Übernahme der Unterhaltung des baulichen Zustandes sowie der zu
zahlenden Steuern auf unbestimmte Zeit ein Nießbrauchsrecht an dem Gebäude ein.
Kurz darauf wurden die Buden und Fachwerkhäuser in der Straße Garküche
abgerissen. Anstelle dieser wurde ein Neubau für die Industrie- und
Handelskammer errichtet, der weitgehend an die Architektur des
Gewandhauses angepasst wurde. Die neuen Diensträume der IHK wurden im
Jahre 1910 ihrer Bestimmung übergeben.
Als Folge zahlreicher Luftangriffe im Jahr 1944 brannte das
Gewandhaus vollständig aus, lediglich die Ostfassade blieb stehen. Die
ursprünglich an der aus Bruchsteinen erbauten Nordseite des Gewandhauses
stehende Häuserzeile aus sieben seit dem Jahr 1470 erbauten
Fachwerkhäusern wurde ebenfalls im Jahr 1944 vollständig zerstört. Der
obere Teil des Ostgiebels stürzte schließlich in einer Sturmnacht des
Jahres 1946 in sich zusammen. Danach begannen zunächst die
Sicherungsmaßnahmen an den traurigen Resten des Gebäudes.
In den Jahren 1948 bis 1950 wurde das Gewandhaus durch die Architekten und Bildhauer Friedrich Wilhelm Kraemer, Jakob Hofmann, Kurt Edzard und Karl Paul Egon Schiffers
rekonstruiert und teilweise mit modernen Formen ergänzt. So trägt einer
der Maskenköpfe am Ostgiebel des Gewandhauses die Gesichtszüge von Pablo Picasso und ein anderer ist ein Selbstporträt
eines der beteiligten Bildhauer. Unter allen steinernen Köpfen waren
ursprünglich steinerne Reliefs, die Gehänge aus Früchten darstellten,
angebracht. Bei der Rekonstruktion wurde das Früchterelief unter dem im
Giebeldreieck angebrachten Kopf rechts neben dem unteren
Korbbogenfenster durch ein steinernes Relief eines Ordensbündels
ersetzt. In einer Broschüre des Jahres 1953 über den Wiederaufbau des
Gewandhauses wird die Intention des betreffende Bildhauers im Jahr 1946
folgendermaßen erklärt: „... was zur Zeit geopfert worden wäre, das
sei der Idealismus der Jugend gewesen und so hängte er als Opfer der
Gutgläubigkeit ein Bündel von Orden und Ehrenzeichen an die
entsprechende Stelle."
Friedrich Wilhelm Kraemer restaurierte die Nordwand des Gewandhauses,
die durch die unregelmäßige Anordnung der Fenster sowohl in der
Waagerechten als auch Senkrechten und deren wechselnden Abständen und
unterschiedlichen Größen der langgestreckten Nordmauer ein auffälliges
und abwechslungsreiches Aussehen verleihen.
Bei dem sich am nordwestlichen Teil der Gewandhausfront anschließenden Fachwerkhaus, das sich schräg gegenüber dem Chor der Martinikirche befindet, handelt es sich um das ehemalige Rüninger Zollhaus aus dem Jahre 1643. Nachdem es in Rüningen
abgebaut worden war, wurde es in den Jahren 1948–1950 am Altstadtmarkt
wieder aufgebaut, um teilweise die Lücke zu schließen, die der
Bombenkrieg 1944 hinterlassen hatte. Das Zollhaus wurde nachträglich in
Höhe und Aussehen den Krambuden angepasst, die sich seit 1470 an der
Nordseite des Gewandhauses befanden.
An dieses Fachwerkhaus schließt sich das im Jahr 1590 erbaute Renaissanceportal der ehemaligen Apotheke am Hagenmarkt
an. Dieses Portal trägt eine Wappenkartusche mit dem Braunschweiger
Löwen in der über der Schulter des Löwen ein kleines mit Messern
besetztes Rad zu sehen ist. Dieses Rad ist eines der Attribute der
heiligen Katharina, die die Schutzpatronin des Weichbildes Hagen und der Braunschweiger Katharinenkirche ist.
Im Jahr 1976 wurde die Fassade des Gewandhauses renoviert.
Die Ostfassade ist aus einem Quadrat mit einem aufgesetzten gleichseitigen Dreieck gebildet. Sie ist als Schauwand
gestaltet und in vier Stockwerke unterteilt, die durch Säulen in drei
Achsen gegliedert werden und sich als niedrige Gesimse präsentieren.
Die niedrigen Geschosse im Inneren des Gebäudes mussten mit den
steilen Linien einer Giebelfassade in Einklang gebracht werden. Dies
erreichten die Bildhauer durch die Betonung der Mittelachse und durch
die geschickte Verbindung vertikaler und horizontaler Elemente.
Das unterste Gesims ist eine offene Halle, die als von drei Korbbögen getragene Arkade
gestaltet ist. Vertikal werden die sich darüber anschließenden drei
Gesimse durch schlanke Säulen gegliedert, die rechts und links paarig
angeordnete, rechteckige Fenster zeigen und in der Mitte die Achse
betonende Fenster mit Korbbögen aufweisen.
Darüber ist ein ebenfalls in vier Geschosse gegliederter Giebel aufgesetzt, der mit ornamentierten Pilastern und Hermen
geschmückt ist. Auch hier sind in der Mitte Fenster mit Korbbögen
eingesetzt, die von je zwei schmalen rechteckigen Fenstern flankiert
werden. Über diesen ist das Stadtwappen mit dem Braunschweiger Löwen an
einem durch Triangulatur bestimmten Fixpunkt in einer Kartusche angebracht. Neben dem Wappen trägt der Giebel noch zwei Inschrifttafeln: Zum einen Anno 1590, zum anderen eine Tafel mit der Inschrift Quod tibi hoc alteri („was für dich, das auch für andere").
Auf den Enden der Gesimse befinden sich die Figuren zweier Krieger
mit Hellebarden in der Hand, darüber - abwechselnd mit kleinen Obelisken - Personifikationen der Tugenden Hoffnung (Spes) und Tapferkeit (Fortitudo). Gekrönt wird der Giebel von einer Figur der Gerechtigkeit (Justitia), die Waage und Schwert in den Händen hält.
Einen ähnlichen Aufbau wie der Giebel des Gewandhauses zeigt das im Jahr 1592 erbaute Haus zum Ritter in Heidelberg
und noch 1892 diente der Giebelaufbau als Vorlage für die
nachempfundenen Renaissance-Elemente eines Bankhauses an der
Braunschweiger Martinikirche. Auch die Fassaden des 1891/92 erbauten Viktoriahauses in Dresden (1945 zerstört) waren aus dem Vorbild des Gewandhaus-Ostgiebels entwickelt worden.
In den Jahren 1857 und 1858 wurde der Ostgiebel restauriert.
In einer Broschüre über den Wiederaufbau des Gewandhauses aus dem
Jahr 1953 wird der harmonische Aufbau des Ostgiebels des Gewandhauses
folgendermaßen beschrieben: Selten ist in einem deutschen
Renaissancebau Reichtum und Prunk so schlicht dargeboten, strenge
Formbildung so reizvoll gelockert worden wie in diesem Stück einer
spezifisch deutschen ‚Klassik' .
Quelle-Literatur & weiterführende Links
checker- Moderator
- Anzahl der Beiträge : 49603
Anmeldedatum : 03.04.11
Ort : Braunschweig
re
Vielleicht noch eine kleine Nachinformation.
Das prächtige Eingangsportal des Gewandhauses stammt von der damaligen Hagenmarkt Apotheke, die zerstört wurde bzw. im laufe der Zeit sich dem Wandel der Zeit angepasst hat.
Das prächtige Eingangsportal des Gewandhauses stammt von der damaligen Hagenmarkt Apotheke, die zerstört wurde bzw. im laufe der Zeit sich dem Wandel der Zeit angepasst hat.
Andy- Admin
- Anzahl der Beiträge : 36197
Anmeldedatum : 03.04.11
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So Nov 17, 2024 4:25 am von Andy
» END OF GREEN
So Nov 17, 2024 4:21 am von Andy
» zozyblue
So Nov 17, 2024 4:18 am von Andy
» MAGNUM
So Nov 17, 2024 4:14 am von Andy
» Natasha Bedingfield
So Nov 17, 2024 4:12 am von Andy
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So Nov 17, 2024 4:10 am von Andy
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So Nov 17, 2024 4:04 am von Andy
» Art of Trance
So Nov 17, 2024 4:02 am von Andy